Branchiobdellen, welche den
Krebsen äußerlich und teilweise bis zu 100
Stück aufsitzen, ein
Leberegel
(Distomum cirrigerum
αBaer) und dergleichen Schmarotzertiere angesehen, nach
Leuckart und
Rauber ist aber ein
Pilz,
[* 2] Mycosis astacina, aus der
Gruppe
der
Saprolegniaceen, als
Ursache zu betrachten. Wahrscheinlich dringt der
Pilz durch die weichen Gelenkhäute zwischen
den Leibesringen und Gliedmaßenstücken ein und zerstört durch sein rasches Wachstum die
Gewebe,
[* 3] namentlich die Muskulatur
des
Krebses. Zur Verhütung der Krebspest ist nur möglichste Reinhaltung der Gewässer von faulenden tierischen
Substanzen zu empfehlen.
Vorteilhaft dürfte sich auch ein mäßiger Zusatz von
Salz
[* 4] zu dem
Wasser erweisen. Der
Genuß pestkranker
Krebse, wenn dieselben frisch gefangen und gekocht werden, ist nicht nachteilig, vielmehr ist der
Geschmack vorzüglich und
der Fettgehalt größer als bei ganz gesunden
Krebsen.
Der
Kopf verschmilzt meist mit einem oder mehreren folgenden Leibesringen zu dem sogen.
Cephalothorax
(Kopfbruststück) und
besteht selbst wieder aus mehreren innig miteinander verbundenen
Ringen
(Segmenten). Weiter nach hinten folgen dann die freien
(nicht verschmolzenen)
Ringe der
Brust
(Thorax) und desHinterleibes
(Abdomen); diese beiden Teile sind jedoch
nicht immer scharf zu trennen und verschmelzen bei vielen
Schmarotzern oft zu einer einzigen
Masse. Überhaupt kann der Leib
seine Ringelung oder
Gliederung und zugleich die
Beine mitunter ganz einbüßen, so daß
man in solchen
Fällen die
Tiere (meist
sind es
Schmarotzer) nicht für Krebstiere, sondern für
Würmer
[* 9] oder
Weichtiere gehalten hat, bis es gelang, die
zugehörigen, noch nicht rückgebildeten Jugendstadien aufzufinden.
Die
Gliedmaßen sind ursprünglich sämtlich breite, blattförmige Schwimmbeine gewesen, haben jedoch zum Teil
Bau und
Funktion
wesentlich verändert. Zu jedem Körperring gehört nur Ein
Paar. Die ersten beiden am
Kopf angebrachtenPaare
sind zu
Fühlern
(Antennen)
[* 10] geworden und dienen nur selten noch zum
Rudern,
Gehen oder Ankrallen; gewöhnlich sind sie lang und
bestehen aus vielen
Gliedern. Die darauf folgenden
Paare haben sich zu Mundwerkzeugen (Kaufüßen) umgewandelt; man unterscheidet
die Oberkiefer (Mandibeln), 1-2
PaarUnterkiefer (Maxillen) und auch noch bis zu 3
PaarenKieferfüße.
Letztere, also das 6.-8. Gliedmaßenpaar, dienen aber bei den niedern
Krebsen meist ganz allgemein, bei den höhern wenigstens
in der frühen
Jugend noch zum
Schwimmen oder
Gehen und werden erst in dem
Maß, wie der
Körper wächst, in den
Dienst des
Kauens
gezogen. Bei manchen
Schmarotzern helfen sie das
Tier an seinen Wirt anheften; vielfach sind dann auch
die
Kiefer nicht mehr zum Beißen und
Kauen, sondern zum
Stechen und Saugen eingerichtet. Die folgenden
Gliedmaßen (wenigstens
das 9.-13.
Paar) sind bei den niedern Krebstieren gewöhnlich breite Ruderfüße, bei den höhern schmale und mit einer
Schere
[* 11] bewaffnete
Greif- oder mit einer
Klaue
[* 12] endende Gehfüße; sie gehören der
Brust an und haben sieben
Glieder.
