bei scheinbar ganz normal gebauten und vollkommen gesunden Individuen vor. So sind manchmal diejenigen
Organe, welche normalerweise
in der linken Körperhälfte liegen, nach rechts verlegt und umgekehrt
(situs inversus). Die Herzspitze liegt dann unter der
rechten Brustwarze, die
Leber in dem linken, die
Milz in dem rechten
Hypochondrium. Diese Lageabweichungen vermag im
Leben
nur der in der
Kunst des Beklopfens und Behorchens des
Körpers geübte
Arzt zu erkennen, während der betreffende
Mensch selbst
gewöhnlich gar nichts davon weiß, da sie ohne allen Einfluß auf sein Befinden sind.
Die während des
Lebens entstandenen Lageabweichungen sind von größerer praktischer Bedeutung, da sie die
Quelle
[* 2] mannigfacher
Leiden
[* 3] und sehr häufig Gegenstand ärztlicher Behandlung werden, wie die verschiedenen
Arten von
Unterleibsbrüchen,
Darmverschlingung etc.
Andre Lageabweichungen dieser Art werden nur selten beobachtet und scheinen noch seltener krankhafte Zustände
zu bedingen, wie die sogen. wandernde
Milz oder die
Wanderniere, welche ihren
Ort unter dem
Zwerchfell verläßt
und nach der Beckenschaufel oder selbst in das
KleineBecken herabsinkt. Über die
Ursachen der und über die
Bedingungen, unter
welchen sie auftreten, ist man vielfach noch durchaus im unklaren; wenigstens gilt dies von den angebornen Lageabweichungen. Bei
den erworbenen Lageabweichungen vermag die ärztliche
Kunst in zahlreichen
FällenHilfe zu gewähren, während andre
Fälle nur durch operative
Entfernung der verlagerten
Organe zu heilen sind.
[* 7] (lat.
Campus), Unterbringung einer
Truppe außerhalb bewohnter
Orte, im
Gegensatz von
Garnisonen und
Kantonnements
(s. d.). Man unterscheidet
Biwaks (s. d.),
Hütten-,
Zelt- und Barackenlager. Marschlager werden auf
Märschen für einen oder
höchstens einige
Tage, Standlager auf längere Zeit bezogen. Eine Erweiterung der letztern sind die stehenden
oder Übungs-
(Exerzier-) Lager der neuesten Zeit. Über verschanzte s.
Feste Stellungen. Die Zeltlager bedingen durch Mitführung
der
Zelte eine ganz erhebliche
Vermehrung des
Trains, und die hierdurch herbeigeführte Beschränkung der Beweglichkeit und
Schlagfertigkeit der
Truppe veranlaßte die
Franzosen während der
Revolutionskriege, die
Zelte abzuschaffen
und das
Biwak an die
Stelle des Zeltlagers treten zu lassen. In
Deutschland
[* 8] geschah dies erst später, aber auf die Dauer, wogegen
in
Frankreich wieder kleine
Zelte (tentes d'abri) angenommen und auch im
Krieg 1870 mitgeführt wurden.
Die
Engländer haben die Zeltlager stets beibehalten.
Muß ein Lager für mehrere
Tage bezogen werden, und
ist es nöthig, sich gegen Witterungseinflüsse einen
Schutz zu verschaffen, den das
Biwak nicht gewährt, so werden Hüttenlager
errichtet. Im
Frieden, wo die Herbeischaffung aller Lagerbedürfnisse für den Hüttenbau etc. möglich
ist und durch die Verpflegungsbeamten erfolgt, werden dieHütten
[* 9] (s. d.) nach darüber bestehenden Vorschriften
erbaut. Bei den operierenden Feldtruppen dagegen reduziert sich die
Hütte meist auf einen Windschirm aus Holzstöcken und
Reisig oder
Stroh, oder auf ganz kleine, in gleicher
Weise hergerichtete
Hütten zum Unterkriechen für 2-4 Mann, wozu man sich
Material sucht. Je nachdem die
Zelt- oder Hüttenreihen senkrecht zur Lagerfronte
stehen oder ihr parallel
laufen, unterscheidet man
Gassen- und Linienlager.
