mehr
nahm auch von römischen Glaubensboten das
Christentum an. 864 unterwarfen sich die Kroaten den griechischen
Kaisern, machten
sich aber nach wiederholten
Kämpfen um 900 wieder unabhängig und bildeten ein selbständiges
Reich. Als Vorkämpfer für
die nationale Unabhängigkeit machte sich Muncimir berühmt, der den
Grund zum kroatischen
Reich legte. Auch sein
Bruder und Nachfolger
Crescimir (Kresimir) I. wirkte in diesem
Sinne, noch mehr aber
Crescimir II., der
Große, der sich besonders
den
Bulgaren furchtbar machte. Er eroberte das ganze dalmatische
Küstenland bis
Ragusa.
[* 2] Im
Besitz der Seeküste, erbauten die
Kroaten eine große
Flotte, mit der sie erst Seeraub, dann aber auch
Handel trieben.
Crescimirs Sohn Dirzislaw führte zuerst den
Titel »König von
Kroatien« und zwar mit Bewilligung des griechischen
Kaisers, den
er 994 als seinen Oberherrn anerkannte.
Sein Sohn
Crescimir
Peter, einer der größten Nationalhelden, vergrößerte sein
Reich
zu
Wasser und zu Land und nannte sich auch »König von
Dalmatien« (1050), was auch sein Nachfolger Zwonimir
Demetrius (1075-1089) that. Mit
Stephan (Dirzislaw) II.,
Crescimirs II.
Neffen, der 1089 für kurze Zeit zum
Thron
[* 3] gelangte, erlosch
der
Zweig der alten kroatischen
Könige.
Nun entstanden Thronstreitigkeiten im Land, in deren
Folge (1091) der ungarische König
Ladislaus das binnenländische
Kroatien
durch Unterwerfungsverträge mit den kroatischen
Zupanen
an sich brachte. Nach
Ladislaus'
Tod versuchte
Kroatien sich der ungarischen Herrschaft zu entziehen, wurde aber durch König
Koloman 1097 wieder unterworfen, der mit den
zwölf mächtigsten Zupanen von
Kroatien einen
Vertrag schloß, wonach sie unter der Lehnshoheit
Ungarns stehen und durch
Personalunion
mit diesem
Königreich vereinigt, in allen innern Angelegenheiten aber selbständig sein sollten.
Seitdem blieb
Kroatien mit kurzen
Unterbrechungen mit
Ungarn
[* 4] vereinigt. Seit der Mitte des 15. Jahrh. wurde
Kroatien fast fortwährend
von den
Türken beunruhigt. Nachdem König
Ferdinand I. aus dem
Haus
Habsburg-Österreich 1526 zum König von
Ungarn erwählt
worden, huldigten ihm 1527 auch die kroatischen
Stände.
Später veranlaßte der wachsende Verlust kroatischen
Landes an die
Türken die administrative
Schöpfung eines neuen ungarischen
Kroatien durch
Aufnahme der drei (bisher slawonischen)
Komitate:
Agram,
[* 5]
Warasdin und
Kreutz in dasselbe. 1592 eroberten die
Türken die
Festung
[* 6] Bihatsch in
Kroatien, die nebst einigen
umliegenden
Orten seitdem in türkischer
Gewalt verblieb. Die eigentliche
Grenze aber wurde erst 1699 im
Karlowitzer
Frieden bestimmt, in welchem der
Sultan alles Land jenseit der
Unna
[* 7] an das österreichische
Kroatien abtrat. Im 16. Jahrh.
fand auch die
Reformation in
Kroatien Eingang, wurde aber 1607-10 gewaltsam wieder ausgerottet.
In Slawonien waren die ersten bekannten Bewohner die Skordisker, später die Pannonier, welche Kaiser Augustus unterjochte. Das Land gehörte hierauf zu Pannonia inferior, hatte aber auch den Spezialnamen Pannonia Savia. Am Schluß der großen Völkerwanderung erfüllten Slawenstämme unter avarischer Oberhoheit das Land zwischen der Drau und Save und gerieten als pannonische, mit Kroaten nochmals vermischte Slawen unter fränkische Botmäßigkeit, von welcher späterhin noch das anschließende Sirmien, der einstige Gau der Römerstadt Sirmium, bei den Byzantinern den Namen »Frankochorion« führte.
