bei den römischen Kaisern war eine feierliche Krönung nicht gebräuchlich. Die byzantinischen Kaiser dagegen haben die feierliche
Krönung eingeführt. Unter den germanischen Völkerschaften geschah die Einsetzung in die Herrschaft nicht durch die Krönung, sondern
durch die Erhebung auf den Schild (elevatio) und das Umhertragen auf demselben (gyratio). Die christlichen Könige
der Franken wurden zu Reims vom Bischof mit Öl aus einem Fläschchen gesalbt, welches zur Salbung des bekehrten Chlodwig durch
eine Taube vom Himmel gebracht worden sein sollte (s. Ampulla).
Die Könige andrer deutscher Stämme ahmten die fränkische und byzantinische Sitte nach. Die Könige der Langobarden ließen
sich in Pavia, Mailand oder Monza krönen. 799 setzte der Papst Stephan in Rom Karl d. Gr. die kaiserliche Krone
auf das Haupt. Die deutschen Könige wurden als solche in Aachen gekrönt, hatten aber seit Otto I. (962) auch ein Anrecht auf
die römische Kaiserkrone, welche ihnen in Rom vom Papst aufgesetzt wurde. Friedrich III. war der letzte
deutsche König, der 1452 in Rom, Karl V. der letzte, der 1530 vom Papst und zwar in Bologna gekrönt wurde.
Maximilian I. bereits hatte auch ohne Krönung den römischen Kaisertitel angenommen. Auch die Krönung mit
der Eisernen Krone der Lombarden fiel weg (mit der burgundischen haben sich bloß fünf deutsche Könige,
zuletzt Karl IV., krönen lassen), und die spätern deutschen Kaiser wurden daher nur einmal gekrönt. Ferdinand I. war der
letzte, der 1531 in Aachen als deutscher König gekrönt wurde. Seitdem wurde Frankfurt a. M. der Krönungsort. Die Krönung des ersten
Königs von Preußen ist deshalb bemerkenswert, weil der König sich selbst und dann auch der
Königin die Krone aufsetzte.
Ihm ahmte Napoleon I. nach, welcher in der Notre Damekirche zu Paris sich die Kaiserkrone aufsetzte und den Papst nur
die übrigen Zeremonien verrichten ließ. In neuerer Zeit ist die Sitte der in Deutschland mehr und mehr
in Abnahme gekommen; an ihre Stelle trat die Huldigung (s. d.). Doch setzte sich König Wilhelm I. von Preußen, der einzige
seit Friedrich I., dem ersten König, zu Königsberg die Krone selbst auf. Mit besondern Zeremonien ist die Krönung der
Könige von Ungarn verbunden, denen sich noch Kaiser Franz Joseph von Österreich unterzog. Äußerst
glanzvoll ist die der Kaiser von Rußland in Moskau und sehr eigentümlich die der Könige von Norwegen in der alten Krönungsstadt
Drontheim.
Vgl. Waitz, Die Formeln der deutschen Königs- und der römischen Kaiserkrönung vom 10. bis zum 12. Jahrhundert
(Götting. 1873).
(Ingluvies), Erweiterung der Speiseröhre zu zeitweiligem Aufenthalt und gewöhnlich auch
zur Erweichung der Speisen, findet sich bei den meisten Vögeln, namentlich
bei den Fleisch- und Körnerfressern, aber auch bei
manchen niedere Tieren. - Als Mißbildung beim Menschen stellt der Kropf (Struma) die dauernde Anschwellung oder Vergrößerung
der am vordern Teil des Halses rechts und links von der Luftröhre gelegenen Schilddrüse (glandula thyreoidea)
dar. In seinen geringern Graden bildet der Kropf eine gleichmäßige schmerzlose und den damit Behafteten wenig oder gar nicht
belästigende Anschwellung der Vorder- und Seitenteile des Halses, den sogen. dicken Hals.
Als höhere Grade unterscheidet man folgende: Der sogen. lymphatische Kropf (S. lymphatica oder
parenchymatosa) ist eine Hypertrophie mit Verwandlung des Inhalts der Drüsenbläschen in eine gallertartige
Substanz (S. gelatinosa), wobei das Bindegewebe und die Blutgefäße am Wachstum teilnehmen. Bald erkrankt die Drüse gleichmäßig,
bald nur ein einzelner Lappen; dieser wächst zu einer rundlichen Geschwulst an, die sich von der übrigen Drüse gleichsam
abschnürt.
