Bald danach durch wiederholte Schlaganfälle geschwächt, starb er auf einer Gesundheitsreise in Genf.
[* 5] Von Kreutzers
zahlreichen
Kompositionen haben nur die für sein
Instrument, darunter 19
Konzerte und die noch jetzt zurAusbildung
eines Violinisten unentbehrlichen
Etüden, ihn überlebt. Ein unvergängliches Denkmal wurde ihm überdies von
Beethoven durch
die Widmung seiner Violinsonate Op. 47, der sogen. Kreutzer-Sonate,
errichtet.
Eine künstlerisch für ihn erfolglose
Reise nach
Paris
[* 9] abgerechnet, wirkte er auch ferner in
Wien bis 1840, die letzten sieben
Jahre als
Kapellmeister am
JosephstädterTheater.
[* 10] Von da an lebte er in verschiedenen
Städten, unter andern mehrere Jahre in
Köln,
[* 11] zuletzt in
Riga,
[* 12] wo er starb. Von seinen zahlreichen Bühnenwerken, denen es zwar nicht
an
Grazie und Innigkeit, jedoch an Tiefe und dramatischer Wirksamkeit fehlt, haben nur das »Nachtlager
zu
Granada«
[* 13] (1834 für das
JosephstädterTheater inWien geschrieben) und die
Musik zu
Raimunds »Verschwender« ihre Anziehungskraft
bis zur Gegenwart bewahrt; seine lyrischen
Arbeiten dagegen, namentlich die
Chöre für Männergesang,
sind noch heute in großer Anzahl verbreitet und Lieblingsstücke der betreffenden
Kreise.
[* 14] In seiner Vaterstadt ist dem
Komponisten
ein Denkmal (von
HansBaur) errichtet worden.
[* 1] (lat.
Crux), ein aus zwei sich schneidenden
Balken gebildeter
Körper und die dem entsprechende
[* 1]
Figur; insbesondere
ein namentlich bei den Alten übliches
Werkzeug von dieser Form zur Ausführung der
Todesstrafe (s.
Kreuzigung). Die speziell
zu diesem
Zweck dienenden Kreuze waren die von
LipsiusCrux immissa und
Crux commissa genannten. Das erstere bestand aus einem
Längs- und einem unter rechten
Winkeln eingefügten Querbalken; über diesem wurde der sogen. Titulus,
eine weiße Tafel, auf der die
Schuld des Verurteilten stand, angebracht,
und ungefähr in der Mitte des Langholzes befand
sich das Sitzholz (sedile).
Ein Fußbrett läßt sich im antiken
Strafverfahren nicht nachweisen. Bei der
Crux commissa (auch
Antonius- oder ägyptisches
Kreuz genannt) bildet der Querbalken den obernAbschluß des Längsbalkens (T). Nach den ältesten Schriftstellern
soll letztere die Form des Kreuzes gewesen sein, an welchem
Christus gekreuzigt wurde.
Andre Kreuzesarten in Gestalt eines
X
(Andreaskreuz, crux decussata) oder Y
(Schächer- oder
Gabelkreuz) lassen sich nicht als gebrauchte Strafwerkzeuge erhärten.
Einige andre Kreuzesformen kommen in der
Kunst- undKulturgeschichte vor (s. die Abbildungen). Das sogen.
lateinische Kreuz entsteht, wenn der Querbalken oberhalb der Mitte des Längsstammes angebracht ist; diese
[* 1]
Figur
umgekehrt nennt man das Petruskreuz, weil dieser
Apostel mit dem
Kopf zur
Erde gekehrt gekreuzigt worden sein soll. Sind die
vier
Arme gleich lang, so haben wir das griechische Kreuz. Das russische Kreuz, besonders
auf
Kirchen, hat zwei Querbalken, deren unterer auch schräg gestellt ist. Auf prähistorischen
Gefäßen und Geräten kommt
das Swastikakreuz vor, welches auch bei den Buddhisten in
Indien religiöses
Symbol ist. Bei den Ägyptern findet man das
Henkelkreuz,
d. h. ein
Antoniuskreuz, das
oben mit einem Henkel oder
Öhr versehen ist, als
Sinnbild des künftigen
Lebens.
Als
Erinnerung an den Kreuzestod
Christi wurde das Kreuz, anfangs in der Gestalt der
Crux commissa, von den
Christen zu einem heiligen
Zeichen, zum
Symbol des Inbegriffs des
Christentums, zum
Sinnbild des tiefsten
Schmerzes und des höchsten
Heils, zum Erkennungszeichen
der
Christen erhoben. Der
Gebrauch, sich zu bekreuzen, d. h. mit den
Fingern das Kreuzeszeichen vor sich
hin in die
Luft zu bilden, reicht bis ins 3. Jahrh. zurück und ging sehr bald auch in den öffentlichen
Gottesdienst über.
dem Kreuz auch Wunderkraft bei, wie sein Zeichen noch heutzutage vom Volk vielfach als Schutzmittel gegen böse Geister angewendet
wird. Die im 5. Jahrh. aufgekommene Sitte, unter dem ein Lamm darzustellen, aus dessen BrustBlut fließt, wurde auf dem sechsten
Konzil zu Konstantinopel 680 verboten und verordnet, anstatt des Lammes den Heiland in Gestalt eines am Kreuz hängenden
Menschen abzubilden. So entstand das Kruzifix (s. d.), d. h. ein Kreuz mit
dem Bilde des sterbenden Erlösers, das auch die evangelische Kirche als Erinnerungszeichen an den Tod Jesu beibehalten hat und
deshalb auf dem Altar
[* 19] aufstellt (Altarkreuz).
