Wiedererweckung des kleinrussischen (ruthenischen) Volkslebens gegründet hatte und derselbe entdeckt worden war, wurde Kostomarow festgenommen
und darauf nach
Saratow verwiesen. Erst beim
Tode des
ZarenNikolaus erhielt er die Erlaubnis zu einer
Reise ins
Ausland, wurde 1859 von
dem
Senat der
PetersburgerUniversität als
Professor der Geschichte berufen, nahm aber nach der Schließung
der
Universität infolge der Studententumulte (1861) seine Entlassung und starb, seit langem kränkelnd, in
Petersburg.
[* 2] Kostomarow begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit einigen
Dichtungen in kleinrussischer
Sprache,
[* 3] worunter am bekanntesten
das
Drama »Sawa Czalyi« (1838),
»Ukrainskie ballady« (1839),
eine Liedersammlung unter dem
Titel:
»Kwitka« (»Blumenstrauß«,
1840) und das
Trauerspiel »Perejaslawskanja nicz« (»Die
Nacht in Perejaslaw«, 1841). Als ihm 1847 weitere
Publikationen in kleinrussischer
Mundart untersagt wurden, wandte er sich
historischen Forschungen zu, deren
Resultate er später in der offiziellen großrussischen Schriftsprache veröffentlichte.
Seine Werke behandeln vorwiegend die Geschichte Südrußlands, d. h. der einstigen polnischen
Grenzmark oder
Ukraine.
Die wichtigsten sind: »Der Kosakenkrieg mit
Polen bis auf Bogdan Chmielnicki« (1856);
Seine historische Auffassung fand sowohl bei den russischen Geschichtsforschern, insbesondere bei Solowiew
und
Pogodin, als auch bei den polnischen, entschiedene Gegner. Kostomarows darauf bezügliche Erwiderungen sind enthalten
in den
»HistorischenMonographien etc.« (Petersb. 1863 bis 1872, 12 Bde.).
In letzter Zeit wendete sich Kostomarow auch der großrussischen Geschichte zu und veröffentlichte eine »Geschichte
der altslawischen
RepublikenNowgorod und
Pleskow« (1863, 2 Bde.).
Sein letztes unvollendetes Werk war: »Russische
[* 4] Geschichte
in
Biographien ihrer wichtigsten Persönlichkeiten« (Petersb. 1873 ff.;
deutsch vonHenckel, Leipz. 1885 ff.);
es enthält 50
Biographien und reicht bis zur ersten Hälfte des 18. Jahrh.
Verwaltungsbezirk
Gera,
[* 5] an der
Elster
[* 6] und der
LinieWeißenfels-Gera der Preußischen Staatsbahn, 179 m ü. M.,
hat ein fürstliches
Schloß mit
Park und großen
Gartenanlagen, berühmte Bierbrauerei,
[* 7] bedeutende
Rosen-, Georginen- und Ziergehölzgärtnereien,
Obst- und Weidenkulturen, eine Badeanstalt
[* 8]
(Sol- und
Sandbäder) und (1885) 1756 evang. Einwohner.
In der
Nähe die
Saline Heinrichshall
mit großer chemischer
Fabrik.
linker Nebenfluß der
Wolga, im russ.
Gouvernement Kostromá, entspringt im
Kreise
[* 9]
Soligalitsch, bildet auf einer
Strecke die
Grenze zwischen den
Gouvernements Kostromá und
Jaroslaw, nimmt die Wexa, Andoma, Koretscha etc. auf
und mündet bei der Stadt Kostromá. Er ist 320 km lang und für kleinere Fahrzeuge schiffbar.
Das
Gouvernement wird von zahlreichen
Flüssen, die alle dem Wolgasystem angehören,
durchströmt; schiffbar davon sind sechs:
die
Wolga, die Kostroma, die Unsha,
Wetluga, Neja und Wexa. Die größten
Seen sind: der
See von
Galitsch (77 qkm)
und der von
Tschuchloma. Das
Klima
[* 11] bildet den Übergang von der gemäßigten zur kalten
Zone. Die mittlere Jahrestemperatur
ist 3,1° C., im
Januar sinkt das
Thermometer
[* 12] bis zu -30° und steigt im Juni auf 32° C. Die
Bevölkerung
[* 13] betrug 1883: 1,290,399
(15 Einw. auf 1 qkm; die Zahl der Eheschließungen war 1883: 11,059, der
Gebornen 59,887, der Gestorbenen 48,059);
sie ist fast ausschließlich russisch und bekennt sich zur griechisch-katholischen
Kirche.
Die
Geistlichkeit ist stark vertreten, doch stehen
Moralität und
Volksbildung auf einer sehr tiefen
Stufe. Die Zahl aller
Lehranstalten ist 365 mit 22,075
Schülern. Darunter sind 11 mittlere
Schulen mit 1991
Schülern, ein
Priester
(451
Schüler) und ein Lehrerinnenseminar (80 Lernende). Die Bewohner des
Gouvernements gelten als gut patriotisch, was sie
in den
Kriegen von 1812 und 1855 genugsam bewiesen haben. Vom
Areal sind 61 Proz.
Wald, 20 Ackerland, 12
Wiesen, 7 Proz. Unland.
Im südlichen Teil gedeihen dieLinde und die
Eiche noch, doch
Ahorn und
Ulme sind Seltenheiten.
Die
Fischerei
[* 17] ist einträglich, die
Viehzucht
[* 18] wird vernachlässigt. 1883 zählte man 492,000
Stück Hornvieh, 727,000
Schafe,
[* 19] 15,000
Schweine
[* 20] u. 258,000
Pferde
[* 21] (gegen 1851: 318,000). Da der
Ackerbau die
Konsumtion nicht deckt, sind
die
Bauern auf Nebenbeschäftigungen angewiesen; sie verfertigen
Fässer, Tischlerarbeiten, Spielsachen,
Filz,
Körbe, Bastmatten,
Baumwollenstoffe,
Leinwand (bis 4½ Mill. m jährlich) und Töpferwaren. Die
Industrie, deren Hauptsitz die Stadt Kostromá, ist im
Steigen begriffen und repräsentierte 1883 einen Produktionswert von 25,799,000
Rubel.