bei scheinbar ganz normal gebauten und vollkommen gesunden Individuen vor. So sind manchmal diejenigen Organe, welche normalerweise
in der linken Körperhälfte liegen, nach rechts verlegt und umgekehrt (situs inversus). Die Herzspitze liegt dann unter der
rechten Brustwarze, die Leber in dem linken, die Milz in dem rechten Hypochondrium. Diese Lageabweichungen vermag im Leben
nur der in der Kunst des Beklopfens und Behorchens des Körpers geübte Arzt zu erkennen, während der betreffende Mensch selbst
gewöhnlich gar nichts davon weiß, da sie ohne allen Einfluß auf sein Befinden sind.
Die während des Lebens entstandenen Lageabweichungen sind von größerer praktischer Bedeutung, da sie die
Quelle mannigfacher Leiden und sehr häufig Gegenstand ärztlicher Behandlung werden, wie die verschiedenen Arten von Unterleibsbrüchen,
Darmverschlingung etc. Andre Lageabweichungen dieser Art werden nur selten beobachtet und scheinen noch seltener krankhafte Zustände
zu bedingen, wie die sogen. wandernde Milz oder die Wanderniere, welche ihren Ort unter dem Zwerchfell verläßt
und nach der Beckenschaufel oder selbst in das Kleine Becken herabsinkt. Über die Ursachen der und über die Bedingungen, unter
welchen sie auftreten, ist man vielfach noch durchaus im unklaren; wenigstens gilt dies von den angebornen Lageabweichungen. Bei
den erworbenen Lageabweichungen vermag die ärztliche Kunst in zahlreichen Fällen Hilfe zu gewähren, während andre
Fälle nur durch operative Entfernung der verlagerten Organe zu heilen sind.
1) Gewicht im Stahlhandel, in Steiermark - 125 Wiener Pfund;
in Stettin wurde 1 Lägel steiermärkischer Stahl = 150 Pfd., 1 Lägel inländischer
dagegen = 100 Pfd. gerechnet;
2) Weinmaß im Kanton Tessin,
= 30 Pinten = 45,193 Lit.;
3) kleines rundes Holzgefäß zum Einlegen von Sardellen, Heringen etc.
(lat. Campus), Unterbringung einer Truppe außerhalb bewohnter Orte, im Gegensatz von Garnisonen und Kantonnements
(s. d.). Man unterscheidet Biwaks (s. d.), Hütten-, Zelt- und Barackenlager. Marschlager werden auf Märschen für einen oder
höchstens einige Tage, Standlager auf längere Zeit bezogen. Eine Erweiterung der letztern sind die stehenden
oder Übungs- (Exerzier-) Lager der neuesten Zeit. Über verschanzte s. Feste Stellungen. Die Zeltlager bedingen durch Mitführung
der Zelte eine ganz erhebliche Vermehrung des Trains, und die hierdurch herbeigeführte Beschränkung der Beweglichkeit und
Schlagfertigkeit der Truppe veranlaßte die Franzosen während der Revolutionskriege, die Zelte abzuschaffen
und das Biwak an die Stelle des Zeltlagers treten zu lassen. In Deutschland geschah dies erst später, aber auf die Dauer, wogegen
in Frankreich wieder kleine Zelte (tentes d'abri) angenommen und auch im Krieg 1870 mitgeführt wurden.
Die Engländer haben die Zeltlager stets beibehalten. Muß ein Lager für mehrere Tage bezogen werden, und
ist es nöthig, sich gegen Witterungseinflüsse einen Schutz zu verschaffen, den das Biwak nicht gewährt, so werden Hüttenlager
errichtet. Im Frieden, wo die Herbeischaffung aller Lagerbedürfnisse für den Hüttenbau etc. möglich
ist und durch die Verpflegungsbeamten erfolgt, werden die Hütten (s. d.) nach darüber bestehenden Vorschriften
erbaut. Bei den operierenden Feldtruppen dagegen reduziert sich die Hütte meist auf einen Windschirm aus Holzstöcken und
Reisig oder Stroh, oder auf ganz kleine, in gleicher Weise hergerichtete Hütten zum Unterkriechen für 2-4 Mann, wozu man sich
Material sucht. Je nachdem die Zelt- oder Hüttenreihen senkrecht zur Lagerfronte
stehen oder ihr parallel
laufen, unterscheidet man Gassen- und Linienlager.
