mehr
(1061 m) und Kalnikgebirge (639 m). Nördlich von Agram [* 2] erhebt sich der isolierte Stock des vulkanischen Slemegebirges (1035 m). Der niedrige Bielo-Vrh bildet die Verbindung mit den slawonischen Gruppen, die den Kessel von Požega einschließen, und deren höchste Gipfel der Czerni-Vrh (827 m), Papok (954 m) und Brezovo-Polje (984 m) sind. Nach einer Unterbrechung taucht als letztes Glied [* 3] das Verdnikgebirge oder die Frusca Gora (537 m) auf. Eine Berginsel bildet der Garic mit dem Hunka (484 m), eine andre südlich von der Gurk das Uskokengebirge (1175 m). Im Karst unterscheidet man den Liburnischen Karst (längs der Küste von Fiume [* 4] bis Novi mit dem Risnjak, 1526 m), die Große Kapella mit dem Klek, 1182 m, und der Bielolasitza, 1533 m, und die Kleine Kapella mit der Mala Goritza (1182 m), den Velebit (am Adriatischen Meer, mit der Plisevica, 1653 m, im N. und dem Sveto Brdo, 1753 m, im S.), den die Straße nach Obrovatz in 1008 m Höhe überschreitet, endlich das Plisevicagebirge östlich von der Kleinen Kapella (1649 m). Zwischen diesen Kalkmassen breiten sich die Mulden von Ogulin, Ottotschatz, Gospitz in wachsender Höhe aus; die höchste derselben ist die von Korenitza (658 m). Die waldigen Bergzüge zwischen Kulpa und Unna [* 5] sind niedrig und übersteigen nur mit einem Gipfel 600 m. Unter den Gewässern sind die wichtigsten die Drau (mit der Bednja und Karatschitza) und die Save (mit der Kulpa, welche einerseits durch die Dobra und Korana, anderseits aber durch den Abfluß der im Kleinen Kapellagebirge befindlichen sieben Plitvitzaseen und durch die Glina verstärkt wird). Zu den verschwindenden Flüssen im Karst gehören die Gatschka, Likka u. a. Nach Dalmatien fließt die Zermanja ab. Unter den warmen Mineralquellen sind die vorzüglichsten: Krapina, Warasdin-Toplicza, Topusko, Lipik und Daruvár.
Die Küste des Adriatischen Meers ist mit Ausnahme der Bucht von Porto-Ré hafenarm und den Stürmen der Bora ausgesetzt. Das Klima [* 6] des nördlichen Gebiets ist gemäßigt warm. Die mittlere Jahrestemperatur von Agram beträgt 11,3° C., von Fiume 14,4° C. (im Januar 6° C., im August 25° C.), auf dem Karste dagegen, wo das Klima infolge der kalten Luftströmungen rauh ist, 8-6° C.; nur in den Mulden erhebt es sich etwas (z. B. in Gospitsch bis 9° C.). Die Regenmenge des flachen Landes (60 cm im Jahr) steigt über das Doppelte (bis 130 cm) an der Seeküste und im Karsthochland.
Die
Bevölkerung
[* 7] besteht aus (1881) 1,892,499 Einw. (gegen 1,838,198
im J. 1869), wovon 49,9 Proz. Proz. männlichen
und 50,1 Proz. weiblichen
Geschlechts sind. Auf das eigentliche Kroatien
-Slawonien entfallen 1,194,415
(Kroatien 816,802,
Slawonien 377,613), auf die ehemalige
Militärgrenze hingegen 698,084 Einw. Die
Dichtigkeit der
Bevölkerung beträgt 44 pro
QKilometer. Der
Nationalität nach sind die Einwohner überwiegend
Slawen (darunter 1,712,353 Kroaten und
Serben).
Der Rest besteht aus Deutschen (83,139), Ungarn [* 8] (41,417), Italienern, Griechen und andern Stämmen. Der Religion nach zählt man 1,346,485 Römisch-Katholische, 10,640 Griechisch-Katholische, 497,746 Griechisch-Orientalische, 15,241 Evangelische, 8443 Reformierte und 13,488 Israeliten. Die Deutschen sind teils Handwerker, teils Beamte, in Slawonien auch Kolonisten; die Ungarn leben in einigen Dörfern Slawoniens, die Italiener in einigen Küstenstädten.