Bei jenen werden zwei Zeltreihen immer von demselben Truppenteil belegt und stehen mit den Zeltöffnungen sich gegenüber;
der Zwischenraum von etwa 20 m bildet die Lagergasse. Die
Rücken der
Zelte zweier benachbarter Lagergassen haben nur einen
Abstand von 2-3 m, die
Brandgasse. Für die
Pferde
[* 10] wird eskadron- und batterieweise in
Verlängerung
[* 11] der
Zeltreihe nach der
Fronte zu mittels der
Pikett-
(Kampier-) pfähle, die durch eine
Stall-
(Kampier-) leine verbunden werden,
der
Stall aufgeschlagen.
Die
Pferde werden mit der Halfterkette an der Stallleine angebunden.
Übungslager haben denZweck, größere
Truppenabteilungen in der
Stärke
[* 12] von
Divisionen oder
Armeekorps auf längere Zeit zu gemeinschaftlichen taktischen Übungen
und zur Gewöhnung der
Truppen an das Feldleben zu vereinigen. Das erste derartige Lager wurde von
Napoleon I. 1804 bei
Boulogne
für etwa 100,000 Mann errichtet. Das nächste ist das Lager von
Châlons, welches zuerst 1857 bezogen wurde,
und für das
Napoleon III. sich besonders interessierte. Da die französische
Armee lange Zeit für die beste galt, so ahmten
alle
Staaten, mit Ausnahme
Preußens,
[* 13] diese Art der Truppenausbildung nach, wobei das Lager von
Châlons mit seinen Einrichtungen
im allgemeinen als
Muster diente.
Der Lagerplatz liegt 30 km nordöstlich von
Châlons, nimmt einen Flächenraum von 11,000
Hektar ein und
wurde für 6 Mill.
Frank angekauft. Die dort lagernden
Truppen bestehen in der
Regel aus 30,000 Mann aller
Waffen.
[* 14] Eine
Division
liegt in
Baracken, die andre in runden
Zelten; die
Pferde stehen im
Freien. Eine besondere Lagerintendantur
besorgt die
Verwaltung und Verpflegung des Lagers. Was man sich von dem Lager versprach, hat es nicht erfüllt; es wirkte
im Gegenteil das Lagerleben in nicht geringem
Grad entsittlichend auf
Offiziere und
Mannschaften, ohne sie an das Feldleben
zu gewöhnen, und die Übungen wurden schließlich, weil das
Terrain bekannt war, schematisch und geistlos,
so daß selbst von französischen
Offizieren das Lager als ein Krebsschade der
Armee bezeichnet ward.
Daß die
Regierung trotzdem an dieser Einrichtung noch festhält und Lager ähnlicher Art bei St.-Maur,
Satory,
Sathonay, Lannemegan
^[richtig:
Lannemezan], St.-Medard,
Calais
[* 15] etc. errichtete, scheint seinen
Grund mehr in politischen als in
militärischen Erwägungen zu haben. In großartigerer
Weise finden, veranlaßt durch die Zersplitterung der Truppenteile
auf viele
Garnisonen, Zusammenziehungen von Truppenmassen in
Übungslagern in Rußland statt. Das bedeutendste ist das bei
Krassnoje Selo, 25 km südwestlich von
Petersburg,
[* 16] wo zuzeiten 5
Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen nebst entsprechender
Artillerie, also etwa 70,000 Mann, sich im L. befinden.
Aldershott und Curragh angelegt, in welchen die Truppen teils in Baracken, teils in Zelten liegen, die Pferde unter freiem Himmel
[* 24] stehen. In Preußen,
[* 25] wo man dem Prinzip der fortschreitenden Manöver treu blieb, fanden deshalb die vorgenannten Übungslager
keine Nachahmung. Indessen machen ökonomische Gründe bei Zusammenziehung der Artillerie zu den jährlichen
Schießübungen auch hier die Einrichtung von Barackenlagern (s. Baracken) auf den Schießplätzen notwendig. Diese Lager werden
auch von andern Truppenteilen zu Schießübungszwecken benutzt, dienen aber niemals als Standquartier für Manövrierübungen
mit gemischten Truppen, wie dies in andern Staaten der Fall ist.
