Nach dem
Friedensschluß zum
Feldmarschallleutnant befördert, ward er zum Reichskriegsminister
berufen und später zum
Feldzeugmeister ernannt. Kuhn erwarb sich um die Reorganisation der
Armee, namentlich die
Ausbildung des
Landwehrinstituts, große
Verdienste. Im Juni 1874 als
Minister durch
Koller ersetzt, erhielt er das Landeskommando in
Graz.
[* 9] Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich Kuhn durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche
Schriften (»Der
Gebirgskrieg«, 2. Aufl.,
Wien 1878) bekannt gemacht.
Hier, in Schwusen und auf den zugehörigen
Gütern, war er in Bezug auf außergewöhnliche
Steigerung der
Brutto- und
Reinerträge
sehr glücklich. Nach fünfjähriger Wirksamkeit ging er als Universitätsprofessor und
Direktor des landwirtschaftlichen
Instituts nach
Halle.
[* 15]
Seiner unausgesetzten Thätigkeit, seinem weithin gedrungenen
Ruf als tüchtiger praktischer Landwirt
und ausgezeichneter Schriftsteller gelang es, das landwirtschaftliche
Institut in
Halle zu einer solchen
Blüte
[* 16] zu bringen,
daß die Anstalt hinsichtlich der Frequenz bald alle andern derartigen Anstalten überflügelte.
Johann,
Komponist, geb. 1667 zu
Geising in
Sachsen,
[* 20] erhielt seine
Ausbildung auf der Kreuzschule
zu
Dresden
[* 21] sowie später durch den dortigen
Kapellmeister Albrici und bezog 1682 die
UniversitätLeipzig,
[* 22]
um die
Rechte zu studieren.
Zugleich eifrig
Musik treibend, konnte er 1684 das Organistenamt an der Thomaskirche übernehmen, welches er 1700, obwohl
er inzwischen
Advokat geworden war, mit dem eines Universitätsmusikdirektors vertauschte. 1701 endlich
wurde er (als Vorgänger
Seb.
Bachs)
Kantor an der Thomaskirche, als welcher er am starb.
Von seinen Zeitgenossen sowohl seiner künstlerischen als seiner wissenschaftlichen Thätigkeit wegen hochgeschätzt, ist
Kuhnau für die Musikgeschichte namentlich deshalb von Bedeutung,
weil er es zuerst unternahm, die bis zu
seiner Zeit
nur für mehrere
Streichinstrumente oder eine Solovioline verwendete Sonatenform auf das Soloklavier anzuwenden,
und so der Schöpfer der für die moderne
Musik so wichtigen
Gattung der Klaviersonate wurde. Seine erste
Arbeit dieser Art
erschien bereits 1695 und scheint alsbald Anklang gefunden zu haben, da er ihr im folgenden Jahr ein
gleichartiges Wert:
»Frische Klavierfrüchte oder sieben Suonaten von guter Invention und
Manier, auf dem
Klavier zu spielen«,
und 1700 noch
»MusikalischeVorstellung einiger biblischer Historien in sechs
Sonaten, auf dem
Klavier zu spielen« folgen ließ,
letzteres Werk überdies merkwürdig als eins der ältesten
Beispiele der sogen.
Programmmusik.
und später seinen gehaltvollsten
Roman: »Die Freimaurer« (Frankf. 1854).
Höher als diese dichterischen
Produktionen stehen
seine der
Kritik und
Charakteristik gewidmeten
Schriften, wie: »Weibliche und männliche
Charaktere« (Leipz. 1838, 2. Bde.),
Seine »Gesammelten
Schriften« erschienen
Leipzig 1862-67 in 12
Bänden.
KühnesDarstellung ist elegant, durchsichtig und sorgfältig behandelt; doch kränkelt seine poetische
Produktion an Schwächlichkeit,
die sich bald in derErfindung,
¶
mehr
bald in der Charakteristik geltend macht; sie ist für die halb poetisierende, halb kritisch reflektierende Schaffensweise
der jungdeutschen Schule besonders typisch.
2) August, unter dem PseudonymJohannes van Dewall bekannter Romanschriftsteller, geb. zu Herford
[* 33] in Westfalen
[* 34] als Sohn
eines Offiziers, kam 1841 ins Kadettenkorps zu Bensberg, später nach Berlin und wurde 1848 Gardeartillerieoffizier. 1857 bei
der Pulverexplosion zu Mainz
[* 35] verwundet, zeichnete er sich dabei durch so große Entschlossenheit aus, daß er dekoriert wurde.
Den Feldzug von 1866 machte er bei der DivisionFransecky mit, garnisonierte dann in Wiesbaden
[* 36] und kommandierte 1870/71 eine
Batterie der 22. Division mit Auszeichnung.
Nachdem er 1875 als Oberstleutnant seinen Abschied genommen, ließ er sich in Wiesbaden nieder, wo er starb. Schon 1864 hatte
er eine »Geschichte des dänischen Feldzugs« geschrieben, welcher 1868 »Skizzen aus dem Feldzug von 1866« folgten, die durch
frische, anschauliche Darstellung ansprachen. Später wandte er sich der Belletristik zu und schrieb eine
ansehnliche Reihe von Romanen, von denen wir »Eine große Dame« (Stuttg. 1871),
»Die beiden Russinnen« (1880) und »Nadina«
(1880) als die bedeutenden anführen. Kühne erscheint darin als ein
gewandter und angenehmer Erzähler, der die große Welt kennt und von ihr treffende Sittenbilder gibt. Ein hübsches humoristisches
Talent hat er in seinen »Kadettengeschichten« (Stuttg.
1877) an den Tag gelegt.
3) Moritz, Militärschriftsteller, geb. wurde 1853 preußischer Offizier, besuchte die Kriegsakademie,
war bis 1866 Lehrer an der Kriegsschule zu Erfurt,
[* 37] stand während des Feldzugs in Böhmen im Generalstab des 1. Armeekorps, im deutsch-französischen
Krieg im Stab
[* 38] des Oberbefehlshabers der Küstenprovinzen, dann als Generalstabsoffizier im Oberkommando der Maasarmee und ist
jetzt Oberst und Regimentskommandeur in Wesel.
[* 39] Er schrieb: »Die Schlagfähigkeit unsrer neuen Armeekorps
im April 1867« (Kassel
[* 40] 1867);
»Der Krieg im Hochgebirge und die Divisionsübungen in Tirol im September 1875« (Berl. 1876);