Albani). Die
Römer
[* 2] identifizierten ihn mit ihrem Saatengott
Saturnus (s. d.). Zu der Deutung des als eines
Gottes der Zeit
scheint bloß die naheliegende
Verwechselung von Kronos mit chronos (»Zeit«) Veranlassung gegeben
zu haben, eine
Verwechselung, welche dann folgerichtig auch auf
Saturnus überging (vgl.
Schwartz in den
»Jahrbüchern fürPhilologie«,
Bd. 119).
HistorischenHintergrund will im Kronos- und Zeusmythus finden Em.
Hoffmann,
Mythen aus der Wanderzeit der gräkoitalischen
Stämme (Teil 1: »Kronos und
Zeus«,
[* 3] Leipz. 1876).
[* 17] (ungar. Brassó), ungar.
Komitat in
Siebenbürgen, grenzt an
Fogaras, Großkokelburg,
Háromszék
und die
Walachei, umfaßt 1797 qkm (33 QM.), ist im nördlichen Teil, im sogen.
Burzenland, flach, im übrigen gebirgig (Bucsecs und Tömöspaß), wird von der
Aluta und ihren Nebengewässern durchströmt,
ist sehr fruchtbar, hat (1881) 83,929 meist rumänische, dann sächsische und ungar.
Einwohner (griechisch-orientalischer und evangelischer
Religion), die reichste
Industrie in
Siebenbürgen
und lebhaften
Handel und zählt 24
Gemeinden.
Amtssitz ist die Stadt in merkantiler und industrieller Beziehung der wichtigste
OrtSiebenbürgens. Kronstadt liegt an der
Ungarischen
Staatsbahnlinie
Klausenburg-Predeal sehr malerisch in einer romantischen, von hohen
Bergen
[* 18] eingeschlossenen Thalschlucht des
Schulergebirges, die sich nur gegen die im
NW. längs des Weidenbachs bis an die
Aluta erstreckende Kronstädter
Ebene (das
Burzenland) öffnet. Vor dieser Thalmündung erhebt sich der Schloßberg mit der
Citadelle, unmittelbar über der
Stadt im S. der steile Kapellenberg (die
Zinne) mit prachtvoller Rundschau.
Die innere Stadt liegt eingezwängt in der Hauptschlucht, die Vorstädte: die terrassenförmig den Bergkessel
aufsteigende bulgarische oder walachische Vorstadt, die
Altstadt (Brassó) und die ob ihrer vielen
Gärten so benannte Vorstadt
Blumenau (Bolonya), in kleinen Nebenschluchten. In der Mitte der Stadt, die ehedem stark befestigt war und 1689 durch
einen großen
Brand fast ganz vernichtet wurde, steht die 1385-1425 unter König
Siegmund im gotischen
Stil (80 m lang) erbaute imposante Hauptkirche der
Evangelischen mit einer kolossalen
Orgel (4060
Pfeifen) und nebenan auf dem
dreieckigen Marktplatz das stattliche
Rathaus (erbaut 1420) und das große Kaufhaus (erbaut 1545). Sonst sind noch zu erwähnen:
die kath.
Pfarrkirche im italienischen
Stil, die rumänische
Kirche im byzantinischen
Stil, das große, malerisch
gelegene griechisch-orientalische
Gymnasium und die prächtige evangelische
Mädchenschule.
Überdies gibt es in noch mehrere katholische, evangelische und griechische
Kirchen, ein Franziskanerkloster und viele große
Schulgebäude, ein Waisenhaus,
Theater,
[* 19]
Spital etc. Kronstadt hat (1881) 29,584 Einw.
verschiedener
Nationalität und
Religion, und in keiner siebenbürgischen Stadt findet man ein so buntes
Straßenbild wie hier: neben den Städtern sächsische
Bauern,
Szekler,
Ungarn,
Rumänen, Griechen, Armenier und
Zigeuner in ihren
eigentümlichen
Trachten.
