englische Küche verschwindet auch in
England mehr und mehr; sie ist durch französische Einflüsse und
Köche ganz wesentlich
modifiziert worden. Eine deutsche Küche im eigentlichen
Sinn des
Wortes gibt es nicht; unsre moderne Küche hat von den ausländischen
Küchen mehr entlehnt als die Küche irgend einer andern
Nation. Dabei ist oft der
Geist des
Originals verloren
gegangen und nur die verschwommene, geschmacklose
Nachahmung der Form geblieben. Die Küche Norddeutschlands lehnt sich sehr an
England an. Das
Fleisch wird meist gebraten genossen.
Die süddeutsche Küche zeichnet sich aus durch gute
Suppen, vortreffliches
Rindfleisch und durch schmackhaftes Backwerk. Das
Fleisch
wird sehr viel gebacken und paniert gegessen:
Kalb-, Lämmerfleisch, Geflügel und
Fische.
[* 2] Kalbfleisch ist in verschiedener
Zubereitung sehr beliebt, Hammelfleisch dagegen sehr selten, Schweinebraten häufiger. Das
Gemüse wird
vernachlässigt,
Kartoffeln sind weniger beliebt. Anstatt mit
Butter wird viel mit Schweinefett
(Schmalz) und
Öl gebraten und
gebacken. Das Hauptgewicht wird aber auf die Mehlspeisen gelegt, in deren Zubereitung Ausgezeichnetes geleistet wird.
Donaukreis,
OberamtGeislingen, an der
Fils, hat eine evang.Pfarrkirche,
eine sehr bedeutende Baumwollspinnerei und
-Weberei mit 1000 Arbeitern, eine mechanische Wollspinnerei und Zwirnerei, sehr
gepflegten Obstbau und (1885) 1387 Einw.
(Latinitas culinaria), barbarisches
Latein, insbesondere das verderbte, mit vielen der Landessprache
entnommenen Wortstämmen und Redensarten vermischte
Mönchslatein des
Mittelalters im
Gegensatz zu dem wiederhergestellten
echten
Latein.
Das berühmteste Denkmal des Küchenlateins sind die
»Epistolae obscurorum virorum« (s. d.), worin es in witzigster
Weise satirisch verwendet ist.
Friedrich,
Mediziner, geb. zu
Buchheim bei
Lausigk, studierte seit 1840 in
Leipzig
[* 3] und
Prag
[* 4] und
ließ sich 1846 in
Zittau
[* 5] als
Arzt nieder, von wo er 1859 nach
Dresden
[* 6] übersiedelte. Nach einer
Arbeit über
Eierstockskrankheiten lieferte Küchenmeister eine Untersuchung über Kaninchentyphus, bei welcher er zum erstenmal
den
Cysticercus pisiformis, die
Netz- und Bauchfinnen der Leporinen, sah. 1852 publizierte er seine
»Versuche über die
Metamorphose
der
Finnen in
Bandwürmer«, 1853 die
»Entdeckung über die Umwandlung der sechshakigen
Brut gewisser
Bandwürmer
in Blasenbandwürmer«; auch unterschied er die großen menschlichen
Bandwürmer, beschrieb 1853 das Männchen der
Krätzmilbe
und beteiligte sich lebhaft an der Trichinenfrage. Er prüfte auch die Wirksamkeit der Wurmmittel, erkannte 1850 die tödliche
Wirkung des
Perubalsams auf
Krätzmilben
[* 7] und machte Untersuchungen über die Löslichkeit der diphtheritischen
Häute, durch welche das
Kalkwasser zu einem Volksmittel wurde.
auch beteiligte er
sich an der
Agitation für
Feuerbestattung und wurde einer der Hauptbegründer des Krematoriums in Gotha.
[* 8] Er schrieb: Ȇber
Cestoden«
(Zittau 1853);
(spr. -tschi), ein vielleicht ursprünglich albanesischer und dem katholischen
Glauben zugethaner, jetzt aber
serbisch redender und griechisch-orthodoxer Volksstamm im gebirgigen
OstenMontenegros, zwischen der
Moratscha und Cjewna (höchster
Punkt der Kutschki Kom, 2445 m). Die südliche Hälfte ihres Gebiets wurde
erst von der Türkei
[* 10] endgültig an
Montenegro
[* 11] abgetreten, nachdem ihre Bewohner seit 1876 mit letzterm sich offen
verbunden hatten und auch schon früher so gut wie unabhängig gewesen waren. Die Kuci sind wegen ihrer Kühnheit
und
Tapferkeit berühmt und stellen
ca. 3000
Krieger insFeld.
Seit 1862 lebte er ohne öffentliches
Amt in
Schwerin und starb daselbst. Kücken genießt als Liederkomponist einer ungemeinen
Popularität, welche auch eine wohlverdiente ist, insofern seine zahlreichen
Lieder fast ausnahmslos von
frischer, melodiöser
Erfindung zeugen und sich, wenn auch nicht durch Tiefe, so doch durch Sangbarkeit und Formvollendung
auszeichnen. Mit seinen ebenfalls zahlreichen Männergesängen hat Kücken wesentlich auf die
Ausbildung dieses Kunstzweigs in
Deutschland
[* 20] eingewirkt.
