bis ihn 1798 eine
Mission des
Kongresses nach
Frankreich führte, wo er, mit Auszeichnung aufgenommen, sich in der
Nähe von
Fontainebleau niederließ. Als
Napoleon I. 1806 die Wiederherstellung
Polens beabsichtigte, bot er alles auf, um Kosciuszko für diesen
Plan zu gewinnen; doch blieb dieser seinem
Paul I. gegebenen
Wort, nie mehr gegen Rußland zu kämpfen,
treu und gab zur Antwort, er könne erst dann für
Polen thätig sein, wenn er diesem Land eine freie Nationalverfassung und
seine alten
Grenzen
[* 2] gesichert sähe. 1814 besuchte ihn der
KaiserAlexander I. auf seinem
Landgut, und Kosciuszko bat ihn hierauf schriftlich
um eineAmnestie für die
Polen in der
Fremde, indem er ihn zugleich aufforderte, sich zum König von
Polen
zu erklären und dem Land eine freie, der englischen ähnliche
Verfassung zu geben, erhielt jedoch nur unbestimmte Zusagen
und wurde, als er auf Ersuchen des polnischen Reichtags, beim
Wiener KongreßPolensInteresse zu vertreten,
den russischen
Kaiser nach
Auflösung des
Kongresses in
Braunau traf, kalt empfangen.
Zur Kenntnis seines
Lebens und
Charakters dient die von ihm selbst herausgegebene
Schrift »Das fünfzigste Jahr meines
Lebens«
(Leipz. 1815). Von seinen Übersetzungen ist
Richardsons »Clarissa« (Leipz. 1790-93)
hervorzuheben. Eine Gesamtausgabe seiner
»Dichtungen«, mit
Biographie, besorgte sein Sohn (Greifsw. 1823 bis
1826, 12 Bde.); seine
»Reden und kleinern prosaischen
Schriften« gab Mohnike heraus (Strals. 1831 bis 1832, 3 Bde.).
2)
JohannGottfriedLudwig,
Orientalist und Sprachforscher, Sohn
des vorigen, geb. zu
Altenkirchen
auf
Rügen, studierte erst in
GreifswaldTheologie und
Philosophie, dann seit 1812 zu
Paris
[* 10] orientalische
Sprachen und ward 1815
Adjunkt
der theologischen und philosophischen
Fakultät in
Greifswald. Vorlesungen, welche er über die pommersche Landesgeschichte
hielt, veranlaßten ihn zur Herausgabe der alten pommerschen
Chronik von Kantzow (Greifsw. 1816-17, 2. Bde.),
welchem Werk er später »Pommersche und rügische Geschichtsdenkmäler«
(das. 1831) und den
»Codex Pomeraniae diplomaticus« (das. 1843) folgen ließ. 1817 als
Professor der orientalischen
Sprachen
nach
Jena
[* 11] berufen, gab er die »Moallaka« des arabischen Dichters Amr ben
Kolthum
(Jena 1819),
darauf in
Verbindung mit
Iken die persische Märchensammlung »Tuti nameh«
(Stuttg. 1822) heraus und übersetzte das indische Gedicht
»Nala«
(Jena 1820). Auch mit der Entzifferung der alten ägyptischen
Schriftarten beschäftigte er sich. 1824 an die
UniversitätGreifswald zurückberufen, bearbeitete er nach arabischen
Handschriften
zu
Paris, Gotha
[* 12] und
Berlin
[* 13] seine »Chrestomathia arabica« (Leipz.
1828) und begann die leider unvollendet gebliebenen
Ausgaben der arabischen
Annalen des Taberi: »Annales
Taberistanenses« (Greifsw. 1831-53),
der arabischen Liedersammlung »Kitâb al Aghâni« (Bd.
1, das. 1846) und der indischen Fabelsammlung
»Pantschatantra«, von welcher der 1. Teil
(Bonn
[* 14] 1848) die einfachere
Rezension
enthält, während der 2., von welchem aber nur die 1. Lieferung (Greifsw. 1859) erschien,
dem ausführlichern
Text gewidmet sein sollte. Unvollendet sind auch seine
Ausgabe des arabischen Gedichts »The Hudsailian
poems« (Lond. 1854) und sein
»Wörterbuch der niederdeutschen
Sprache«
[* 15] (Bd. 1, Greifsw.
1859-60) geblieben. Kosegarten schrieb ferner eine »Geschichte der
UniversitätGreifswald« (Greifsw. 1856 bis 1857, 2 Bde.)
und lieferte Beiträge zur Kenntnis der maltesisch-arabischen sowie der deutschen
Mundarten. Er starb in
Greifswald. Seine zahlreichen
Manuskripte und handschriftlichen Werke der orientalischen und deutschen Litteratur hat er der
GreifswalderUniversität vermacht.
[* 1] (Kozle), Kreisstadt und ehemalige
Festung
[* 17] im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln,
[* 18] am Einfluß
der
Klodnitz in die Oder,
Knotenpunkt der
Linien Brig-Kosel-Kandrzin, Kosel-Kandrzin-Oswiecim, Kosel-Kandrzin-Oderberg u. Kosel-Kandrzin-Kamenz
der Preußischen Staatsbahn, 198 m ü. M., hat ein altes
Schloß, 2
Kirchen, eine neue
Synagoge, eine höhere Knabenschule, 2
Bahnhöfe,
[* 19] ein
Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Landgestüt, Mälzerei, Bierbrauerei,
[* 20] Dampfmühlen,
Schiffahrt u. (1885) mit
Garnison (2 Infanteriebataillone Nr. 62) 5461 meist kath.
Einwohner. - Kosel kommt zuerst 1286 vor und wurde 1306 die Hauptstadt des Herzogtums Kosel, das infolge einer
Teilung zwischen den
Söhnen des
HerzogsKasimir II. von
Teschen entstand, aber schon 1359 an die
Herzöge von
Teschen und
Öls
[* 21] zurückfiel. 1532 kam
in kaiserlichen
Besitz, wurde im Dreißigjährigen
Krieg mehrmals (1626 von
Mansfeld, 1633 von den
Sachsen,
[* 22] 1642 von
den
Schweden)
[* 23] erobert und fiel im
BreslauerFrieden an
Preußen.
[* 24]
Friedrich d. Gr. ließ es zu einer eigentlichen
Festung umschaffen.
1758, 1759
sowie 1760 und 1762 belagerten die Österreicher Kosel vergeblich. Ebenso standhaft ward die Festung 1807 durch den Obersten Neumann
verteidigt, als sie seit 23. Jan. durch die bayrischen Hilfstruppen blockiert ward, bis der TilsiterFriede die Belagerung aufhob.
Infolge der Neugestaltung des deutschen Festungswesens (1873) ging als Festung ein.
Vgl. Weltzel, Geschichte
der Stadt, Herrschaft und Festung Kosel (Ratibor
[* 27] 1866).