[* 13]
Der
Hinterleib ist sodann meist mit paarigen, breiten, aber kurzen Blattfüßen versehen, die zum
Schwimmen oder
Springen dienen
und außerdem auch wohl zur
Atmung oder bei den Weibchen zum Tragen der
Eier
[* 14] verwendet werden. Die Verdauungsorgane sind
größtenteils sehr einfach. Die
Nahrung wird entweder gekaut, wobei die kräftigen
Kiefer- und die Kaufüße thätig sind,
oder gesogen und gelangt durch eine kurze
Speiseröhre in den meist geräumigen
Magen
[* 15] oder auch vorher noch in den sogen.
Kaumagen,
in welchem sie nach
Bedarf durch Chitinplatten noch besonders zerrieben wird.
Der
Darm
[* 16] verläuft dann geradlinig nach hinten und endigt gewöhnlich im letzten
Segment mit dem
After,
der aber bei
Schmarotzern nicht selten fehlt. Eine besondere
Leber ist durchaus nicht immer vorhanden, ebensowenig sind es
die
Speicheldrüsen; erstere ist bei den höhern Krebstieren häufig sehr umfangreich, liefert aber nach den neuern Untersuchungen
nie
Galle, sondern
Stoffe, die bei der
Verdauung ähnlich der
Absonderung der
Bauchspeicheldrüse
(Pankreas) der
Wirbeltiere wirken,
und wird daher wohl besser als
Pankreas bezeichnet.
Das
Nervensystem (s. hierüber bei
»Arthropoden«) besteht aus dem oberhalb des
Schlundes gelegenen
Gehirn,
[* 17] von dem die
Nerven
[* 18] zu den
Augen und den vordernFühlern abgehen, und dem unterhalb desselben verlaufenden Bauchstrang, d. h.
einer
Kette von
Nervenknoten oder
Ganglien, von denen ursprünglich zu jedem Körperring Ein
Paar gehört. Vielfach ist jedoch
die
Kette sehr kurz und kann sich sogar auf eine große in der
Brust gelegene Nervenmasse beschränken, von der die
Nerven auch
zu den hintern
Segmenten ausstrahlen. Was die
Sinnesorgane anlangt, so fehlen die
Augen nur selten. Bei
manchen höhern
Krebsen sind sie auf langen, beweglichen Stielen angebracht (es gibt unter ihnen aber blinde
Arten, welche
zwar die Augenstiele noch besitzen, jedoch keine
Augen mehr darauf haben); gewöhnlich aber liegen sie unbeweglich an den
Seiten des
Kopfes. Sie sind entweder einfach oder zusammengesetzt (facettiert, s.
Auge,
[* 19] S. 73) und gleichen
denen der
Insekten.
[* 20]
Die sogen. Nebenaugen am
Bauch
[* 21]
oder an der
Brust, wie sie bei den Euphausiden vorkommen, sind in Wirklichkeit
Leuchtorgane (s. d.).
Als
Gehörorgane dienen vielfach eigentümliche
Haare,
[* 22] die an allen Teilen des
Körpers stehen können und,
wie
Versuche gezeigt haben, auf
Töne in
Schwingungen geraten, seltener besondere
Blasen mit darin befindlichen
Hörsteinen (s.
Ohr),
[* 23] welche die
Schallwellen auf die Endigungen des
Hörnervsübertragen. In einer einzigen
Familie (Mysideen) liegen diese
Blasen merkwürdigerweise am Hinterende des
Körpers, sonst am
Grunde der vordernFühler. An letztern befinden
sich auch meist besonders gestaltete
Haare, die man als
Geruchs- oder Geschmacksorgane deutet, während man andre
Haare für
Tastwerkzeuge erklärt. Die
Atmung geschieht entweder durch die äußere
Haut (vielleicht auch durch
¶
den Hinterdarm, in welchen Wasser rhythmisch eingepumpt wird) oder durch besondere Organe, die Kiemen. Dies sind zarthäutige,
einfache oder verästelte Schläuche, in deren Innerm das Blut langsam zirkuliert und so durch die Wandungen hindurch den zu
seiner Belebung nötigen Sauerstoff aufnehmen kann. Sie liegen an verschiedenen Körperstellen, mitunter an den Schwimmfüßen
des Hinterleibes, meist jedoch vorn an den Seiten des Cephalothorax, und ragen entweder frei hervor, oder sind von einer harten
Decke
[* 27] umschlossen und so in einer eignen Nische (Kiemenhöhle) untergebracht.
