(Laffete, v. franz. l'affût),
Gerüst, in welchem das Geschützrohr beim
Schießen
[* 7] und meist auch beim
Transport
liegt. Für die
Feldgeschütze ist möglichst leichte und schnelle Handhabung und Fahrbarkeit der Lafette Hauptbedingung. Der
Leichtigkeit der ist indes eine praktische
Grenze durch den Rücklauf gesteckt, welcher im umgekehrten
Verhältnis zum
Gewicht der Lafette steht. Man beschränkt ihn durch
Hemmvorrichtungen. Im allgemeinen bestehen die Lafetten aus zwei
auf der hohen
Kante stehenden, meist parallelen
Wänden, welche durch
Riegel auseinander- und (bei hölzernen Lafetten) durch
wagerechte
Bolzen zusammengehalten werden.
In der obern
Kante der
Wände befinden sich die Schildzapfenpfannenlager zur
Aufnahme des Geschützrohrs; die
Höhe ihrer
Achse über dem
Boden ist die
Lager- oder Feuerhöhe. Unter dem Bodenstück des
Rohrs sitzt zwischen den
Wänden die
Richtmaschine, meist mit Doppelschraube, bei welcher sich die Richtschraube mit Rechtsgewinde in einer
Hülse
[* 8] schraubt, die
außen mit einem Linksgewinde in einer
Mutter der Richtwelle sich dreht. Dieses Doppelschraubensystem
ermöglicht ein schnelles
Heben und Senken des
Rohrs beim
Richten, zum Bewegen dient ein Griffrad oder eine
Kurbel.
[* 9] Das hintere
Ende der Lafette, der Lafettenschwanz, endet bei den Räderlafetten entweder in eine Protzöse, oder der Schwanzriegel
hat ein Protzloch zur
Verbindung der Lafette mit der
Protze.
Die Feldlafetten C/73 der deutschen
Artillerie (s. Tafel
»Geschütze
[* 10] I«) haben aus Gußstahlblech gestanzte
Wände, zwischen denen ein Lafettenkasten für Zubehörstücke eingenietet ist. Die
Achse aus
Gußstahl ist rund, ohne Achsfutter
und auf Abflachungen mit Schraubzwingen an den
Wänden befestigt. Zur Verhütung des
Brechens der
Achse beim
Rückstoß dienen
die Mitnehmer, flache Eisenstäbe, welche mit einer
Öse, die als Stoßscheibe dient, über die Achsschenkel
bis zum
Stoß geschoben sind, und deren anderes Ende an die Lafettenwände angebolzt ist.
Die
Räder, nach dem Thonetschen
System konstruiert, haben eine bronzene
Nabe, zwischen deren beiden
Scheiben die keilförmigen
Enden der hölzernen
Speichen stecken. Auf der
Achse und dem Mitnehmer ruht auf drei
Trägern mit Gummipuffern
zu jeder Seite der ein Achssitz für je einen
Kanonier der Geschützbedienung. Jedes
Rad hat eine Hebelbremse, deren Bremsklotz
hinter der
Achse (also beim Bodenstück des
Rohrs) gegen den Radreifen liegt. Zur Fahrbarmachung wird die Lafette aufgeprotzt, d. h.
mit derProtze verbunden, die den Vorderwagen des Fahrzeugs bildet. Über der
Achse desselben steht der
Protzkasten, zur
Aufnahme der
Munition,
Zündungen
[* 11] und einiger Zubehörstücke. Auf dem Deckel sitzen beim
Fahren drei Bedienungskanoniere.
Hinter dem Protzkasten sitzt am Ende der Scherarme der Protzhaken, über welchen die Lafette mit der Protzöse gehängt
wird. Der Protzhaken steht so weit hinter der
Achse, daß durch die aufgeprotzte Lafette die Deichsel im
Gleichgewicht
[* 12] gehalten wird (daher Balanciersystem).
