die bedeutendste seiner erzählenden Schriften. Von seinen mannigfachen historischen und litterarhistorischen Arbeiten nennen
wir: »Zu Shakespeares Leben und Schaffen« (Münch. 1868);
»Aus den Tagen der Schmach. Geschichtsbilder aus der Mélacszeit« (Stuttg.
1871).
Außerdem lieferte er treffliche Übersetzungen, z. B. von Ariosts »Rasendem
Roland« (Stuttg. 1840),
von Gottfrieds von Straßburg »Tristan und Isolde« (mit selbständigem Schluß, das.
1844; 3. Aufl. 1877),
von Cervantes' »Zwischenspielen« (Hildburgh. 1868),
von einzelnen Stücken Shakespeares, Byrons, Moores u. a.
Mit Paul Heyse gab er den »Deutschen Novellenschatz« (Münch. 1870 ff.) und »Novellenschatz
des Auslandes« (das. 1872 ff.) heraus. Eine Ausgabe seiner »Gesammelten Werke« mit Biographie (Stuttg. 1874-75, 10 Bde.)
besorgte Heyse. Den »Briefwechsel zwischen Herm. Kurz und E. Mörike« gab Bächtold (Stuttg. 1885) heraus.
Eduard, Maler, geb. zu Wien, kam 1856 in die lithographische Anstalt von Reiffenstein daselbst,
wurde aber 1857 Schüler der Akademie, besuchte dieselbe bis 1861 und versuchte sich darauf ohne Leitung
resultatlos in verschiedenen Richtungen. Erst 1867 wußte er mit einer Märchenerzählerin Aufmerksamkeit zu erringen; sie
öffnete ihm auch 1868 das Atelier Pilotys, in welchem er zwei Jahre studierte, um sich dann selbständig weiter auszubilden.
Seinen ersten großen Erfolg erzielte er mit dem figurenreichen Genrebild: die ereilten Flüchtlinge
(1870, in der Galerie des k. k. Belvedere, gestochen von Sonnenleiter), einer Leistung, welche er durch keine spätere mehr
übertraf. Nur im Kolorit machte er noch erhebliche Fortschritte zu einer breitern malerischen Behandlung. Von seinen übrigen
Werken sind noch zu nennen: der abgewiesene Freier (1871), grundlose Eifersucht, der stürmische Verlobungstag
(1873), die Wahlbesprechung, die Weinprobe (beide 1874), vor dem Begräbnis (1875), die Verleumdung (1877, Dresdener Galerie).
Kurzbauer verband einen klaren Blick für das Charakteristische an Menschen und Situationen mit einem tiefen Verständnis des künstlerisch
Verwertbaren und einem schalkhaften, ungesuchten Humor. Selbst da, wo er menschliche Schwächen und krankhafte
Zustände darstellt, wußte er mit feinem Takte das richtige Maß zu halten. Seine Farbe zeichnete sich durch Tiefe und Klarheit
vorteilhaft aus. Er starb in München.
(Courcelles-Chaussy), Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Landkreis Metz, unweit der Nied, Knotenpunkt der Eisenbahnen
Stieringen-Metz-Novéant und Kurzel-Teterchen, hat eine evangelische und eine kath.
Pfarrkirche, ein Amtsgericht und (1880) 1187 Einw.
Tag, der Tag im Jahr, an welchem für die Bewohner der gemäßigten Erdzonen die Sonne in ihrem Kulminationspunkt
zu Mittag am entferntesten vom Zenith steht. Er fällt in der nördlichen Erdhemisphäre auf 21. Dez. und wechselt mit
dem längsten Tag auf der entgegengesetzten Hemisphäre, wo an demselben Tag die Sonne dem Zenith am nächsten kommt;
in der nördlichen
Hemisphäre findet letzteres 21. Juni statt.
[* ] (Moderkäfer, Staphylinidae Leach), Käferfamilie aus der Gruppe der Pentameren, Insekten mit langgestrecktem,
sehr beweglichem Körper, dessen aus 6-7 freien, hornigen Segmenten bestehendes Abdomen nicht oder nur an der
Basis von den verkürzten Flügeldecken, unter
welchen die Flügel zusammengefaltet liegen, bedeckt wird. Die Tarsen sind meist
fünf-, die Fühler elf-, selten zehngliederig. Einzelne Gattungen und Arten sind mit Nebenaugen versehen, und einige südamerikanische
Arten gebären lebendige Junge.
Die mehr als 2000 Arten sind über die ganze Erdoberfläche verbreitet; bei uns kommen nur düster, schwärzlich
oder braun gefärbte Arten von meist geringer Größe vor, die tropischen dagegen prangen zum Teil in den glänzendsten Metallfarben.
