Inselgruppe im Ägeischen
Meer, die den Alten wie im
Kreis
[* 3] um das heilige Eiland
Delos gelagert erschien und
daher Kykladen (»Ringinseln«) genannt wurde, während die außerhalb
des
Kreises gelegene
GruppeSporaden (»zerstreute
Inseln«) hieß. Gegenwärtig bilden sie einen besondern
Nomos des
KönigreichsGriechenland,
[* 4] der in sieben Eparchien
(Andros,
Tinos, Syros,
Kea,
Milos,
Naxos, Thira) zerfällt, mit einem
Gesamtareal von 2695 qkm (48,9 QM.). Hauptstadt ist
Hermupolis auf Syros.
Alle Kykladen sind Felseninseln; der höchste
Punkt ist der Oxia auf
Naxos (1003 m). Sie bestehen meist ausGneis
und
Glimmerschiefer, mitunter auch aus
Granit und vulkanischem
Gestein. Wegen ihrer
Fruchtbarkeit und ihres lieblichen
Klimas
nannte sie das
Altertum die
»Perlen von
Hellas«, aber schon in der spätern Römerzeit hatte diese Bezeichnung nicht mehr die
alte Geltung. Jetzt sind viele
Inseln entblößt von aller Baumvegetation, darum auch wasserarm, kahl
und verbrannt.
Man teilt die Kykladen ihrer
Lage nach in vier
Gruppen: östliche, westliche und mittlere Kykladen und eine westliche Seitengruppe. Die
bedeutendsten unter den östlichen, die als insularische Fortsetzungen der
Gebirge von
Euböa betrachtet
werden, sind: Andros,
Tinos
(Tenos),
Mykonos,
Mikra und Megali Dilos
(Delos und Rhenäa), Naxia
(Naxos), Amurgo
(Amorgos);
Dichter (Kykliker,Cyclici), eine
Reihe altgriechischer
Epiker aus der ionischen
Schule,
welche während der ersten 50
Olympiaden nach
Homer die verschiedenen
Kreise
[* 8] der um den
Mittelpunkt der Homerischen
Poesie herumlagernden
Götter- und
Heldensagen poetisch bearbeiteten und zwar in einer sich an
Homer aufs engste anschließenden Form, doch ohne dessen
Geist. Merkwürdig sind sie besonders darum, weil die Tragiker größtenteils aus ihnen ihre
Stoffe entlehnten,
und weil von ihnen hauptsächlich die Veränderungen der
Mythen zu stammen scheinen, die wir bei jenen wahrnehmen.
Man befaßte sie unter dem
Namen der kyklischen Dichter, weil die wichtigsten ihrer
Dichtungen später mit
Ilias und
Odyssee
zu einem epischen Kyklos, d. h. einem epischen
Sagenkreis, zusammengestellt waren, welcher eine vollständige
Übersicht der
Götter- und Heroenmythen von der
Verbindung des
Uranos und der
Gäa bis herab zum
Tode des
Odysseus durch seinen
Sohn
Telegonos gab. Außer den Homerischen
Gesängen haben sich von diesen
Dichtungen nur einzelne Verfassernamen,
Titel und
Fragmente erhalten.
Den Übergang zur
Odyssee vermittelten die
»Nosten« (Heimfahrten der
Helden von
Troja) des Agias von
Trözen in fünf
Büchern;
eine unmittelbare Fortsetzung der
Odyssee war die »Telegonie« des Eugammon von
Kyrene (um 570) in zwei
Büchern, von der
Bestattung derFreier bis zum
Tode des
Odysseus. Welche Gedichte außerdem zum Kyklos gehörten, läßt sich
nicht ermitteln. Wahrscheinlich ist es von einer »Titanomachie« des genannten
Arktinos oder des Eumelos von
Korinth,
[* 12] einer
»Ödipodie« des Kinäthon von
Lakedämon, einer auch
»Amphiaraos'
Auszug« betitelten
»Thebais«, an die sich ein die
»Epigonen« betiteltes Gedicht anschloß, einer sehr alten
Dichtung von der
»Einnahme Öchalias« durch
Herakles,
[* 13] für deren Verfasser Kreophylos, der angebliche Schwiegersohn
Homers, galt, u. a. Wie schon
bemerkt, waren die kyklischen Gedichte den griechischen Tragikern und allen nachfolgenden Dichtern eine reiche Fundgrube;
ja, in der römischen Kaiserzeit scheinen sie sogar zum
Studium der Mythengeschichte benutzt worden zu
sein, so daß selbst die
Künstler den
Inhalt derselben durch bildliche
Darstellung anschaulich zu machen suchten. Unter andern
befindet sich noch jetzt eine solche Tafel (marmor Borgianum) in
Neapel,
[* 14] eine andre, die berühmteste von allen, die sogen.
Ilische Tafel
(Basrelief mit
Inschriften), im Museo capitolino zu
Rom.
[* 15]
Vgl.
Welcker, Der epische
Cyklus oder
die Homerischen Dichter
(Bonn
[* 16] 1835-49, 2 Bde.; 1. Bd., 2. Aufl.
1865);