Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts, eines
Hauptsteueramtes und einer Reichsbanknebenstelle und hat ein
Gymnasium, eine Sammlung
von Altertümern, ein
Hospital und ein
Viktoriastift (Heilanstalt für skrofelkranke
Kinder). Die
Solquellen von Kreuznach, wahrscheinlich
schon im 15. Jahrh. (1478) entdeckt u. gebraucht,
jedoch erst in neuerer Zeit medizinisch benutzt, sind sehr reich an Chlorverbindungen und enthalten gleich ähnlichen
QuellenJod, unterscheiden sich aber von der
Mehrzahl derselben dadurch, daß sie keine schwefelsauren
Salze enthalten und alle durch
ihren Bromgehalt übertreffen.
Als
Getränk benutzt werden vorzüglich die Eisenquelle (10° C.), der Hauptbrunnen zur
SalineMünster
[* 6] (30° C.) und der Hauptbrunnen zu Theodorshall (21° C.) und
Karlshall (24° C.), letztere beiden als Domanialgut dem
Großherzog
von
Hessen
[* 7] gehörig. Die
Bäder werden mit einer
Temperatur von 31-32° C. genommen und durch einen Zusatz von
Mutterlauge verstärkt,
welch letztere eine bedeutende
MengeLithium sowie ansehnliche
Spuren von
Cäsium und
Rubidium besitzt. Auch
Soldunstbäder und
Inhalationen werden angewendet. Als besonders wirksam erweisen sich die
Quellen von Kreuznach bei allen
Formen der
Skrofulose, bei chronischen Gebärmutterleiden, bei Hautausschlägen,
Syphilis, Leberhypertrophie etc. Das
Klima
[* 8] ist mild, mäßig
feucht und im ganzen ziemlich gleichmäßig, die mittlere
Temperatur des
Sommers 18° C. Die Zahl der Kurgäste
betrug 1886: 5082. - in dessen unmittelbarer
Nähe man die
Fundamente eines römischen
Kastells, die sogen. Heidenmauer, entdeckt
hat und Grabstätten,
Urnen und
Münzen
[* 9] findet, kommt schon 819 als karolingische
Pfalz Cruciniacum und die um dieselbe entstandene
Gemeinde 881 und 974 in
Urkunden als
Villa Crucenacha vor.
Heinrich IV. schenkte diese
Domäne 1065 an das
BistumSpeier,
[* 10] welches den im Anfang des 13. Jahrh. als Stadt genannten
Ort 1241 an den
GrafenHeinrich II. von
Sayn verkaufte. Durch dessen
Schwester kam an die
Grafen vonSponheim, von denen es 1416 an
Kurpfalz fiel.
In den Kriegszeiten von 1620 bis 1689 wurde die Stadt wiederholt geplündert; 1689 ward das feste
Schloß Kauzenberg,
welches sich bei der
Neustadt auf dem Kauzenberg erhob, von den
Franzosen geschleift. Etwa 9 km weiter aufwärts liegt das
SolbadMünster am Stein (s. d.).
[* 1]
(PellasMerr.), Schlangengattung aus der
Familie der
Ottern (Viperidae), mit der bekanntesten Art Kreuzotter
(Adder,
Feuer-,
Kupfer-,
Haselnatter,
PellasberusMerr., s. Tafel
»Schlangen
[* 23] I«).
[* 24] Diese kennzeichnet sich durch den vorn schmalen, nach
hinten plötzlich verbreiterten, platten
Kopf, der vorn mit kleinern Schildern besetzt ist, welche ein
zentrales größeres umgeben (s. Abbildungen). Der
Hals ist sehr deutlich gegen den
Kopf abgesetzt, seitlich ein wenig zusammengedrückt,
der Leib gegen den
Hals bedeutend verdickt, der
Schwanz verhältnismäßig kurz, im letzten Dritteil seiner
Länge auffallend
verdünnt und in eine kurze, harte
Spitze endigend.
