Infolge der ersten
TeilungPolens preußischer
Unterthan, hielt er sich nunmehr vielfach in
Sanssouci auf, wo ihm
Friedrich d. Gr.
die einst von
Voltaire bewohnten Gemächer anweisen ließ. Er wurde 1795
Erzbischof von
Gnesen und starb in
Berlin.
[* 5] Seine
»Fabeln« und
»Satiren« zeichnen sich durch ungezwungenen
Humor und vollendete Form aus. Auch in seinen übrigen
Schöpfungen überwiegt die satirische
Tendenz. Das heroisch-komische Gedicht »Myszeis« (1775; deutsch: »Die
Mäuseade«, Warsch. 1790; franz.: »La
souriade«, von
Lavoisier,
Wilna
[* 6] 1817) behandelt das
Märchen von König Popiel, den dieMäuse gefressen
haben sollen, und enthält geistreiche
Anspielungen auf die gleichzeitigen politischen Zustände. Die »Monachomachia«
(»Der
Krieg der
Mönche«, 1775; deutsch von Winklewski, Berl. 1870) geißelt die
Trägheit, Unwissenheit und
Trunksucht gewisser
Mönchsorden.
In der »Antimonachomachia« (1780) werden unter dem
Schein, die in kirchlichen
Kreisen durch die »Monachomachia« hervorgerufene
Aufregung zu besänftigen, die
Angriffe in verstärktem
Maß wiederholt.
Sein ernstes
Epos »Wojna Chocimska«
(»Der
Krieg um
Chotin«) ist eine nach den pseudoklassischen
Regeln Boileaus gereimte, aber wahrer dichterischer
Begeisterung
bare
Erzählung des betreffenden Türkenkriegs. Unter den zahlreichen prosaischen Werken Krasickis verdienen hervorgehoben
zu werden: »Die
Abenteuer Doswiadczynskis« (1775; deutsch, Warsch. 1776),
eine gelungene
Nachahmung der
moralisierenden
ErzählungenMarmontels. Im
»Pan
[* 7] Podstoli« (1778 ff.; deutsch von Migula: »Der
Herr Untertruchseß«, Warsch. 1779) wird das
Ideal eines Familienvaters und
Staatsbürgers und die Lichtseite despotischen Nationalcharakters
mit großer
Wärme
[* 8] geschildert. Krasickis Werke erschienen zuerst, gesammelt von
Dmochowski,
Warschau 1803-1804, 10 Bde.; eine
vervollständigteAusgabe in 18 Bdn. daselbst 1829-32; neuere
Ausgaben:
Berlin 1845, 10 Bde., und
Warschau 1878. Eine
ausführliche
Biographie Krasickis erschien unter dem
Titel: »Krasicki, zycie i dziela« (Warsch.
1880).
1) Valerian,Graf, poln. historischer und politischer Schriftsteller, geb. 1780 in der
ehemals polnischen
ProvinzWeißrußland, trat in polnischen
Staatsdienst und ward Sektionschef im
Ministerium
des öffentlichen
Unterrichts, in welcher
Stellung er sich namentlich um Verbreitung guter
Volksbücher verdient machte.
BeimAusbruch der polnischen
Revolution 1830 nach
England gesandt, um dort im
InteressePolens zu wirken, blieb er daselbst und ließ
sich 1850 in
Edinburg
[* 9] nieder, wo er starb. Von seinen zahlreichen
Schriften sind zu nennen:
»Rise, progress and decline of the reformation in Poland« (Lond. 1839-40, 2 Bde.;
deutsch von
Lindau,
[* 10] Leipz. 1841);
»Sketch
of the religious history of the Slavonic nations« (2. Aufl., Lond.
1851).
