mehr
so daß der abwärts gehende Strom, durch viele Hindernisse aufgehalten, sehr verzögert wird. Ein kleiner Kühlkasten von nur 27,5 cm Breite [* 2] und 38 cm Höhe kühlte 4 Lit. Wasser von 62° in 1,5 Minute auf 15° ab, während 20 L. Kühlwasser von 14° den Apparat durchflossen.
Bei andern Kühlapparaten fließt die zu kühlende Flüssigkeit durch Röhren, [* 3] während das Kühlwasser, in entgegengesetzter Richtung strömend, die Röhren umspült. Hierher gehört der bei Destillationsapparaten angewandte Liebigsche Kühlapparat, welcher im obern Teil die Dämpfe abkühlt und verdichtet und dann noch im untern Teil das Destillat kühlt. Beim Nägelischen Röhrenkühler ist ein langes, dünnwandiges kupfernes Rohr wiederholt gebogen, so daß ein Schlangenrohr mit mehreren gerade verlaufenden Teilen entsteht. Diese letztern stecken konzentrisch in weitern eisernen Röhren, welche unter sich wieder durch Stutzen verbunden sind. Die zu kühlende Flüssigkeit tritt bei c [* 1] (Fig. 3) in das enge Rohr ein und verläßt es bei d, während das Kühlwasser bei a in das weite Rohr ein- und bei b austritt, also der Flüssigkeit in dem engen Rohr entgegenströmt.
Man legt auch das vielfach gewundene Kühlrohr in einen flachen Kasten und bringt zwischen je zwei Windungen des Rohrs eine von der Wandung des Kastens ausgehende Zunge an, so daß die an einem Ende des Kastens eintretende zu kühlende Flüssigkeit gezwungen wird, die Röhren, durch welche in entgegengesetzter Richtung kaltes Wasser fließt, möglichst lange zu berühren. Das gleiche Resultat wird erzielt, wenn man die zu kühlende Flüssigkeit durch die Röhren und das Kühlwasser durch den Kasten fließen läßt. In diesem Fall kann man eine energischere Kühlung durch Anwendung von Eis [* 4] erreichen.
Auch bei Röhrenkühlern kann man die Verdunstungskälte zur Anwendung bringen, indem man die warme Flüssigkeit von unten nach oben durch ein System horizontaler Röhren strömen läßt, während auf die oberste Röhre kaltes Wasser tropft, welches, durch sägeartige Ansätze verteilt, alle Röhren gleichmäßig benetzt. Lediglich durch Verdunstungskälte wirkt der Siemenssche Treppenkühler, bei welchem die warme Flüssigkeit (Maische) in einem kastenartigen Behälter in dünner Schicht über mehrere geneigt liegende Treppen [* 5] fließt, während ein Ventilator einen kräftigen Luftstrom über die herabfließende Flüssigkeit bläst. Auf Wärmebindung durch Verdunstung beruhen auch die Alcarrazas oder Kühlkrüge (s. d.), durch deren poröse Wandung beständig Wasser sickert und auf der Oberfläche verdunstet, so daß das in den Krügen enthaltene Wasser kühl bleibt. Da die Verdunstung mit der Oberfläche der Flüssigkeit wächst, so findet eine sehr energische Abkühlung statt, wenn man die Flüssigkeit zu Tropfen zerteilt in einem luftigen Raum herabfallen läßt.
Gase [* 6] und Dämpfe werden abgekühlt, indem man sie durch Röhren leitet, welche entweder nur von der Luft oder von kaltem Wasser umspült werden. Die Luftkühlung findet hauptsächlich in der Leuchtgasfabrikation, die Wasserkühlung bei Destillationen (s. oben) Anwendung. Eine sehr energische Abkühlung von Dämpfen wird auch erreicht, wenn man in den Behälter, welchen sie durchströmen, kaltes Wasser in feiner Verteilung einspritzt, so daß sich die kleinsten Teilchen des Wassers und des Dampfes innig miteinander berühren.
Soll in geschlossenen Räumen, Kellern etc. eine niedrige Temperatur erhalten werden, so ist hierauf schon bei der Anlage Rücksicht zu nehmen, um möglichste Unabhängigkeit von der Jahreszeit zu erreichen; außerdem wendet man Ventilationsvorrichtungen an, erreicht aber in allen Fällen nur eine Temperatur, welche der mittlern Jahrestemperatur des betreffenden Ortes gleichkommt. Stärkere Abkühlung kann nur durch Anwendung von Eis erreicht werden, mit welchem man an die Keller anstoßende Kammern füllt.
Dadurch, daß
man in letztern das
Eis höher aufschichtet, als der
Scheitel des Kellergewölbes reicht,
erzielt man eine kontinuierliche Luftströmung, indem die kalte
Luft herabsinkt und die wärmere
Luft in den Eisraum oder zu
den Ventilationsöffnungen hinausdrängt. Am vorteilhaftesten lagert man das
Eis unmittelbar
über dem
Keller und zwar nach
Brainards
System auf gewelltem Metallblech, so daß eine möglichst große Kondensationsfläche entsteht.
Unter den
Kanten des
Blechs sind kleine Rinnen befestigt, in denen sich aus den im
Keller enthaltenen
Dämpfen kondensiertes
Wasser sammelt, welches zusammen mit dem Schmelzwasser des
Eises abfließt und anderweitig zum Kühlen benutzt wird. Die
Temperatur
eines solchen
Kellers beträgt konstant 4-5°. Auf den
Schiffen, welche zum
Transport frischen
Fleisches
aus
Amerika
[* 7] nach
Europa
[* 8] dienen, wird die
Luft zwischen den Eiskammern und den
Räumen, in welchen sich das
Fleisch befindet, durch
eine Ventilationsvorrichtung in beständiger
Zirkulation erhalten.
Sicherer als die Benutzung des Eises ist die Anwendung von Eismaschinen, wobei man eine sehr stark abgekühlte Flüssigkeit durch ein in dem abzukühlenden Raum befindliches Röhrensystem leitet. Besonders aber eignet sich zur Abkühlung von Räumen die Kaltlufterzeugungsmaschine, welche stark komprimierte und dann abgekühlte Luft ausströmen läßt. Indem sich die Luft ausdehnt, bindet sie sehr viel Wärme [* 9] und erzeugt eine ungemein niedrige Temperatur; zugleich aber wirkt die Maschine [* 10] auch ventilierend, da sie einen beständigen Luftwechsel herbeiführt.
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Nägelischer Kühlapparat.]