Die Kroaten (eigentlich Chorwaten, von Chora oder Gora, Berg, also Gebirgsbewohner) sind ebenso wie die Slawonier ein kräftiges Volk von hohem Wuchs mit gebräunter Hautfarbe. Bei den eigentlichen Kroaten und Slowenen findet man sehr häufig auch lichtes Haar, [* 9] das der serbischen Einwohner ist dunkel. Das Landvolk lebt in primitiven, meist kärglich eingerichteten Wohnungen. Der Kroat trägt enge weiße Beinkleider aus Halinatuch, der Slowene dagegen weite, weiße und unten gefranste Leinenhosen. Überdies gehören zur Volkstracht Bundschuhe (opanke), ein weißer Mantel und ein schwarzer, runder, breitkrempiger Hut. [* 10] Die Weiber kleiden sich zumeist in einfache weiße Leinenstoffe, die Slowenen jedoch tragen auch kurze, farbige, gestickte Jacken.
Von der Bodenfläche sind 90 Proz. produktiv, in den ehemaligen Militärdistrikten (Karstgebiet) dagegen nur 81½ Proz. Davon ist kaum ein Drittel Ackerland. Der Wald beträgt 39 Proz., in der frühern Militärgrenze 28 Proz. Von gleichem Umfang ist in der letztern das Wiesen- und Weideland, welches im übrigen Landesgebiet nur 19 Proz. ausmacht. Hauptprodukte sind: Getreide, [* 11] Mais, Hülsenfrüchte, Hirse, [* 12] Raps, Kartoffeln, Kraut, Rüben, Flachs, Hanf und besonders viel Holz; [* 13]
Tabak [* 14] gedeiht um Požega am besten.
Die Komitate (vor allen Sirmien) gewinnen viel Wein, weniger die ehemaligen Militärdistrikte. Die Pferde- und Rindviehzucht wird (besonders in Slawonien) mit Erfolg getrieben, weniger jedoch die Schafzucht, welche auch nur in Kroatien mehr veredelt auftritt; dagegen begünstigen die Eichenwälder Slawoniens die Schweinezucht und der reichliche Obstbau die Erzeugung des Pflaumenbranntweins (Slibowitz). Bienen sind häufig, ebenso Geflügel aller Art. Im J. 1884 betrug die Zahl der Pferde [* 15] 217,112 (darunter 8461 Hengste), 1881 jene des Hornviehs 712,805, der Schafe [* 16] 588,638 (veredelte 20,623), der Ziegen 99,724 und der Schweine [* 17] 468,053 Stück.
In dem östlichen Gebiet der ehemaligen
Militärgrenze rentiert sich auch die
Zucht der
Seidenwürmer.
Fische
[* 18] liefern die
Flüsse
[* 19] in
Menge,
Blutegel
[* 20] die
Sümpfe und
Teiche, namentlich um
Essek. Nur an
Erzen und
Mineralien
[* 21] ist Kroatien
-Slawonien arm. Die wenigen
Eisengruben und
Hüttenwerke
(Rude, Petrovagora, Trgovo), die
Silber-,
Kupfer- und Bleigruben (Trgovo), der
Bergbau
[* 22] auf
Zink (Ivanetz),
Schwefel (Radoboj), dann die zwar sehr bedeutenden, aber nur zum Teil bloßgelegten
Kohlenflöze (zwischen
Drau und
Kulpa) liefern
keine großen
Erträge.
Die Industrie beschränkt sich zumeist auf die städtischen Gewerbe, wogegen die Hausindustrie auf dem Land noch immer den größern Teil des Bedarfs deckt. Letztere erstreckt sich hauptsächlich auf Spinnerei und Weberei [* 23] (insbesondere Teppiche und in Sirmien auf feine, fast durchsichtige Baumwoll- und Seidengewebe [Misir] nach orientalischem Muster) und beschäftigt (1883) 16,343 Männer und 144,593 Frauen. Die Zahl der Gewerbtreibenden beträgt dagegen kaum die Hälfte.