Von der Gestalt der griechischen ist wenig bekannt; selten wurden sie verschanzt, geschah es, so wurden
Holz
[* 26] und Steine zur Herstellung der Befestigungen der Erde stets vorgezogen. Dagegen wurde der Lagerplatz in Bezug auf natürliche
Verteidigungsfähigkeit mit Sorgfalt und großem Verständnis des Terrains gewählt. Das spartanische Lager war kreisrund. Bei
den Römern hatten die Taktik wie die täglichen Märsche ein befestigtes Lager zur Basis. Sie unterschieden
Winterlager (castra hiberna) u. Sommerlager (castra aestiva); letztere waren die beständigen
Stützpunkte der Operationen und wurden am Abend jedes Marschtags neu errichtet.
Über Lage und Form des Lagers sowie die in ihm zu beobachtende Lagerordnung bestanden sehr genaue Vorschriften. Das Lager bildete
nach Polybios (s. den Plan) ein Quadrat, die Fronte nach Osten, in derselben das Hauptthor (porta praetoria), durch welches eine
Straße zum Feldherrnzelt (praetorium) und zum Thor in der Rückfronte (porta decumana) führte. Hinter dem Prätorium führte
die via principalis parallel der Fronte quer durch das und Seitenthore (porta principalis dextra und sinistra).
Die Zelte, aus Leder, waren gewöhnlich für 10 Mann und ihren Dekanus berechnet. Die Verschanzung bestand aus einem Graben,
dem eigentlichen Hindernis, und dem dahinterliegenden Wall, welcher nicht Schutz, sondern erhöhte Stellung gewähren sollte;
auf seiner Krone standen die Kämpfer sowie
Geschütze
[* 27] (Katapulten) hinter einer Palissadenbrustwehr (torica).
In denWinter- oder Standlagern wurden diese Brustwehren nicht nur widerstandsfähiger durch Erdvorlagen gemacht, sondern auch
Türme, meist mit Geschützen armiert und durch Wachen besetzt, angelegt; statt der Zelte wurden Holz- oder Erdhütten gebaut.
War es nötig, zur Sicherung der Herrschaft in dem besetzten Lande diesen Lagern größere Dauer zu geben,
so wurden Brustwehr
[* 28] und Türme, das Prätorium etc., statt aus Holz, aus Steinen aufgeführt, und es entstanden so die festen
Lager, welche die Anfänge vieler jetzt blühender Städte am Rhein bilden. - Die Marschlager der Germanen waren Wagenburgen, aus
den Karren
[* 29] des Trosses hergestellt, die Rad anRad nebeneinander mit aufgehobener Deichsel in einem oder
zwei konzentrischen Ringen aufgestellt wurden; sie dienten als Schutzwall, der jedoch bei Standlagern durch Palissadierungen,
auch Verschanzungen, verstärkt wurde. Ähnlich waren die Lager zur Zeit der Kreuzzüge, rund oder viereckig, innerhalb in regelmäßigen
Quartieren die Zelte der Ritter und Hütten der Knappen und Dienstmannen. - Einen eigentümlichen Charakter
erhielt das Lagerwesen durch die Hussiten (Anfang des 15. Jahrh.), die mit ihren ganzen Familien auf Wagen ins Feld zogen.
Auf der Verwendung dieses großen Wagentrosses mit verhältnismäßig zahlreichen Geschützen als Wagenburg (Tabor, daher Taboriten)
beruhte die von Ziska ausgebildete Kampfweise der Hussiten. Die Wagen fuhren in vier Reihen hintereinander;
die über die innern Reihen übergreifenden Flügel der äußern (ersten und vierten) Reihe wurden, um das Lager oder den Tabor
zu bilden, zusammengezogen. Diese Kampfweise wurde auch von den Deutschen im 15. Jahrh. angenommen, nur wurden von diesen
besondere Heerwagen, mit 20-25 Streitern besetzte Streitwagen,
[* 30] oder mit dem zunehmenden Gebrauch der Feuerwaffen
die vielgestalteten Büchsenwagen verwendet; diese Heerwagen bildeten die äußere, die Troßwagen die innere Reihe der Wagenburg,
außerhalb der letztern wurde meist noch Graben und Wall, mit Thoren,