Das Zwischenstromland der Drau und Save geriet seit dem Emporkommen der chorwatischen Fürstenmacht unter deren Herrschaft und hieß bei den Magyaren Tótország, Slavonia im lateinischen, »windisches« Land im deutschen Sprachgebrauch, zum Unterschied vom südlich angrenzenden Altkroatien (magyar. Horvátország), seitdem die Magyaren um 1091 es mit Ungarn als Provinz vereinigt hatten und hier ein Bistum, das Agramer, errichteten. Nachdem sie auch um Sirmien viele Kämpfe mit dem griechischen Kaiserreich bestanden, behielten sie es seit 1165 für immer.
Erst seit 1491-1516 gesellte sich zu dem ungarischen Königstitel rex Dalmatiae et Croatiae (Türkisch- und Hochkroatien) der Beisatz et Slavoniae. Infolge der türkischen Eroberung wurde ein Teil Slawoniens später (s. oben) als »Kroatien« von »Slawonien« im engern Sinn (Veröcze, Požsega und Sirmien) geschieden. Die Türkenherrschaft verschlang großenteils diese Gebiete. Unter Kaiser Leopold I. wurde ganz Slawonien zurückerobert und im Karlowitzer Frieden 1699 an Österreich [* 8] abgetreten.
Das Litorale entwickelte sich einerseits aus den Hafenstädten Fiume [* 9] (s. d.) und Porto-Rè unter Karl VI. als innerösterreichisches Litorale, anderseits aus den 1746-48 kameralisierten Gütern der erloschenen Grafenhäuser Frangipani und Zriny mit Tersat als Vorort und wurde seither als österreichisches Litorale unter die Aufsicht des Wiener Hofkommerzienrats und der Triester Seebehörde gestellt. Im engern Sinn schloß diese Bezeichnung das Gebiet von Fiume aus. 1776 wurde das österreichische Litorale aufgehoben, der Strand in drei Komitate verteilt und mit Kroatien vereinigt. Die Stadt Fiume, welche Kaiser Friedrich III. von den Herren von Walsee 1471 gekauft hatte, war bis 1746 autonom, wurde 1776 dem Königreich Kroatien zeitweilig einverleibt, 1779 aber als ein für sich bestehender und integrierender Teil der ungarischen Krone erklärt. Nach Beendigung der französischen Revolutionskriege blieb Fiume seit 1823 wieder mit der ungarischen Krone vereinigt.
Von 1767 bis 1777 wurden Kroatien, Slawonien und Dalmatien »Illyrien« genannt und von einer illyrischen Hofdeputation in Wien [* 10] regiert. Später bildete jedes dieser Gebiete ein besonderes Königreich, doch blieben die Militärgrenzen getrennt und behielten ihre besondere militärische Verfassung. 1809-13 gehörte das Gebiet rechts der Save zum französischen Kaiserreich und bildete die beiden illyrischen Provinzen Croatie civile und Croatie militaire. Seit 1814 galten Kroatien und Slawonien wieder als Landen der ungarischen Krone, als »partes adnexae«, wie die Magyaren, »regna socia«, wie die Kroaten sagen, doch mit selbständiger Verwaltung und Sprache [* 11] und besondern Munizipalfreiheiten, wie namentlich dem Vorrecht, daß Kroatien nur die halbe Reichssteuer entrichtete und dieselbe vom Agramer Landtag selbständig umgelegt wurde.
Als daher
Ungarn um 1840 die magyarische
Sprache als offizielle
Sprache einzuführen sich bemühte, wurden die Kroaten erbittert,
und ihnen schlossen sich die stammverwandten
Slawen
Ungarns an.
