6. Jahrh., welches, indem es ein mit der
Bibel
[* 2] in
Einklang stehendes
System zu geben versucht, viel Abenteuerliches enthält,
aber auch manche wichtige Nachrichten in Beziehung auf die Handelsverbindungen der Alten gibt. Abgedruckt in
Montfaucons »Collectio
nova Patrum graecorum« (Bd. 2, Par.
1706) und in Gallandis »Bibliotheca Patrum« (11. Bd.,
Vened. 1765).
2) Kosmas von
Prag,
[* 3] böhm. Chronist, geboren kurz nach 1040, von polnischer Abkunft, zu
Prag und
Lüttich
[* 4] gebildet, diente in
Prag
mehreren
Bischöfen als
Sekretär
[* 5] und Geschäftsführer, begleitete sie auf
Reisen und starb als
Dekan der
PragerKirche Er
behandelte in seinem »Chronicon Bohemorum« sowohl die
allgemeine als die böhmische Geschichte bis 1125, teils nach ältern
Chroniken und mündlichen
Traditionen, teils nach eigner
Erfahrung. Wortreich und breit, aber wohlwollend und wahrheitsliebend, erwarb er sich großes Ansehen und den Ehrennamen
eines
Vaters der böhmischen Geschichte. Das »Chronicon Bohemorum«, zuerst 1602 gedruckt,
wurde herausgegeben von
Köpke (in
Pertz'
»Monumenta Germaniae historica«, Bd. 9, Hannov.
1846) und in den
»Fontes rerum bohemicarum«, Bd. 2
(Prag 1874), ins Deutsche
[* 6] übersetzt von Grandaur (Leipz. 1885).
und Damianus,
Heilige, Zwillingsbrüder aus
Arabien, welche im 3. Jahrh. zu Ägäa in
Kilikien als
Ärzte lebten,
wurden als
Christen ins
Meer geworfen, aber von einem
Engel gerettet, darauf, als weder das
Feuer des
Scheiterhaufens
sie verzehrte, noch das Steinigen gelang, enthauptet (303). Sie finden sich häufig auf Gemälden dargestellt: jugendlich,
mit roter
Robe und
Mütze, eine Arzneibüchse oder ein chirurgisches
Instrument in der
Hand.
[* 7]
Ihre Gebeine wurden 1649 von
Bremen
[* 8] nach
München
[* 9] übergeführt und in der dortigen Michaelskirche beigesetzt. Die
katholische Kirche verehrt
ihr Andenken 27. Sept., die griechische, welche sie »die
Doktoren ohne
Geld« nennt, weil sie umsonst kurierten, 1. Juli und 1. Nov.
(griech.), Weltentstehungslehre. Gegenüber den dogmatischen
Aufstellungen der alten Religionssysteme, nach
denen die
Welt teils aus nichts, teils durch geschlechtliche Erzeugung oder aus einem
Ei
[* 17] etc. hervorgegangen sein sollte, sannen
schon die alten griechischen
Philosophen, namentlich der ionischen
Schule, auf eine plausible
Theorie der
Weltentstehung und dachten an die Ballung dunstartig im Weltraum zerstreuter
Massen zu festen
Körpern. Diese
Spekulationen
wurden bei dem Erwachen der astronomischen Forschungen durch den phantasievollen
Kepler neu aufgenommen und namentlich nach
dem
Studium der
Nebelflecke
[* 18] durch den ältern
Herschel belebt, indem
man in diesen kosmischen
Massen Weltembryos zu erkennen
glaubte. In einer bestimmtern Form war schon vorher
Kant dem
Problem in seiner »Allgemeinen
Naturgeschichte und
Theorie des
Himmels«
(1755) näher getreten, indem er aus der gleichmäßigen Bewegungsrichtung der
Planeten
[* 19] und deren
Monde um ihre resp. Zentralkörper
und um sich selbst ihre gemeinsame Entstehung aus einer in demselben
Sinn bewegten Urmaterie folgerte,
die über den gesamten
Raum zerstreut gewesen war, in welchem jene Weltkörper sich jetzt bewegen.
Diese sogen.
Nebularhypothese, welche noch immer die beste kosmogonische
Hypothese darstellt, wurde durch
Laplace in einigen
wesentlichen
Punkten verbessert, indem er die von
Kant nur in Bezug auf den
Saturn gewagte Abschleuderungshypothese auf
das gesamte
System übertrug und alle
Planeten und
Monde in Form von äquatorialen
Ringen aus ihren Zentralkörpern hervorgehen
ließ, wenn diese durch eine fortschreitende Zusammenziehung ihre Umdrehungsgeschwindigkeit hinreichend erhöht hatten.
Man hat den
Prozeß sogar durch einen in einer gleich schweren
Flüssigkeit in
Rotation versetzten Öltropfen nachzuahmen gesucht
(PlateauscherVersuch). In neuerer Zeit ist die
Nebularhypothese namentlich durch
Ennis verbessert und von
dem
Sonnensystem auf das ganze Sternsystem ausgedehnt worden, indem er die ursprüngliche
Bewegung durch den schiefen
Stoß
aufeinander treffender Nebelmassen erklärte, die außer ihrer gegenseitigen
Anziehung noch derjenigen entfernterer Nebelmassen
folgen. Die
Spektralanalyse
[* 20] hat vielfach zur Stärkung der
Nebularhypothese beigetragen, indem sie die
Gleichheit der
Materie durch den
Raum nachwies.
(griech.),
Lehre
[* 23] vom Weltall, der Inbegriff alles dessen, was vom Weltganzen unsern
Sinnen und unserm
Verstand erkennbar ist; sie wird
Kosmonomie genannt, insofern bei der Weltbetrachtung hauptsächlich die
Gesetze
unterschieden werden, die dabei in Anwendung kommen, während der historische und beschreibende Teil derselben, welcher durch
direkte
Wahrnehmung erkannt wird,
Kosmographie heißt. Der Teil derKosmonomie, welcher die
Bewegungsgesetze
himmlischer
Körper behandelt, von
Laplace als Mécanique céleste bezeichnet, gehört zur
Astronomie.
[* 24] Als
Kosmosophie bezeichnet
man das nutzlose Bemühen, mit
Hilfe der
Mystik oder
¶
mehr
innern Beschauung oder auch durch die Gunst überirdischer Mächte vermeintliche Aufschlüsse zur Kenntnis des innern Zusammenhanges
des großen Weltganzen zu erlangen. Kosmische Verhältnisse nennt man die (in Meteorologie, Geologie
[* 26] etc. vielfach eingreifenden)
Verhältnisse der Erde und ihrer Bewohner zur Natur im großen und ganzen, zu den allgemeinen, das ganze Weltall
durchwaltenden Kräften der Schwere, des Lichts, des Magnetismus
[* 27] und der Elektrizität,
[* 28] ferner zu den übrigen Weltkörpern, zu
Sonne,
[* 29] Planeten, Trabanten, im Gegensatz zu den tellurischen (die Erde allein oder doch in vorwiegender Weise berührenden) Verhältnissen.
KosmischePhysik hat Joh. Müller den Teil der Physik genannt, der sich auf diese kosmischen Verhältnisse
bezieht.
Vgl. Sonnenschmidt, Kosmologie, Geschichte und Entwickelung des Weltbaues (2. Aufl., Köln 1879).