Zur Abwehr der
Landung werden die wichtigsten Küstenpunkte besetzt und Reservetruppen konzentriert sowie namentlich
Torpedoboote
bereit gehalten, um dahin zu eilen, wo der Feind eine Ausschiffung versuchen sollte. Die bloße Verhinderung des Seeverkehrs
ist die
Küsten- resp.
Hafenblockade (s.
Blockade), welche so gehandhabt werden muß, daß kein
Schiff
[* 5] unbemerkt
der
Küste sich nähern oder aus den Häfen auslaufen kann. Die beobachtenden
Kreuzer nehmen die
Schiffe, welche die
Blockade
zu brechen versuchen, weg oder rufen, wenn der auslaufende Gegner überlegen erscheint, ihre Schlachtflotte herbei.
Gelingt es der Angriffsflotte, sich die Einfahrt in den
Hafen durch Niederkämpfung der
Küstenartillerie
zu erzwingen oder vermöge der Unverwundbarkeit ihrer
Panzer durch das Geschützfeuer hindurchzufahren und die Minensperren
unschädlich zu machen, so wird sie durch nichts am
Bombardement der Hafenanlagen und der Stadt zu hindern sein. Die Abwehr
des
Angriffs erfolgt durch Geschützfeuer aus den
Küstenbefestigungen, durch
Torpedos
[* 6] aus verankerten
Torpedobatterien
wie aus
Torpedobooten und die speziell für die Küstenverteidigung bestimmten Fahrzeuge (gepanzerte
Batterien, Panzerkanonenboote
etc.).
Landungen erfolgen meist von der
Besatzung der
Kriegsschiffe selbst und in deren
Booten zu vorübergehendem Aufenthalt
behufs Zerstörung von
Material und
Befestigungen,
Überfall von
Wachen u. dgl.
Größere Truppenabteilungen
können nur nach sorgfältigen Vorbereitungen und an solchen
Stellen der
Küste ausgeschifft werden, die der Feind nicht besetzt
hat, und wo die
Schlachtschiffe nahe genug an die
Küste herangehen können, um die
Landung durch ihr
Feuer zu decken.
Auch dann kann sich die Landungstruppe nicht ohne
Gefahr weit von derKüste und von ihrer
Flotte entfernen,
auf die sie für Verpflegung und
Rückzug angewiesen ist. Der Verteidiger wird durch sein Beobachtungssystem längs der
Küste
rasch von der beginnenden
Landung benachrichtigt und setzt seine
Truppen nach der Landungsstelle in
Bewegung. Je ausgedehnter
das
Eisenbahnnetz parallel der
Küste und nach dem Innern ist, um so weiter her kann er Verstärkungen
zur Abwehr der
Landung herbeiführen.
Bei den heutigen
Mitteln braucht ein
Armeekorps von 30,000 Mann mit allen
Trains zur Ausschiffung etwa drei
Tage, ein Zeitraum,
der stets genügt, überlegene
Kräfte dem Angreifer gegenüber zu versammeln und den Landungstruppen jedes Vordringen zu
verwehren oder ihren
Rückzug ernstlich zu gefährden. Die größte in der Neuzeit ausgeführte
Landung
ist die in der
Krim
[* 7] 1854; aber die
Russen störten sie nicht und waren auch nachher dem Gegner an Zahl lange nicht gewachsen.
österreichisch-illyrisches, zusammenfassender
Name für das aus mehreren
Kronländern:
der gefürsteten
GrafschaftGörz
[* 10] und
Gradisca, der Markgrafschaft
Istrien
[* 11] mit den Quarnerischen
Inseln und dem Gebiet der Stadt
Triest,
[* 12] gebildete Verwaltungsgebiet des österreichischen Kaiserstaats, das im S. vom Adriatischen
Meer bespült, im übrigen
von
Venedig,
[* 13]
Kärnten,
Krain und
Kroatien begrenzt wird und 7967 qkm (144,7 QM.) umfaßt,
wovon auf
Görz 2918, auf
Istrien und die
Inseln 4954 und auf
Triest 95 qkm entfallen.
Der nordwestliche Teil des
Landes gehört zum Gebiet der südlichen Kalkalpen, der übrige zum Kalkplateau des
Karstes, so
daß das Ganze, mit Ausnahme des Mündungsgebiets des
Isonzo
[* 14] und einiger Thalweitungen, den
Charakter eines Berglandes trägt.
Das Alpengebiet wird durch das Isonzothal in die
Gruppen des
Monte Canin (2275
m) und des Triglav (2865
m) geschieden, welche sich am Engpaß der
FlitscherKlause am meisten nähern und durch den
Sattel des
Predil (1165 m) zusammenhängen.
Am linken
Ufer der Idrizza beginnt der
Karst (s. d.), von dessen einzelnen Abteilungen der Tarnowaner
Wald, der eigentliche
Karst und der den größten Teil von
Istrien ausfüllende
Tschitschenboden dem Küstenland, angehören.
Der südwestliche Teil von
Istrien bildet einen von W. nach O. aufsteigenden Karstboden, welcher, von einigen Tiefthälern
zerrissen ist. Die Westküste, 470 km lang, hat eine sanftere
Abdachung mit bequemenBuchten und Häfen.
Dagegen ist die 300 km lange Ostküste, vom
Quarnero bespült, steil und schroff, reich an
Klippen
[* 15] und mehr den schädlichen
Wirkungen der beiden herrschenden Hauptwinde, des Nordost
(Bora) und des Südost
(Scirocco), ausgesetzt. Am
Golf von
Triest ist
die
Küste gleichfalls steil und wird erst am
Busen von
Monfalcone flach, von wo sich bis zur italienischen
Grenze die
Lagunen von
Grado hinziehen.