Graf Draskovics war das
Haupt der kroatischen
»nationalen«
Partei,
welche Kroaten,
Slowenen und
Serben zu einem illyrischen
Volk, die
Königreiche Kroatien,
Slawonien und
Dalmatien
zu einem dreieinigen
Königreich vereinigen wollte, und wurde von
Ludwig
Gaj auf publizistischem Gebiet in seinen Bestrebungen
unterstützt. Bei den Komitatswahlen 1842 kam es zu blutigen
Zusammenstößen zwischen der magyarischen und illyrischen
Partei,
doch siegte die letztere.
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mehr
Im Frühjahr 1848 regte sich auch in Kroatien die nationale Partei; der Haß gegen das Magyarentum wurde mit allem Fanatismus gepredigt und auch die Vereinigung der slawischen Gebiete Krains, Kärntens und Steiermarks mit Kroatien verlangt. Am wurde der Kroate Jellachich, ein eifriger Nationaler, zum Banus ernannt, der den Ratschlägen des Nationalkomitees folgte und sich in offene Opposition gegen die ungarische Regierung, ja gegen den Wiener Hof [* 13] selbst setzte.
Endlich verbündete er sich, dem Volkswillen folgend, ganz offen mit der radikalen illyrischen Partei und beschleunigte die
eigenmächtige Eröffnung des Landtags in Agram, die 5. Juni Gegenwart zahlreicher Deputierten aus andern slawischen
Ländern durch eine Rede des Banus erfolgte. Aber die Dalmatiner, das Litorale und Fiume beschickten den Landtag nicht, und zwischen
Kroaten und Serben kam es sofort zum Streit über die Grenzen
[* 14] ihres Gebiets. Mitte Juni wurde eine kroatische
Deputation an den
Kaiser nach Innsbruck
[* 15] geschickt, während die Ungarn vom Kaiser bereits das Manifest vom 10. Juni erwirkt hatten,
welches die kroatischen
Forderungen unter schroffem Tadel zurückwies.
Die Aufregung unter den Südslawen stieg infolgedessen immer höher, und nachdem alle Vermittelungsversuche gescheitert waren
und auch von seiten des Kaisers die Ansprüche der Kroaten eine Art Sanktion erhalten hatten,
überschritt 11. Sept. die Vorhut des kroatischen
Heers die Drau. Von nun an operierten die Kroaten im Einverständnis mit der österreichischen
Armee zur Bezwingung der ungarischen Revolution, welche im August 1849 auch gelang. Die Reichsverfassung von 1849 sprach die
Trennung Kroatiens und Slawoniens von Ungarn aus, und die beiden Königreiche wurden zu einem eignen Kronland
vereinigt, welchem auch das Küstenland und die Stadt Fiume mit ihrem Gebiet einverleibt wurden, wogegen die sirmischen Bezirke
Ruma und Illok an die neue »Woiwodschaft Serbien«
[* 16] fielen.
Nach der zehnjährigen Reaktionsperiode (1850-60) erschien das »Oktoberdiplom«, welches von den Kroaten
freudig begrüßt wurde; aber die »Februarverfassung« (vom
mit ihrer straffern Zentralisation widersprach den Autonomiebestrebungen der Kroaten. Der erste kroatische
Landtag wurde wegen
seiner heftigen Opposition gegen die neue Verfassung und seiner Forderung eines nur durch Personalunion mit Österreich verbundenen
großen südslawischen Königreichs aufgelöst und mehrere Jahre kein neuer berufen.
Erst wurde wieder ein Landtag eröffnet, in welchem es sofort zu heftigen Streitigkeiten zwischen der magyarischen und der slawischen Partei über das Verhältnis zu Ungarn kam. Die nationale Partei in Kroatien, deren Führung Bischof Stroßmayr übernahm, wollte weder eine Gesamtsstaatsverfassung noch eine Erneuerung der alten Union mit Ungarn, sondern ein eignes Königreich mit der Militärgrenze, Dalmatien und den Quarnerischen Inseln und ein eignes verantwortliches Ministerium.