Zur Erneuerung des Atemwassers innerhalb dieser Höhle sind oft noch besondere Wedelapparate an den Beinen vorhanden. Nur wenige
Krebstiere atmen statt des Wassers feuchte Luft. Das Blut ist meist farblos, mitunter jedoch blau oder rötlich.
Bei einigen Krebstieren enthält es denselben Farbstoff wie bei den Wirbeltieren (das Hämoglobin), bei andern einen mit ähnlichen
Eigenschaften begabten, aber blauen (das Hämocyanin). Ein Herz fehlt nicht selten bei den niedern Krebstieren; ist
es vorhanden, so liegt es stets auf der Rückenseite des Tiers, erstreckt sich dort durch ein oder mehrere Segmente und treibt
das Blut durch Adern oder auch ohne Vermittelung derselben in die Lücken zwischen den Muskeln,
[* 28] Eingeweiden etc. Als Harn- oder
Exkretionsorgane finden sich stets eigne Drüsen vor, die entweder an der Grenze zwischen Mittel- und Hinterdarm,
oder in der Brust, oder am Kopf liegen und als Malpighische Gefäße, Schalen- und Antennendrüsen bezeichnet werden.
Mit wenigen Ausnahmen (Cirripedier und Fischläuse) sind alle Krebstiere getrennten Geschlechts, die Männchen im allgemeinen kleiner
als die Weibchen; Begattung und Eiablage stehen gewöhnlich in Beziehung zur Häutung und finden ebenso
häufig wie diese statt. Die Eier werden von den Weibchen meist unter dem Bauch an die Schwimmfüße des Hinterleibes angeheftet
oder in besondere Bruttaschen abgelegt und bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen sowie beständig mit frischem Wasser
bespült; nur selten werden sie in das Wasser abgelegt.
Die Jungen sehen vielfach den Erwachsenen so wenig ähnlich, daß man sie früher als besondere Gattungen beschrieben hat und
auch jetzt noch diese Namen (Nauplius, Zoëa
[* 29] etc.) als Bezeichnung für gewisse Larvenstadien festhält. Die Umwandlung in die
spätere Form geschieht allmählich, bei Gelegenheit der Häutungen. Fast alle Krebstiere nähren sich von tierischen
Stoffen, vielfach schmarotzen sie auf oder in andern Tieren. Die meisten leben im Meer, wenige im Süßwasser, nur einige auf
dem Land an feuchten Orten. Ihr Fleisch ist bei den größern Formen ein geschätzter Handelsartikel (Hummer etc.). Nennenswerten
Schaden thut nur ein einziger kleiner Krebs, die Bohrassel, indem er Schiffsbauholz zernagt.
Fossile Krebstiere gehören mit zu den ältesten Versteinerungen und sind bereits hoch organisierte Tiere, so daß man von den Zwischenformen,
welche zu den Würmern hinleiten würden, wohl keinerlei Spur mehr auffinden wird. Eine ausgestorbene Gruppe, die man früher
gewöhnlich zu den Krebstieren rechnete (Trilobiten, s. d.), hat man neuerdings als gleichberechtigte
Klasse abgetrennt, so daß die Zahl der fossilen Krebstiere sich stark verringert hat. Diejenige der lebenden
Arten wird sehr verschieden angegeben, beträgt aber sicherlich mehrere Tausend, zumal die kleinern, mikroskopischen Formen
noch lange nicht alle bekannt sind. Verbreitet sind sie über die ganze Erde hin, vorzugsweise in den
wärmern Gegenden. Einteilung:
I. Niedere Krebstiere (Entomostraca) von meist einfachem Bau, kleinem Körper und wechselnder Segmentzahl.
2) Muschelkrebse (Ostracoda), kleine Krebstiere mit nur 7 Beinpaaren und einem den Leib völlig
umschließenden Schalenpaar (hierher z. B. Cypris und Cypridina). S. Muschelkrebse.
4) Rankenfüßer (Cirripedia), festsitzende, meist hermaphroditische Krebstiere mit gewöhnlich 6 rankenartigen Beinpaaren
(hierher z. B. Entenmuschel). S. Rankenfüßer.
II. Höhere Krebstiere (Malacostraca), meist größere und darum auch kompliziertere Tiere mit bestimmter Segmentzahl.