An der Westküste von
Istrien liegen die
Brionischen Inseln, im Quarnerobusen die größern
InselnVeglia,
Cherso,
Lussin und
Unie
nebst kleinern Felseilanden. Die Höhenzüge dieser wasserarmen, von Längenthälern durchschnittenen
Inseln haben, wie die
istrischen
Gebirge, die
Richtung von
NW. nach SO. Das Karstgebiet des Küstenlandes enthält zahlreiche
und großartige
Höhlen mit prachtvollen Tropfsteingebilden und seltsamen
Formationen
(Grotte von
Corgnale, St. Kanzian etc.).
Die
Flüsse
[* 16] des
Landes sind Küstenflüsse, die dem Adriatischen
Meer zufließen.
Der bedeutendste ist der
Isonzo, der die Idrizza und Wippach aufnimmt und als
Sdobba in die
Bucht von
Monfalcone
mündet. In
Istrien sind der Quieto und die Arsa sowie der Cepitschsee bemerkenswert. Das
Klima
[* 17] ist sehr verschieden, in den
Alpen
[* 18] rauher, an der
Küste mild. In
Triest ist die mittlere
Temperatur 14,2° C., in
Pola
[* 19] 15° C., in
Görz 13° C.
Gewitter sind
häufig, die Regenmenge steigt auf 108
cm im Jahresdurchschnitt. Ein in Aufschwung gekommener klimatischer
Kurort ist das am
Quarnero gelegene
Abbazia (s. d.).
Die Zahl der Bewohner betrug 1869: 600,525, 1880: 647,934 (wovon auf
Görz 211,084, auf
Istrien 292,006, auf
Triest 144,844
kommen). Auf ein Quadratkilometer entfallen 81 Bewohner. Mit Ausnahme von
Triest, dann von
Pola, wo auch
die griechisch-orientalische, die evangelische und israelitische
Religion Anhänger zählt, ist die
Bevölkerung
[* 20] fast ausschließlich
katholisch. Der
Nationalität nach sind 53 Proz.
Slawen (und zwar
Slowenen im Görzischen, in
Triest und im nördlichsten Teil
von
Istrien,
Serben im S.
Istriens, Kroaten zwischen beiden im sogen.
Tschitschenboden), 45 Proz.
Italiener,
hauptsächlich in
Gradisca,
Triest und an der westlichen
Küste von
Istrien; 2 Proz. sind Deutsche
[* 21] und
Angehörige verschiedener
Stämme. Merkwürdig sind die rumänischen Sprachinseln in
Istrien (9
Gemeinden, zumeist im N. des Cepitschsees). Im allgemeinen
ist das ein an
¶
mehr
Ackerprodukten armes Land, obwohl nur 6½ Proz. unproduktives Land sind. Von der produktiven Fläche kommen 45 Proz. auf Grasland,
worunter die Hutweiden den größten Teil einnehmen. Auf Waldland kommen 31⅓, auf Ackerland 13½ Proz.
des produktiven Bodens; relativ groß ist das Weinland (7½ Proz.). Das Ackerland wird hauptsächlich mit Mais
und Weizen bebaut; außerdem werden auch andre Getreidesorten, Buchweizen und Sorgo, ferner Reis (in der Ebene von Gradisca) und
etwas Kartoffeln gewonnen.
Ein Hauptprodukt ist der Wein (280,000 hl), welcher freilich meist von geringer Sorte und wenig haltbar ist. In Istrien kommt
ferner der Ölbau (jährlich 20,000 metr. Ztr. Olivenöl) in Betracht. Die Viehzucht
[* 23] ist gering; die Pferde
[* 24] werden meist durch Maultiere und Esel ersetzt. Der Bestand an Rindvieh (125,000 Stück) ist unzureichend; zahlreicher sind die
Schafe
[* 25] (298,000 Stück), jedoch von gemeinem Schlag. Von Bedeutung ist im ganzen Küstenland, die Seidenzucht (Ertrag an Kokons 5880 metr.
Ztr.), dann die Seefischerei, welche Thunfische, Sardellen, Branzine und Schaltiere in großer Menge liefert.
An Bergbauprodukten ist das Küstenland, arm. Es werden nur Braunkohlen (1885: 711,000 metr. Ztr.) bei Albona in Istrien gefördert.
Die Gewinnung von Rohseide bildet im ganzen Küstenland, eine Hauptbeschäftigung der weiblichen Bevölkerung. In Istrien und auf den
Quarnerischen Inseln wird sonst zumeist nur Hausindustrie für den eignen Bedarf, Zementerzeugung in einer Fabrik und nur der
Schiffbau und die Schiffsausrüstung in größerm Maßstab
[* 27] betrieben; namentlich hat Lussin piccolo in jüngster
Zeit sehr große Fortschritte im Schiffbau gemacht. Der Haupterwerbszweig der Bewohner des Küstenlandes ist der Handel und
die Seeschiffahrt.
Das ganze Küstenland, zählt 41 Häfen, unter denen Triest (s. d.), der wichtigste HafenÖsterreichs und der Adria, den ersten Rang
einnimmt. Von den übrigen Häfen haben noch Pola, Rovigno, Lussin piccolo, Pirano und Parenzo größere Bedeutung. 1884 sind
in den Häfen des Küstenlandes 33,566 Schiffe mit 3,343,600 Ton. ein- und 33,552 Schiffe mit 3,358,980 T. ausgelaufen. Die
Handelsflotte belief sich zu Anfang 1885 auf 3203 Schiffe mit 183,250 T. und 11,662 Mann Equipage. Die Südbahn
bildet die Landverbindung des Küstenlandes mit den andern österreichischen Provinzen und mit Italien.
[* 28]