Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen,
[* 6] Amtshauptmannschaft
Löbau,
[* 7] in einem
Thal
[* 8] zwischen dem Czernabog
im N. und dem Bielebog im S. (beide
Berge mit heidnischen Opferstätten), mit sehr starker
Weberei,
[* 9]Bleichen,
Granitbrüchen und (1885) 3175 Einw.;
Kreisstadt im russ.
GouvernementPerm, am Zusammenfluß des
Iren und der
Sylva, hat 11
Kirchen, eine Stadtbank,
viele industrielle Anstalten (bedeutende Talgsiedereien,
Gerbereien und Schuhfabrikation),
Handel mit
Getreide,
[* 10] Schuhwerk und
Eisenwaren und (1885) 11,882 Einw. In der
Nähe die große KungurischeHöhle, in einem Gipsberg.
3) Kunigunde von
Eisenberg, gewöhnlich die Kunne genannt, ließ sich als Hoffräulein bei
Albrechts des Entarteten,
Landgrafen von
Thüringen (s.
Albrecht 14), Gemahlin
Margarete mit ersterm in ein Liebesverhältnis ein, infolge dessen
sie einen Sohn gebar. Nach
MargaretensTod vermählte sich
Albrecht 1274 mit Kunigunde, welche ihren Sohn
Apitz dadurch zu legitimieren
suchte, daß sie ihn bei der
Trauung unter den
Mantel (daher Mantelkind) nahm. Weil der
Landgraf diesem Sohn
Thüringen als
Erbe
zuzuwenden suchte, kam es zu blutigen
Kriegen zwischen
Albrecht und seinen
Söhnen, während welcher Kunigunde 1290 starb.
Ernst, russ.
Historiker, geb. 1816, studierte in
Berlin,
[* 15] wurde 1844 an die
Akademie zu
Petersburg,
[* 16] deren Mitglied
er ist, berufen und gab 1844 und 1845
sein für die Erforschung der Warägerfrage epochemachendes Werk »Die
Berufung der schwedischen Rodsen. Eine Vorarbeit zur Entstehungsgeschichte des russischen
Staats« heraus.
Seine zahlreichen
Schriften, größtenteils quellenkritische Untersuchungen und
Monographien zur ältern Geschichte Rußlands, erschienen meist
in den
Memoiren der
PetersburgerAkademie, mit deren Geschichte er sich eingehend beschäftigte.
Dabei dieRuine der Kunitzburg, des ehemaligen Sitzes der
Grafen von Gleisberg, die 1036 ausstarben. Im 10. Jahrh. erbaut, ward sie 1290 unter König
Rudolf I. als Raubschloß zerstört, 1450 durch
HerzogWilhelm III. zu
Sachsen
[* 19] wieder aufgebaut. Kunitz war bis in das 15. Jahrh.
Stadt.
ein von
Pfäfers her, über Vättis (947 m ü. M.), leicht zugänglicher schweizer.
Alpenpaß (1351 m), der den
Calanda von dem Hauptkörper der Sardonagruppe trennt, führt in raschem
Fall
hinunter nach Tamins und
Reichenau (586 m).
(Ober- und Nieder-Kunnersdorf), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen, Amtshauptmannschaft
Löbau, an der
LinieWilkau-Saupersdorf der
Sächsischen Staatsbahn, hat
Lein- und Baumwollweberei und (1885) 4693 Einw.
(von Können), im weitesten
Sinn des
Wortes jede zur Fertigkeit erhobene Fähigkeit sinnlicher
Darstellung eines
(bedingt oder unbedingt) wertvollen
Gehalts, sei es um seiner selbst, sei es um eines andern
Zweckes willen. Dieselbe setzt
daher jedesmal eine spezifische
Anlage
(Talent,
Genie, s. d.) und deren durch Übung zur vollen Beherrschung
sowohl des
Gehalts, welcher, als des sinnlichen
Stoffes, in welchem er dargestellt werden soll, gelangte
Entwickelung voraus;
jenes macht die theoretische, dieses die technische Kenntnis, die Ausübung selbst die
Technik der Kunst aus.