Die meisten leben am Erdboden unter faulenden Stoffen, viele im Mist, an Kadavern, in Pilzen und Schwämmen,
unter Baumrinde, andre in der Nähe des Wassers, auf Blumen, in Ameisenhaufen. Sie nähren sich hauptsächlich von zersetzten
Stoffen des Pflanzen- und Tierreichs, doch sollen manche auch auf Raub ausgehen.
Die Larven sind dem vollkommenen Insekt ähnlich, lang gestreckt, mit vier- bis fünfgliederigen Fühlern, 1-6 Nebenaugen auf
jeder Seite, zwei gegliederten Griffeln an der Spitze des Hinterleibes, röhrenförmig heraustretendem After
und einer einzelnen Klaue an den kurzen Beinen. Die Verpuppung erfolgt an dem Aufenthaltsort der Larve in einer Erdhöhle, und
die Puppe ruht nur kurze Zeit. In unsern Wäldern auf dürrem Laub, aber auch auf Büschen lebt Staphylinus caesareus
Cederh., 17-19 mm lang, mit roten Flügeldecken und Beinen, hinten goldgelb gerandetem Halsschild und oben goldgelb geflecktem
Hinterleib. Ähnlich ist der rotflügelige Moderkäfer (S. erythropterus L., s. Tafel »Käfer«).
Vgl. Erichson, Genera et species
Staphylinorum (Berl. 1840).
(Brachyurus Spix), Affengattung aus der Familie der Platyrrhini, der Gattung Pithecia
aus der Unterfamilie der Schlaffschwänze (Aneturae) am nächsten stehend, aber durch den stummelhaften Schwanz und nur auf
den Wangen entwickelten Bart unterschieden, ist in sehr beschränkter Verbreitung im nördlichen Südamerika vertreten. Das
Scharlachgesicht (Uakari, B. calvus Spix, s. Tafel »Affen III«),
40 cm lang, mit scharlachrotem Gesicht, buschigen,
gelben Brauen und fahl- oder rotgelbem, langhaarigem Pelz, lebt nur am Japura in Wäldern und nur in den Kronen der höchsten
Bäume, ist sehr hurtig und gewandt, nährt sich von Früchten, ist in der Gefangenschaft trübsinnig und geht in kurzer Zeit
ein. Man verwendet ihn mit Vorliebe zu Geschenken.
(Myopie), Sehstörung, welche ein deutliches Erkennen der Gegenstände nur bei kurzer Entfernung zuläßt
und auf einer zu starken Krümmung, d. h. Brechungsfähigkeit, der Hornhaut und Linse beruht, welche parallel
einfallende, also aus der Ferne kommende Lichtstrahlen, statt auf die Netzhaut, schon vor dieselbe werfen. Der Fernpunkt liegt
bei der Kurzsichtigkeit also zu nahe. Ist dabei das Akkommodationsvermögen des Auges von normaler Beschaffenheit, so wird auch der Nahpunkt
als der dem Auge am nächsten liegende Punkt, wo ein Gegenstand noch deutlich gesehen werden kann, dem
Auge näher liegen als bei gesunden Augen, insofern kurzsichtige Augen bei solcher Nähe eines Gegenstandes, in welcher normale
schon ihre Anpassungsmuskeln in Thätigkeit setzen müssen, um genau zu sehen, noch scharf sehen,
mehr
ohne diese Muskeln im geringsten in Anspruch zu nehmen. Ein kurzsichtiges, aber noch mit gesundem Akkommodationsvermögen versehenes
Auge hat also einen zu nahen Fern- und Nahpunkt und demzufolge, da nämlich der Fernpunkt aus der größten Ferne bis auf einige
Fuß, der Nahpunkt dagegen nur von 13 cm, in welcher Nähe das normale Auge höchstens zu sehen vermag, auf
höchstens 5 cm näher gerückt ist, eine in entsprechendem Verhältnis verkürzte Sehweite, innerhalb deren es deutlich sieht.
Findet aber bei Kurzsichtigkeit zugleich ein mangelhaftes Akkommodationsvermögen statt, so liegt der Fernpunkt regelwidrig nahe, der Nahpunkt
aber wenig näher oder ebenso nahe oder wohl gar noch ferner als bei normalem Sehvermögen, daher die
Sehweite noch mehr verkürzt ist. Geht aber einem kurzsichtigen Auge das Akkommodationsvermögen ganz ab, so beschränkt sich
das deutliche Sehen eigentlich auf einen Punkt, der dann zugleich Fern- und Nahpunkt ist, so daß eine Sehweite nicht vorhanden
und das Auge nur in einer ganz bestimmten geringen Entfernung deutlich zu sehen im stande ist.