Bei jenen werden zwei Zeltreihen immer von demselben Truppenteil belegt und stehen mit den Zeltöffnungen sich gegenüber;
der Zwischenraum von etwa 20 m bildet die Lagergasse. Die Rücken der Zelte zweier benachbarter Lagergassen haben nur einen
Abstand von 2-3 m, die Brandgasse. Für die Pferde wird eskadron- und batterieweise in Verlängerung der
Zeltreihe nach der Fronte zu mittels der Pikett- (Kampier-) pfähle, die durch eine Stall- (Kampier-) leine verbunden werden,
der Stall aufgeschlagen.
Die Pferde werden mit der Halfterkette an der Stallleine angebunden. Übungslager haben den Zweck, größere
Truppenabteilungen in der Stärke von Divisionen oder Armeekorps auf längere Zeit zu gemeinschaftlichen taktischen Übungen
und zur Gewöhnung der Truppen an das Feldleben zu vereinigen. Das erste derartige Lager wurde von Napoleon I. 1804 bei Boulogne
für etwa 100,000 Mann errichtet. Das nächste ist das Lager von Châlons, welches zuerst 1857 bezogen wurde,
und für das Napoleon III. sich besonders interessierte. Da die französische Armee lange Zeit für die beste galt, so ahmten
alle Staaten, mit Ausnahme Preußens, diese Art der Truppenausbildung nach, wobei das Lager von Châlons mit seinen Einrichtungen
im allgemeinen als Muster diente.
Der Lagerplatz liegt 30 km nordöstlich von Châlons, nimmt einen Flächenraum von 11,000 Hektar ein und
wurde für 6 Mill. Frank angekauft. Die dort lagernden Truppen bestehen in der Regel aus 30,000 Mann aller Waffen. Eine Division
liegt in Baracken, die andre in runden Zelten; die Pferde stehen im Freien. Eine besondere Lagerintendantur
besorgt die Verwaltung und Verpflegung des Lagers. Was man sich von dem Lager versprach, hat es nicht erfüllt; es wirkte
im Gegenteil das Lagerleben in nicht geringem Grad entsittlichend auf Offiziere und Mannschaften, ohne sie an das Feldleben
zu gewöhnen, und die Übungen wurden schließlich, weil das Terrain bekannt war, schematisch und geistlos,
so daß selbst von französischen Offizieren das Lager als ein Krebsschade der Armee bezeichnet ward.
Daß die Regierung trotzdem an dieser Einrichtung noch festhält und Lager ähnlicher Art bei St.-Maur, Satory, Sathonay, Lannemegan
^[richtig: Lannemezan], St.-Medard, Calais etc. errichtete, scheint seinen Grund mehr in politischen als in
militärischen Erwägungen zu haben. In großartigerer Weise finden, veranlaßt durch die Zersplitterung der Truppenteile
auf viele Garnisonen, Zusammenziehungen von Truppenmassen in Übungslagern in Rußland statt. Das bedeutendste ist das bei
Krassnoje Selo, 25 km südwestlich von Petersburg, wo zuzeiten 5 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen nebst entsprechender
Artillerie, also etwa 70,000 Mann, sich im L. befinden.
Alle Fußtruppen lagern in viereckigen Zelten, die Kavallerie und reitende Artillerie kantonieren auf den umliegenden Ortschaften,
weil das Klima für das Lagern der Pferde im Freien nicht günstig ist. Die Lager bei Warschau, Moskau, Wilna, Kowno, Grodno, Kiew, Luzk,
Bender, Tschugujew und Jelissawetgrad sind von ganz ähnlicher Einrichtung. Österreich hat ein Übungslager
bei Bruck a. d. Leitha errichtet, in welchem ein Teil der Mannschaften in Holzbaracken, der andre Teil in Zelten von so außerordentlicher
Größe untergebracht ist, daß 35 Mann in einem Zelt liegen und jede Kompanie nur vier Zelte hat. Die Pferde stehen im
Freien an hölzernen Barrieren befestigt. In England sind Übungslager nach französischem Muster bei
mehr
Aldershott und Curragh angelegt, in welchen die Truppen teils in Baracken, teils in Zelten liegen, die Pferde unter freiem Himmel
stehen. In Preußen, wo man dem Prinzip der fortschreitenden Manöver treu blieb, fanden deshalb die vorgenannten Übungslager
keine Nachahmung. Indessen machen ökonomische Gründe bei Zusammenziehung der Artillerie zu den jährlichen
Schießübungen auch hier die Einrichtung von Barackenlagern (s. Baracken) auf den Schießplätzen notwendig. Diese Lager werden
auch von andern Truppenteilen zu Schießübungszwecken benutzt, dienen aber niemals als Standquartier für Manövrierübungen
mit gemischten Truppen, wie dies in andern Staaten der Fall ist.
