Alljährlich im
September findet hier auch ein Karpfenmarkt statt. An Bildungsanstalten befinden sich in ein
Gymnasium mit
Realprogymnasium, eine
Musik-, eine
Web-, eine
Handels- und eine gewerbliche Zeichenschule; an andern Anstalten hat ein
Hospital,
ein
Krankenhaus,
[* 2] ein Zentralgefängnis etc. Die Stadt ist Sitz eines Landratsamts für den Landkreis
Kottbus, eines
Landgerichts, einer Superintendentur und eines
Hauptsteueramts; die städtischen Behörden zählen 9 Magistratsmitglieder
und 36
Stadtverordnete.
Den
Namen hat das
Gebirge von dem Fürstengeschlecht der Kottier, das, bevor die
Römer
[* 11] ihre Macht bis hierher ausdehnten, in
diesen Gegenden herrschte. Die bedeutendste
Höhe erreicht in den Kottischen Alpen die westlich gelegene
mächtige Pelvouxgruppe
(Barre des Ecrins oder
Pointe des
Arsines, 4103 m) mit weiten Schneefeldern und
Gletschern. In der östlichen
Gruppe, den eigentlichen Kottischen Alpen, bildet der isolierte, 3845 m hohe
Monte Viso (s. d.) den
Mittelpunkt.
Nördlich von diesem führt der
Col de la Traversette, 2995 m hoch, über diese
Gruppe. Darunter liegt
der 72 m lange, im 15. Jahrh. erbaute
Tunnel
[* 12] Trou de la Traversette, 2600 m hoch. Die wichtigsten Übergänge in den Kottischen Alpen
sind der fahrbare,
Briançon mit
Susa verbindende
Paß
[* 13] des
Mont Genèvre, 1860 m, dann der von
Grenoble
[* 14] und dem Romanchethal über
die Pelvouxgruppe nach
Briançon führende
Col de Lautaret, 2075 m, mit der schönen, unter
Napoleon I.
begonnenen und unter
Napoleon III. vollendeten Gebirgsstraße, endlich als nördliche Begrenzung die
MontCenis-Bahn. Östlich
fallen die Kottischen Alpen gegen die Poebene sehr steil ab.
»Die Negersklaven«
(1796) und »Die Verleumder« (1796), waren die
Frucht dieser Muße. 1798 folgte er einem
Ruf als Theaterdichter
nach
Wien,
[* 32] sah sich indessen infolge von
Intrigen, die er zum Teil selbst angezettelt hatte, noch vor dem Jahresschluß genötigt,
seine Entlassung zu nehmen (vgl. seine
Schrift
»Mein Aufenthalt in
Wien und meine erbetene
Dienstentlassung«,
Wien 1800), und
ließ sich zunächst in seiner Vaterstadt nieder. Das Erfolglose seinesStrebens, mit
Goethe in nähere
Beziehung zu kommen, sowie die immer heftiger werdenden
Angriffe der
Koryphäen der romantischen
Schule, welche er durch die
Posse »Der hyperboreische
Esel« (1799) gereizt hatte, verleideten ihm indessen den Aufenthalt in
Weimar und in
Deutschland
[* 33] überhaupt,
und er beschloß, nach Rußland zurückzukehren. Kaum hatte
¶
mehr
er jedoch die russische Grenze überschritten, als er (im April 1800) aus bis jetzt noch nicht aufgehellten Ursachen verhaftet
und nach Sibirien geführt wurde. Ein kleines Drama: »Der LeibkutscherPeters III.«, eine indirekte Lobrede auf Paul I., die Krasnopulski
ins Russische
[* 35] übersetzt hatte, brachte ihm plötzlich nicht nur die Freiheit, sondern erwarb ihm auch
die Gunst des Kaisers, der ihn mit dem Krongut Worroküll in Livland beschenkte und zugleich zum Direktor des deutschen Theaters inPetersburg ernannte.
Der kurze Aufenthalt in Sibirien gab Kotzebue Gelegenheit zu einer romanhaften Beschreibung, die er unter dem Titel: »Das merkwürdigste
Jahr meines Lebens« (Berl. 1801, 2 Bde.)
veröffentlichte. Nach Pauls I. Tod nahm er seine Entlassung aus dem russischen Staatsdienst, ging wieder nach Weimar und nach
einem Zerwürfnis mit Goethe 1803 nach Berlin,
[* 36] wo er in der von ihm mit Merkel herausgegebenen Zeitschrift »Der Freimütige«
eine heftige Polemik gegen Goethe und die romantische Schule eröffnete.
