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(1061 m) und Kalnikgebirge (639 m). Nördlich von Agram erhebt sich der isolierte Stock des vulkanischen Slemegebirges (1035 m). Der niedrige Bielo-Vrh bildet die Verbindung mit den slawonischen Gruppen, die den Kessel von Požega einschließen, und deren höchste Gipfel der Czerni-Vrh (827 m), Papok (954 m) und Brezovo-Polje (984 m) sind. Nach einer Unterbrechung taucht als letztes Glied das Verdnikgebirge oder die Frusca Gora (537 m) auf. Eine Berginsel bildet der Garic mit dem Hunka (484 m), eine andre südlich von der Gurk das Uskokengebirge (1175 m). Im Karst unterscheidet man den Liburnischen Karst (längs der Küste von Fiume bis Novi mit dem Risnjak, 1526 m), die Große Kapella mit dem Klek, 1182 m, und der Bielolasitza, 1533 m, und die Kleine Kapella mit der Mala Goritza (1182 m), den Velebit (am Adriatischen Meer, mit der Plisevica, 1653 m, im N. und dem Sveto Brdo, 1753 m, im S.), den die Straße nach Obrovatz in 1008 m Höhe überschreitet, endlich das Plisevicagebirge östlich von der Kleinen Kapella (1649 m). Zwischen diesen Kalkmassen breiten sich die Mulden von Ogulin, Ottotschatz, Gospitz in wachsender Höhe aus; die höchste derselben ist die von Korenitza (658 m). Die waldigen Bergzüge zwischen Kulpa und Unna sind niedrig und übersteigen nur mit einem Gipfel 600 m. Unter den Gewässern sind die wichtigsten die Drau (mit der Bednja und Karatschitza) und die Save (mit der Kulpa, welche einerseits durch die Dobra und Korana, anderseits aber durch den Abfluß der im Kleinen Kapellagebirge befindlichen sieben Plitvitzaseen und durch die Glina verstärkt wird). Zu den verschwindenden Flüssen im Karst gehören die Gatschka, Likka u. a. Nach Dalmatien fließt die Zermanja ab. Unter den warmen Mineralquellen sind die vorzüglichsten: Krapina, Warasdin-Toplicza, Topusko, Lipik und Daruvár.
Die Küste des Adriatischen Meers ist mit Ausnahme der Bucht von Porto-Ré hafenarm und den Stürmen der Bora ausgesetzt. Das Klima des nördlichen Gebiets ist gemäßigt warm. Die mittlere Jahrestemperatur von Agram beträgt 11,3° C., von Fiume 14,4° C. (im Januar 6° C., im August 25° C.), auf dem Karste dagegen, wo das Klima infolge der kalten Luftströmungen rauh ist, 8-6° C.; nur in den Mulden erhebt es sich etwas (z. B. in Gospitsch bis 9° C.). Die Regenmenge des flachen Landes (60 cm im Jahr) steigt über das Doppelte (bis 130 cm) an der Seeküste und im Karsthochland.
Die Bevölkerung besteht aus (1881) 1,892,499 Einw. (gegen 1,838,198 im J. 1869), wovon 49,9 Proz. Proz. männlichen und 50,1 Proz. weiblichen Geschlechts sind. Auf das eigentliche Kroatien-Slawonien entfallen 1,194,415 (Kroatien 816,802, Slawonien 377,613), auf die ehemalige Militärgrenze hingegen 698,084 Einw. Die Dichtigkeit der Bevölkerung beträgt 44 pro QKilometer. Der Nationalität nach sind die Einwohner überwiegend Slawen (darunter 1,712,353 Kroaten und Serben).
Der Rest besteht aus Deutschen (83,139), Ungarn (41,417), Italienern, Griechen und andern Stämmen. Der Religion nach zählt man 1,346,485 Römisch-Katholische, 10,640 Griechisch-Katholische, 497,746 Griechisch-Orientalische, 15,241 Evangelische, 8443 Reformierte und 13,488 Israeliten. Die Deutschen sind teils Handwerker, teils Beamte, in Slawonien auch Kolonisten; die Ungarn leben in einigen Dörfern Slawoniens, die Italiener in einigen Küstenstädten.
