Kranken.
Stroh und
Federn sind auszuschließen. Wenn nötig, sind Unterlagen von Kautschuktuch anzuwenden, um jede Verunreinigung
der
Matratze zu vermeiden. Die Bezüge müssen häufig gewechselt werden, aber nur, nachdem man die frische Wäsche am
Ofen
gründlich getrocknet und erwärmt hat. Zweckmäßig bringt man am
Bett
[* 2] eine galgenartige Vorrichtung mit herabhängendem
Strick an, um dem Kranken das Aufrichten zu erleichtern. Das Fußkissen verhindert das sehr lästige Herabrutschen im
Bett.
Für manche
Fälle ist es empfehlenswert, am Kopfende des
Bettes ebenfalls eine galgenartige Vorrichtung anzubringen,
um an
diese einen Eisbeutel so aufhängen zu können, daß
er denKopf des
Patienten berührt, aber nicht drückt.
Benutzte Wäsche wird stets sofort aus dem
Krankenzimmer entfernt, bei ansteckenden
Krankheiten aber nur in feuchte, mit Sublimatlösung
getränkte
Tücher eingehüllt, um sie sofort zu desinfizieren. Wird das
Zimmer nicht mehr benutzt, so ist es gründlich zu
reinigen und zu lüften.
Handelt es sich um eine ansteckendeKrankheit, so entfernt man die
Tapeten, desinfiziert dann gründlichst
und lüftet schließlich wenn möglich einige
Wochen. Das
Bett, speziell
Matratze,
Decken,
Kissen, hüllt
man in große
Tücher,
welche mit Sublimatlösung getränkt sind, und übergibt sie einer Desinfektionsanstalt zur Behandlung mit
Dampf.
[* 3] Die Bettstelle
ist mit Sublimatlösung zu scheuern und zu waschen und dann mit reinem
Wasser zu spülen. Die desinfizierten
Gegenstände werden im
Freien ausgeklopft, gelüftet und gesonnt, die
Federn in einer Reinigungsanstalt gereinigt und erst
nach längerer Zeit wieder in
Gebrauch genommen (s.
Desinfektion).
[* 4]
Vgl.
Häser, Geschichte der
Medizin (3. Aufl.,
Jena
[* 5] 1875-1882, 3 Bde.);
Derselbe, Geschichte der christlichen Krankenpflege (Berl. 1857);
im
Kriegssanitätswesen Sammelplätze am Etappenort zur Vereinigung der Leichtkranken und Leichtverwundeten,
welche direkt vom Schlachtfeld ohne Berührung der
Feldlazarette zur
Evakuation gebracht oder zu diesem
Zweck aus den
Feldlazaretten
evakuiert werden.
haben im
Kriegssanitätswesen die
Evakuation der Verwundeten und Kranken nach der
Heimat
zu leiten und die Sonderung derselben in Leichtkranke, Schwerkranke, Leichtverwundete und Schwerverwundete zu überwachen.
Jeder Etappeninspektion wird eineKrankentransportkommission unterstellt;
BeimMilitär werden seit 1863 jährlich 26 Krankenwärter für
jedes
Armeekorps in größern
Lazaretten aus den ein Jahr gedienten
Mannschaften des Dienststandes ausgebildet,
um so für die
Feldlazarette ein mit der Wartung und
Pflege von Kranken vollständig vertrautes
Personal zu gewinnen.
ein zur
Aufnahme von Kranken und Verwundeten im
Feld bestimmtes
Zelt. In der deutschen
Armee sollen Krankenzelte
nur zur vorübergehenden Unterbringung von Verwundeten und Kranken benutzt
werden (§ 68 des Anhanges 1 der
Anlage zum 1.