Handel und
Gewerbe sind ungemein lebhaft. Von großer Bedeutung ist die Metallindustrie (insbesondere
Kupferschmiede- und
Gußwaren,
emaillierte Kochgeschirre,
Werkzeuge).
[* 20] Die Kronstädter Bergland- und Hüttenaktiengesellschaft besitzt
viele Kohlenwerke, Eisengruben und
Hütten
[* 21] im Zsilthal und im
KomitatKrassó-Szörény, erzeugt Roheisen,
Gußwaren und Schmiedeeisen
und beschäftigt 3586
Arbeiter. Sehr ausgebreitet ist auch die Holzmanufaktur, welche
Möbel
[* 22] und Tischlerwaren, Maschinenparkette
und die einen nationalen Produktionsartikel bildenden
Holzflaschen (csutora) liefert und letztere jährlich in großer
Menge
(30,000Stück) nach
Ungarn,
Slawonien und in die Türkei
[* 23] ausführt. Zu erwähnen ist weiter die
Produktion
von Strumpfwirker- und
Seilerwaren,
Tuch,
Kotzen,
Decken und andern meist ordinären Schafwollwaren, welche ebenfalls einen wichtigen
Handelsartikel bilden, die Fabrikation von
Hüten,
Leder- und Schuhwaren verschiedener Art, von
Steingut,
Zement,
Likör,
Mehl,
[* 24] Lackfirnis,
Leim, die Petroleumdestillation, Papierfabrikation
[* 25] etc. Kronstadt vermittelt
den
Verkehr zwischen
Österreich-Ungarn
[* 26] und den Donauländern, in verschiedenen
Fabrikaten, in
Bodenprodukten, Vieh etc. und
hat sehr lebhafte
Märkte, während welcher die Kaufleute der verschiedensten
Nationen daselbst ihre
Waren auslegen und zahlreiche
Geldwechsler, eine Eigentümlichkeit der Stadt, ihre
Tische auf offener
Straße aufstellen. Kronstadt ist der
Sitz eines
Gerichtshof, einer
Handels- undGewerbekammer, eines
Hauptzollamtes, verschiedener
Militär- und Zivilbehörden, hat
mehrere Geldinstitute, eine
Filiale der
Österreichisch-UngarischenBank, eine Lehrerpräparandie, 3 Gymnasien und
¶
mehr
eine Unterrealschule mit großen Bibliotheken, eine achtklassige evangelisch-sächsische Mädchenschule, mehrere sonstige Lehranstalten
und viele Vereine. - Kronstadt wurde als Vorort des Burzenlandes 1211 von dem DeutschenOrden
[* 28] als Ansiedelungsgebiet übernommen und
kolonisiert, demselben aber 1225 samt der Landschaft entzogen und 1422 der siebenbürgischen Sachsenprovinz eingefügt. In der
Folge wiederholt von den Tataren zerstört und 1421 von den Türken erobert, erholte es sich immer wieder
und wurde im 16. Jahrh. in den Tagen Honters ein Vorort des Protestantismus und seiner Litteraturthätigkeit.
Unter GabrielBáthori erfuhr es dieselben Drangsale wie Hermannstadt.
[* 29] 1611-12 wiederholt vergeblich belagert, ergab es sich,
nachdem sein tapferer BürgermeisterMichaelWeiß in der Schlacht bei Marienburg
[* 30] gefallen war. Bei der ÜbergabeSiebenbürgens an Österreich kamen über Kronstadt wiederholt große Drangsale. GeneralCaraffa erzwang noch vor dem Abschluß des Abtretungsvertrags
die Übergabe der Stadt und ließ alle Bürger hinrichten, die sich gegen sein Verlangen gestemmt hatten; die übrigen wurden
bedrückt, beraubt und ausgeplündert. Im folgenden Jahr (1689) legten die raubgierigen SoldatenFeuer
an und vernichteten die ganze Stadt.