Die Lafetten der deutschen Belagerungs- und
Festungsartillerie nach dem Konstruktionsprinzip von 1864 haben eine
Lagerhöhe
von 183
cm. Diese
Erhöhung der Rohrlage, ein charakteristischer Fortschritt der deutschen
Artillerie, brachte die
Scharten in den
Batterien und
Brustwehren der Festungswälle in Wegfall, durch welche diese sehr geschwächt und dem Feind ein
sehr günstiger Zielpunkt gegeben wurde. Diese Lafetten, neuerdings ganz aus
Eisen
[* 13] gebaut, tragen auf dem vordern Teil der
Wände einen
Aufsatz,
Bock,
[* 14] aus
Eisen (s. Tafel
»Geschütze I«) zur
Aufnahme desRohrs.
Nach diesem Konstruktionsprinzip, welches sich im deutsch-französischen
Krieg bewährt hat, sind die Kanonenlafetten sowohl
für die Belagerungs- als für die
Festungsartillerie gebaut.
BeimTransport werden die
Rohre in ein hinter dem
Bock befindliches
Marschlager gelegt. Die Lafette für den gezogenen 21
cmMörser (s. Tafel
»Geschütze I«) ist fahrbar; weil
aber bei hohen
Elevationen der
RückstoßAchse und
Räder zertrümmern würde, so werden letztere beim
Schießen abgezogen.
Eine Schraubenvorrichtung dient zum
Heben und Senken der
Achse. Die Richtmaschine gestattet
Elevationen bis zu 70°. Die Rahmenkasemattenlafette
C/72 für 8 und 9
cmKanonen ist den Küstenlafetten ähnlich.
Letztere sind für alle schweren
Kanonen nach
demselben
Prinzip gebaut (s. Tafel
»Geschütze II«).
[* 15] Es sind eiserne Rahmenlafetten von 1,80 oder 2 m Feuerhöhe. Die
eigentliche ist aus
Eisenblechen zusammengenietet. Die Zahnbogenrichtmaschine, durch ein Handspeichenrad in
Bewegung gesetzt
und durch eine
Bremse arretierbar, gestattet wegen ihrer seitlichen
Lage am
Rohr eine tiefe
Senkung des Bodenstücks.
Der
Rahmen steht auf vier
Rädern, welche mit starken übergreifenden
Flantschen auf kreisförmig gebogenen
Schienen laufen.
Er wird auf diesen durch eine Schwenkvorrichtung seitlich um ein
Pivot bewegt, welches nahe der
Brustwehr
[* 16] liegt, und mit
dem er
durch die Pivotklappe verbunden ist. Der Rücklauf wird durch eine hydraulische
Bremse gehemmt, deren
am
Rahmen befestigter
Cylinder mit
Glycerin gefüllt ist. An der ist der
Kolben befestigt, dessen
Kopf vier nach beiden Seiten
trichterförmig erweiterte
Löcher hat, durch welche das
Glycerin um so heftiger hindurchgepreßt wird, je schneller der Rücklauf
ist.
Hierin liegt das
Prinzip der
Hemmung. Die Schiffslafetten sind im Konstruktionsprinzip den Küstenlafetten
ähnlich, nur bedeutend niedriger, damit der
Schwerpunkt
[* 17] des
Geschützes möglichst tief zu liegen komme, was der Schwankungen
des
Schiffs und der geringen
Höhe des Batterieraums wegen erforderlich ist. Zum Feststellen der auf jedem
Punkte des
Rahmens
und zum Hemmen des Rücklaufs dient die Lamellenbremse, 6-8 flache, hochkantig zwischen den Laufschwellen
des
Rahmens stehende eiserne
Schienen, in deren Zwischenräume gleiche, an der Lafette befestigte
Schienen greifen, die durch eine
Welle mit
Klauen aneinander gepreßt werden können. Die dadurch beim Rücklauf
¶
Die Brookwelllafetten (von Wagenknecht) für 15 cmKanonen sind Oberdeckslafetten ohne Rahmen, mit drei niedrigen, massiven
Rädern. Das Brook- (Hemm-) Tau, um einen Bolzen in der Schiffswand liegend, wickelt sich beim Rücklauf
von einer (Brook-) Welle ab und zieht dabei ein Bremsband um so fester an diese an, je heftiger der Rücklauf ist und die Drehung
der Welle stattfindet. Neuerdings ist bei der deutschen Marine die Kruppsche Pivotgelenklafette eingeführt worden, deren senkrechte
Wände um eine wagerechte Achse drehbar sind. In ihrem obern Drittel sind sie mit einer hydraulischen Bremse
verbunden, die ihr Widerlager in einem in die Bettung eingelassenen Ring findet.