Bande der
Kriegssanitätsordnung). Sie sind für 12
Betten berechnet und bestehen aus einem zerlegbaren Eisengerippe
mit Bekleidung von
Segeltuch. Die
Länge beträgt 9, die
Breite
[* 11] 6 m, die Seitenwände sind 1,6, der Dachfirst ist 4,3
m hoch. Zur
Ableitung der
Feuchtigkeit wird es von einem 0,5 m tiefen
Graben umzogen.
bei der
Evakuation diejenigen Eisenbahnzüge, welche zum
Transport aller derjenigen Verwundeten und Kranken
bestimmt sind, die sich noch selbst in den
Wagen begeben können, und deren Zustand eine längere
Fahrt in sitzenderStellung
gestattet. Sie dienen daher vorzugsweise zum
Transport der Leichtkranken und Leichtverwundeten und nur ausnahmsweise auch
für andre, wenn die Sanitätszüge zum
Transport der Schwerverwundeten und Schwerkranken nicht genügen, also namentlich
nach großen
Schlachten
[* 12] zur Vermeidung plötzlicher Anhäufung von Verwundeten. Sie werden gebildet aus Personenwagen 1., 2. und 3.
Klasse,
ausnahmsweise auch aus solchen 4.
Klasse, die dann mit Sitzen oder Strohsäcken, bez. reichlicher Strohschüttung
versehen sein müssen.
(lat.
Morbus, in zusammengesetzten Wörtern oft griech. nosos, pathos), die
Abweichung einzelner oder aller
Organe des
Körpers von derjenigen
Beschaffenheit oder demjenigen Verhalten, wie es zur
Erhaltung des
Organismus und seiner vollkommenen
Leistungsfähigkeit erforderlich ist. Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, eine scharfe
Definition von Krankheit zu geben, weil
in den
Erscheinungen des
Lebens nicht überall eine bestimmte
Grenze zwischen dem gesunden und dem kranken Zustand besteht,
und weil die
Gesetze, nach welchen die krankhaften
Prozesse verlaufen, die nämlichen sind, die auch für
die normalen gelten.
KleineAbweichungen von der vollkommenen
¶
Schnell eintretende und schnell verlaufende Krankheiten heißen akute im Gegensatz zu den chronischen mit schleichendem Verlauf;
je nachdem Fieber vorhanden ist oder nicht, unterscheidet man fieberhafte (entzündliche, hitzige) und
fieberlose Krankheiten, ferner nach der Art des Verlaufs rhythmische (cyklische, periodische) Krankheiten mit deutlicher Aufeinanderfolge
regelmäßig begrenzter und charakteristischer Perioden, wie die Infektionskrankheiten, und arhythmische (atypische), bei
denen dergleichen nicht zu beobachten ist.
Bei den intermittierenden (aussetzenden) Krankheiten sind einzelne Anfälle, Paroxysmen, durch Perioden
verhältnismäßigen Wohlbefindens voneinander getrennt. Der regelmäßige Verlauf einer Krankheit wird oft unterbrochen
durch eine plötzliche (akute) Verschlimmerung (Exacerbation), eine Verbreitung des Krankheitsprozesses auf noch gesunde
Teile eines Organs (Nachschub) oder durch einen Rückfall (Recidiv), der oft erst im Stadium der Genesung (Rekonvaleszenz) auftritt.
Die Krankheiten enden mit dem Tod oder mit völliger, oft aber auch nur mit teilweiser Genesung. Bisweilen
nimmt die Krankheit rasch eine Wendung zum Bessern, es tritt eine Krisis ein, und der Patient erholt sich auffallend schnell, in andern
Fällen kann eine akute Krankheit chronisch werden, die Genesung kann sehr langsam erfolgen, und es bleiben wohl
auch andersartige krankhafte Zustände (Nachkrankheiten) oder eine ausgesprochene Disposition zu neuen Erkrankungen zurück.
Innerhalb einer Bevölkerungsgruppe treten die Krankheiten einzeln, sporadisch, auf, oder die Fälle häufen sich, kumulieren,
und es kommt zur Seuche, Epidemie. GewisseKrankheiten finden sich beständig in bestimmten Lokalitäten und nur oder fast nur
in diesen, wie Wechselfieber in Sumpfgegenden, und heißen dann endemische.
Die ältere Medizin betrachtete die als etwas dem OrganismusFremdes, ihm Aufgedrungenes (ontologische Auffassung) und versuchte
selbst eine Personifizierung der Krankheit. Die Lehre vom Archeus und die spätere vom Animismus gehören noch in diesen Kreis.