(CuculusL.),
Gattung aus derOrdnung der
Klettervögel
[* 21] und der
Familie der Kuckucke (Cuculidae),
schlank gebaute
Vögel
[* 22] mit kleinem, schwachem, sanft gebogenem, an der
Basis breitem
Schnabel, langen, spitzen
Flügeln, in welchen
die fünfte
Schwinge am längsten ist, langem, abgerundetem
Schwanz und kurzen, paarzehigen, teilweise befiederten
Füßen.
Man findet Kuckucke in der
Alten Welt und in
Australien;
[* 23] alle sind
Wald- oder doch Baumvögel, die nordischen
wandern, die südlichern streifen umher; sie sind unruhig, flüchtig, scheu, leben einsam, nähren sich fast ausschließlich
von
Kerbtieren, besonders von deren
Larven, vor allem von haarigen
¶
mehr
Raupen, verschmähen aber auch kleine Wirbeltiere nicht und rauben Eier
[* 25] aus den Nestern. Sie brüten nicht selbst, sondern legen
ihre Eier meist einzeln in die Nester andrer Vögel, aus welchen sie dabei ein Ei
[* 26] entfernen, welches öfters verschlungen wird.
Die Erziehung eines Kuckucks hat regelmäßig bei denjenigen Arten, welche ihre Eier in die Nester kleinerer
Vögel legen, immer die Vernichtung der rechtmäßigen Brut zur Folge. Unser Kuckuck (Gauch, C. canorusL., s. Tafel »Klettervögel«)
ist 36 cm lang, 63 cm breit, oben aschgrau, auf der Unterseite grauweiß, Brust und Bauch
[* 27] mit schwärzlichen Querstreifen, auf
dem Schwanz weiß gefleckt; das Auge
[* 28] ist hochgelb, der Schnabel schwarz, die Schnabelwurzel und der Fuß
gelb. Er bewohnt den Norden
[* 29] der Alten Welt, besonders höhere Breiten, steigt auch im Gebirge bis zur Schneegrenze und wandert
südlich bis zu den Sundainseln und Südwestafrika.
Bei uns weilt er von Mitte April bis Anfang September. Obwohl Baumvogel, findet er sich doch auch auf
kahlen Strecken, welche reich an kleinen Vögeln sind, daher am häufigsten in Mischwaldungen und wasserreichen Niederungen.
Er behauptet ein großes Revier, ist stets in Bewegung, fliegt zierlich, schnell, falkenähnlich, bewegt sich aber auf dem
Boden ungeschickt, schreit viel und ist ungemein gefräßig. Das Weibchen durchfliegt die Reviere mehrerer
Männchen, gibt sich jedem hin und lebt nie mit einem einzelnen in längerer Gemeinschaft; doch wird ihm das Revier, in welchem
es sein erstes Ei untergebracht hat, zur engern Heimat, in die es jährlich wie das Männchen zurückkehrt.
Gegen andre Vögel verträglich, verfolgt der Kuckuck seinesgleichen mit blinder Wut, weil er in jedem einen
Nebenbuhler sieht. Er selbst wird von den kleinen Vögeln, denen er seine Eier aufbürdet, beständig angefeindet. Man kennt
ca. 70 Vogelarten, welche gelegentlich Kuckuckseier ausbrüten; am häufigsten aber werden die Nester der Schilfsänger, Stelzen,
Grasmücken und Pieper vom Kuckuck heimgesucht. Die Kuckuckseier sind verhältnismäßig klein, kaum größer
als die des Haussperlings, und immer der Färbung der Eier, mit welchen sie zusammen ausgebrütet werden sollen, sehr ähnlich
(s. Tafel »Eier I«).
[* 25]
Wahrscheinlich legt jedes Weibchen nur in die Nester einer und derselben Art, wahrscheinlich derjenigen, in deren Nest es aufgewachsen
war, und nur im Notfall in die Nester andrer Vögel (wo dann das Kuckucksei durch abweichende Färbung
auffällt), in jedes Nest nur ein Ei, und wenn sich bereits Eier des Pflegers in dem Nest befinden. Wenn möglich, setzt sich
das legende Kuckucksweibchen auf das Nest, sonst aber auch auf die Erde und trägt in diesem Fall das Ei
mit dem Schnabel in das Nest. Es kehrt auch wiederholt zu dem Nest zurück und soll Eier und selbst Junge, niemals aber ihre eignen
hinauswerfen.
Nach andern Beobachtern wirft es nur gelegentlich beim Legen ein Ei heraus. Man nimmt an, daß das Weibchen nach je 6-8
Tagen ein Ei lege. Der junge Kuckuck wächst schnell, bedarf vieler Nahrung, entzieht diese der rechtmäßigen Brut, welche er schließlich
aus dem Nest herauswirft, wird aber trotzdem von den Pflegeeltern mit der größten Aufopferung ernährt. Über die Ursache
des Nichtbrütens ist nichts bekannt. In der Gefangenschaft wird der Kuckuck leicht zahm. In Italien
[* 30] und Griechenland
[* 31] erlegt man den Kuckuck auch für die Küche.
In der Mythologie ist der Kuckuck der Vogel des Frühlings, der Verkünder der heißen Jahreszeit, der ersten Gewitter, oft auch ein
phallisches Symbol; er sitzt auf dem Zepter der Hera,
[* 32] und sein Ruf galt als gutes Vorzeichen für Heiratslustige.
Er
ist auch der treulose Ehemann, der Spötter, anderseits der Ehemann einer treulosen Frau (cocu). Da niemand sieht, wie der
Kuckuck verschwindet, so ist er unsterblich, hat alles gesehen und weiß alles, daher prophezeit er die Lebensdauer.