2)
Sigismund,
Graf, neben
Mickiewicz und
Slowacki der bedeutendste Dichter der neuesten polnischen Litteraturepoche,
geb. zu
Paris
[* 11] als Sohn des
GeneralsGrafenVinzenz Krasinski (gest. 1858), erhielt im väterlichen
Haus, welches der Sammelpunkt
aller politischen und litterarischen Berühmtheiten
Warschaus war, unter der Leitung des namhaften Schriftstellers
Korzeniowski
eine sorgfältige
Erziehung und vielfache geistige Anregung.
Schon in seinem 14. Lebensjahr schrieb er
zwei historische
Romane nach dem
MusterWalterScotts. 1828 trat er in das
Lyceum zu
Warschau, welches sich damals unter der Leitung
des gelehrten
Linde einer großen
Blüte
[* 12] erfreute, studierte dann an der
UniversitätJurisprudenz, wurde jedoch durch die Anfeindungen,
welchen sein
Vater als Anhänger der russischen
Regierung in dem Hochverratsprozeß von 1825 ausgesetzt
war, bewogen, seine
Studien zu unterbrechen und eine längere
Reise nach
Italien
[* 13] und der
Schweiz
[* 14] zu unternehmen.
Durch die in Genf
[* 15] angeknüpfte Bekanntschaft mit
Mickiewicz wurde er zu dichterischem
Schaffen angeregt; allein da er sich durch
die unpatriotische
Stellung, welche sein
Vater während des Freiheitskriegs (1830-31) einnahm, vor einen
schmerzlichen Zwiespalt zwischen seiner nationalen
Gesinnung und seinen Sohnsgefühlen gestellt sah, vermochten sich seine
bedeutenden lyrischen
Anlagen nur in elegischer
Richtung zu entwickeln. Von physischen
Leiden
[* 16] fortwährend an die verschiedenen
Heilbäder gefesselt und sowohl von der russischen
Regierung als auch von seinen Landsleuten, von denen
nur einzelne seine patriotische
Gesinnung kannten, mit Mißtrauen beobachtet, starb Krasinski in
Paris.
das
Produkt einer fieberhaft erregten
Phantasie; dann das 1833 in
Rom geschriebene dramatische Gedicht »Nieboska
Komedya« (Par. 1835; deutsch von Batornicki: »Ungöttliche
Komödie«, Leipz. 1841),
ein originelles und tiefsinniges Werk, worin der Dichter die höchsten
Fragen auf politischem und
sozialem Gebiet zu lösen versucht; endlich die ebenfalls in
Rom verfaßte halb epische, halb dramatische
Dichtung »Irydion«
(Par. 1836; deutsch, Leipz. 1881), des Dichters Hauptwerk, worin
der
Gegensatz zwischen dem verderbten
Rom der
Cäsaren und den Racheplänen des unterjochten
Hellas mit glühenden
Farben dargestellt
wird.
DiesenPoesien symbolisierenden
Charakters schließen sich noch andre Prosadichtungen an: »DreiGedanken Ligenzas« (»Trzy
myśli«, 1840);
»Die Sommernacht«
(»Noc letnia«, Par. 1841; deutsch,
Wien
[* 17] 1881) und »Die
Versuchung« (»Pokusa«; deutsch von
Stroka, Leipz. 1881).
einer Anzahl von
Kanzonen, preist der Dichter die sittlichen
Elemente
der polnischen Geschichte und macht die politische
Wiedergeburt seines Vaterlandes von der sittlichen abhängig. Auch die
»Psalmy przyszlości« (»Die
Psalmen der Zukunft«, 1845 und Leipz. 1874) verherrlichen den
Heroismus des
Martyriums, riefen daher heftige
Entgegnungen hervor, wurden als »lyrische
Feigheit« gebrandmarkt und kosteten Krasinski die
FreundschaftSlowackis. Seine letzte
Dichtung
war die mystische
»Glosse der heil.
Therese« (1852). Seine Werke erschienen in Auswahl
Leipzig
[* 18] 1863, 3 Bde., vervollständigt
Lemberg 1875; seine
Jugendschriften (»Utwory mlodziencze«)
Posen
[* 19] 1880, seine
Briefe an
GaszyńskiLemberg 1882.
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