Von der Gestalt der griechischen ist wenig bekannt; selten wurden sie verschanzt, geschah es, so wurden
Holz und Steine zur Herstellung der Befestigungen der Erde stets vorgezogen. Dagegen wurde der Lagerplatz in Bezug auf natürliche
Verteidigungsfähigkeit mit Sorgfalt und großem Verständnis des Terrains gewählt. Das spartanische Lager war kreisrund. Bei
den Römern hatten die Taktik wie die täglichen Märsche ein befestigtes Lager zur Basis. Sie unterschieden
Winterlager (castra hiberna) u. Sommerlager (castra aestiva); letztere waren die beständigen
Stützpunkte der Operationen und wurden am Abend jedes Marschtags neu errichtet.
Über Lage und Form des Lagers sowie die in ihm zu beobachtende Lagerordnung bestanden sehr genaue Vorschriften. Das Lager bildete
nach Polybios (s. den Plan) ein Quadrat, die Fronte nach Osten, in derselben das Hauptthor (porta praetoria), durch welches eine
Straße zum Feldherrnzelt (praetorium) und zum Thor in der Rückfronte (porta decumana) führte. Hinter dem Prätorium führte
die via principalis parallel der Fronte quer durch das und Seitenthore (porta principalis dextra und sinistra).
Die Zelte, aus Leder, waren gewöhnlich für 10 Mann und ihren Dekanus berechnet. Die Verschanzung bestand aus einem Graben,
dem eigentlichen Hindernis, und dem dahinterliegenden Wall, welcher nicht Schutz, sondern erhöhte Stellung gewähren sollte;
auf seiner Krone standen die Kämpfer sowie
Geschütze (Katapulten) hinter einer Palissadenbrustwehr (torica).
In den Winter- oder Standlagern wurden diese Brustwehren nicht nur widerstandsfähiger durch Erdvorlagen gemacht, sondern auch
Türme, meist mit Geschützen armiert und durch Wachen besetzt, angelegt; statt der Zelte wurden Holz- oder Erdhütten gebaut.
War es nötig, zur Sicherung der Herrschaft in dem besetzten Lande diesen Lagern größere Dauer zu geben,
so wurden Brustwehr und Türme, das Prätorium etc., statt aus Holz, aus Steinen aufgeführt, und es entstanden so die festen
Lager, welche die Anfänge vieler jetzt blühender Städte am Rhein bilden. - Die Marschlager der Germanen waren Wagenburgen, aus
den Karren des Trosses hergestellt, die Rad an Rad nebeneinander mit aufgehobener Deichsel in einem oder
zwei konzentrischen Ringen aufgestellt wurden; sie dienten als Schutzwall, der jedoch bei Standlagern durch Palissadierungen,
auch Verschanzungen, verstärkt wurde. Ähnlich waren die Lager zur Zeit der Kreuzzüge, rund oder viereckig, innerhalb in regelmäßigen
Quartieren die Zelte der Ritter und Hütten der Knappen und Dienstmannen. - Einen eigentümlichen Charakter
erhielt das Lagerwesen durch die Hussiten (Anfang des 15. Jahrh.), die mit ihren ganzen Familien auf Wagen ins Feld zogen.
Auf der Verwendung dieses großen Wagentrosses mit verhältnismäßig zahlreichen Geschützen als Wagenburg (Tabor, daher Taboriten)
beruhte die von Ziska ausgebildete Kampfweise der Hussiten. Die Wagen fuhren in vier Reihen hintereinander;
die über die innern Reihen übergreifenden Flügel der äußern (ersten und vierten) Reihe wurden, um das Lager oder den Tabor
zu bilden, zusammengezogen. Diese Kampfweise wurde auch von den Deutschen im 15. Jahrh. angenommen, nur wurden von diesen
besondere Heerwagen, mit 20-25 Streitern besetzte Streitwagen, oder mit dem zunehmenden Gebrauch der Feuerwaffen
die vielgestalteten Büchsenwagen verwendet; diese Heerwagen bildeten die äußere, die Troßwagen die innere Reihe der Wagenburg,
außerhalb der letztern wurde meist noch Graben und Wall, mit Thoren,