wo sie in die Fruchtknotenwand übergeht, befindet sich der
Samenstrang mit meist mehreren
Samenknospen in jedem
Fach. Die
Früchte
sind meist
Schoten; sie springen in zwei Längsklappen auf, wobei hier der wandständige
Samenträger und die zwischen ihm
ausgespannte häutige Scheidewand auf dem Blütenstielchen stehen bleiben. Die
Kapsel ist entweder länger
als breit
(Schote, siliqua), oder ebenso breit, oder breiter als lang
(Schötchen, silicula).
Manche Kruciferen
[* 2] bilden oft in den
Fächern
Querscheidewände, und an diesen
Stellen bricht die reife
Frucht der Quere nach in mehrere übereinander stehende, nußartig
geschlossene, oft einsamige
Glieder
[* 3] auseinander (Gliedernuß, lomentum).
Diese können weniggliederig, ja selbst eingliederig sein, und im letztern
Fall haben wir ein eigentliches
nußartiges Früchtchen (nucamentum), welches meist wenig- und selbst einsamig ist. Die
Samen
[* 4] sind ohne
Endosperm, der
Keimling
hat blattartige, ziemlich große, an fettem
Öl reiche
Kotyledonen und ist stets so gekrümmt, daß das Würzelchen über die
aufeinander liegenden
Kotyledonen zu liegen kommt. Die Kruciferen bilden eine sehr übereinstimmende
Familie, die
gegen 1200
Arten enthält und über den ganzen Erdkreis verbreitet ist.
Vgl.
Cruciferae in Decandolles »Prodromus«, Bd. 1. Am
zahlreichsten vertreten ist sie in den gemäßigten
Zonen, manche
Arten sind auch wirklich kosmopolitisch.
Die Kruciferen enthalten
in allen Teilen schwefelhaltige ätherische
Öle
[* 5] von scharfem, zu
Thränen reizendem
Geruch, scharfem
Geschmack
und flüchtig reizender
Wirkung auf die
Haut.
[* 6] Diese
Stoffe sind teils schon fertig gebildet in der
Pflanze vorhanden, teils erzeugen
sie sich erst im
Augenblick, wo der Pflanzenteil befeuchtet wird
(Senföl in den Senfsamen), und bedingen die Benutzung der
Wurzeln, des
Krauts und der
Samen als auf die Verdauungsorgane reizend wirkender, antiskorbutischer
Heil-
und
Genußmittel sowie als kräftig blasenziehender Arzneien.
AndreArten liefern wirkliche
Nahrungsmittel,
[* 7] wie namentlich der
Kohl in seinen verschiedenen
Varietäten.
Wieder andre sind wichtig als
Ölpflanzen, indem aus ihren
Samen fettes
Öl gewonnen
wird
(Raps,
Rübsen etc.), wobei als Nebenprodukte auch Futtermittel in Gestalt
der Rapskuchen gewonnen werden; der
Waid liefert einen blauen
Farbstoff;
Lack,
Levkoje u. a. sind
Zierpflanzen.
Franz, Opernsänger
(Bariton), geb. zu Edlspitz in
Mähren,
[* 10] studierte auf der
Universität zu
Wien
[* 11]
Jurisprudenz und trat, nachdem er 1865 promoviert hatte, in den
Staatsdienst. Allein eine von früh auf
gehegte
Neigung zur dramatischen Gesangskunst, welche durch seine musikalischen Kenntnisse und ein sehr bildungsfähiges
Organ
unterstützt ward, führte ihn nach 1½
Jahren zur
Bühne. Nachdem er noch denUnterricht des
Kapellmeisters
Dessof genossen, debütierte er 1868 in
Brünn,
[* 12] gastierte darauf in
Kassel
[* 13] und wurde in letzterer Stadt engagiert. 1871 siedelte
er nach
Augsburg
[* 14] über; seit 1874
ist er am
Hamburger
Stadttheater thätig und hat zu dem im Verlauf der letzten Jahre stattgefundenen
Aufschwung des dortigen Opernwesens in anerkennenswerterWeise beigetragen.