Ein fürchterlicher Sturm machte alle Löschanstalten vergebens und trug die Flammen selbst in die 1900 m entfernte walachische
Vorstadt. Mitte Januar 1849 ward die Stadt von Bem besetzt, worauf nach einem Gefecht zwischen den Österreichern
und Ungarn1. Febr. 6000 Mann russischer Truppen sie in Besitz nahmen. Eine zweite Besetzung durch die Ungarn unter Bem erfolgte Ende
März. Ende Juni kapitulierte Kronstadt mit dem russischen GeneralLüders, welcher es 12. Juli an die Österreicher übergab. Am 25. Juli fand
ein zweites Gefecht zwischen den Österreichern und Ungarn hier statt.
Vgl. Meltzl, Das alte und neue Kronstadt (Hermannst.
1885);
Filtsch, Die Stadt Kronstadt und deren Umgebung (Wien
[* 31] 1886);
Das nördliche seichte Fahrwasser ist durch eine ganze Reihe sich flankierender Batterien geschützt. Kronstadt hat
drei Häfen: westlich liegt der Hafen für die Kauffahrteischiffe, welcher an 1000 Fahrzeuge faßt;
darauf folgt der Mittelhafen
für die Ausrüstung der Kriegsschiffe und auf der Südseite der stark befestigte Kriegshafen, der mit einem Molo umgeben ist
und ein weit ins Meer
hervortretendes Viereck
[* 36] bildet. Im Kauffahrerhafen von Kronstadt löschen die größern
Seeschiffe und schicken ihre Ladung auf kleinern Fahrzeugen nach Petersburg.
Zwischen dem Kauffahrerhafen und dem Mittelhafen
tritt der Peterskanal mitten in die Stadt und erweitert sich zu einem Bassin, das nach Belieben gefüllt und geleert werden
kann; ebenso steht der Katharinenkanal mit dem Kauffahrerhafen in Verbindung. Kronstadt hat schöne, gerade,
regelmäßige Straßen, große Plätze (Paradeplatz) und viele schöne Gebäude, von denen etwa 130 der Regierung gehören;
es wird in die Kommandanten- und Admiralitätsstadt eingeteilt, besitzt 9 griechisch-kath. Kirchen, eine lutherische, eine
reformierte, eine römisch-kath. Kirche, eine Synagoge, eine mohammedan. Moschee, ein Gymnasium nebst 21 andern
Lehranstalten, 7 Buchhandlungen, eine Kommerzbank, ein astronomisches Arsenal, eine Steuermannsschule (im Menschikowschen
Palast), eine Matrosenschule, ein Seearsenal, eine Stückgießerei, ein Marinehospital, eine Admiralität, Kriegsvorratshäuser
aller Art, Kasernen, Docks, Schiffswerften, einen Kaufhof, Taudrehereien, Maschinenfabriken, Sägemühlen, Zollgebäude, Leuchttürme
und ohne die sehr bedeutende Garnison (1880) 48,276 Einw. Der Handelsverkehr
Kronstadts ist von großer Wichtigkeit, obschon er seit Eröffnung der Baltischen Bahn (zwischen Petersburg, Reval
[* 37] und Baltisch-Port)
nicht unerheblich verloren hat. Im Hafen von Kronstadt-St.
Petersburg kamen 1886: 1892 Seeschiffe (darunter 1262 Dampfer) mit 1,015,596 Ton. an, außerdem 679 Küstenfahrer mit 113,050
Ton.;
Die von Reval,
Helsingfors, Stockholm,
[* 42] Stettin,
[* 43] Lübeck
[* 44] und Havre
[* 45] kommenden Postdampfschiffe müssen stets hier anlegen. Kronstadt ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Kronstadt wurde 1710 von Peter d. Gr. auf der 1703 eroberten InselKotlin angelegt. Die im Mai 1855 vor Kronstadt erschienene englisch-französische
Flotte unterließ nach mehrfacher Rekognoszierung vorsichtigerweise jeden Versuch einer Belagerung der Festung. S. den Plan von
St. Petersburg.