[* 15] Unter
der Herrschaft naturwissenschaftlicher Anschauungen suchte man den Ursprung der Krankheiten in den Säften
(humores) des Körpers, besonders im Blut (Humoralpathologie), oder in den festen Teilen (solida) des Körpers, besonders in
den Nerven
[* 16] (Solidarpathologie), und der Streit zwischen beiden Parteien dauerte bis in die Mitte des 19. Jahrh., wo Virchow zeigte,
daß der Sitz, der Ausgangspunkt der Krankheit, die jetzt nicht mehr als etwas Fremdes, das den Körper befällt,
sondern als eine Abweichung höhern Grades vom normalen Lebensprozeß betrachtet wurde, in den Zellen zu suchen sei (Cellularpathologie).
Nach dieser Lehre beruht das Wesen der in einer Störung des normalen Zustandes der Gewebszellen und der gestörten Wechselwirkung
dieser
Zellen untereinander. Die Störung betrifft entweder die Funktion, oder die Ernährung, oder beide zusammen. Funktion und
Ernährung können aber in zwei Richtungen gestört werden, sie können eine krankhafte Steigerung und eine krankhafte Herabsetzung
erfahren. Die Ursachen, welche eine Krankheit, d. h. eine allzu große Schwankung der Lebensthätigkeit
nach der Seite des Zuviel oder Zuwenig, bedingen, sind zweierlei Art. Die erstere Reihe umfaßt die entferntern,
die disponierenden Ursachen, die Krankheitsanlage (s. Anlage), die zweite dagegen die nächsten, direkten, unmittelbaren Ursachen.
Letztere nennt VirchowReize, und je nach der Wirkungsweise derselben auf die Gewebe
[* 17] unterscheidet er mechanische, chemische,
elektrische und thermische (Wärme,
[* 18] Kälte) Reize. Eine fernere Möglichkeit, wie eine Schädlichkeit ihre
Einwirkung auf organische Teile geltend machen könnte, ist zur Zeit nicht denkbar, und wenn wir auch bei vielen Krankheiten
die nächsten Ursachen nicht kennen, so müssen sich unsre Mutmaßungen doch immer auf diesem engen Gebiet bewegen.
Wie und in welcher Weise aber die Krankheiten erworben werden, ist meist noch unbekannt. So werden die verschiedensten Krankheiten
auf eine Erkältung zurückgeführt, die besten Falls oft nur die Gelegenheitsursache bildet, während die Krankheit selbst
durch angeborne Eigentümlichkeiten des Organismus und durch sehr verschiedene Schicksale desselben längst vorbereitet war.
Die Gelegenheitsursache muß also eine Anlage oder Disposition vorfinden, wenn sie eine Erkrankung und eine bestimmte Erkrankung
bewirken soll.
Dies gilt selbst für die Infektionskrankheiten (ansteckenden, kontagiösen Krankheiten), welche auf Übertragung eines Keims
auf den gesunden Organismus beruhen. Letzterer muß eine bestimmte Disposition zur Erkrankung besitzen,
wenn der übertragene Keim in Wirksamkeit treten soll. Hierauf beruht es, daß bei einer Seuche stets nur ein mäßiger Prozentsatz
der Bevölkerung
[* 20] stirbt, während man annehmen muß, daß ein sehr viel größerer Teil derselben ebenfalls den Krankheitsübertrager
aufgenommen hat.
Von den kontagiösen Krankheiten, bei welchen der Krankheitskeim von Person zu Personübertragen wird, kann
man die miasmatischen Krankheiten unterscheiden, bei denen die krank machende Substanz stets nur vom Boden aus, in welchem sie
entsteht und sich fortpflanzt, auf den Organismusübertragen wird, und die kontagiös-miasmatischen Krankheiten, bei denen
der Kranke den Keim hergibt, der sich im Boden weiter entwickelt und von diesem aus auf andre Personenübertragen
wird.
Hinsichtlich der sogen. Entwickelungskrankheiten ist zu bemerken, daß die Entwickelung, in welcher Periode sie auch begriffen
sein möge, keine eigentümlichen Krankheitsformen, also keine solchen erzeugt, die man nur vor oder nach Entwickelungsperioden
und nicht ohne direkte Veranlassung von
¶