bearbeiteten Regimentsgeschichten liefern ebenfalls reiches
Material zum
Studium der Kriegsgeschichte. Eine ganz neue
Phase der Bearbeitung
derselben bezeichnen aber seit dem letzten Jahrzehnt die bald nach Beendigung der letzten großen
Kriege hauptsächlich vom
preußischen
Generalstab herausgegebenen aktenmäßigen
Darstellungen der
Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Sie bringen, was
das ganze
Volk in seinen Tiefen bewegt hat, mit höchster Unparteilichkeit und in mustergültiger Form
zur allgemeinen Kenntnis in einem großen Sammelwerk, dem sich Spezialbeschreibungen, namentlich für den
Festungskrieg und
für einzelne größere Truppenverbände oder für einzelne Kriegstheater, von den berufensten Bearbeitern anreihen. Aber
auch ältere
Partien der Kriegsgeschichte hat der preußische
Generalstab zu bearbeiten begonnen, wie denn der österreichische
Generalstab die Zeit des
PrinzenEugen in einem großen Werk behandelt.
Der
Präsident derRepublik ist nicht Kriegsherr, wohl aber kann der Kriegsminister innerhalb der verfassungsmäßigen
Grenzen
[* 4] über die
Armee verfügen.
Der § 23 des
Militär-Pensionsgesetzes vom bestimmt: Für jeden
Feldzug, an welchem ein
Offizier
oder ein im Offiziersrang stehender Militärarzt im Reichsheer oder der
Marine derart teilgenommen hat, daß er
mit den mobilen
Truppen ins
Feld gerückt ist, wird demselben zu der wirklichen Dauer der
Dienstzeit ein Jahr zugerechnet. Ob
bei längerer Dauer mehrere in
Anrechnung kommen sollen, darüber bestimmt in jedem
Fall der
Kaiser. Für die
Marine wird die
Fahrtzeit jenseit der
LinieDover-Calais auch im
Frieden doppelt gezählt, die in heimischen Gewässern
nicht.
die
Kosten, welche durch die
Mobilmachung des
Heers, die Unterhaltung desselben während des
Kriegs und
seine Abrüstung nach beendetem
Krieg sowie durch die Armierung und Desarmierung der
Festungen, durchTransporte,
Unterhaltung von
Kriegsgefangenen, endlich durch die Instandsetzung und Neubeschaffung (Retablissement) des im
Krieg zerstörten
und verbrauchten
Materials mehr entstehen, als das
Heer im
Frieden braucht.
In den Friedensverträgen fordert meist der
Sieger
vom Besiegten die Bezahlung der Kriegskosten oder eines Teils derselben als eine der Friedensbedingungen. Die Kriegskosten betrugen 1866 für
Preußen
[* 5] 282, 1870/71 für
Deutschland
[* 6] 1024 Mill. Mk.
die
Kunst, durch zweckmäßigen
Gebrauch der sich darbietenden Kriegsmittel den Kriegszweck (vgl.
Krieg)
auf die beste
Weise zu erreichen. Die Aufgaben, welche der
Krieg stellt, sind so vielseitig, die zu verwendenden
Mittel nach
Zeit und
Ort so verschieden, die jedesmaligen besondern Verhältnisse der kriegführenden
Parteien, der
Kriegsschauplätze etc.
so mannigfaltig, daß die
Führung eines jeden
Kriegs wieder andre Anforderungen stellt. Daneben gibt
es aber doch gewisse unveränderliche
Grundsätze für die Kriegführung aller
Zeiten und aller
Völker, und diese systematisch
darzustellen, ist die
Sache der
Kriegswissenschaften (s. d.). Die Geschichte der Kriegskunst und
des Kriegswesens stellt den
Gang
[* 7] dieser
Entwickelung in
Kriegs- und Friedenszeiten, also die militärischen Einrichtungen, die
Waffen,
[* 8]
Taktik, Operationskunst etc. aller oder einzelner
Völker und
Zeiten dar sowie die Einwirkungen der Kriegserfahrungen,
der
Wissenschaften, der
Erfindungen auf die Kriegskunst. Sie ist demnach etwas andres als die
Kriegsgeschichte (s. d.).
Im
Altertum war auch die Kriegführung einfach.
Erst als man entferntere
Züge unternahm, wurden auch die Vorkehrungen verwickelter. Unter dem Perserkönig
Kyros scheint die
Kriegskunst der Asiaten den höchsten Gipfel erreicht zu haben. Die politischen Verhältnisse der griechischen
Bundesstaaten waren
der
Entwickelung der Kriegskunst nicht günstig; erst auswärtige
Feldzüge führten zu eingehender Beschäftigung
mit derselben.