Die Kroaten (eigentlich Chorwaten, von Chora oder Gora, Berg, also Gebirgsbewohner) sind ebenso wie die Slawonier ein kräftiges Volk von hohem Wuchs mit gebräunter Hautfarbe. Bei den eigentlichen Kroaten und Slowenen findet man sehr häufig auch lichtes Haar, das der serbischen Einwohner ist dunkel. Das Landvolk lebt in primitiven, meist kärglich eingerichteten Wohnungen. Der Kroat trägt enge weiße Beinkleider aus Halinatuch, der Slowene dagegen weite, weiße und unten gefranste Leinenhosen. Überdies gehören zur Volkstracht Bundschuhe (opanke), ein weißer Mantel und ein schwarzer, runder, breitkrempiger Hut. Die Weiber kleiden sich zumeist in einfache weiße Leinenstoffe, die Slowenen jedoch tragen auch kurze, farbige, gestickte Jacken.
Von der Bodenfläche sind 90 Proz. produktiv, in den ehemaligen Militärdistrikten (Karstgebiet) dagegen nur 81½ Proz. Davon ist kaum ein Drittel Ackerland. Der Wald beträgt 39 Proz., in der frühern Militärgrenze 28 Proz. Von gleichem Umfang ist in der letztern das Wiesen- und Weideland, welches im übrigen Landesgebiet nur 19 Proz. ausmacht. Hauptprodukte sind: Getreide, Mais, Hülsenfrüchte, Hirse, Raps, Kartoffeln, Kraut, Rüben, Flachs, Hanf und besonders viel Holz;
Tabak gedeiht um Požega am besten.
Die Komitate (vor allen Sirmien) gewinnen viel Wein, weniger die ehemaligen Militärdistrikte. Die Pferde- und Rindviehzucht wird (besonders in Slawonien) mit Erfolg getrieben, weniger jedoch die Schafzucht, welche auch nur in Kroatien mehr veredelt auftritt; dagegen begünstigen die Eichenwälder Slawoniens die Schweinezucht und der reichliche Obstbau die Erzeugung des Pflaumenbranntweins (Slibowitz). Bienen sind häufig, ebenso Geflügel aller Art. Im J. 1884 betrug die Zahl der Pferde 217,112 (darunter 8461 Hengste), 1881 jene des Hornviehs 712,805, der Schafe 588,638 (veredelte 20,623), der Ziegen 99,724 und der Schweine 468,053 Stück.
In dem östlichen Gebiet der ehemaligen Militärgrenze rentiert sich auch die Zucht der Seidenwürmer. Fische liefern die Flüsse in Menge, Blutegel die Sümpfe und Teiche, namentlich um Essek. Nur an Erzen und Mineralien ist Kroatien-Slawonien arm. Die wenigen Eisengruben und Hüttenwerke (Rude, Petrovagora, Trgovo), die Silber-, Kupfer- und Bleigruben (Trgovo), der Bergbau auf Zink (Ivanetz), Schwefel (Radoboj), dann die zwar sehr bedeutenden, aber nur zum Teil bloßgelegten Kohlenflöze (zwischen Drau und Kulpa) liefern keine großen Erträge.
Die Industrie beschränkt sich zumeist auf die städtischen Gewerbe, wogegen die Hausindustrie auf dem Land noch immer den größern Teil des Bedarfs deckt. Letztere erstreckt sich hauptsächlich auf Spinnerei und Weberei (insbesondere Teppiche und in Sirmien auf feine, fast durchsichtige Baumwoll- und Seidengewebe [Misir] nach orientalischem Muster) und beschäftigt (1883) 16,343 Männer und 144,593 Frauen. Die Zahl der Gewerbtreibenden beträgt dagegen kaum die Hälfte.
