wo die nach S. schwimmenden
Eisberge die
Luft abkühlen. In
Nain (57° 10' nördl.
Br.) beträgt die mittlere
Temperatur im
Januar
-20°, im
August 10,5,° im ganzen Jahr -3,5° C. An der
Küste wohnen (1884) 1347
Eskimo, deren einziges
Haustier der
Hund ist,
von
Jagd und Fischfang lebend. ImWinter sammeln sie sich in den Herrnhuterstationen
Nain,
Okak,
Hebron und
Hoffenthal. Neben ihnen haben sich 2864
Europäer niedergelassen (s.
Eskimobai), die gleichfalls vom Fischfang
leben. - Labrador, den
alten
Normannen als Helluland (»Steinland«) bekannt, wurde 1498 von
SebastianCabot wieder entdeckt und erhielt 1501 von dem
Portugiesen Gaspar
Cortereal den ganz unpassenden
NamenTerra labrador (»Ackerland«).
Vgl.
Hind,
Explorations
in the interior of Labrador (Lond. 1867, 2 Bde.);
Stearns, a sketch of its peoples etc.
(Boston
[* 2] 1885);
K. R.
Koch in den
»Deutschen geographischen Blättern« 1884, S. 151.
Bruyère (spr. brüijähr),Jean de, berühmter franz.
Charakter- und Sittenschilderer, geboren um Mitte
August 1645 zu
Paris, studierte
Jurisprudenz, ward aber bald nach seiner
Aufnahme in den Advokatenstand seiner
Stellung
überdrüssig und kaufte sich das
Amt eines Schatzmeisters in der
Generalität (Steuerbezirk) zu
Caen, welches ihm erlaubte,
frei und unabhängig in
Paris zu leben und sich ganz den
Wissenschaften zu widmen. 1684 wurde er auf
Bossuets Verwendung berufen,
den Enkel des großen
Condé Geschichte zu lehren, und blieb bis an seinen
Tod, der ziemlich plötzlich erfolgte,
diesem
Haus treu ergeben, allerdings in einer abhängigen
Stellung, in welcher nur seine
Würde und sein
Takt ihn vor mancher
Demütigung bewahrten.
Unter diesen Verhältnissen konnte La Bruyère, wenn auch dem
Hof
[* 6]
Ludwigs XIV. nicht angehörig, doch in dessen
unmittelbarer
Nähe und mit um so unparteiischerm
Blick das
Wesen und
Treiben desselben studieren und die Ergebnisse dieser
Beobachtungen
in seinem berühmten
Buch verwerten, das 1688 unter dem
Titel: »Les Caractères de Théophraste, traduits du grec, avec les
caractères ou les mœurs de ce siècle« erschien. Der Erfolg des
Buches war ein ungeheurer: im
Lauf desselben
Jahrs erschienen noch zwei
Auflagen, und sechs andre folgten bis zum
Tode des Verfassers, jede mit ansehnlicher
Vermehrung, so
daß die ursprüngliche Zahl von 420
Charakteren schließlich auf 1120 anwuchs.
Das
Buch erlebte unzähligeAusgaben; zu den gesuchtesten und besten gehören die kritische von
Walckenaer
(Par. 1845), die von Destailleur (das. 1854), von Servois in der Sammlung
der
»Grands écrivains« (das. 1865, 4 Bde.)
und die von Chassang (das. 1876). La Bruyère hatte sich vielfach zu verteidigen gegen
den Vorwurf, er habe
Satiren schreiben und boshafte
Angriffe gegen einzelne
Personen richten wollen, und
schon zu seinen Lebzeiten existierten sogen.
Schlüssel, welche die vermeintlichen
Anspielungen erklären sollten; dieselben
wurden später mit den
»Charakteren« zusammengedruckt, besonders 1697 und 1720. Die Vorrede zu seiner Antrittsrede an die
Akademie widerlegt diese
Insinuationen und gibt eine genaue Darlegung von demPlan seines Werkes. Das
Buch
ist beinahe in alle modernen
Sprachen (ins Deutsche
[* 7] von
Eitner, Hildburgh. 1870, und von
Hamel, Stuttg. 1884) übersetzt worden
und verdient diese
Ehre durch die Gediegenheit des
Inhalts wie durch die selbst einem
Voltaire Bewunderung entlockende
Klassizität
der Form.
