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Scheu mit andern Männern und haben auch männliche Bedienung. Die Mädchen werden in der Regel zwischen dem zehnten und zwölften Jahr verheiratet; wie im ganzen Morgenland, muß auch hier der Bräutigam für die Braut bezahlen. Nur reiche und vornehme Kurden heiraten mehrere Frauen, die Guranen nie. Mißhandlung einer Frau kommt nur selten vor. Die Kleidung besteht zumeist in weiten Beinkleidern (Schalwar), einem eng anschließenden, durch einen Gürtel [* 2] zusammengehaltenen Rock und einem weiten braunen und weißen Kaftan (Antari), der, am Halse zugeknöpft, über den Rock herunterfällt. Über das Ganze wird noch ein Mantel geworfen. Als Kopfbedeckung dient eine kegelförmige gelbe Filzmütze oder der türkische Turban. Die Kurden scheren sich meist den Kopf und tragen einen Schnurrbart, nur Greise den Vollbart. Ihre Waffen [* 3] bestehen bei den Reitern in langer Lanze, Säbel und Pistolen; [* 4] die Fußkämpfer tragen Flinten, im Gürtel den Dolch [* 5] (Handschar).
Die Zahl der Kurden wird auf 1,828,000 (nach andern sogar 2,250,000) Seelen geschätzt, davon in der asiatischen Türkei [* 6] 1,300,000, in Persien [* 7] 500,000, in Afghanistan [* 8] und Belutschistan 5000 und in Russisch-Transkaukasien 13,000. Die Sprache [* 9] hat denselben Bau wie die neupersische, woraus sich die indogermanische Abkunft des Kurdischen sicher ergibt. Die Sprachverschiedenheit, welche Rich zwischen Assireten und Guranen beobachtete, beschränkt sich darauf, daß die Bauernsprache sich mehr zum Neupersischen hinneigt und also die fortgeschrittene Bildung der Bauern vor den Kriegern bekundet. Im übrigen zerfällt das Kurdische in zahlreiche Dialekte und ist in den Grenzgebieten mit einer Menge türkischer, arabischer, syro-chaldäischer, griechischer und russischer Wörter vermengt. Es hat einen überaus rauhen Klang, aber nicht so viel Zisch- und Kehllaute wie andre asiatische Sprachen.
Eigne Schriftzeichen gibt es nicht, von einer Litteratur kann somit nicht eigentlich die Rede sein; doch leben im Munde des Volkes viele Volkslieder, die unter Begleitung einer Hirtenflöte vorgetragen werden. Diese Lieder bestehen aus Doppelversen, die als Wechselgesänge in Chören behandelt werden, und sind zum Teil durch Geistliche in arabischer Schrift aufgezeichnet worden. Auch Lerch sammelte deren von kurdischen Gefangenen in Rußland. Musik und Tanz lieben die Kurden leidenschaftlich. Nationaltanz ist der Tschopi, ein Ringtanz mit lebhaftem Hin- und Herschwingen des Leibes, Fußstampfen und wildem Geschrei, begleitet von Trommel und Pfeife. - In Persien brach 1880 ein großer Aufstand unter den Kurden aus, weil der Gouverneur von Aserbeidschân die Steuern verdoppeln wollte.
Die türkischen Kurden unterstützten ihre Stammesgenossen durch einen Zuzug von 15,000 Mann. Doch wurden die Aufständischen, nachdem sie furchtbare Verwüstungen angerichtet hatten, durch ein 40,000 Mann starkes persisches Heer zurückgedrängt, worauf sich die persischen Kurden ergaben.
Vgl. Roediger und Pott, Kurdische Studien (in der »Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes«, Bd. 3-7);
Lerch, Forschungen über die Kurden (Petersb. 1857-58, 2 Hefte);
Schläfli ^[richtig: Schäfli (Alexander)], Beiträge zur Ethnographie [* 10] Kurdistans (»Petermanns Mitteilungen« 1863);
F. Millingen, Wild life among the Koords (Lond. 1870);
Blau, Die Stämme des nordöstlichen Kurdistan (in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 12, Leipz. 1858);
Jaba, Dictionnaire kurde-français (hrsg. von Justi, Petersb. 1879);
Derselbe, Recueil de notices et récits Kourdes (das. 1860);