Die jährliche Produktion der Hausindustrie repräsentiert einen Wert von 1,2 Mill. Gulden. Unter den Gewerben ragt namentlich die Holzindustrie hervor. Das Fabrikwesen ist noch wenig entwickelt. Bedeutendere Unternehmungen sind: die beiden Sirmier Zementfabriken, die Fiumer Papierfabrik (auf kroatischem Gebiet), 2 Sessel-, 2 Möbelfabriken, eine Parkett-, eine königliche Tabaks-, eine Leder- und Steingutfabrik in Agram, eine Tanninfabrik in Zupanje, eine größere Schiffswerfte, 14 Dampfsägen, 81 Kunstmühlen, 7 Glashütten, mehrere Ziegelfabriken, verschiedene Fabriken für Holzwaren etc. Der Handel erstreckt sich zumeist auf Getreide, Holz, Wein und sonstige Naturprodukte. Im Küstenland steigt der Export an Nutzholz (Faßdauben, Bäume zu
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Schiffsmasten etc.) sowie der gesamte Verkehr fortwährend. Aus Slawonien werden große Mengen von Getreide, rohen Fellen und Häuten, dann Ochsen, Schweine, Honig, Obst (insbesondere Pflaumen und Äpfel) Slibowitz und Wachs ausgeführt. Der Import umfaßt alle Arten von Manufaktur-, Luxus- und Kunstgegenständen. Die wichtigern Handelsplätze sind: Zengg, Buccari und Porto-Ré für den See- sowie Agram, Sissek, Essek und Vukovár für den Landverkehr. Den letztern vermitteln, abgesehen von der lebhaften Schiffahrt auf den Hauptflüssen, von denen außer der Donau auch die Drau bis Barcs und die Save bis Sissek mit Dampfern befahren wird, drei Kunststraßen und zwar die Luisen- (Karlstadt-Fiume), die Josephinen- (Karlstadt-Zengg) und Karolinenstraße (Karlstadt-Porto-Ré) sowie die ungarischen Staatsbahnlinien Budapest-Semlin, Milrovitz-India, Großwardein-Essek-Villány, Zákány-Agram-Fiume, Sissek-Doberlin, Dalja-Vukovár-Brod) und die österreichische Südbahnstrecke Steinbrück-Agram-Sissek, welche sich an die ungarischen, serbischen und österreichischen Bahnen anschließen und noch durch die neuen Linien Sunja-Brod-Neugradisca und die Zagorianer Bahn (Csakathurn-Zapresitz) erweitert werden.
Handels- und Gewerbekammern bestehen in Agram, Essek und Sissek. Der Stand der geistigen Kultur ist verhältnismäßig noch niedrig. Es gibt über 1200 Volksschulen, welche 1881 von 94,110 Kindern (88,151 männlichen und 5959 weiblichen) besucht wurden. Im ganzen sind 72,5 Proz. der Bevölkerung (gegen 1870: 84 Proz.) des Schreibens und Lesens unkundig. Kroatien-Slawonien hat eine Universität (seit 1874), 11 Gymnasien, 6 Realschulen, 2 Präparandien, 4 bischöfliche Seminare, eine land- und forstwissenschaftliche Schule (in Kreutz), eine nautische Schule und 3 Handelsschulen. Außerdem gibt es in Kroatien-Slawonien eine südslawische Akademie der Wissenschaften und Künste, mehrere Bibliotheken, Museen und wissenschaftliche Vereine. Für die Hebung der kroatischen Sprache und Nationallitteratur herrscht in den gebildeten Kreisen reger Eifer.
Der politischen Einteilung nach bestand Kroatien früher aus fünf Komitaten: Agram, Belovár, Fiume (ohne Stadt Fiume), Kreutz u. Warasdin; Slawonien dagegen aus drei Komitaten: Požega, Sirmien und Virovititz. Außerdem gehörte zum Ländergebiet auch die ehemalige kroatisch-slawonische Militärgrenze (Grenzgebiet), welche in fünf Distrikte (Banater, Broder, Gradiscaner, Lika-Otocsaner und Ogulin-Sluiner) eingeteilt war. Die Komitate bestanden aus mehreren Vizegespanschaften, die Distrikte jedoch aus Bezirken. Seit dem Jahr 1886 ist Kroatien-Slawonien samt dem Grenzgebiet in folgende acht neugebildete Komitate eingeteilt:
1) Lyka-Krbava, mit dem Amtssitz Gospic (und den Städten Carlopago und Zengg).
