Krestowskij ist kein
Talent ersten
Ranges, aber ein begabter Schriftsteller mit realistischem Scharfblick.
2) W. (mit ihrem eigentlichen
Namen Nadeshda Dmitrijewna Chwoschtschinskaja),
bedeutende russ. Schriftstellerin, geb. 1825 zu
Rjäsan, wo sie gegenwärtig noch lebt.
Ihre litterarische Thätigkeit begann 1850 mit der
Erzählung
»Anna
Michailowna« in der Monatsschrift »Otetschestwennyja Sapiski« (»Vaterländische
Annalen«),
in der in der
Folge auch ihre übrigen
Dichtungen mit wenigen Ausnahmen veröffentlicht wurden. Den größten Erfolg
hatten die
Romane: »Die Begegnung« (1857);
»Aus
jüngster Vergangenheit« (1868) und »Der große
Bär« (1871).
Auch der Romancyklus »Die
Provinz der guten alten Zeit« verdient
Erwähnung.
Scharfe Beobachtungsgabe, realistische Lebenswahrheit, psychologischer Tiefblick, abgerundete, ernst-anmutige
Darstellung, das sind die wesentlichsten Vorzüge dieser Werke, von denen einige auch ins Deutsche
[* 3] und ins
Italienische (von
A.de Gubernatis)
übertragen sind. Treffliche
Sachen finden sich auch in ihren kleinern
Novellen und
Fragmenten
(zum Teil übersetzt von Ascharin im
»Russischen Novellenschatz«).
Ihre gesammelten Werke erschienen in
Petersburg
[* 4] 1883 ff.
Kreisstadt im russ.
GouvernementNowgorod, an der Cholowa (zur
Msta), hat einen kaiserlichen
Palast, 2 griechisch-kath.
Kirchen, eineKirche der Altgläubigen und (1881) 3337 Einw. (meist Sektierer).
Der sehr niedrig gelegene
Kreis
[* 5] Krestzy wird namentlich nach dem
Ilmensee hin von ungeheuern, bis über 400 qkm großen
Sümpfen
(Moosmorästen) bedeckt.
(neugriech.
Kriti, türk.Kirid, ital.
Candia), eine ein eignes
Wilajet der Türkei
[* 7] bildende
Insel im
Mittelmeer, zwischen 23° 3-26° 20' östl. L. v. Gr.
und 34° 55'-35° 41' nördl.
Br., südlich dem Ägeischen
Meer vorgelagert, hat eine von W. nach O. langgestreckte Gestalt;
ihre größte
Ausdehnung
[* 8] in die
Länge beträgt 255, die
Breite
[* 9] 12-56 km, der Flächeninhalt 8,618 qkm (156,5
QM.). Die
Küsten der
Insel sind fast überall steil, doch enthält die nördliche zahlreiche
Buchten (Mirabella-, Armyro-,
Suda-,
Kanea-, Kisamobai) und vorspringende Felsenvorgebirge, welche mehrere vortreffliche und geräumige Häfen bilden, während
der stellenweise ganz unzugänglichen Südküste solche mangeln.
Von den
Vorgebirgen sind die bekanntesten:
KapBusa und
KapSpatha (Psacum promontorium) im W., die
Vorgebirge
Sidero und Salmone (Samonium promontorium) im O.,
Kap Lithinos als südlichster Vorsprung. Das
Innere Kretas wird von einer
in vier
Gruppen gesonderten
Gebirgskette durchzogen, welche nahe der Mitte der
Insel in dem aus drei
Spitzen bestehenden
Ida oder
Psiloriti 2456 mHöhe erreicht. Der westliche Teil dieser
Gebirgskette sind die
WeißenBerge oder das Madarasgebirge,
im Theodoro 2469 m hoch, daher nur in den Sommermonaten
frei vonSchnee;
[* 10] den östlichen Teil bilden das Lasithigebirge (2164
m) und das gänzlich abgesonderte
Gebirge des Aphentis (ehemals
Dikte).
Die
Gebirge bestehen aus grauem oder schwärzlichem, halbkristallinischem
Kalkstein, der von dünnen
LagenSchiefer durchsetzt
ist. Bemerkenswerte
Ebenen sind die von
Kandia,
Kanea, die Mesará, Pediada etc. Die
Insel ist reich an gutem
Trinkwasser, aber die
Flüsse
[* 11] sind eigentlich nur
Gießbäche; die beträchtlichen sind der Mylopotamo auf der
Nord- und der
Mitropolipotamo auf der Südküste. Das
Klima
[* 12] ist überaus mild und gesund; nur wenn aus
Afrika
[* 13] der
Scirocco
herüberweht, glüht die
Luft in furchtbarem
Dunst, und die
Hitze steigt auf 36-40° C. Im
Winter kennt
man in den
Ebenen nur
Regen,
und erst wenn das
Thermometer
[* 14] auf 4-7° fällt, hüllen sich die Berggipfel in
Schnee. Im
Sommer regnet
es nie, aber bei der
Nähe des
Meers ist der
Tau sehr stark.