Die (angeborne oder erworbene) Leichtigkeit der
Darstellung, welche dieselbe (als höchsten
Grad beim künstlerischen
Genie) wie eine ohne
Bewußtsein spielend vollzogene erscheinen läßt, unterscheidet die »heitere«
Kunst von der »ernsten«
Arbeit, welche die Anstrengung merken läßt; die (mehr oder minder lebhafte) Anschaulichkeit der
Darstellung
unterscheidet die Kunst von der
Wissenschaft, welche begrifflich (abstrakt) darstellt. Der nur bedingte Wert des dargestellten
Gehalts (des Nützlichen und
Angenehmen) begründet den Unterschied der niedern (relativen) von der höhern
(absoluten) Kunst, bei welcher der Wert des Dargestellten (der
Idee des Wahren, des
Guten, des
Schönen) unbedingt ist, der Umstand,
ob die
Darstellung Selbstzweck oder
Mittel ist, jenen der freien (selbständigen) oder unfreien (dienenden) Kunst.
¶
mehr
Da das unbedingt Wertvolle als solches nur Zweck, niemals Mittel sein kann, so fällt die Darstellung des erstern, die absolute
Kunst, mit der freien Kunst zusammen. Da das absolut Wertvolle ein Dreifaches (das Wahre, das Gute, das Schöne) umfaßt, deren jedes
vom andern völlig unabhängig ist, so gliedert sich die sinnliche Darstellung desselben in eine dreifache
Kunst, deren erste, symbolische Kunst, die sinnliche Darstellung des Wahren, die zweite, moralische Kunst, die sinnliche Darstellung
des Guten, die dritte, schöne Kunst, die sinnliche Darstellung des Schönen ist.
Letztere ist im ästhetischen Sinn allein wahre Kunst. Dieselbe ist von der niedern Kunst durch den absoluten
Wert ihres Dargestellten, von der dienenden Kunst durch den Selbstzweck der Darstellung, von der symbolischen und moralischen
Kunst durch das Objekt ihrer Darstellung, das Schöne, unterschieden. Wie die schöne Kunst im ästhetischen Sinn vorzugsweise Kunst, so
wird das Erzeugnis derselben im Unterschied von den Produkten der übrigen (niedern und höhern) Künste
vorzugsweise Kunstwerk genannt, während im weitern Sinn jedes Produkt höherer (symbolischer und moralischer) Kunst (mythische
Dichtung, Fabel, symbolisches Bau- oder Bildwerk) mit diesem Namen bezeichnet wird. Durch die Verbindung der niedern oder einer
der beiden genannten höhern Künste mit der schönen Kunst entsteht die verschönernde Kunst, bei
welcher das Schöne Neben-, das Nützliche und Angenehme (Kunsthandwerk, Kunstindustrie, Kunst- und Luxusgewerbe) oder das Wahre
und Gute (schöne Symbolik, didaktische Kunst) Hauptzweck ist.
Bei jeder Kunst ist die Idee (der Gedanke des sinnlich darzustellenden Nützlichen, Angenehmen, Wahren, Guten, Schönen) im Geiste
des Darstellers von der Erscheinung derselben (der Verwirklichung jenes Gedankens im sinnlich wahrnehmbaren
Stoff) zu unterscheiden. Jene kann ebensowohl erfunden wie einem (in Natur oder Geschichte) Gegebenen entlehnt, diese kann
ebensowohl durch die niedern Sinne (Geruch, Geschmack) in den niedern Künsten (z. B. Kochkunst) wie durch die höhern (Gesicht,
[* 21] Gehör,
[* 22] Getast) in den höhern Künsten (z. B. Malerei, Musik, Plastik) wahrnehmbar sein.