1) Juliane von, bekannte Pietistin und Schriftstellerin, geb. 11. Nov.
(a. St.) 1766 zu
Riga,
[* 15] erhielt erst im
Haus ihres
Vaters, des kurländischen Gutsbesitzers v. Vietinghoff, sodann in
Paris,
[* 16] wohin ihre Eltern übersiedelten, eine
sorgfältige, fast gelehrte
Erziehung und wurde 1783 mit einem
Livländer, dem
Freiherrn Burkhard
AlexisKonstantin v. Krüdener, vermählt, dem sie nach
Kopenhagen
[* 17] und dann nach
Venedig,
[* 18] wohin er als russischer Gesandter ging, folgte.
Häusliche Mißverhältnisse führten 1796 zu einer Trennung beider
Gatten, worauf die Krüdener abwechselnd in
Riga,
Paris,
Petersburg
[* 19] und
Leipzig
[* 20] dem Lebensgenuß ergeben verweilte, längere Zeit von einem französischen Husarenoffizier,
Grafen Frégenille, begleitet.
Endlich wieder mit ihrem Mann ausgesöhnt, ging sie mit demselben nach
Berlin
[* 21] und nach dessen
Tod (1802) wieder nach
Paris. Hier besuchte sie außer den
Bällen der
MadameTallien auch die mystischen Zusammenkünfte einer
neuen, von vornehmen
Frauen gegründeten religiösen
Sekte und schilderte mit koketter
Eitelkeit ihr vergangenes
Leben in dem
Roman
»Valérie« (Par. 1803, 2 Bde.;
neu hrsg. von
Sainte-Beuve, 1855; deutsch, Leipz. 1804), der großes Aufsehen erregte, in dem sie aber auch
bereits eine starke Hinneigung zum
Pietismus bekundete, dem sie sich fortan mehr und mehr ergab. Im J. 1806 befand
sie sich im
Norden
[* 22]
Deutschlands,
[* 23] wo sie die
Rolle einer Prophetin zu spielen begann, sah in
Potsdam
[* 24] zum erstenmal den
KaiserAlexander
I. von Rußland, auf den sie starken
Eindruck machte, und suchte, wiewohl vergebens, auch Einfluß auf die
KöniginLuise von
Preußen
[* 25] zu gewinnen.
Später begab sie sich wieder nach
Paris, 1812 nach Genf,
[* 26] verkehrte 1813 in
Karlsruhe
[* 27] viel
mit
Jung-Stilling, ging 1814 abermals nach
Paris und hielt in ihrem
Haus religiöse Versammlungen mit Geisterbeschwörungen,
die außer andern bedeutenden Persönlichkeiten auch
KaiserAlexander besuchte. Unter dem
Titel: »Le
[* 28] camp de vertus« (Par.
1814) gab sie die
Beschreibung eines von den russischen
Heeren in den
Ebenen von
Châlons gefeierten
Festes, worin sie ihre vielfach
an
Chiliasmus streifenden
Ansichten über die Zeitgeschichte aussprach.
Nach eingetretener politischer
Ruhe begab sie sich 1815 in die
Schweiz,
[* 29] hielt hier von neuem pietistische
Konventikel und öffentliche
Bußpredigten, spendete dabei reiche Wohlthaten an
Arme und Notleidende, erregte aber schließlich die
Besorgnis der Behörden und wurde 1817 aus der
Schweiz ausgewiesen.
GleichesSchicksal hatte sie nun in mehreren deutschen
Staaten,
bis sie 1818 unter polizeilicher
Begleitung von
Leipzig aus über die russische
Grenze gebracht wurde.
Von ihrem frühern Verehrer, dem
KaiserAlexander, verleugnet und aus
Petersburg ausgewiesen, lebte sie
anfangs auf ihrem
Gut Kosse in
Livland
[* 30] und begab sich später (1824) mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in die
Krim,
[* 31] wo sie eine
Kolonie anzulegen beabsichtigte, starb aber schon 13. Dez.
(a. St.) 1824 zu
Karasu-Basar.