Die
Bevölkerung
[* 20] besteht größtenteils aus Griechen und wurde 1873 auf 234,213
Christen, 37,840 Mohammedaner, 3200
Juden, zusammen
275,253 Einw. geschätzt; für 1879 gibt das offizielle
Salname allein 224,623 männliche Bewohner an. Diese
Einteilung nach
dem
Bekenntnis deckt sich aber keineswegs mit derjenigen nach der
Nationalität und
Sprache,
[* 21] da die überwiegende
Mehrzahl der
Bekenner des
Islam der
Sprache, Abstammung und
Sitte nach Griechen sind. Am reinsten hat sich das alte griechische
Blut bei den
Sphakioten erhalten, welche die fast uneinnehmbaren
Thäler und
Hochebenen des Madarasgebirges bewohnen und erst
beim letzten
Aufstand 1868 völlig von den
Türken unterworfen wurden.
Fast nur in der Stadt
Kandia findet man wirkliche
Türken, ferner bei
Kanea eine Araberkolonie von einigen tausend
Seelen. Die
der griechischen
Kirche angehörigen Bewohner stehen unter 15
Bischöfen.
Gewerbfleiß,
Handel und
Schiffahrt liegen danieder;
die unter venezianischer Herrschaft noch so blühenden Häfen sind fast alle versandet, die meisten
Städte
liegen in Trümmern. Der Haupthafen und Haupthandelsplatz ist die Stadt
Kanea (s. d.), westlich von
Kandia, in der danach benannten
Bucht.
Administrativ bildet die
Insel mit den umliegenden Eilanden
Dia, Gavdos, Gavdopulo ein türkisches
Wilajet, das in die
fünf
SandschaksKandia,
Kanea, Laschid, Retimo und Sphakia zerfällt. Hauptstadt ist
Kandia (s. d.). S.
Karte
»Griechenland«.
[* 22]
Geschichte. In der ältesten griechischen Zeit bestand auf dem von
Doriern besetzten, 100städtigen Kreta das
Königreich des
weisen
Minos (s. d.). Zwei bedeutende
Städte lagen an der
Nordküste: im W.
Kydonia (woher die
Quitten den
Namen haben), im O.,
landeinwärts vom heutigenKandia,
Knosos, des
MinosResidenz; am Südabhang lag Gortyna. Nach der
¶
mehr
Unterdrückung der kretischen Seeräuber durch Metellus Creticus (67 v. Chr.) waren die Römer
[* 24] Herren der Insel. Später den griechischen
Kaisern gehörend, wurde sie diesen 823 n. Chr. von den Arabern entrissen. NikephorosPhokas eroberte sie 961 wieder, und sie
blieb nun den Griechen, bis Konstantinopel
[* 25] 1204 von den Kreuzfahrern erobert wurde, worauf sie in die Hände
der Genuesen und dann der Venezianer geriet, welche sie bis 1645 behaupteten. Die Hauptstadt Kandia ging aber erst nach einer
dreijährigen, höchst blutigen Belagerung, wobei fast 150,000 Menschen geopfert wurden, 1668 an die Türken über, unter deren
Herrschaft die Insel verwilderte. Im griechischen Aufstand nahm sie Mehemed Ali von Ägypten
[* 26] als Ersatz für
die Kriegskosten dem Sultan weg, mußte sie ihm jedoch 1841 wieder herausgeben.
Als durch die Entthronung König Ottos in Griechenland die national-hellenische Bewegung sich wieder belebt hatte und die Mißernten
der Jahre 1863-65 den türkischen Steuerdruck wieder recht empfindlich machten, kam es 1866 zu einem
allgemeinen Aufstand gegen die Fremdherrschaft, dessen Bekämpfung wegen der gebirgigen Beschaffenheit der Insel den durch 6000 Ägypter
verstärkten Türken große Schwierigkeiten verursachte. Überdies wurde der Aufstand von Griechenland aus durch Freiwillige
und Geldsendungen unterstützt, und selbst die Großmächte, außer England, rieten der Pforte zur Abtretung der Insel an
Griechenland.
Diese wurde abgelehnt, und die Neutralen beschränkten sich darauf, die Einwohner vor derRache der Türken nach Griechenland
in Sicherheit zu bringen. 1867 gelang es endlich Omer Pascha, durch kombinierte Operationen den Aufstand einzuengen und durch
rücksichtslose Strenge die Ruhe in dem okkupierten Gebiet zu erhalten. Zugleich gewährte die Pforte eine
allgemeine Amnestie und zeigte sich zu Reformen bereit. Der GroßwesirAali Pascha selbst begab sich im Oktober 1867 nach Kreta und
berief eine Delegiertenversammlung nach Kanea, deren Vorschläge, namentlich ein mehrjähriger Steuererlaß, bewilligt wurden.
Nun erlahmte der Aufstand; die Mächte, durch die türkischen Zugeständnisse zufriedengestellt, lehnten jede fernere
Unterstützung ab und zwangen auch Griechenland Anfang 1869, alle Verbindung mit Kreta abzubrechen. Nach 2½jährigem Kampf ward
so Kreta wieder den Türken unterworfen, welche sich übrigens bemühten, den Einwohnern ihre Herrschaft weniger drückend zu
machen. Namentlich gewährte Mukhtar Pascha, der 1878 zur Dämpfung neuer Unruhen nach Kreta geschickt wurde, den
Einwohnern erhebliche Zugeständnisse, wie die Berufung einer aus christlichen und mohammedanischen Deputierten gebildeten
Provinzialversammlung, finanzielle Selbständigkeit, Beschränkung der Dienstpflicht auf die Gendarmerie u. dgl. Auch
wurde ein Grieche, Photiades, zum Generalgouverneur ernannt.
Ganz wurden die Opposition der christlichen Einwohner gegen die türkische Herrschaft und die Annexionsgelüste der Griechen
damit allerdings nicht erstickt.