mehr
den
Mongolen mit mehrsilbigen
Sprachen und sind ein Mischvolk der in der Geschichte
Hochasiens öfters auftretenden Sienpi und
der im S. ansässigen Sanhan, welches seine
Nationalität und
Sprache
[* 2] von den im 2. Jahrh.
v. Chr. von N. her eingedrungenen
Kaoli erhielt, von denen die ganze
Halbinsel unterworfen wurde. Im Äußern gleichen die Koreaner
mehr
den Japanern als den
Chinesen, obwohl der mongolische
Typus stark ausgeprägt ist (s. Tafel
»Asiatische
Völker«,
[* 3] Fig. 15). Das
ganze Land wird eingeteilt in
Privat- u. Krongebiet.
Aus den
Erträgen des letztern werden die
Truppen, der Hofstaat und verschiedene Beamte bezahlt; doch geschieht die
Zahlung
nicht in
Geld, sondern in
Erbsen und
Reis. Die
Religion der höhern
Stände ist die
Lehre
[* 4] des
Konfutse, das
Volk hängt dagegen dem
Buddhismus an. 1837 hatten
römisch-katholische
Missionäre festen
Fuß in Korea
gefaßt; doch mußten sie 1866 den
Märtyrertod leiden oder das Land verlassen, und die zum
Christentum Bekehrten, deren Zahl 1859 zu 15,200
angegeben wurde, sahen sich großen Bedrückungen ausgesetzt.
Die auf russisches Gebiet übergetretenen Koreaner
ließen sich in der
Mehrzahl griechisch taufen. Die früher bedeutende
Industrie in
Porzellan und
Metall, welche die
Japaner von ihnen überkamen, ist gänzlich ausgestorben. Als einheimische Industrieartikel
sind jetzt noch erwähnenswert:
Seide,
[* 5]
Papier,
Matten,
Fächer,
[* 6]
Kämme,
Pfeifen,
Bürsten,
Dachziegel,
Tabak
[* 7] u. a.
In neuester Zeit sind bei der Hauptstadt
Söul eine
Glashütte, Porzellanfabrik, Ziegelei, Seidenspinnerei,
Tabak- und Zigarrenmanufaktur,
Strohgeflecht- und Zündhölzchenfabrik, Bierbrauerei
[* 8] und große
Wasserleitung
[* 9] errichtet worden. In Bezug auf geistige
Bildung
steht das
Volk auf gleicher
Stufe mit den Japanern und
Chinesen.
Die verwandtschaftlichen Beziehungen der korea
nischen
Sprache wurden von L.
Rosny im
»Journal asiatique«
(1864) erörtert. Er hält sie für entfernt verwandt mit dem
Japanischen und den ural-altaischen
Sprachen.
Vgl. auch J. ^[John] Roß, The Corean language (in der »China [* 10] Review«, Bd. 6, 1876).
Es besteht ein besonderes, aus 191
Buchstaben zusammengesetztes
Alphabet (Wonmon); meist werden chinesische
Buchstaben mit Hinzufügung von korea
nischen angewendet. In
Söul gibt es eine nur von Stipendiaten des
Staats besuchte englische
Schule; im übrigen sind die
Schulen sämtlich Privatanstalten, doch kann das niedere
Volk durchweg die Landessprache lesen
und schreiben.
Wer aber Anspruch auf
Bildung macht, muß
Chinesisch betrieben haben; die Staatsprüfungen
finden in dieser
Sprache statt.
Die Buchdruckerei, meist mit Metalltypen, steht unter allen ostasiatischen Ländern in auf der höchsten Stufe. Das Regierungssystem ist dem chinesischen ganz analog. Der König Tui Tschy ist der 28. Herrscher der gegenwärtigen Dynastie. Die Thronbesteigung eines neuen Königs ist der Sanktion Chinas unterworfen; auch geht alljährlich eine Gesandtschaft mit Geschenken nach Peking, [* 11] welche als Gegengeschenk einen Kalender der chinesischen Zeitrechnung zurückbringt.