Auf jenem Umstand beruht der Unterschied zwischen erfindender und nachahmender auf diesem der zwischen Künsten des Auges
(bildenden) und Künsten des Ohrs (redenden und tönenden Künsten). Der AristotelischeSatz, daß alle auf Nachahmung der Natur
beruhe, erweist sich schon aus dem Grund als falsch, weil manche Künste (Musik, Architektur) kein Vorbild
in der Natur haben. Wohl aber beruht jedes Kunstprodukt auf der Nachahmung seiner Idee im sinnlichen Stoff und ist desto vollkommener,
je getreuer dieselbe (die des Nützlichen oder Angenehmen im niedern, die des Wahren im symbolischen, die des Guten im moralischen
Kunstprodukt, die des Schönen im eigentlichen Kunstwerk) in letzterm ausgeprägt erscheint. Da das Schöne
(s. Ästhetik) in der absolut wohlgefälligen Form besteht, so muß der sinnliche Stoff, um dasselbe vollkommen zur Erscheinung
zu bringen, von dieser ganz durchdrungen, »der Stoff durch die Form vertilgt« werden, worin nach Schillers klassischem Worte
»das Kunstgeheimnis des Meisters besteht«.
Die Einteilung der Kunst im allgemeinen erfolgt nach den obigen Unterscheidungen in niedere und höhere, nützliche,
schöne und verschönernde Kunst; die Einteilung der schönen Kunst erfolgt nach den Arten des Schönen, welches durch sie zur sinnlichen
Darstellung gelangt. Da das Schöne selbst räumliches und zeitliches, ersteres architektonisch, malerisch und
plastisch Schönes, dieses rhythmisch, musikalisch
und poetisch Schönes umfaßt, so entstehen durch die sinnliche Darstellung
jedes derselben ebenso viele einfache Künste: Architektur, Malerei, Plastik, Rhythmik, Musik, Poesie.
Alle drei räumlichen Künste vereinigen sich in der Baukunst,
[* 25] während alle drei zeitlichen in der Gesangskunst
zusammenwirken. Durch die Vereinigung räumlicher Künste (z. B. der Plastik) mit einer zeitlichen (der Rhythmik) wird die
Verwandlung des unbeweglichen Materials der Darstellung (Stein, Holz
[* 26] etc.) in bewegliches (bewegungsfähiges, lebendes) Wesen bedingt,
und die Tanzkunst tritt daher als lebendige Plastik auf, während in der Mimik
[* 27] und Schauspielkunst der poetische
(insbesondere der dramatische) Gedanke in Gebärde und Deklamation zum zugleich sicht- und hörbaren Ausdruck kommt, in der
theatralischen Kunst endlich mit Beihilfe der bildenden Künste ein Zusammenwirken aller räumlich-zeitlichen und zeitlich-räumlichen
Künste zum zugleich bildnerisch wie musikalisch und poetisch darstellenden Schauspiel stattfindet.
Wird das durch eine Kunst geschaffene Kunstwerk durch eine andre wiederholt, so heißt letztere
die reproduzierende, erstere die produzierende, zum Unterschied von der Kopie, d. h. von der Wiederholung des Kunstwerks durch
dieselbe Kunst. Die zeichnenden (graphischen) Künste, wie die Handzeichnung, der Kupferstich, die Lithographie, der Holzschnitt
etc., verhalten sich so den bildenden Künsten gegenüber reproduktiv, selbst dann, wenn in ihnen selbständig
komponiert wird.
Denn der zeichnende Künstler z. B., wenn er ein Gebäude entwirft oder eine Statue zeichnet oder ein Porträt skizziert, hat
bei dem Entwurf selbst das Bauwerk etc. als künstlerisches Modell vor seinem innern Auge.
[* 28] Der Musiker reproduziert die in Noten
gesetzte Musik;
phantasiert er frei, so reproduziert er nur die in seinem Innern sich gestaltende Musik;
der dramatische Darsteller reproduziert das von einem andern konzipierte und gestaltete dramatische Gedicht;
improvisiert
er, so ist er zugleich als Dichter produktiv und als Darsteller reproduktiv.
Die reproduktive Thätigkeit ist aber gleichwohl
eine künstlerische, nicht nur, weil die Darstellung in einem andern Gestaltungsmaterial stattfindet,
sondern auch, weil die Auffassung des künstlerischen Objekts der Reproduktion eine ihm, dem reproduzierenden Künstler, eigentümliche
ist. Indessen verhält er sich zu dem künstlerischen Objekt doch als zu einem bereits gestalteten Ideal, während der produzierende
Künstler das Ideal aus seiner eignen künstlerischen Anschauung schöpft.