Die jährliche Produktion der Hausindustrie repräsentiert einen Wert von 1,2 Mill. Gulden. Unter den Gewerben ragt namentlich die Holzindustrie hervor. Das Fabrikwesen ist noch wenig entwickelt. Bedeutendere Unternehmungen sind: die beiden Sirmier Zementfabriken, die Fiumer Papierfabrik (auf kroatischem Gebiet), 2 Sessel-, 2 Möbelfabriken, eine Parkett-, eine königliche Tabaks-, eine Leder- und Steingutfabrik in Agram, eine Tanninfabrik in Zupanje, eine größere Schiffswerfte, 14 Dampfsägen, 81 Kunstmühlen, 7 Glashütten, mehrere Ziegelfabriken, verschiedene Fabriken für Holzwaren etc. Der Handel erstreckt sich zumeist auf Getreide, Holz, Wein und sonstige Naturprodukte. Im Küstenland steigt der Export an Nutzholz (Faßdauben, Bäume zu ¶
mehr
Schiffsmasten etc.) sowie der gesamte Verkehr fortwährend. Aus Slawonien werden große Mengen von Getreide, rohen Fellen und Häuten, dann Ochsen, Schweine, Honig, Obst (insbesondere Pflaumen und Äpfel) Slibowitz und Wachs ausgeführt. Der Import umfaßt alle Arten von Manufaktur-, Luxus- und Kunstgegenständen. Die wichtigern Handelsplätze sind: Zengg, Buccari und Porto-Ré für den See- sowie Agram, Sissek, Essek und Vukovár für den Landverkehr. Den letztern vermitteln, abgesehen von der lebhaften Schiffahrt auf den Hauptflüssen, von denen außer der Donau auch die Drau bis Barcs und die Save bis Sissek mit Dampfern befahren wird, drei Kunststraßen und zwar die Luisen- (Karlstadt-Fiume), die Josephinen- (Karlstadt-Zengg) und Karolinenstraße (Karlstadt-Porto-Ré) sowie die ungarischen Staatsbahnlinien Budapest-Semlin, Milrovitz-India, Großwardein-Essek-Villány, Zákány-Agram-Fiume, Sissek-Doberlin, Dalja-Vukovár-Brod) und die österreichische Südbahnstrecke Steinbrück-Agram-Sissek, welche sich an die ungarischen, serbischen und österreichischen Bahnen anschließen und noch durch die neuen Linien Sunja-Brod-Neugradisca und die Zagorianer Bahn (Csakathurn-Zapresitz) erweitert werden.
Handels- und Gewerbekammern bestehen in Agram, Essek und Sissek. Der Stand der geistigen Kultur ist verhältnismäßig
noch niedrig. Es gibt über 1200 Volksschulen, welche 1881 von 94,110 Kindern (88,151 männlichen und 5959 weiblichen) besucht
wurden. Im ganzen sind 72,5 Proz. der Bevölkerung (gegen 1870: 84 Proz.) des Schreibens und Lesens unkundig. Kroatien
-Slawonien hat eine Universität
(seit 1874), 11 Gymnasien, 6 Realschulen, 2 Präparandien, 4 bischöfliche Seminare, eine land- und forstwissenschaftliche
Schule (in Kreutz), eine nautische Schule und 3 Handelsschulen. Außerdem gibt es in Kroatien
-Slawonien eine südslawische Akademie der Wissenschaften
und Künste, mehrere Bibliotheken, Museen und wissenschaftliche Vereine. Für die Hebung
[* 25] der kroatischen Sprache
[* 26] und Nationallitteratur
herrscht in den gebildeten Kreisen reger Eifer.
Der politischen Einteilung nach bestand Kroatien früher aus fünf Komitaten: Agram, Belovár, Fiume (ohne Stadt Fiume), Kreutz u.
Warasdin; Slawonien dagegen aus drei Komitaten: Požega, Sirmien und Virovititz. Außerdem gehörte zum Ländergebiet auch die
ehemalige kroatisch-slawonische Militärgrenze (Grenzgebiet), welche in fünf Distrikte (Banater, Broder, Gradiscaner,
Lika-Otocsaner und Ogulin-Sluiner) eingeteilt war. Die Komitate bestanden aus mehreren Vizegespanschaften, die Distrikte jedoch
aus Bezirken. Seit dem Jahr 1886 ist Kroatien
-Slawonien samt dem Grenzgebiet in folgende acht neugebildete Komitate eingeteilt:
1) Lyka-Krbava, mit dem Amtssitz Gospic (und den Städten Carlopago und Zengg).
2) Modrus-Fiume, mit dem Amtssitz Ogulin (und der Stadt Buccari).
3) Agram, mit dem Amtssitz Agram (und den Städten Sissek, Karlstadt, Petrinja und Kostainitz).
4) Warasdin, mit dem Amtssitz Warasdin (und der Stadt Kopreinitz).
5) Belovár-Kreutz, mit dem Amtssitz Belovár (der Stadt Kreutz und der Festung [* 27] Ivanic).
6) Požega, mit dem Amtssitz Požega (und den Hauptorten Pakrac und Neu-Gradisca).
7) Virovititz (Veröce), mit dem Amtssitz Essek (und der Stadt Brod).