Allerdings ist diese nicht selten gesucht und sticht schon merklich ab von dem schwungvollen, edlen und
einfachen
Stil der großen
Periode; allein an
Schärfe der
Beobachtung, an lebendiger und treffender Schilderung ragt La Bruyère über
seine Zeit weit hervor. Die nicht ohne
Opposition erfolgte
Aufnahme La
Bruyères in die
Akademie (1693) war eine wohlverdiente
Auszeichnung. Außer den
»Charakteren« und seiner Antrittsrede an die
Akademie besitzen wir von La Bruyère noch
»Dialogues sur le quiétisme«, welche 1698 vom
AbbéDuPin herausgegeben und ergänzt wurden (die Vorrede sowie der 8. und 9.
Dialog
sind von ihm) und auch in der
Ausgabe der »Caractères« von Servois enthalten sind.
Vgl.
Fournier, La comédie
de La Bruyère (2. Ausg., Par. 1872);
auch bloß
Deli
(Delhi) genannt, Stadt an der Nordostküste der
InselSumatra, an der Mündung des Sungo
in die
Straße von
Malakka, mit gutem
Hafen, Sitz eines deutschen
Konsuls. Labuan-Deli war bis 1869 die
Residenz des
mohammedanischen
Sultans von
Deli, das jetzt einen Teil der Residentschaft Ostküste von
Sumatra bildet, in die
Distrikte Labuan-Deli, Langkat,
Medan, Serdang und Tamiang zerfällt und 1876: 36,566 Einw. zählte, worunter 70
Europäer und 3979
Chinesen.
(ägyptisch-griech.), ursprünglich ein verwickelter
Bau mit sich kreuzendenGängen,
vielen
Kammern und nur einem oder wenigen
Ausgängen, so daß man sich schwer herausfinden konnte; dann eine ähnliche
Gartenanlage
(Irrgarten) und
übertragen s. v. w. Irrgang, Wirrwarr. Im erstern
Sinngab es (nach
Plinius) im
Altertum vier berühmte Labyrinthe:
das ägyptische, kretische, lemnische und italische. Das ägyptische Labyrinth, nach den
Beschreibungen von Herodot
und
Strabon ein ungeheures Gebäude, lag in der
Nähe von
Arsinoë in
¶
mehr
Mittelägypten, am Nordostrand des Mörissees, war ganz von Stein erbaut und hieß ägyptisch Lopero-hunt (»Palast am Eingang
des Sees«),
woraus die Griechen Labyrinthos machten. Es umschloß zwölf unter Einem Dach
[* 11] befindliche Höfe und hatte 3000 Gemächer,
von denen sich die Hälfte unter der Erde befand. Nur die obern Gemächer durften Fremde betreten; Herodot
und Strabon sahen sie. Über die Bestimmung dieses Labyrinths, das unter der 12. Dynastie, wahrscheinlich vom König Amenemha
III. (2221-2179 v. Chr.), erbaut wurde, herrschen verschiedene Ansichten: Herodot und Diodor hielten es für das Grabmal der
Erbauer, nach andern war es ein Panthéon für die ägyptischen Gottheiten, wahrscheinlicher aber ein Konglomerat
von zahlreichen Tempeln.
Lepsius hat an der Stelle des Mörissees Reste aufgefunden, die man für die des Labyrinths hält (vgl. Fayûm). Das kretische
Labyrinth, in der Nähe der Stadt Knosos, der Sage nach von Dädalos
[* 12] nach dem ägyptischen erbaut, soll dem Minotauros zum Aufenthaltsort
gedient haben; doch ist es fraglich, ob dieses Labyrinth wirklich existiert hat. Wahrscheinlich
hat man inGriechenland
[* 13] mit dem Namen Labyrinth anfangs bloß die zahlreichen natürlichen Zerklüftungen der BergeKretas bezeichnet,
und daraus hat erst ein späterer Mythus jenes Dädalische Labyrinth geschaffen.
Noch jetzt führen die unterirdischen Grotten und vielverschlungenen Gänge bei Gortyn den Namen Labyrinth. Das lemnische
auf Samos, eins der großartigsten Werke der ältern samischen Künstlerschule, war ein künstlicher Bau, dem die Natur jedoch
vorgearbeitet hatte. Plinius sah noch Reste davon. Unter dem italischen Labyrinth versteht Plinius das riesenhafte Grabmal des Porsena
bei Clusium, welches in seiner Basis ein verwickeltes System von Grabkammern enthielt; doch sah es Plinius
schon nicht mehr selbst. Man hat dieses Grab neuerdings in einem der zahlreichen um Chiusi liegenden Grabhügel erkennen wollen
(in dem sogen. Poggio Gajella).