dings mannigfaltige Bedenken seitens
Dana, Jukes, Couthouy,
Semper, besonders aber von
Murray, dem Zoologen der
Challenger-Expedition,
erhoben worden, und zwar spitzen sich diese Einwürfe darin zu, daß das nahe Nebeneinandervorkommen der verschiedenen
Formen
der Korallenbildungen sich nach
Darwin nur schwer erklären lasse, und daß dessen
Hypothese die
Existenz großer Senkungsgebiete
an
Stellen voraussetze, wo sich keine sonstigen
Beweise für vorhandene
Senkungen beibringen lassen, ja mitunter geradezu
Hebungen
nachweisbar sind.
Murray erinnert daran, daß das Hauptnahrungsmittel der
Korallen
[* 2] der kohlensaure
Kalk ist, der durch pelagische Organismen abgeschieden
wird und nach dem
Tode derselben dem
Meer wieder anheimfällt. Wo aber, wie namentlich in größerer Tiefe,
ein bedeutenderer
Gehalt an
Kohlensäure im Meerwasser vorhanden ist, verschwinden diese kalkigen Reste durch
Auflösung, während
sie sich an einzelnen
Stellen, namentlich auf
Erhöhungen des Meeresgrundes, welche meist vulkanischen Ursprungs sind, in großen
Mengen aufhäufen.
Ragen solche
Erhöhungen bis zur Lebenszone der
Korallen empor, so bietensie der Ansiedelung derselben ein
ganz besonders günstiges
Terrain.
Bauen nun solche
Polypen nach der Oberfläche zu, so werden die randständigen Individuen
wegen der ihnen vom
Meere reichlichst zugehenden
Fülle von Lebensmitteln in bedeutendem Vorteil gegen die im Innern stehenden
sein, eine
Differenz, welche um so mehr ins
Gewicht fällt, je größer das
Riff ist, da ja bei quadratischer
Zunahme der
Fläche die
Peripherie nur arithmetisch wächst.
Das führt zum
Absterben der innern Individuen, die dann der lösenden
Kraft
[* 3] des Meerwassers anheimfallen, wodurch im
Zentrum
eine sich mehr und mehr vergrößernde
Lagune entsteht, während das
Riff meerwärts wächst. Ganz ähnliche Verhältnisse
müssen sich bei jedem breitern Saumriff abspielen, bei welchem die landwärts stehenden
Polypenstöcke die benachteiligten
sind, und welches sich dadurch in ein Dammriff verwandelt.
Alle diese
Formen sind also von der
Bewegung des
Untergrundes unabhängig
u. können sich ebensowohl auf stationärem, als sinkendem, als hebendem
Boden ausbilden.
Daß sich in geologischer Vorzeit Riffbildungen zahlreich vollzogen haben, beweisen die mitunter vorzüglich
erhaltenen
Korallenkalke der verschiedensten
Formationen, schon mit der ältesten der petrefaktenführenden, der silurischen,
beginnend. Nur darf an das Auffinden solcher prähistorischer Korallenriffe
[* 4] in andern als tropischen Gegenden nicht sofort
die Folgerung angeknüpft werden, daß zur Bildungszeit der
Riffe auch an diesen
Stellen ein tropisches
Klima
[* 5] geherrscht habe: handelt es sich doch bei diesen
Korallen früherer
Formationen nur um sehr entfernte Verwandte unsrer
heutigen riffbauenden
Polypen, so daß der tropische
Charakter der heutigen
Korallen nicht auf
die frühern sofort übertragbar
ist.
Vgl.
Darwin, The structure and distribution of coral-reefs (deutsch von
Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1876);
Dana, Corals and coral-islands (Lond. 2. Aufl. 1879).
(ElapscorallinusPrz. Wied),
Schlange
[* 6] aus der Unterordnung der
Giftschlangen und der
Familie der Prunkottern
(Elapidae), 60-70
cm lang, zinnoberrot, mit 16-19 schwarzen, 10-14
mm breiten, rundum laufenden
Ringen, die durch einen schmalen
grünlichweißen
Ring von der roten Grundfarbe getrennt sind. Das
Rot undGrün ist schwarz punktiert, der
Vorderkopf bläulichschwarz. Die Korallenschlange lebt in Waldungen und Gebüschen
Brasiliens und
Mexikos, ausschließlich auf dem
Boden,
nährt sich von kleinen
Tieren und ist völlig ungefährlich. Die verwandte
Schoß- oder Mädchenschlange (E. higiae) tragen
die Mädchen als kühlendenHalsschmuck.
