KarlFriedrich, Chemiker, geb. zu
Kolmar,
[* 5] studierte
Chemie in
Straßburg
[* 6] und
Paris,
[* 7] erhielt 1832 einen
Lehrstuhl für angewandte
Chemie in
Lille,
[* 8] begründete hier und in der Nachbarschaft großartige chemische
Fabriken, ward 1848
Direktor der
Münze in
Lille, später auch Mitglied des
Conseil général du
Nord, des
Conseil général de
l'agriculture, du commerce et des manufactures und
Präsident der
Handelskammer zu
Lille. Er lieferte viele und wichtige
Arbeiten
über den
Krapp, über
Zemente,
Dünger- und Salpeterbildung, führte die
Saturation in die Zuckerfabrikation
ein, schuf die Barytindustrie, durch welche die
Barytsalze billige Handelsartikel wurden, arbeitete über die
Kristallisation
unlöslicher
Verbindungen und zeigte die technische Verwendbarkeit der
Kristallisationen. Außerdem lieferte er zahlreiche
wissenschaftliche Untersuchungen und beteiligte sich nicht minder an der
Diskussion und Bearbeitung volkswirtschaftlicher
Aufgaben. Er starb in
Lille.
(Psychrophor), von Winternitz angegebener doppelläufiger, vorn geschlossener
Katheter,
[* 10] durch welchen man
einen
Strom kalten
Wassers zirkulieren lassen kann, dient zum
Kühlen der
Harnröhre bei Blasenschwäche, chronischem
Tripper
etc.
2)
FranzFelixAdalbert,
Sprach- und Mythenforscher, geb. zu
Königsberg
[* 23] in der
Neumark, studierte auf der
Universität
zu
Berlin, ward 1841
Lehrer, dann
Professor und 1870
Direktor am Köllnischen
Gymnasium daselbst; starb bald
nach seiner Pensionierung Kuhn hat sich durch seine Forschungen auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft,
namentlich aber durch die von ihm erst ins
Leben gerufene
Wissenschaft der vergleichenden
Mythologie der indogermanischen
Völker
namhafte
Verdienste erworben. Er redigierte seit 1851 (anfangs in
Gemeinschaft mit
Aufrecht) die
»Zeitschrift
für vergleichende Sprachforschung«, woran sich 1862 »Beiträge zur vergleichenden
Sprachforschung auf dem Gebiet der arischen, keltischen und slawischen
Sprachen« (zuerst mit
Schleicher, dann von Kuhn allein
herausgegeben) anschlossen; beide sind seit 1875 zu der
»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiet der
indogermanischen
Sprachen« verschmolzen.
Seine größern
Arbeiten sind: »Zur ältesten Geschichte der indogermanischen
Völker« (Berl. 1845; in
erweiterter und berichtigter Form wieder abgedruckt in
Webers
»IndischenStudien«, 1. Bd., das.
1850),
worin er mit
Hilfe etymologischer Untersuchungen die
Umrisse zu einem
Bilde der Kulturzustände des indogermanischen
Urvolkes entwarf; die für die vergleichende
Mythologie bahnbrechende
Schrift»Die Herabkunft des
Feuers
und des Göttertranks« (das. 1859, 2. Ausg. 1886) und »Entwickelungsstufen
der Mythenbildung« (das. 1874). Zur deutschen
Mythen- und Sagenforschung veröffentlichte er: »MärkischeSagen und
Märchen«
(Berl. 1842);
Eine Sammlung seiner »Mythologischen
Studien« gab neuerdings sein Sohn heraus (Gütersl. 1886, Bd.
1). -
Sein Sohn
Ernst W.
Adalbert, geb. zu
Berlin, seit 1875
Professor des
Sanskrits und der vergleichenden Sprachwissenschaft
in
Heidelberg,
[* 24] seit 1877 in
München,
[* 25] hat »Beiträge zur Pâligrammatik« (Berl.
1875),
einige andre auf die
Grammatik des
Pâli und
Singhalesischen sowie der hinterindischen
Sprachen bezügliche
Arbeiten und im
Verein mit A. Socin und andern Fachgenossen »Wissenschaftliche Jahresberichte
über die morgenländischen
Studien« (Leipz. 1879 ff.) veröffentlicht und
ist der
Herausgeber des »Litteraturblattes für
orientalischePhilologie« (das. 1883 ff., bis jetzt 3 Bde.).
¶
Nach dem Friedensschluß zum Feldmarschallleutnant befördert, ward er zum Reichskriegsminister
berufen und später zum Feldzeugmeister ernannt. Kuhn erwarb sich um die Reorganisation der Armee, namentlich die Ausbildung des
Landwehrinstituts, große Verdienste. Im Juni 1874 als Minister durch Koller ersetzt, erhielt er das Landeskommando in Graz.
[* 34] Auch als Gelehrter und Schriftsteller hat sich Kuhn durch astronomische, geographische und militärwissenschaftliche
Schriften (»Der Gebirgskrieg«, 2. Aufl., Wien 1878) bekannt gemacht.