sprach sich in seinen
Worten aus:
»Ich bitte Gott und die
Welt wegen meines
Anteils an der
Revolution um Verzeihung.« 1843 wählte
ihn die
Kammer noch einmal zu ihrem
Präsidenten. Er starb und hinterließ drei Töchter, von denen eine den Sohn
des
MarschallsNey, den
Fürsten von der
Moßkwa, heiratete und 1881, durch ihren
Geiz berüchtigt, starb.
Die
»Souvenirs de J. Laffitte, racontés par lui-même« (Par. 1844, 3 Bde.)
sind von Marchal verfaßt.
(spr. -fongtähn), 1)
Jean de,
Frankreichs größter Fabeldichter, geb. zu
Château-Thierry in der
Champagne, trat nach völlig vernachlässigter
Erziehung in seinem 20. Jahr bei den Oratoriern in
Reims
[* 5] ein, um
Theologie zu studieren, was er aber nach 18
Monaten wieder aufgab, um sich einem lustigen und ausschweifenden
Leben
zu ergeben. Erst in seinem 25. Jahr soll dieLektüre der
OdeMalherbes auf den
TodHeinrichs IV. sein Dichtergenie
geweckt haben; er las nun eifrigst
Malherbe und
Voiture, bald aber auch andre Schriftsteller, besonders die italienischen,
und ließ sich von
Freunden in die lateinische und
griechische Litteratur einführen; vor allen interessierte ihn Horaz.
Sein erstes Werk war eine Übersetzung des
»Eunuchen« von Terenz (1654). Um seinem unregelmäßigen
Leben
ein
Ziel zu setzen, verheiratete ihn sein
Vater 1647 und übertrug ihm seinen
Posten als
Maître des eaux et forêts; aber, seinem
Charakter nach ein sonderbares Gemisch von Herzensgüte und Leichtsinn, Zerstreutheit, Ungeschick und
Verstand, ließ
Amt und
Frau im
Stich und lebte meist in
Paris, wo ihn seine
Gönner, der Finanzminister
Fouquet, die
Prinzen von
Condé
und
Conti, die
Herzöge von
Vendôme und
Burgund,
Henriette von
England, die Herzogin von
Orléans,
[* 6] besonders aber
MarieMancini,
MazarinsNichte,
Frau von Sablière und in seinen letzten
TagenFrau von Hervart, wie ein unmündiges
Kind
sein ganzes
Leben hindurch leiteten und für seinen Unterhalt sorgten. In intimem geistigen
Verkehr mit
Molière,
Racine, Boileau,
besonders aber mit dem gelehrten
Kanonikus Maucroix, lebte er fern vom
Hof;
[* 7]
Ludwig XIV., sei es aus tugendhafter Anwandlung
oder aus Groll gegen den Dichter, der seine treue Anhänglichkeit an den gestürzten
MinisterFouquet laut
zu bekennen wagte, ist ihm immer ungnädig gewesen und hätte sogar gern seine
Wahl in die
Akademie (1684) gehindert.
Eine schwere
Krankheit (1693) und das fortgesetzte Drängen der
Geistlichkeit riefen in eine vollständige Sinnesänderung
hervor; er verleugnete seine leichtfertigen
Schriften und beschäftigte sich nur noch mit Übersetzungen
aus der
Bibel.
[* 8] Er starb Lafontaines Hauptwerke sind seine schlüpfrigen, aber vorzüglich erzählten
»Contes et
nouvelles« (5
Bücher, 1665-1695),
ein Hauptgenuß der frivolen
Gesellschaft jener Zeit, und seine »Fables« (12
Bücher, 1668-90; 1867 hrsg.
mit
Zeichnungen von G.
Doré; deutsch von
Dohm, 1876; kritische
Ausgabe mit deutschem
Kommentar von
Laun, Heilbr.
1877), deren
Stoff zwar überallher genommen ist, welche aber wegen der
Wahrheit und
Naivität der
Erzählung, der
Gesundheit
ihrer
Moral und Vollkommenheit des
Stils unübertreffliche Meisterwerke sind. Außerdem hat er elf Theaterstücke geschrieben
und eine
Menge kleinerer Gedichte, von denen viele verschollen sind; eine
Menge zweifelhafter finden sich
in den
»Œuvres inédites« von
Lacroix (1863). Die besten
Ausgaben seiner
»Œuvres complètes« sind die von
Walckenaer (1819-20, 18 Bde.)
und die von
Girard und Desfeuilles in den
»Grands écrivains« (1880 ff., 8 Bde.).
Sein ursprünglich hübsches, gefällig und leicht darstellendes
Talent verflachte er durch Vielschreiberei. Über 150
BändeRomane hat er verfaßt, wobei ihm widerfahren ist, daß er in spätern Werken vergessene
Erfindungen der frühern nochmals
erfand. Als die bessern seiner
Erzählungen nennen wir: »Gemälde des menschlichen
Herzens« (1792),
»Schilderungen aus dem menschlichen
Leben« (1811),
»Die Pfarre am
See« (1816) etc. Die scharfen
Angriffe, welche die
Jünger der romantischen
Schule gegen Lafontaine richteten, fochten diesen nicht an,
da er grundsätzlich keine
Rezensionen las.
Moralisch suchte er zu wirken durch seinen »Sittenspiegel für
das weibliche
Geschlecht« (1804-1807, 5 Bde.).
Sein Sohn PhilippeEtienne, geb. 1739 zu Montaterre bei Paris, erlernte unter des Vaters Leitung die Tierheilkunde und war 18 Jahre
alt, als er Vorlesungen über Anatomie begann. 1758 trat er als Pferdearzt bei der Armee ein, und 1767-70
hielt er zahlreich besuchte Vorlesungen in einem von ihm selbst erbauten Amphitheater. GroßenRuf besonders im Ausland erwarb
er durch sein Prachtwerk »Cours d'hippiatrique« (Par. 1772, 2 Bde.;
auch deutsch, Prag
[* 21] 1787) und das »Dictionnaire d'hippiatrique« (Par. 1775, 4 Bde.,
u. öfter). 1777 bis 1781 lebte er in Rußland; nach Paris zurückgekehrt, ward er Obertierarzt beim Hof und beim Gendarmeriekorps,
auch wurde er von der Regierung der Republik angestellt, später aber eingekerkert, zum Tod verurteilt und nur durch den FallRobespierres gerettet. Er lebte seitdem auf seinem Landsitz, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt,
und starb im Juni 1820 in Villeneuve sur Yonne. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »Dissertation sur la morve« (Par.
1761; deutsch, Wien
[* 22] 1781);