Der König
LudwigNapoleon ernannte Krayenhoff 1805 zu seinem Generaladjutanten, dann zum Generaldirektor des Kriegsdepots, später
zum
Generalmajor und endlich 1809 zum Kriegsminister, und Krayenhoff rechtfertigte während der
Feldzüge von 1805, 1806 und 1809 glänzend
das ihm geschenkte Vertrauen. Nach dem freiwilligen Rücktritt
Ludwigs (1810) ward er von
Napoleon zum
Generalinspektor des Geniewesens ernannt, erklärte sich aber im
Oktober 1813 für die
Partei der
Patrioten.
Als
Gouverneur von
Amsterdam befehligte er die erfolglose Belagerung von
Naarden. 1814 erhielt
er den Auftrag, an der
Spitze des
Geniekorps den sogen. Waterstaat, d. h.
die
Verwaltung der
Brücken
[* 10] und
Dämme, zu organisieren. 1815 wurde er zum
Baron ernannt.
Später betraute ihn der König mit
einer Sendung nach
Curassao. Von dort zurückgekehrt, wurde er, wegen
Betrugs beim
Bau der Südfestungen angeklagt, zur
Disposition
gestellt, 1830 nach seiner
Freisprechung pensioniert und lebte fortan zu
Nimwegen in
Geldern, wo er starb.
Als Schriftsteller hat sich Krayenhoff bekannt gemacht durch den
»Précis historique des opérations géodésiques et astronomiques
faites en
Hollandepar leL.-G. Krayenhoff«
(Haag
[* 11] 1815),
Nachahmung von Kreidezeichnungen durch Kupferstich, s.Kupferstecherkunst. ^[= (Chalkographie), die Kunst, durch Eingravieren einer Zeichnung in eine Kupfertafel eine Druckplatte ...]
(lat.), die in der
Dogmatik im
Gegensatz zum
Traduzianismus (s. d.) auftretende
Lehre,
[* 13] nach welcher bei
der Entstehung des menschlichen
Lebens nur der Leib aus der
Zeugung herrührt, die
Seele aber direkt göttlichen Ursprungs ist.
C4N3O2 ,
Bestandteil des Muskelfleisches aller
Wirbeltiere, findet sich auch im
Gehirn,
[* 14] Harn,
Blut und im
Fleischextrakt. Man erhält es aus einem kalt bereiteten, ausgekochten und filtrierten,
mit
Baryt von
Phosphorsäure befreiten und zur Sirupskonsistenz verdampften Fleischauszug in
Kristallen mit einem
MolekülKristallwasser,
die gereinigt farb- und geruchlos, durchsichtig sind, schwach bitter schmecken und sich in
Wasser, kaum in
Alkohol lösen.
Es reagiert neutral, gibt mit
Säuren wenig beständige
Salze und liefert bei Behandlung mit
AlkalienHarnstoff,
beim
Kochen mit verdünnten
SäurenKreatinin C4H7N3O . Dieser
Körper findet sich im
Harn, bildet
farb- und geruchlose
Kristalle,
[* 15] ist leicht löslich in
Wasser und
Alkohol, schmeckt ammoniakalisch, reagiert stark alkalisch
und bildet kristallisierbare
Salze. Man hat dem Kreatin früher wegen seines hohen Stickstoffgehalts große Bedeutung für
die
Ernährung zugeschrieben; jetzt weiß man, daß es zu den
Schlacken des
Organismus gehört und nach geringen
Wandlungen ausgeschieden
wird.
[* 16]
(AstacusL.), Krustaceengattung aus der Unterordnung der Dekapoden, der
Horde der Langschwänze und
der
Familie der
Krebse (Astacina),
Meer- und Süßwasserbewohner mit krustiger Körperbedeckung, seitlich zusammengedrücktem
Cephalothorax, abgeflachtem Nachleib und zwei nebeneinander eingelenkten Fühlerpaaren, von denen die äußern am
Schaft mit
einer kleinen oder ganz verkümmerten
Schuppe versehen sind. Das erste Beinpaar ist stets in große
Scheren
[* 17] verwandelt, die
beiden folgenden sind zuweilen ebenfalls scherenförmig, aber klein.