An der Spitze der Regierung stehen drei Premierminister ohne Ressort, die Verwaltung besorgen sechs Ministerien für Zeremonien, Krieg, Zivilverwaltung, Justiz, öffentliche Arbeiten und Finanzen, wozu in jüngster Zeit ein Auswärtiges Amt kam, dem ein Amerikaner im Dienste [* 12] des Vizekönigs Li Hung Tschang in Tiëntsin vorsteht. Die acht Provinzen des Landes werden von Gouverneuren verwaltet. Die Kommandanten der Festungen Söul, Kaisöng, Suwön und Kangwa (sämtlich in der Provinz Kyöngkwido) ressortieren direkt vom König. Die Staatseinkünfte bestehen in einer Grundsteuer und dem Erlös des Monopols gewisser Artikel, wie Ginsengwurzel und Edelmetalle; ein gewisser Prozentsatz der Ernten wird in Natura von den Provinzial- und Lokalbehörden abgeliefert. Die Jahreseinnahmen beliefen sich 1885 auf 143,049 Doll.
Die Bevölkerung [* 13] ist in soziale und politische Fraktionen geteilt. Unter einem Feudaladel besteht eine zahlreiche und streng durchgeführte Leibeigenschaft. Das Heerwesen ist eine Kopie des chinesischen Bannersystems; die mit Luntenflinten, Spießen, Pfeil und Bogen [* 14] bewaffneten Soldaten, die übrigens eine abgeschlossene und wenig geachtete Kaste bilden, stehen aber nur in den großen Städten. Geschütze [* 15] gibt es gar nicht, auch nicht auf der Flotte, einer Ansammlung elender Dschonken chinesischer Bauart, die allein gegen Seeräuber und den unerlaubten Handel mit Ausländern Verwendung finden.
Die
Straßen sind ohne Ausnahme sehr schlecht, doch besteht für den
Verkehr der Reisenden eine Posteinrichtung mit 40
Distrikten, 471
Stationen
und 5400
Pferden; der innere Frachtverkehr wird aber fast ausschließlich auf den
Rücken von
Pferden und
Menschen bewerkstelligt.
Ein Telegraphenkabel wurde bereits 1883 in
Fusan von
Japan
(Nagasaki) aus gelandet und 1885 eine
Linie von
Söul nach
Tiëntsin
vollendet; ein optisches Telegraphensystem mittels
Rauch- und Feuerzeichen auf den
Bergen
[* 16] besitzt Korea
bereits seit dem
Mittelalter.
In neuester Zeit wurde ein modernes Postamt in
Söul errichtet, und Korea
trat dem
Weltpostverein bei.
[Handel und Verkehr.]
Der
Handel Koreas
mit dem
Ausland datiert erst seit dem
Abschluß eines mit
Japan 1876 abgeschlossenen Handelsvertrags.
Vordem unterhielt Korea
mit
China einen Überlandhandel, der jährlich im April, Juni und
Oktober auf dem im chinesischen
Territorium
hierzu besonders angewiesenen Marktplatz an der
Grenze, am Kaolimön, dem »korea
nischen
Thor«, etwas östlich
von der chinesischen Handelsstadt Fongwhangtschin abgehalten wurde. Beide
Länder trennte ein 50-90 km breiter
Strich, auf
welchem jede Ansiedelung aufs strengste verboten war.
Der dortige
Umsatz zwischen Korea
und
China betrug jährlich nur ½ Mill.
Doll. Eine japanische
Kolonie
war in
Fusan an der Südküste
schon Ende des 16. Jahrh. gegründet worden, und diese unterhielt einen unbedeutenden
Handel mit Tsusima und
Nagasaki. Dem
japanischen
Handel wurde Korea eigentlich erst durch einen 1876 abgeschlossenen
Handels- und Freundschaftsvertrag geöffnet; 1880 geschah
dasselbe mit
Gensan an der Ostküste, 1881 mit
Chemulpo an der Westküste; seit 1877 befindet sich ein
japanischer
Ministerresident mit acht Beamten in der Hauptstadt
Söul. Am wurde ein
Handels- und Freundschaftsvertrag
mit den
Vereinigten Staaten
[* 17] von
Amerika,
[* 18] mit
England und dem
Deutschen
Reich, mit
Italien
[* 19] und mit
Rußland abgeschlossen.