2) Modrus-Fiume, mit dem Amtssitz Ogulin (und der Stadt Buccari).
3) Agram, mit dem Amtssitz Agram (und den Städten Sissek, Karlstadt, Petrinja und Kostainitz).
4) Warasdin, mit dem Amtssitz Warasdin (und der Stadt Kopreinitz).
5) Belovár-Kreutz, mit dem Amtssitz Belovár (der Stadt Kreutz und der Festung Ivanic).
6) Požega, mit dem Amtssitz Požega (und den Hauptorten Pakrac und Neu-Gradisca).
7) Virovititz (Veröce), mit dem Amtssitz Essek (und der Stadt Brod).
8) Sirmien, mit dem Amtssitz Vukovár (den Städten Mitrovitz, Semlin und Karlowitz und der Festung Peterwardein). Hauptstadt des Landes ist Agram.
Zufolge des mit Ungarn getroffenen staatsrechtlichen Ausgleichs besitzt Kroatien-Slawonien hinsichtlich der innern Verwaltung, der Kultus- und Unterrichtsangelegenheiten und des Justizwesens die Autonomie. Gemeinschaftlich sind die Militär-, Finanz- und Münzangelegenheiten, das Handels-, Gewerbe-, Bank- und Kommunikationswesen, das See-, Handels- und Bergrecht und die Gesetzgebung über die Staatsbürgerschaft. In die Magnatentafel des ungarischen Reichstags entsendet Kroatien-Slawonien außer den Erzbischöfen, den Bischöfen und dem Großpropst des Agramer Domkapitels 3 Abgeordnete des kroatisch-slawonischen Landtags, 40 vom Landtag gewählte Abgeordnete, welche auch das Recht haben, sich bei den Parlamentsverhandlungen der kroatischen Sprache zu bedienen.
Der kroatisch-slawonische Landtag (Skuptschina) besteht aus den Erzbischöfen von Agram und Karlowitz, den Diözesanbischöfen, dem Agramer Großpropst, den Obergespanen, dem Comes des privilegierten Distrikts Turopolje, den großjährigen Magnaten und 112 auf 3 Jahre gewählten Abgeordneten. Das Vermittelungsorgan zwischen Königreich und Krone bildet ein Minister ohne Portefeuille (der Minister für Kroatien-Slawonien-Dalmatien), welcher im ungarischen Ministerrat seinen Sitz hat.
Die oberste Verwaltung übt die königliche Landesregierung in Agram aus, an deren Spitze der dem Landtag verantwortliche Banus steht. Als Gerichtsbehörden fungieren in oberster Instanz die königliche Septemviraltafel in Agram, in zweiter die königliche Banaltafel und in erster Instanz 13 Gerichtshöfe und 67 Bezirksgerichte. Die finanzielle Verwaltung wird durch die Finanzdirektionen in Agram und Essek geleitet. Vgl. Militärgrenze. Das kroatische Wappen (s. Tafel »Österreich-ungarische Länderwappen«) besteht aus einem mit Silber und Rot 20mal geschichteten Felde, der slawonische Wappenschild ist dreieckig und hat einen Marder im grünen Feld zwischen zwei silbernen, wagerecht im Blau durchlaufenden Strömen und darüber einen blauen Stein im Felde; die Landesfarben in Kroatien sind Weiß-Rot, in Slawonien Blau-Weiß-Grün.
Vgl. Csaplovics, Slawonien und Kroatien (Pest 1839);
Wessely, Das Karstgebirge Militärkroatiens und seine Rettung (Agram 1877);
Schwicker, Statistik des Königreichs Ungarn (Stuttg. 1877);
Peyer und Brindl, Die Melioration der Saveniederungen (Agram 1878);
v. Gyurkovics, Die vereinigten Königreiche Kroatien und Slawonien (Wien 1881);
Weisbach, Die Serbokroaten der adriatischen Küstenländer (Berl. 1881);
Suman, Die Slowenen (Teschen 1881);
Staré, Die Kroaten (das. 1882);
Zorićić, Statistische Skizze der Königreiche Kroatien und Slawonien (Agram 1885);
Katzenschläger, Generalkarte von Kroatien und Slawonien (Wien 1887, 1:504,000).
