Mittelägypten, am Nordostrand des Mörissees, war ganz von
Stein erbaut und hieß ägyptisch Lopero-hunt
(»Palast am Eingang
des
Sees«),
woraus die Griechen Labyrinthos machten. Es umschloß zwölf unter Einem
Dach
[* 2] befindliche
Höfe und hatte 3000 Gemächer,
von denen sich die Hälfte unter der
Erde befand. Nur die obern Gemächer durften
Fremde betreten; Herodot
und
Strabon sahen sie. Über die Bestimmung dieses Labyrinths, das unter der 12. Dynastie, wahrscheinlich vom König
Amenemha
III. (2221-2179
v. Chr.), erbaut wurde, herrschen verschiedene
Ansichten: Herodot und Diodor hielten es für das
Grabmal der
Erbauer, nach andern war es ein
Panthéon für die ägyptischen
Gottheiten, wahrscheinlicher aber ein
Konglomerat
von zahlreichen
Tempeln.
Lepsius hat an der
Stelle des Mörissees Reste aufgefunden, die man für die des Labyrinths hält (vgl.
Fayûm). Das kretische
Labyrinth, in der
Nähe der Stadt
Knosos, der
Sage nach von
Dädalos
[* 3] nach dem ägyptischen erbaut, soll dem
Minotauros zum Aufenthaltsort
gedient haben; doch ist es fraglich, ob dieses Labyrinth wirklich existiert hat. Wahrscheinlich
hat
man inGriechenland
[* 4] mit dem
Namen Labyrinth anfangs bloß die zahlreichen natürlichen Zerklüftungen der
BergeKretas bezeichnet,
und daraus hat
erst ein späterer
Mythus jenes Dädalische Labyrinth geschaffen.
Noch jetzt führen die unterirdischen
Grotten und vielverschlungenen
Gänge beiGortyn den
Namen Labyrinth. Das lemnische
auf
Samos, eins der großartigsten Werke der ältern samischen Künstlerschule, war ein künstlicher
Bau, dem die
Natur jedoch
vorgearbeitet hatte.
Plinius sah noch Reste davon. Unter dem italischen Labyrinth versteht
Plinius das riesenhafte
Grabmal des
Porsena
bei
Clusium, welches in seiner
Basis ein verwickeltes
System von Grabkammern enthielt; doch sah es
Plinius
schon nicht mehr selbst. Man hat dieses
Grab neuerdings in einem der zahlreichen um
Chiusi liegenden Grabhügel erkennen wollen
(in dem sogen.
Poggio Gajella).
(Labyrinthici),
Familie der
Knochenfische aus der Unterabteilung der
Stachelflosser
(Acanthopteri, s.
Fische,
[* 6] S. 298), charakterisiert durch den eigentümlichen
Bau der obern Schlundknochen, welche wie ein
Labyrinth
ausgehöhlt sind und als eine Art
Lunge
[* 7] zur Luftatmung Verwendung finden, sobald die
Fische, was nicht selten ist, das
Wasser
verlassen und zeitweilig auf dem Land leben.
Sie bewohnen die süßen Gewässer von
Ostindien
[* 8] und Südafrika.
[* 9]
(Wickelzähner), ausgestorbene
Ordnung der
Amphibien, mit krokodilähnlichen
Kiefern und mit
Zähnen,
die im
Querschnitt labyrinthartige
Zeichnungen darstellen. Ihr
Körper war salamanderähnlich, meist groß, langschwänzig;
die
Gliedmaßen fehlten oder waren im
Verhältnis zum
Rumpf nur schwach. Die
Brust war gewöhnlich mit drei
großen Knochenschildern bedeckt, der
Kopf durch eine starke Knochenschicht geschützt. Die älteste
Gruppe unter ihnen, die
Archegosaurier oder Ganocephalen, sind noch in mancher Beziehung fischähnlich gebaut; sie finden sich im Steinkohlengebirge
und in der
Dyas (s.Archegosaurus Decheni auf der Tafel
»Dyasformation«).