Diplomatische Vertretungen haben auch Deutschland, [* 20] China, England, Rußland und die Vereinigten Staaten in Söul. Dort und in den drei genannten Häfen wohnten 1886: 24 Amerikaner, 22 Deutsche, [* 21] 14 Engländer, 13 Franzosen, 7 Russen, 5 Österreicher, ca. 2700 Japaner und 200 Chinesen. Der Handel mit dem Ausland betrug 1885 bei der Einfuhr 1,792,000, bei der Ausfuhr (ohne 357,000 Jen in Gold) [* 22] 524,000 Jen. Die Einfuhr besteht vornehmlich in Baumwollwaren, Kupfer: [* 23] Blei, [* 24] Zinn, Anilinfarben, Petroleum, Fächern und Seidenzeugen, die Ausfuhr in Häuten, Ginseng, Rohbaumwolle, Bohnen, Erbsen und Reis, Rohseide, Arzneien. Auf Japan ¶
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entfallen 75 Proz. des Imports und 97 Proz. des Exports. In die drei genannten Häfen liefen 1885 ein: 910 nach europäischer Art gebaute Schiffe [* 26] von 157,467 Ton., darunter 275 Dampfer von 135,133 T. und Dschonken von 6673 T. Der überseeische Verkehr Koreas mit China und Japan wird regelmäßig durch eine englische und eine japanische (die Mitsu-Bischi) Schiffsgesellschaft vermittelt; unregelmäßig verkehrt die China Merchant Steam Navigation Co. von Schanghai [* 27] aus mit einigen Häfen. Das Geld Koreas ist Kupfergeld, welches früher in sehr großer Unregelmäßigkeit von jedem der sechs Ministerien gegossen wurde, dessen Ausmünzung aber seit 1884 königliches Regal ist. Gold- und Silbergeld existieren nicht. Für Maße und Gewichte hat man neuerdings das zehnteilige System angenommen.
[Geschichte.]
Die ersten staatlichen und bürgerlichen Einrichtungen verdankt Korea der Einwanderung chinesischer Stämme in den nördlichen Teil der Halbinsel. Es soll darauf eine Dynastie von 41 Königen unter Oberherrlichkeit Chinas geherrscht haben. Später bildeten sich mehrere kleine Königreiche auf der Halbinsel, die 935 n. Chr. zu einem Reich vereinigt wurden, das sich von China unabhängig machte. Als aber 1392 die alte Dynastie gestürzt wurde, stellte sich der neue König aus Dank für den Beistand, welchen ihm der chinesische Kaiser gegen Japan geleistet hatte, unter die Oberhoheit Chinas.
Ein neutrales, völlig wüst gelegtes Gebiet von 50-90 km Breite [* 28] sollte die Grenze bilden. Spätere Invasionen Japans waren stets von nur vorübergehender Art, doch behielt Japan die Insel Tsusima, die früher Korea gehört hatte, sowie das Recht, an der Südküste, wo später Fusan entstand, eine Garnison zu unterhalten. Der erste Europäer, welcher Mitteilungen über Korea bringen konnte, war der Holländer Heinrich Hamel, der 1654 an der Insel Quelpart Schiffbruch litt und mit 13 andern der Mannschaft 13 Jahre in als Gefangener lebte.
Französische, englische und amerikanische Schiffe besuchten später die umliegenden Gewässer und nahmen die Küsten auf. Seit 1837 fanden katholische Missionäre Einlaß und wirkten nicht ohne Erfolg, bis 1866, wo die durch eine russische Fregatte gestellte, aber abgelehnte Forderung eines Handelsvertrags das Mißtrauen der Regierung gegen die Europäer so steigerte, daß 9 Missionäre, meist Franzosen, hingerichtet wurden. Dafür versuchte eine französische Flotte unter Roze die Koreaner zu züchtigen, ein Versuch, der ebensowenig glückte wie die 1871 und 1872 von Amerika aus gemachten, um die Koreaner wegen der Ermordung der Mannschaft eines 1866 an der Küste gestrandeten amerikanischen Schoners zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch wurden später drei Häfen (s. oben) dem auswärtigen Handel geöffnet. In neuester Zeit kam es infolge der Eifersucht der Chinesen auf die Japaner, welche beide nach Ministerposten strebten, zu blutigen Kämpfen; von China und Japan entsandte Truppen stellten indes bald die Ruhe wieder her.
Vgl. Oppert, Ein verschlossenes Land. Reisen nach Korea (Leipz. 1880);
Griffis, Corea, the hermit nation (New York 1882 u. öfter, Auszug 1885);
J. ^[John] Roß, History of Corea (Lond. 1880);
Lowell, Chosön, the land of the morning calm; sketch of K. (das. 1886);
Rosny, Les Coréens (Par. 1886);
Dallet, Histoire de l'église de Corée (das. 1874, 2 Bde.).