Diese Forderung erhob auch der im Dezember 1866 wieder zusammenberufene Landtag und lehnte jede Beschickung des Pester Reichstags rundweg ab, worauf er aufgelöst wurde. Die Regierung ging nun so entschlossen und entschieden in der Unterordnung Kroatiens unter die Stephanskrone vor (die Finanzen wurden dem ungarischen Ministerium unterstellt, überall ungarnfreundliche Beamte, auch ein neuer Banus, Baron Rauch, eingesetzt), daß die Neuwahlen, welche Ende 1867 nach einer provisorischen Wahlordnung erfolgten, eine magyarisch gesinnte Majorität ergaben, welche auf dem am zu Agram eröffneten Landtag, nachdem die nationale Opposition unter Protest ausgeschieden war, in einer Adresse 29. Jan. den Dualismus und die Wiedervereinigung mit Ungarn annahm und eine neue magyarenfreundliche Regnikolardeputation wählte.
Diese brachte 25. Juli zu Pest den Ausgleich mit Ungarn dahin zu stande, daß Kroatien in das Unterhaus des Reichstags 29 und
in das Oberhaus, außer den kroatischen
Magnaten, 2 Deputierte senden, von den Landeseinkünften 55 Proz. nach Pest abführen, 45 Proz.,
die von Ungarn mit 2½ Mill. Gulden garantiert wurden, für seine besondern Angelegenheiten behalten sollte; im ungarischen
Ministerium sollte ein Minister für Kroatien sitzen, in Agram eine dem Landtag verantwortliche Regierung mit
dem Banus an der Spitze stehen, die Amtssprache
das Kroatische sein.
Ende September wurde dieser Ausgleich ratifiziert, und hielten die kroatischen Deputierten nach 20jähriger Trennung ihren Einzug in den Pester Reichstag. Im Mai 1870 wurde auch das Verhältnis Fiumes geordnet, indem die Stadt an Ungarn, das Küstenland an Kroatien fiel. Der revidierte Ausgleich von 1873 setzte den Kroatien vorbehaltenen Teil der Einkünfte auf 3½ Mill., die Zahl der Deputierten zum Reichstag auf 34 fest. Durch kaiserliches Manifest vom wurde auch die kroatisch-slawonische Militärgrenze provinzialisiert und der Zivilverwaltung unterstellt.
Über die Verwendung des Vermögens der Grenze ward 1877 mit Ungarn ein Vertrag geschlossen. Die völlige Einverleibung der Grenze an Kroatien erfolgte Inzwischen hatten die Vorfälle auf der Balkanhalbinsel [* 17] seit 1876 sowie die Okkupation Bosniens und der Herzegowina (1878) die großkroatische Agitation neu belebt. Im Landtag bildete sich eine besondere großkroatische Fraktion, die Rechtspartei, welche Ungarn und den von Ungarn ernannten Banus aufs heftigste angriff.
Aus Anlaß der Anbringung neuer ungarischer Amtsschilder kam es sogar im August 1883 zu Unruhen, zu deren Dämpfung außerordentliche Maßregeln ergriffen werden mußten. Die Führer der Rechtspartei suchten die Verhandlungen des Landtags durch rohe Schmähungen und Störungen zu verhindern, doch vergeblich, da die Mehrheit des Landtags, die Nationalpartei, zusammenhielt. Der Hauptschreier, Starcevics, wurde endlich 1885 durch Verurteilung zu Gefängnis (wegen thätlichen Angriffs auf den Banus Grafen Khuen) beseitigt.
Vgl. Gyurkovits, De situ et ambitu Slavoniae et Croatiae (Pest 1847);
Kukuljevič-Sakcinski, Jura regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae cum privilegiis (Agram 1861-1862, 3 Bde.) und »Codex diplomaticus regni Croatiae« (von 503-1200 reichend, das. 1874 f., Bd. 1 u. 2);
Pesty, Die Entstehung Kroatiens (Budapest [* 18] 1882);
Schwicker, Geschichte der Militärgrenze (Teschen 1883);
»Kroatische Revue« (Agram 1885 ff.).