8) Sirmien, mit dem Amtssitz Vukovár (den Städten Mitrovitz, Semlin und Karlowitz und der Festung Peterwardein). Hauptstadt des Landes ist Agram.
Zufolge des mit Ungarn getroffenen staatsrechtlichen Ausgleichs besitzt Kroatien
-Slawonien hinsichtlich der
innern Verwaltung, der Kultus- und
Unterrichtsangelegenheiten und des Justizwesens die Autonomie. Gemeinschaftlich sind die Militär-, Finanz- und Münzangelegenheiten,
das Handels-, Gewerbe-, Bank- und Kommunikationswesen, das See-, Handels- und Bergrecht und die Gesetzgebung über die Staatsbürgerschaft.
In die Magnatentafel des ungarischen Reichstags entsendet Kroatien
-Slawonien außer den Erzbischöfen, den Bischöfen und dem Großpropst des
Agramer Domkapitels 3 Abgeordnete des kroatisch-slawonischen Landtags, 40 vom Landtag gewählte Abgeordnete,
welche auch das Recht haben, sich bei den Parlamentsverhandlungen der kroatischen Sprache zu bedienen.
Der kroatisch-slawonische Landtag (Skuptschina) besteht aus den Erzbischöfen von Agram und Karlowitz, den Diözesanbischöfen, dem Agramer Großpropst, den Obergespanen, dem Comes des privilegierten Distrikts Turopolje, den großjährigen Magnaten und 112 auf 3 Jahre gewählten Abgeordneten. Das Vermittelungsorgan zwischen Königreich und Krone bildet ein Minister ohne Portefeuille (der Minister für Kroatien-Slawonien-Dalmatien), welcher im ungarischen Ministerrat seinen Sitz hat.
Die oberste Verwaltung übt die königliche Landesregierung in Agram aus, an deren Spitze der dem Landtag verantwortliche Banus steht. Als Gerichtsbehörden fungieren in oberster Instanz die königliche Septemviraltafel in Agram, in zweiter die königliche Banaltafel und in erster Instanz 13 Gerichtshöfe und 67 Bezirksgerichte. Die finanzielle Verwaltung wird durch die Finanzdirektionen in Agram und Essek geleitet. Vgl. Militärgrenze. Das kroatische Wappen [* 28] (s. Tafel »Österreich-ungarische Länderwappen«) [* 29] besteht aus einem mit Silber und Rot 20mal geschichteten Felde, der slawonische Wappenschild ist dreieckig und hat einen Marder [* 30] im grünen Feld zwischen zwei silbernen, wagerecht im Blau durchlaufenden Strömen und darüber einen blauen Stein im Felde; die Landesfarben in Kroatien sind Weiß-Rot, in Slawonien Blau-Weiß-Grün.
Vgl. Csaplovics, Slawonien und Kroatien (Pest 1839);
Wessely, Das Karstgebirge Militärkroatiens und seine Rettung (Agram 1877);
Schwicker, Statistik des Königreichs Ungarn (Stuttg. 1877);
Peyer und Brindl, Die Melioration der Saveniederungen (Agram 1878);
v. Gyurkovics, Die vereinigten Königreiche Kroatien und Slawonien (Wien [* 31] 1881);
Weisbach, Die Serbokroaten der adriatischen Küstenländer (Berl. 1881);
Suman, Die Slowenen (Teschen 1881);
Staré, Die Kroaten (das. 1882);
Zorićić, Statistische Skizze der Königreiche Kroatien und Slawonien (Agram 1885);
Katzenschläger, Generalkarte von Kroatien und Slawonien (Wien 1887, 1:504,000).
Geschichte.
Das heutige Kroatien, im Mittelalter vorzugsweise Slavonia genannt, während das heutige Hochkroatien, Türkisch-Kroatien und Bosnien [* 32] den eigentlichen Kern des historischen Croatia ausmachten, war in den ältesten Zeiten von den Pannoniern bewohnt, nach deren Besiegung durch Octavianus (35 v. Chr.) es eine Provinz von Illyrien wurde. Bei der Teilung des römischen Reichs (395 n. Chr.) wurde es zum abendländischen Reiche geschlagen. In den Stürmen der Völkerwanderung wechselte es oft seine Besitzer. 489 geriet Kroatien in die Gewalt der Ostgoten, dann der Avaren, bis endlich 634-638 die Kroaten (Chorwaten, Chrobaten) es in dem angedeuteten Umfang eroberten und dem Land seinen heutigen Namen gaben. Vorübergehend kam es dann unter die Botmäßigkeit der fränkischen Könige und ¶