(spr. -káj),NicolasLouis de, Astronom, geb. zu Rumigny, studierte
Theologie, widmete sich aber
dabei mathematischen und astronomischen
Studien und gab dann die theologische Laufbahn ganz auf. Er war bei Berichtigung des
Meridians von
Paris
[* 15] mit thätig und führte 1739 und 1740 noch weitere wichtige geodätische Messungen
in
Frankreich aus. 1746 erhielt
er den Lehrstuhl der
Mathematik am
CollègeMazarin und erwarb sich in dieser
Stellung große
Verdienste
um Berichtigung der
Sternkataloge und der astronomischen Tafeln. 1750 reiste er nach dem
Kap der
Guten Hoffnung, um dort die
Parallaxen des
Mondes, der
Venus und des
Mars
[* 16] genauer zu berechnen, bestimmte hier an 10,000
Sterne, maß
einen Breitengrad der südlichen
Halbkugel und lieferte eine
Karte der
InselnIle de France und
Bourbon. 1754 wieder in
Paris angelangt,
stellte er mit unermüdlichem
Eifer astronomische
Beobachtungen und Berechnungen an bis zu seinem
Tod Von seinen
zahlreichen
Schriften sind vornehmlich folgende hervorzuheben: »Leçons d'astronomie« (Par. 1846; neu hrsg. von
Lalande, das.
1780);
»Éphémérides des mouvements célestes depuis 1745-75« (das.
1745-63, fortgesetzt von
Lalande);
»Astronomiae fundamenta« (das. 1757);
»Observations faites au cap de
Bonne-Espérance« (das.
1763);
»Coelum australe stelliferum« (hrsg. von
Maraldi, das. 1763);
»Observations sur 515 étoiles du zodiaque« (hrsg.
von
Bailly, das. 1763);
Calprenède (spr. -nähd),Gautier de
Costes de, franz. Romanschriftsteller, geboren um 1610 bei
Sarlat
(Dordogne),
kam 1632 nach
Paris, trat als
Offizier in das Garderegiment, wurde königlicher
Kammerherr und starb 1663. La Calprenède trat
zuerst mit dramatischen Werken
(Tragödien und
Tragikomödien) auf, ohne jedoch besondern Beifall zu finden. Erst mit seinen
Ritterromanen erwarb er sich großen
Ruf, besonders mit »Cléopâtre« (1648 u.
öfter, 12 Bde.);
Namen und Fakta Augusteischer Zeit geben den
Rahmen für die Schilderung von
Sitten und Persönlichkeiten
seiner Zeit, aber im damaligen
Geschmack, der an übertriebener
Galanterie, geistreichen Spitzfindigkeiten
und fader
SentimentalitätGefallen fand. Dabei sind seine
Charaktere meist gut gezeichnet, einzelne
Szenen trefflich erfunden
und die
Sprache
[* 17] immer elegant und klar, wenn auch unendlich weitschweifig. Von andern
Romanen nennen wir noch: »Cassandre«
(1642 u. öfter, 10 Bde.);
»Pharamond« (1661, 7 Bde.);
»Les nouvelles, ou les divertissements de la princesse Alcidiane« (1661).
générale et expérimentale« heraus und leitet die von ihm 1873 gegründete zoologische Station zu Roskoff an der Küste der
Bretagne. ist zuerst durch seine Untersuchungen über die äußern Geschlechtswerkzeuge der Insekten
[* 20] (1849-53) bekannt geworden,
hat sich jedoch später dem Studium der niedern Seetiere in Bezug auf Anatomie und Entwickelungsgeschichte
[* 21] zugewandt und eine ReiheArbeiten über Muscheln,
[* 22] Schnecken,
[* 23] Brachiopoden,
[* 24] Ascidien, Korallen etc. veröffentlicht. In seinem »Mémoire
sur le pourpre« (Par. 1859) behandelte er die Purpurfärberei der Alten vom naturwissenschaftlichen
Standpunkt aus. Auch schrieb er: »Histoire naturelle du corail« (Par. 1863).