Geschichte.
Das heutige Kroatien, im Mittelalter vorzugsweise Slavonia genannt, während das heutige Hochkroatien, Türkisch-Kroatien und Bosnien den eigentlichen Kern des historischen Croatia ausmachten, war in den ältesten Zeiten von den Pannoniern bewohnt, nach deren Besiegung durch Octavianus (35 v. Chr.) es eine Provinz von Illyrien wurde. Bei der Teilung des römischen Reichs (395 n. Chr.) wurde es zum abendländischen Reiche geschlagen. In den Stürmen der Völkerwanderung wechselte es oft seine Besitzer. 489 geriet Kroatien in die Gewalt der Ostgoten, dann der Avaren, bis endlich 634-638 die Kroaten (Chorwaten, Chrobaten) es in dem angedeuteten Umfang eroberten und dem Land seinen heutigen Namen gaben. Vorübergehend kam es dann unter die Botmäßigkeit der fränkischen Könige und
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nahm auch von römischen Glaubensboten das Christentum an. 864 unterwarfen sich die Kroaten den griechischen Kaisern, machten sich aber nach wiederholten Kämpfen um 900 wieder unabhängig und bildeten ein selbständiges Reich. Als Vorkämpfer für die nationale Unabhängigkeit machte sich Muncimir berühmt, der den Grund zum kroatischen Reich legte. Auch sein Bruder und Nachfolger Crescimir (Kresimir) I. wirkte in diesem Sinne, noch mehr aber Crescimir II., der Große, der sich besonders den Bulgaren furchtbar machte. Er eroberte das ganze dalmatische Küstenland bis Ragusa. Im Besitz der Seeküste, erbauten die Kroaten eine große Flotte, mit der sie erst Seeraub, dann aber auch Handel trieben.
Crescimirs Sohn Dirzislaw führte zuerst den Titel »König von Kroatien« und zwar mit Bewilligung des griechischen Kaisers, den er 994 als seinen Oberherrn anerkannte. Sein Sohn Crescimir Peter, einer der größten Nationalhelden, vergrößerte sein Reich zu Wasser und zu Land und nannte sich auch »König von Dalmatien« (1050), was auch sein Nachfolger Zwonimir Demetrius (1075-1089) that. Mit Stephan (Dirzislaw) II., Crescimirs II. Neffen, der 1089 für kurze Zeit zum Thron gelangte, erlosch der Zweig der alten kroatischen Könige.
Nun entstanden Thronstreitigkeiten im Land, in deren Folge (1091) der ungarische König Ladislaus das binnenländische Kroatien durch Unterwerfungsverträge mit den kroatischen Zupanen an sich brachte. Nach Ladislaus' Tod versuchte Kroatien sich der ungarischen Herrschaft zu entziehen, wurde aber durch König Koloman 1097 wieder unterworfen, der mit den zwölf mächtigsten Zupanen von Kroatien einen Vertrag schloß, wonach sie unter der Lehnshoheit Ungarns stehen und durch Personalunion mit diesem Königreich vereinigt, in allen innern Angelegenheiten aber selbständig sein sollten.
Seitdem blieb Kroatien mit kurzen Unterbrechungen mit Ungarn vereinigt. Seit der Mitte des 15. Jahrh. wurde Kroatien fast fortwährend von den Türken beunruhigt. Nachdem König Ferdinand I. aus dem Haus Habsburg-Österreich 1526 zum König von Ungarn erwählt worden, huldigten ihm 1527 auch die kroatischen Stände. Später veranlaßte der wachsende Verlust kroatischen Landes an die Türken die administrative Schöpfung eines neuen ungarischen Kroatien durch Aufnahme der drei (bisher slawonischen) Komitate: Agram, Warasdin und Kreutz in dasselbe. 1592 eroberten die Türken die Festung Bihatsch in Kroatien, die nebst einigen umliegenden Orten seitdem in türkischer Gewalt verblieb. Die eigentliche Grenze aber wurde erst 1699 im Karlowitzer Frieden bestimmt, in welchem der Sultan alles Land jenseit der Unna an das österreichische Kroatien abtrat. Im 16. Jahrh. fand auch die Reformation in Kroatien Eingang, wurde aber 1607-10 gewaltsam wieder ausgerottet.