Die
Schuppen sind mehr oder minder deutlich gekielt, auf der Unterseite stehen breite Querschilder, welche
am
Schwanz sich zweireihig ordnen. Das Männchen wird 65, das Weibchen bis 78
cm lang. Die Männchen sind im allgemeinen heller
als die Weibchen, hell aschgrau, silberweiß oder gelblichweiß, höchstens etwas ins Bräunliche ziehend; die Weibchen haben
eine graubraune, grünlichbraune bis ziemlich dunkel schmutzigbraune oder olivengrüne
Farbe. Stets zieht
sich aber über den
Rücken vom
Nacken bis zur Schwanzspitze eine schwarze Zickzacklinie, welche sich als eine
Schnur aufgereihter
Vierecke darstellt. Auf der Mitte des
Scheitels verlaufen zwei Längsstreifen (von regellosen
Flecken und
Strichen umgeben),
welche mehr einem ) ( als einem
Kreuz
ähnlich sind, sich niemals schneiden und nur selten bis zur Berührung sich nähern. Die Schilder der Unterseite der Kreuzotter sind
gewöhnlich dunkelgrau oder schwarz, gelblich gefleckt. Die Färbung wechselt aber außerordentlich. Die Kreuzotter findet
sich im größten Teil Europas und in ganz Mittelasien, in den Alpen
[* 26] bis 2500 m ü. M., am häufigsten auf
dem Schwarzwald, der Schwäbischen und Rauhen Alb und in ganz Norddeutschland. Sie findet sich im Wald, auf der Heide, auf Wiesen,
Feldern, in Weinbergen, Steppen etc., unter Gebüsch, in steinigen, überwucherten Halden und besonders in Moorgegenden.
Sie bewohnt Höhlungen unter Wurzeln oder im Gestein, Maus- oder Maulwurfslöcher etc., entfernt sich niemals
weit von denselben und setzt sich möglichst anhaltend dem Sonnenschein aus, weil sie Wärme
[* 27] über alles liebt. Sie befindet
sich aber bei Tag in einem halb schlaftrunkenen Zustand, bewegt sich träge und langsam, während sie von der Dämmerung an
lebhafter wird. Mit der Natter vermag sie an Beweglichkeit nicht zu wetteifern, aber sie erklimmt doch
schräg stehende Stämme und weiß sich auch im Wasser zu behelfen.
Sie lebt besonders von Mäusen, Spitzmäusen, jungen Maulwürfen, frißt aber auch wohl junge Vögel
[* 28] und in der NotFrösche
[* 29] und
vertilgt deren sehr viele, kann aber auch lange hungern. Im Winter hält sie gesellig (15-25 Stück) unter
alten Wurzelstämmen Winterschlaf und erscheint erst im April, frühstens Mitte März, über der Erde. Sie ist äußerst reizbar,
gerät leicht in grenzenlose Wut, bläht sich auf, zischt und beißt. Am Tag flieht sie nicht vor dem Menschen, sondern bleibt
trotzig liegen und verrät sich bei Annäherung durch ihr Zischen, welchem sogleich der Biß folgt.
Daß die Kreuzotter springt und weit verfolgt, ist eine Fabel. Nachts flieht sie wohl regelmäßig vor dem Menschen. Die Paarung beginnt
erst im April und Mai; bisweilen verknäueln sich mehrere Pärchen während der Begattung zu einem wirren Haufen, in welchem
sie lange vereinigt bleiben. Im August und September legt das Weibchen je nach seinem Alter 5-14 Eier,
[* 30] aus welchen alsbald die
Jungen auskriechen. Diese sind etwa 20 cm lang, häuten sich nach einigen Minuten oder Stunden und leben sogleich völlig selbständig.
Auch in der Gefangenschaft bleibt die Kreuzotter boshaft, und nur ausnahmsweise nimmt sie eine
Nahrung an. Der Biß der Kreuzotter ist sehr gefährlich, wenn auch nur etwa 10 Proz. der Gebissenen
dem Tod verfallen. Der Tod erfolgt in einer Stunde bis in zwei oder drei Wochen. Durch Stiefel dringen die Giftzähne nicht. Zu
beachten ist aber, daß selbst abgeschlagene Köpfe noch Minuten und Viertelstunden nach der Enthauptung
beißen. Als bestes Mittel gegen die Folgen des Bisses haben sich Branntwein, Kognak, Rum etc., in sehr starken Dosen genossen,
bewährt. Dabei spüren die Gebissenen nichts von dem Rausch. Außerdem kann man die Bißwunde aussaugen (wobei vorausgesetzt
ist, daß man keine Wunde im Mundoder an den Lippen hat), ausschneiden oder ausbrennen oder doch bis zur
Erlangung ärztlicher Hilfe einen kleinen glatten Stein sehr fest aufbinden, um die Blutzirkulation zu hemmen. Die hauptsächlichsten
Feinde der Kreuzotter sind der Iltis,
[* 31] Igel und Schlangenbussard.