Zuweilen erweitern sich auch die Gefäße sehr bedeutend, und einen solchen Kropf mit beträchtlich erweiterten
Gefäßen pflegte man früher als Gefäßkropf (S. vasculosa) zu bezeichnen. Der Kropf kann bis zur Faust- und Mannskopfgröße
anwachsen, und es finden sich dann darin oft große, cystenartige Räume mit jener schmierigen Masse erfüllt (Balgkropf, S.
cystica). Die Cysten entstehen durch Zusammenfließen der vergrößerten Schilddrüsenbläschen. Die umgebende
Bindegewebshülle gerät dabei oft in einen Zustand entzündlicher Reizung, bricht manchmal durch, nimmt aber öfters Kalksalze
auf, so daß in alten Kröpfen zuweilen haselnuß- bis taubeneigroße, rundliche, steinharte Knollen (S. ossea) neben andern
weichen Höhlungen vorgefunden werden.
Auch knöcherne Entartungen der Schilddrüse kommen vor. Daß zu starke Vergrößerung der Schilddrüse
die mannigfachsten Beschwerden hervorrufen kann, ist erklärlich. Namentlich ist dies der Fall, wenn ein Lappen unter das Brustbein
hinab sich sehr vergrößert und dadurch die Luftröhre nach hinten drängt. An Atembeschwerden leiden alle Kropfkranke mehr
oder weniger, viele auch an Blutüberfüllung des Kopfes durch den Druck auf die das Blut nach dem Herzen
leitenden Blutadern.
Die Ursache des Kropfes ist noch in Dunkel gehüllt. Daß das weibliche Geschlecht häufiger am Kropf leidet, ist festgestellt,
ebenso die Erblichkeit. Am meisten scheinen örtliche Einflüsse denselben hervorzurufen, deren letzten Grund man aber meist
nicht kennt (vgl. Kretinismus). In manchen Gegenden ist der Kropf fortdauernd sehr häufig, in andern kommt er höchst selten
vor. Die Behandlung des Kropfes im engern Sinn, des lymphatischen Kropfes, beruht auf dem innerlichen und äußerlichen Gebrauch
der Jodpräparate; auch Einspritzungen von Jodlösungen in den Kropf werden angewendet.
Früher gab man den gerösteten und gepulverten Meerschwamm als sogen. Kropfpulver.
Dessen Wirkung beruht aber lediglich auf seinem Gehalt an Jod. Dringend anzuraten ist es, die geringste Anschwellung der Schilddrüse
sogleich in ärztliche Behandlung zu geben, sobald sie deutliche Zunahme zeigt. Sind schon stärkere Vergrößerungen vorhanden,
haben sich namentlich Bälge ausgebildet, so helfen einfache Mittel nichts mehr, sondern es müssen operative
Eingriffe geschehen, namentlich ist die Entfernung der Geschwülste vielfach mit gutem Erfolg ausgeführt worden.
Vgl. Virchow,
Die krankhaften Geschwülste, Bd. 3 (Berl. 1863);
Bircher, Der endemische Kropf und seine Beziehungen zur
Bruns, Über den gegenwärtigen Stand der Kropfbehandlung (Leipz. 1884);
Wölfler, Die
chirurgische Behandlung des Kropfes (Berl. 1887). -
In der Tierheilkunde ist Kropf s. v. w. Druse der Pferde. Im Volksmund wird der Name auf alle mit Husten und Nasenausfluß einhergehenden
Erkrankungen ausgedehnt und auch das Nichtgedeihen der Tiere, mangelnde Freßlust auf sogen. verborgenen
Kropf geschoben. - Über den Kropf des Roggens s. Stockkrankheit.
in der Orgel Bezeichnung für die rechtwinkelig geknickten Röhren,
mittels deren die Kanäle an die Bälge, resp. die Nebenkanäle an den Hauptkanal und an die Windladen
angesetzt sind.
Wird ein Kanal durch zwei Bälge gespeist, so hat er zwei Kröpfe (Doppelkropf). Vgl. Kröpfen.