In Slawonien waren die ersten bekannten Bewohner die Skordisker, später die Pannonier, welche Kaiser Augustus unterjochte. Das Land gehörte hierauf zu Pannonia inferior, hatte aber auch den Spezialnamen Pannonia Savia. Am Schluß der großen Völkerwanderung erfüllten Slawenstämme unter avarischer Oberhoheit das Land zwischen der Drau und Save und gerieten als pannonische, mit Kroaten nochmals vermischte Slawen unter fränkische Botmäßigkeit, von welcher späterhin noch das anschließende Sirmien, der einstige Gau der Römerstadt Sirmium, bei den Byzantinern den Namen »Frankochorion« führte.
Das Zwischenstromland der Drau und Save geriet seit dem Emporkommen der chorwatischen Fürstenmacht unter deren Herrschaft und hieß bei den Magyaren Tótország, Slavonia im lateinischen, »windisches« Land im deutschen Sprachgebrauch, zum Unterschied vom südlich angrenzenden Altkroatien (magyar. Horvátország), seitdem die Magyaren um 1091 es mit Ungarn als Provinz vereinigt hatten und hier ein Bistum, das Agramer, errichteten. Nachdem sie auch um Sirmien viele Kämpfe mit dem griechischen Kaiserreich bestanden, behielten sie es seit 1165 für immer.
Erst seit 1491-1516 gesellte sich zu dem ungarischen Königstitel rex Dalmatiae et Croatiae (Türkisch- und Hochkroatien) der Beisatz et Slavoniae. Infolge der türkischen Eroberung wurde ein Teil Slawoniens später (s. oben) als »Kroatien« von »Slawonien« im engern Sinn (Veröcze, Požsega und Sirmien) geschieden. Die Türkenherrschaft verschlang großenteils diese Gebiete. Unter Kaiser Leopold I. wurde ganz Slawonien zurückerobert und im Karlowitzer Frieden 1699 an Österreich abgetreten.
Das Litorale entwickelte sich einerseits aus den Hafenstädten Fiume (s. d.) und Porto-Rè unter Karl VI. als innerösterreichisches Litorale, anderseits aus den 1746-48 kameralisierten Gütern der erloschenen Grafenhäuser Frangipani und Zriny mit Tersat als Vorort und wurde seither als österreichisches Litorale unter die Aufsicht des Wiener Hofkommerzienrats und der Triester Seebehörde gestellt. Im engern Sinn schloß diese Bezeichnung das Gebiet von Fiume aus. 1776 wurde das österreichische Litorale aufgehoben, der Strand in drei Komitate verteilt und mit Kroatien vereinigt. Die Stadt Fiume, welche Kaiser Friedrich III. von den Herren von Walsee 1471 gekauft hatte, war bis 1746 autonom, wurde 1776 dem Königreich Kroatien zeitweilig einverleibt, 1779 aber als ein für sich bestehender und integrierender Teil der ungarischen Krone erklärt. Nach Beendigung der französischen Revolutionskriege blieb Fiume seit 1823 wieder mit der ungarischen Krone vereinigt.
Von 1767 bis 1777 wurden Kroatien, Slawonien und Dalmatien »Illyrien« genannt und von einer illyrischen Hofdeputation in Wien regiert. Später bildete jedes dieser Gebiete ein besonderes Königreich, doch blieben die Militärgrenzen getrennt und behielten ihre besondere militärische Verfassung. 1809-13 gehörte das Gebiet rechts der Save zum französischen Kaiserreich und bildete die beiden illyrischen Provinzen Croatie civile und Croatie militaire. Seit 1814 galten Kroatien und Slawonien wieder als Landen der ungarischen Krone, als »partes adnexae«, wie die Magyaren, »regna socia«, wie die Kroaten sagen, doch mit selbständiger Verwaltung und Sprache und besondern Munizipalfreiheiten, wie namentlich dem Vorrecht, daß Kroatien nur die halbe Reichssteuer entrichtete und dieselbe vom Agramer Landtag selbständig umgelegt wurde.