Diese Lafette mit geringem Rücklauf bedarf keines besondern Rahmens und wird ähnlich den Mittelpivotlafetten verwendet. Landungslafetten
sind leicht zerleg- und zusammensetzbare Räderlafetten für leichte Kanonen, welche bei Landungen verwendet
und von Mannschaften gezogen werden. Stellt man Geschütze hinter Panzerwänden und Mauern auf, so verliert man um so mehr an
Deckung, je größer die Scharten sind, durch welche die Geschütze feuern. Die Schartenweite aber nimmt zu mit der Differenz
zwischen dem größten Elevations- und Inklinationswinkel des Rohrs und beträgt in der Höhe bei schweren
Schiffsgeschützen 1,5-2 m. Wenn aber der Drehpunkt des Rohrs beim Richten nicht in der Schildzapfenachse, sondern in der Mündungsfläche
des Rohrs liegt, so braucht auch die Scharte nicht größer zu sein als der Mündungsdurchmesser des Rohrs.
Lafetten, welche solche Drehung des Rohrs gestatten, heißen Minimalschartenlafetten. In Deutschland ist
eine solche nach der Konstruktion von Gruson (s. Tafel »Geschütze I«) für Geschütze in Hartgußpanzerständen eingeführt,
bei welcher das Rohr durch eine hydraulische Pumpe
[* 22] bewegt wird. Durch die Kruppsche Panzerkanone, welche kugelgelenkartig mit
der Mündung in dem Panzer selbst drehbar festgehalten wird, ist sowohl jede offene Scharte als der Rücklauf
aufgehoben.
bei welcher das Geschützrohr durch den Rückstoß gesenkt und durch die dabei in Gegengewichten aufgespeicherte
Kraft
[* 23] des Rückstoßes auch wieder in die Feuerstellung gehoben wird. Die Lafette schiebt sich mit den
Rollen
[* 24] an ihrem hintern Ende auf den schrägen Laufschienen herunter und zieht dabei die Hubscheiben zurück. Das untere
Ende der Hubscheiben ist mit Blei
[* 25] gefüllt und dient als Gegengewicht. Die gekrümmte Zahnschiene an der Seitenfläche der
Hubscheibe greift in eine am Rahmen sitzende Triebwelle, welche eine Bremsscheibe trägt.
Durch das Anpressen eines Bremsbandes an dieselbe kann die Bewegung des ganzen Mechanismus gehemmt werden. Die Zahnschiene
ist nach einer cykloidischen Kurve, der Moncrieffschen Kurve, gebogen. Nach Lösung des Bremsbandes wird die Lafette mit Rohr durch
die Gegengewichte der Hubscheiben in die Feuerstellung hinaufgehoben.
Der Rahmen ist um ein Mittelpivot
drehbar. Die Lafette macht die Scharten entbehrlich. Geschütze in Depressionslafetten kommen zur Verteidigung steiler Bergabhänge
in Anwendung (Festung
[* 26] Ehrenbreitstein bei Koblenz).
[* 27]
Die schrotleiterartige Lafette wird hinten durch eine in einem schräg aufrecht stehenden Gerüst angebrachte Windevorrichtung
bis zu dem erforderlichen Grade der Inklination des Rohrs gehoben. Die deutschen Feld- und Belagerungslafetten
sind für die Neukonstruktion aller Länder mustergültig geworden. Dagegen sind die deutschen Schiffs- und Küstenlafetten
aus englischen Konstruktionen hervorgegangen, die auch für andre Länder maßgebend waren.