Die Kurzsichtigkeit kommt in verschiedenen Graden vor; bemerklich wird sie erst dann, wenn der Fernpunkt des deutlichen Sehens bis auf 1,9
oder 1,6 m dem Auge genähert ist; bis zu einem etwas über 30 cm betragenden Abstand des Fernpunktes vom
Auge ist sie eine geringe, bei einem Abstand bis zu 15,6 cm eine mittelgradige und bei einem Abstand bis zu 5 cm eine hochgradige.
Die Bestimmung des Nah- und Fernpunktes geschieht durch bestimmte Druckschrift von verschiedener Größe (Snellesche Buchstaben).
Innerhalb der deutlichen Sehweite sieht das kurzsichtige Auge nicht nur ebenso gut, sondern bei großer
Nähe und Kleinheit der Gegenstände noch schärfer und ausdauernder als das normale, weil die Anpassungsmuskeln weniger
angestrengt zu werden brauchen und infolge der großen Nähe, in welche kleine Gegenstände dem Auge gebracht werden dürfen,
größere Bilder davon auf die Netzhaut geworfen werden. Alle jenseit des Fernpunktes befindlichen Gegenstände
sieht der Kurzsichtige von um so größern Zerstreuungskreisen umgeben, also um so undeutlicher und verwaschener, je entfernter
sie sind.
Durch halbes Schließen der Augen, wodurch die Pupille gleichsam verkleinert wird, lassen sich auch die Zerstreuungskreise
verkleinern, wodurch etwas deutlicheres Sehen möglich gemacht wird, daher die Gewohnheit Kurzsichtiger,
die Augenlider aneinander zu bringen. Der Kurzsichtigkeit liegt als anatomische Ursache Verlängerung des Augapfels in der Sehachse zu Grunde,
d. h. Vergrößerung der Distanz zwischen der Hornhaut- und der Netzhautebene, die nach den bedeutendsten Augenärzten der
Gegenwart allein auf Verlängerung der Glaskörperachse beruht.
Man hat auch angenommen, daß die Linsenform, welche im Dienste der vorwaltenden Beschäftigung durch
die Akkommodation hergestellt wird, nach und nach mit zunehmender Konsistenz der Linsensubstanz eine bleibende wird und auf
diese Weise die Kurzsichtigkeit der Gelehrten, der Bibliothekare und aller solchen, die von früh auf an das scharfe Sehen in nächster Nähe
sich gewöhnt haben, erklären wollen; allein es läßt sich diese Annahme durch anatomische Thatsachen
nicht stützen.
Die Anlage zur Kurzsichtigkeit ist meist angeboren, selten die Kurzsichtigkeit selbst. Die Zeit, in welcher
die Klagen über Kurzsichtigkeit laut werden, ist die des Schulunterrichts, und es fragt sich: darf man die Schule als Urheberin myopischer
Beschwerden anklagen, oder ist sie nur der Prüfstein, an welchem die bereits vorhandene Kurzsichtigkeit zuerst
bemerkt wird? Es ist nach den Erfahrungen bewährter Autoren allerdings sehr wahrscheinlich,
daß Kurzsichtigkeit durch anhaltende Akkommodation
für die Nähe erworben werden kann, sei es mit vorhandener Anlage, sei es ohne solche, und in dieser Beziehung ist
ein frühzeitiger und anhaltender Unterricht im Lesen und Schreiben gewiß nicht ohne nachteiligen Einfluß.
Unter 10,000 Schulkindern wurden etwa 10. Proz. Kurzsichtige gefunden, in gelehrten Schulen ein noch höherer Prozentsatz
und in den höhern Klassen derselben abermals eine Zunahme. Um einem übeln Einfluß der Schule vorzubeugen, sind die Schulhäuser
womöglich nach allen Richtungen hin frei stehend zu bauen; die Fenster müssen eine Höhe von 2-2,5 und
eine Breite von 1,3-1,6 m besitzen, und das Licht soll womöglich zur Linken des Schülers in das Zimmer einfallen.
Die Subsellien sind den Körperproportionen der Kinder angemessen zu konstruieren, und zwar soll die Höhe
der Sitzbank gleich oder doch nicht größer sein als die Länge des Unterschenkels; die Höhe des Tisches über der Sitzbank
soll gleich sein der Höhe des Ellbogens des zwanglos herabhängenden Arms über der Sitzbank, und endlich der Abstand des Tischrandes
und des entsprechenden Randes der Sitzbank, in horizontaler Richtung gemessen, soll gleich Null sein; es
darf sogar der Tischrand den Rand der Sitzbank um etwas überragen. Die Behandlung der Kurzsichtigkeit geschieht mittels passender, von
einem Augenarzt zu wählender Brillen (s. Augenpflege und Brille).
Vgl. Arlt, Die Pflege der Augen im gesunden und kranken Zustand
(3. Aufl., Prag 1865);
Derselbe, Ursachen u. Entstehung der Kurzsichtigkeit (Wien 1876).