Die Jugendformen der über alle
Erdteile verbreiteten
Gattung unterscheiden sich vom ausgebildeten
Tier nur wenig; der dem
Ei
[* 18] entschlüpfende Flußkrebs entbehrt nur einer ausgebildeten Schwanzflosse. Der gemeine Flußkrebs (A. fluviatilisRond., s.
Tafel
»Krebstiere«,
[* 19] Fig. 1 u. 2), 15
cm lang und 120-140 g schwer, grünlichbraun, über fast ganz
Europa
[* 20] verbreitet, lebt in fließenden Gewässern und in
Seen, am liebsten an Steilufern, wo er bei
Tage zwischen
Wurzeln und in Löchern
sich verkriecht, aber auch an Flachufern unter
Steinen und nährt sich von
Aas,
Schnecken,
[* 21]
Würmern, Insektenlarven etc., welche
er nachts erbeutet.
In denWintermonaten verläßt er kaum sein
Loch. Er häutet sich im Juni, frißt den
abgeworfenen
Panzer, wartet die Erhärtung des neuen
Panzers in einem Schlupfwinkel ab und begattet sich im
Oktober, worauf
sich das Weibchen in ein Erdloch
¶
mehr
zurückzieht und hier verweilt, bis die am Bauch
[* 23] angeklebten 200-400 großen, anfangs blauschwarzen, später roten und gelben
Eier
[* 24] gezeitigt sind. Die 15 mm langen Jungen schlüpfen im Mai aus und werden im fünften oder sechsten Jahr fortpflanzungsfähig.
Die großen, über 100 g schweren Krebse sind über 20 Jahre alt. Im Magen
[* 25] der Krebse bilden sich die sogen.
Krebsaugen (s. d.), welche nach der Häutung verdaut werden, um zur Bildung des neuen Panzers verwendet zu werden.
Mit Vorteil hat man den Krebs für den Markt gemästet (Clairfontaine bei Rambouillet). Den bedeutendsten Krebshandel hat Berlin,
[* 26] welches sich aus der Mark, Pommern,
[* 27] Ost- und Westpreußen
[* 28] versorgt und diese allgemein unter dem Namen Oderkrebse
gehenden Krebse nach Sachsen,
[* 29] Hannover,
[* 30] der Rheinprovinz,
[* 31] besonders nach Frankreich liefert. Auch England bezieht jährlich mehr
als 15,000 Schock Krebsschwänze. Man fängt den in Reusen und Fangkasten und bewahrt ihn für den Winter in großen, von Quellwasser
durchströmten Behältern. 8-14 Tage lassen sich gut abgetrocknete Krebse in einem kühlen Keller lebend
erhalten, wenn man sie in einem Korb oder Netz aufhängt.
Früher waren die Gewässer ungemein reich an Krebsen, und noch im 17. Jahrh. bezog Küstrin
[* 32] große Einnahmen aus dem Handel
mit den Warthekrebsen, deren in einem Jahr an 32,5 Mill. Schock über Küstrin versandt wurden. Die Oder
ist seit Regulierung des Oderbruchs arm an Krebsen, in vielen Gewässern ist der Krebs durch andre Verhältnisse zurückgedrängt
worden, und in neuester Zeit hat die Krebspest (s. d.) große Verwüstungen angerichtet. Krebszucht ist wegen
des langsamen Wachstums nicht rentabel; mit Erfolg hat man aber in Elsaß-Lothringen,
[* 33] Bayern,
[* 34] Thüringen
und in der Oder alte Krebse ausgesetzt, um Nachkommenschaft zu erzielen.
Bachkrebse sind schmackhafter als Flußkrebse; letztere sind dunkelbraun und in der Qualität fast gleich, während Seekrebse
in Qualität und Färbung mannigfach abweichen. Kalmusreiche Gewässer liefern bittere Krebse. Am schmackhaftesten sind die
Krebse nach der ersten Häutung, die in Flüssen und Bächen im Juni, in Seen im Juli erfolgt. Sehr fett ist
der Krebs auch noch bis Oktober. Sein schmackhaftes Fleisch ist schwer verdaulich. Das Rotwerden der Krebse beim Kochen beruht auf
der Zerstörung eines bläulichen Farbstoffs, welcher im Leben den roten Farbstoff verdeckt.