Als daher Ungarn um 1840 die magyarische Sprache als offizielle Sprache einzuführen sich bemühte, wurden die Kroaten erbittert, und ihnen schlossen sich die stammverwandten Slawen Ungarns an. Graf Draskovics war das Haupt der kroatischen »nationalen« Partei, welche Kroaten, Slowenen und Serben zu einem illyrischen Volk, die Königreiche Kroatien, Slawonien und Dalmatien zu einem dreieinigen Königreich vereinigen wollte, und wurde von Ludwig Gaj auf publizistischem Gebiet in seinen Bestrebungen unterstützt. Bei den Komitatswahlen 1842 kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen der magyarischen und illyrischen Partei, doch siegte die letztere.
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Im Frühjahr 1848 regte sich auch in Kroatien die nationale Partei; der Haß gegen das Magyarentum wurde mit allem Fanatismus gepredigt und auch die Vereinigung der slawischen Gebiete Krains, Kärntens und Steiermarks mit Kroatien verlangt. Am wurde der Kroate Jellachich, ein eifriger Nationaler, zum Banus ernannt, der den Ratschlägen des Nationalkomitees folgte und sich in offene Opposition gegen die ungarische Regierung, ja gegen den Wiener Hof selbst setzte.
Endlich verbündete er sich, dem Volkswillen folgend, ganz offen mit der radikalen illyrischen Partei und beschleunigte die eigenmächtige Eröffnung des Landtags in Agram, die 5. Juni Gegenwart zahlreicher Deputierten aus andern slawischen Ländern durch eine Rede des Banus erfolgte. Aber die Dalmatiner, das Litorale und Fiume beschickten den Landtag nicht, und zwischen Kroaten und Serben kam es sofort zum Streit über die Grenzen ihres Gebiets. Mitte Juni wurde eine kroatische Deputation an den Kaiser nach Innsbruck geschickt, während die Ungarn vom Kaiser bereits das Manifest vom 10. Juni erwirkt hatten, welches die kroatischen Forderungen unter schroffem Tadel zurückwies.
Die Aufregung unter den Südslawen stieg infolgedessen immer höher, und nachdem alle Vermittelungsversuche gescheitert waren und auch von seiten des Kaisers die Ansprüche der Kroaten eine Art Sanktion erhalten hatten, überschritt 11. Sept. die Vorhut des kroatischen Heers die Drau. Von nun an operierten die Kroaten im Einverständnis mit der österreichischen Armee zur Bezwingung der ungarischen Revolution, welche im August 1849 auch gelang. Die Reichsverfassung von 1849 sprach die Trennung Kroatiens und Slawoniens von Ungarn aus, und die beiden Königreiche wurden zu einem eignen Kronland vereinigt, welchem auch das Küstenland und die Stadt Fiume mit ihrem Gebiet einverleibt wurden, wogegen die sirmischen Bezirke Ruma und Illok an die neue »Woiwodschaft Serbien« fielen.
Nach der zehnjährigen Reaktionsperiode (1850-60) erschien das »Oktoberdiplom«, welches von den Kroaten freudig begrüßt wurde; aber die »Februarverfassung« (vom mit ihrer straffern Zentralisation widersprach den Autonomiebestrebungen der Kroaten. Der erste kroatische Landtag wurde wegen seiner heftigen Opposition gegen die neue Verfassung und seiner Forderung eines nur durch Personalunion mit Österreich verbundenen großen südslawischen Königreichs aufgelöst und mehrere Jahre kein neuer berufen.
Erst wurde wieder ein Landtag eröffnet, in welchem es sofort zu heftigen Streitigkeiten zwischen der magyarischen und der slawischen Partei über das Verhältnis zu Ungarn kam. Die nationale Partei in Kroatien, deren Führung Bischof Stroßmayr übernahm, wollte weder eine Gesamtsstaatsverfassung noch eine Erneuerung der alten Union mit Ungarn, sondern ein eignes Königreich mit der Militärgrenze, Dalmatien und den Quarnerischen Inseln und ein eignes verantwortliches Ministerium.