Ihren Glanzpunkt erreichte die Kriegskunst der Griechen unter
Alexander d. Gr. Die
Römer
[* 9] bildeten sich nach den Griechen,
führten aber bald den
Krieg auf eigne
Weise;
Cäsar brachte die auf die höchste
Stufe der
Ausbildung.
Unter den
Kaisern geriet sie allmählich inVerfall, obschon es nicht an großen
Feldherren fehlte. Die
Völker, welche sich in das große
römische Reich teilten, folgten mehr ihrem
Instinkt als den
Grundsätzen einer
Kunst. Ebensowenig
war im
Mittelalter von einer Kriegskunst die
Rede; sogar untergeordnete
Zweige derselben, wie die
Taktik, blieben fast unkultiviert. Die
höchst mangelhafte Heerverfassung jener
Zeiten erschwerte entfernte Heereszüge und eine planmäßige
Kriegführung.
durch Angriff auf einen Flügel gewissermaßen beiseite schob. Die Erfahrungen dieser langen Kriegsperiode führten zu der Aufstellung
eines wissenschaftlichen Systems der Kriegskunst (vgl. Kriegswissenschaft). Die Kriegsmittel haben indes in der neuesten Zeit durch
die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die Fortschritte der Waffentechnik, der Chirurgie, vor allem aber in der Entwickelung
des Verkehrswesens eine so tiefgreifende Umgestaltung gewonnen, daß mit dem Krieg von 1859 auch eine neue Epoche der Kriegskunst beginnt,
die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu großartiger Bethätigung kam.
Auch die allgemeine Teilnahme der Völker am öffentlichen Leben förderte die Teilnahme aller am Krieg und das Eintreten ganzer
Völker in den Krieg, der um große nationale Zwecke geführt wird. Je größer aber die aufgebotenen Massen
sind, um so weniger kann die Entscheidung lange hingezogen werden; sie muß rasch erfolgen, daher im Frieden sorgsamst vorbereitet
sein und dann der Schlag mit aller Kraft
[* 12] und in der entscheidenden Richtung geführt werden. In Amerika
[* 13] rächte
sich die Vernachlässigung der Kriegskunst und der Wehrhaftigkeit im Frieden durch ungeheure Opfer und jahrelange Kämpfe, in Europa
[* 14] aber
fanden große Kriege 1859 und 1866 in wenigen Wochen, ja 1871 ein wahrhafter Volkskrieg in wenigen Monaten ihr Ende.
Vgl. Hoyer,
Geschichte der Kriegskunst von Anwendung des Pulvers bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Götting. 1797-1799, 2 Bde.);
G. v. Berneck, Geschichte des Kriegswesens (3. Aufl., Berl. 1867);
Meynert, Geschichte des Kriegswesens (Wien
[* 15] 1868, 3 Bde.);
Köhler,
Entwickelung des Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit (Bresl. 1886 ff.).
Über das Kriegswesen in prähistorischer Zeit lassen sich aus den erhaltenen Verteidigungswerken, Heidenschanzen und einzelnen
uns überkommenen Waffenstücken nur wenige Schlüsse ziehen. Ursprünglich waren Jagd- und Kriegswaffen dieselben, und vielfach
dienten axt- und messerförmige Werkzeuge
[* 17] auch zugleich als Waffen. Man wird wohl annehmen dürfen, daß die Keule aus Holz
[* 18] und
der geschleuderte Stein die ersten Waffen waren, denen sich später der Holzspeer, anfangs nur mit Holzspitze,
und Bogen
[* 19] und Pfeil, letzterer anfangs ebenfalls nur mit Holzspitze, zugesellten.
Mit der Erfindung der schneidenden Werkzeuge und der Vervollkommnung derselben ging auch die Vervollkommnung der WaffenHand
[* 20] in Hand; die ursprünglich ganz aus Holz hergestellten Waffen wurden mit Stein- und Knochenschärfen armiert, bis schließlich
die Erfindung der Metallbearbeitung auch diese unvollkommenen Stücke beseitigte. Jetzt findet man Pfeilspitzen
aus Feuerstein noch in Gräbern der Merowingerzeit, eigentliche Steinwaffen, d. h. Steinäxte und Speere, waren aber zu jener
Zeit in diesen Gegenden längst außer Gebrauch. Aus dem Kampf des Einzelnen gegen wilde Tiere und seinesgleichen bildete sich
allmählich mit der sozialen Entwickelung der Familie, des Stammes und Volkes auch die Kampfesweise vom Einzelkampf
bis zur Heeresschlacht heraus.