Vgl. Stockbauer, Kunstgeschichte des Kreuzes (Schaffh. 1870);
Die Quellen sind am vollständigsten gesammelt in Zöckler, Das Kreuz Christi, kirchlich-archäologische Untersuchungen (Gütersl.
1875).
Die Sitte, daß des Schreibens Unkundige anstatt ihrer Namensunterschrift drei Kreuze zeichnen (s.
Analphabeten, am Schluß), findet sich schon im 6. Jahrh. und mag sich so erklären, daß das Kreuzeszeichen
die Unterzeichnenden an die Pflicht der Wahrhaftigkeit erinnern sollte. Überhaupt war es gewöhnlich, bei Unterschriften von
Urkunden selbst außer dem Namen noch drei Kreuze zu zeichnen; auch findet man dieses Zeichen häufig im
Eingang von Diplomen und andern Handschriften anstatt der Anrufung des NamensGottes. Die griechischen Kaiser schrieben ihr Kreuzeszeichen
mit roter, die byzantinischen Prinzen mit grüner Tinte, die englischen Königevor der normännischen Eroberung in Gold.
[* 21]
Die Kreuze der altnordischen Runensteine haben ihren Ursprung von dem in Kreuzesform gestalteten Hammer
[* 22] des
Thor. Auf Münzen
[* 23] und Siegeln bedeutet ein Kreuz die Stelle, wo man die Umschrift zu lesen anfangen soll. Mehrere Münzen haben von
dem Gepräge des Kreuzes ihren Namen, z. B. der Kreuzer (s. d.), der Kreuzpfennig der Stadt Bremen,
[* 24] der Kreuzgroschen, der Kreuzdukaten
der Könige von Frankreich seit Franz I., die portugiesische Crusade etc.
Im Kartenspiel ist Kreuz die deutsche Benennung für das französische Trèfle; in der Mathematik als stehendes Kreuz (+, plus) Additionszeichen,
als liegengendes ^[richtig: liegendes] Kreuz (×) Multiplikationszeichen; bei Thermometerangaben bezeichnet + die
Grade über 0.
In der Heraldik kann das Kreuz wohl als das älteste Wappenzeichen bezeichnet werden, denn die Heere, welche
nach dem Morgenland zogen, um das Heilige Grab zu
befreien, führten ein auf Fahne, Schild
[* 25] und Gewand. Des heiligen ReichsFahne
trug schon vor 1200 ein Kreuz; es ist das St. Georgenbanner, welches dem heil. Georg nach der Sage ein Engel vom Himmel
[* 26] brachte.
KaiserFriedrich III. nahm das in aller Form in das kaiserliche Wappen
[* 27] auf, doch machten seine Nachfolger
von demselben keinen Gebrauch. In der Heraldik kommen die verschiedensten Kreuzformen vor. Die Kreuze, welche in den Schildesrand
verlaufen, nennt man die eigentlich heraldischen Kreuze: das gemeine Kreuz, bei dem alle vier Arme gleich
lang sind (auch griechisches Kreuz genannt,
[* 18]
Fig. 1), das Andreas- oder Schrägkreuz (auch burgundisches Kreuz genannt,
[* 18]
Fig. 2),
das Gabel- oder Schächerkreuz
[* 18]
(Fig. 3), das Antoniuskreuz (auch ägyptisches Kreuz genannt,
[* 18]
Fig. 4) u.
das Tatzenkreuz (auch mantuanisches Kreuz genannt,
[* 18]
Fig. 5), ein gemeines Kreuz, das
breitendig ausgeschweift ist. Berührt das Kreuz den Schildesrand nicht, so nennt man es abgeledigt oder
schwebend: gemeines Kreuz, schwebend
[* 18]
(Fig. 6) und breitendig
[* 18]
(Fig.
7). Ist der untere Arm des letzten Kreuzes zugespitzt, so entsteht das Nagelspitzkreuz
[* 18]
(Fig. 8). Die Enden der vier Arme des
Kreuzes werden in der mannigfaltigsten Weise gemustert. So entsteht das Kleeblattkreuz
[* 18]
(Fig. 9), das Ankerkreuz
[* 18]
(Fig. 10), das Krückenkreuz
[* 18]
(Fig. 11), das wiederholte Kreuz (franz.
croix croisée,
[* 18]
Fig. 12), das Hakenkreuz
[* 18]
(Fig. 13), das Halbkrücken- oder Pfötchenkreuz
[* 18]
(Fig. 14).
Endlich sind noch die Passions- oder Hochkreuze zu nennen, deren unterer Arm erheblich verlängert ist
[* 18]
(Fig. 15); Hochkreuze
mit zwei oder mehr Armen heißen Patriarchenkreuze
[* 18]
(Fig. 16).
Über die Kreuze der geistlichen und weltlichen Ritterorden s. die einzelnen diesen Orden
[* 28] gewidmeten Artikel.
In der Musik sind das Kreuz (♯) und Doppelkreuz (×) Erhöhungszeichen, s. Erhöhung. Ein im Generalbaß ohne Ziffer
überschriebenes Kreuz bezieht sich auf die Terz. Das aufrechte Kreuz (+) ist in englischen Musikalien das Zeichen für den Daumen
(s. Fingersatz). Über die Bedeutung des + in der neuern Harmonielehre vgl. Klangvertretung. - Im Maschinenwesen ist Kreuz die
Vorrichtung, durch welche eine Stangenkunst mit den Kolbenstangen eines Pumpwerkes in Verbindung gesetzt
wird. Das ganze Kreuz besteht aus zwei rechtwinkelig sich durchkreuzenden starken Hölzern, deren vier Enden durch eiserne Schienen
verbunden sind; eine eiserne, in Lagern ruhende Welle geht durch die Mitte des Kreuzes. Das halbe