Anfang 1806 begab er sich nach Königsberg,
[* 37] um für die beabsichtigte Bearbeitung einer Geschichte Preußens
[* 38] das dortige Archiv
zu benutzen. Das Werk, mit dem Titel: »Ältere Geschichte Preußens«, erschien auch wirklich (Riga
[* 39] 1809, 4 Bde.),
Hier beschäftigte er sich wieder vorzugsweise mit historischen Forschungen und schrieb neben verschiedenen Lustspielen eine
»Geschichte des DeutschenReichs« (Bd. 1 u. 2,
Leipz. 1814-15; fortgesetzt von Rüder, Bd. 3 u. 4, 1833),
die sich freilich nur durch ihre Beschränktheit und Einseitigkeit auszeichnet. 1816 nach Petersburg zurückberufen, ward er
als Staatsrat im Departement des Auswärtigen daselbst angestellt, erhielt aber schon 1817 die Erlaubnis, nach Deutschland zurückzukehren,
und zwar unter Beibehaltung seines russischen Gehalts gegen die Verpflichtung, von Zeit zu Zeit Berichte
über die öffentlichen Zustände in Deutschland einzuschicken. Er nahm zuerst seinen Wohnsitz in Weimar, sodann in Mannheim
[* 41] und gab zugleich ein »Litterarisches Wochenblatt« heraus, das viel gelesen wurde, seinem Autor aber bald den Haß aller liberal
Gesinnten erwarb.
Namentlich rief der Hohn und Spott, mit welchem Kotzebue die patriotischen Bestrebungen der deutschen Burschenschaft übergoß, unter
der deutschen Jugend allgemeine Entrüstung hervor. Dies trieb den schwärmerischen jenaischen StudentenKotzebueL.Sand (s. d.)
bis zum Fanatismus, und in Kotzebue den Todfeind aller Freiheit erblickend, erdolchte er denselben zu Mannheim Kotzebues
Talent als Lustspieldichter mußte der verschiedenartigsten Beurteilung unterliegen.
Wer nur die Leichtigkeit seiner Phantasie, die Schlagkraft seiner Situationskomik, die theatralische Behendigkeit seines Dialogs
und überhaupt seine Kenntnis der Bühnenwirkungen in Anschlag brachte, erklärte ihn für einen bedeutenden Schriftsteller;
wer umgekehrt die bare Äußerlichkeit, Hohlheit
und die Effekthascherei seiner tragischen und sentimentalen
Erfindungen und Gestalten, die Frivolität seiner Komik und den unkünstlerischen Grundcharakter seines auf die Lieblingsneigungen
und Schwächen des laxen und unterhaltungsbedürftigen Publikums fast allein gestellten Talents in Betracht zog, konnte ihn
nur verurteilen.
Schließlich ward das Gesamturteil über Kotzebue bis zur Ungerechtigkeit herb und verkannte selbst
seine unleugbare Begabung. Im ganzen veröffentlichte Kotzebue 15 Trauerspiele, 60 Schauspiele, 73 Lustspiele, 30 Possen, 11 Parodien
und Travestien, 13 Vor- und Nachspiele und 17 Opern und Singspiele. Zu seinen besten Lustspielen, die begabten Darstellern noch
heute Gelegenheit zu seiner Charaktermalerei bieten, gehören: »Die Verwandten«,
»Die beiden Klingsberge«, »Der
Wildfang«, »Die deutschen Kleinstädter«, deren Fortsetzung »Carolus Magnus«, »PachterFeldkümmel«, »Der verbannte Amor«, »Der
gerade Weg ist der beste«, »Das Intermezzo«, »Die Pagenstreiche« und »Die
Zerstreuten«. Gesammelt erschienen seine »Sämtlichen dramatischen Werke«
in 28 Bänden (Leipz. 1797-1823) und in 44 Bänden (das. 1827-29; neue Aufl. unter dem Titel: »Theater
[* 42] von
Kotzebue«, das. 1840-41). Eine neuerliche »Auswahl
dramatischer Werke« (Leipz. 1868, 10 Bde.)
und eine Sammlung »Ausgewählte Lustspiele« (2. Aufl., das. 1873) erweisen die in gewissem
Sinn unverwüstliche Wirkungskraft seines theatralischen Talents. Seine Romane verfolgen meist eine frivole, verwerfliche Richtung;
seine rhetorisch-pathetischen »Gedichte« (Wien 1818, 2 Bde.) sind ohne Wert.
Vgl. »August v. Kotzebue Urteile
der Zeitgenossen und der Gegenwart«, zusammengestellt von W. v. Kotzebue (Berl.
1881).