Diese Forderung erhob auch der im Dezember 1866 wieder zusammenberufene Landtag und lehnte jede Beschickung des Pester Reichstags rundweg ab, worauf er aufgelöst wurde. Die Regierung ging nun so entschlossen und entschieden in der Unterordnung Kroatiens unter die Stephanskrone vor (die Finanzen wurden dem ungarischen Ministerium unterstellt, überall ungarnfreundliche Beamte, auch ein neuer Banus, Baron Rauch, eingesetzt), daß die Neuwahlen, welche Ende 1867 nach einer provisorischen Wahlordnung erfolgten, eine magyarisch gesinnte Majorität ergaben, welche auf dem am zu Agram eröffneten Landtag, nachdem die nationale Opposition unter Protest ausgeschieden war, in einer Adresse 29. Jan. den Dualismus und die Wiedervereinigung mit Ungarn annahm und eine neue magyarenfreundliche Regnikolardeputation wählte.
Diese brachte 25. Juli zu Pest den Ausgleich mit Ungarn dahin zu stande, daß Kroatien in das Unterhaus des Reichstags 29 und in das Oberhaus, außer den kroatischen Magnaten, 2 Deputierte senden, von den Landeseinkünften 55 Proz. nach Pest abführen, 45 Proz., die von Ungarn mit 2½ Mill. Gulden garantiert wurden, für seine besondern Angelegenheiten behalten sollte; im ungarischen Ministerium sollte ein Minister für Kroatien sitzen, in Agram eine dem Landtag verantwortliche Regierung mit dem Banus an der Spitze stehen, die Amtssprache das Kroatische sein.
Ende September wurde dieser Ausgleich ratifiziert, und hielten die kroatischen Deputierten nach 20jähriger Trennung ihren Einzug in den Pester Reichstag. Im Mai 1870 wurde auch das Verhältnis Fiumes geordnet, indem die Stadt an Ungarn, das Küstenland an Kroatien fiel. Der revidierte Ausgleich von 1873 setzte den Kroatien vorbehaltenen Teil der Einkünfte auf 3½ Mill., die Zahl der Deputierten zum Reichstag auf 34 fest. Durch kaiserliches Manifest vom wurde auch die kroatisch-slawonische Militärgrenze provinzialisiert und der Zivilverwaltung unterstellt.
Über die Verwendung des Vermögens der Grenze ward 1877 mit Ungarn ein Vertrag geschlossen. Die völlige Einverleibung der Grenze an Kroatien erfolgte Inzwischen hatten die Vorfälle auf der Balkanhalbinsel seit 1876 sowie die Okkupation Bosniens und der Herzegowina (1878) die großkroatische Agitation neu belebt. Im Landtag bildete sich eine besondere großkroatische Fraktion, die Rechtspartei, welche Ungarn und den von Ungarn ernannten Banus aufs heftigste angriff.
Aus Anlaß der Anbringung neuer ungarischer Amtsschilder kam es sogar im August 1883 zu Unruhen, zu deren Dämpfung außerordentliche Maßregeln ergriffen werden mußten. Die Führer der Rechtspartei suchten die Verhandlungen des Landtags durch rohe Schmähungen und Störungen zu verhindern, doch vergeblich, da die Mehrheit des Landtags, die Nationalpartei, zusammenhielt. Der Hauptschreier, Starcevics, wurde endlich 1885 durch Verurteilung zu Gefängnis (wegen thätlichen Angriffs auf den Banus Grafen Khuen) beseitigt.
Vgl. Gyurkovits, De situ et ambitu Slavoniae et Croatiae (Pest 1847);
Kukuljevič-Sakcinski, Jura regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae cum privilegiis (Agram 1861-1862, 3 Bde.) und »Codex diplomaticus regni Croatiae« (von 503-1200 reichend, das. 1874 f., Bd. 1 u. 2);
Pesty, Die Entstehung Kroatiens (Budapest 1882);
Schwicker, Geschichte der Militärgrenze (Teschen 1883);
»Kroatische Revue« (Agram 1885 ff.).