[* 7]
[* 1] (Anthozoa,Polypen),
Klasse der
Cölenteraten (s. d.). Ihr
Körper (s. Fig. 1 u. 2) besteht in der einfachsten
Form aus einem an seinem hintern Ende festgewachsenen
Sack mit einer vordern Öffnung M, die von einem
Kranz von
Fühlfäden oder
Tentakeln T umstellt ist.
Letztere dienen zum
Greifen der
Beute und sind zu deren
Lähmung reichlich
mit
Nesselorganen (s.
Cölenteraten) versehen. Die genannte Öffnung fungiert sowohl als
Mund wie als
After
und läßt auch die Säfte gewisser
Drüsen und die Geschlechtsprodukte austreten.
Sie führt direkt in eine Art von
Speiseröhre, die wiederum durch eine hintere verschließbare Öffnung mit dem
Magen,
[* 11] in
welchem die
Verdauung stattfindet, in
Verbindung steht. Dieser ist aber keine einfache Höhlung, sondern zerfällt durch zahlreiche
Scheidewände, die sogen. Mesenterialfalten, in viele
Taschen, welche am Hinterende des
Tiers miteinander
kommunizieren und sich auch in Form von
Kanälen in die Körperwandungen sowie in die hohlen
Tentakeln fortsetzen. So zirkuliert
die im
Magen aus den
Speisen gewonnene Nährflüssigkeit direkt im ganzen
Körper, ohne Dazwischenkunft besonderer
Blutgefäße,
und zwar geschieht dies nicht nur durch
Kontraktionen der einzelnen Körperteile, sondern auch durch die
Flimmerbewegung, welche die
Zellen des
Magens und der
Kanäle hervorbringen. Man unterscheidet am Leib der Korallpolypen drei
Schichten,
nämlich die aus Flimmerzellen bestehende Magenwand, das
Entoderm, ferner die äußere
Haut
[* 12] oder das
Ektoderm und das zwischen
beiden gelegeneMesoderm (vgl.
Cölenteraten); letzteres wird oft sehr dick. Die
Ge-
schlechtsstoffe entstehen in Verdickungen der Ränder der bereits erwähnten Mesenterialfalten und gelangen bei der Reife
direkt in den Magen und von ihm aus ins Freie. Häufig sind die Geschlechter getrennt, aber auch dann, wenn Eier
[* 14] und Samenfäden
dicht nebeneinander in demselben Tier entstehen, sind sie vielfach nicht zu gleicher Zeit reif, so daß
also dasselbe Individuum bald männlich, bald weiblich ist. Die Befruchtung
[* 15] erfolgt stets im Innern des mütterlichen Körpers;
ebenso geht hier die Entwickelung der Larven bis zu einer gewissen Grenze vor sich. Später schwärmen diese aus und schwimmen
eine Zeitlang im Meer umher, bis sie sich festsetzen. Sie bestehen alsdann aus einer einfachen sogen.
Gastrula und erhalten ihre Tentakeln um die Mundöffnung erst nach und nach.
Neben der eben geschilderten geschlechtlichen Fortpflanzung findet sich in hohem Grad entwickelt auch die ungeschlechtliche
durch Sprossung und Teilung vor. Knospen
[* 16] (K) können am ganzen Umfang des Korallpolypen auftreten, sowohl an der Seite
als von der Anheftungsstelle, wie endlich vom Mundrand her; bleiben nun die neugebildeten Individuen mit den alten verbunden,
so entstehen die Polypenstöcke. In ihnen sind die Einzeltiere in eine gemeinschaftliche Masse eingebettet und kommunizieren
alle miteinander, so daß die von jedem von ihnen erworbenen Nahrungssäfte der Gesamtheit zu gute kommen.
In einem solchen Tierstaat herrscht also bei völliger Gleichwertigkeit der Individuen der vollendetste Kommunismus.
Eine wichtige Rolle bei dem Aufbau der Polypenstöcke spielen die Skelettbildungen. Diese entstammen meist dem Ektoderm und treten
bei einer Unterklasse der in Gestalt von einzelnen nadelförmigen Kalkkörperchen auf. Indem sie aber unter sich
verwachsen, geben sie zu den oft steinharten Kalkskeletten Anlaß, aus denen manche sogen. Korallen (s. d.) bestehen. Ferner
können auch Teile des Körpers verhornen, so daß also auch Hornskelette, entweder mit oder ohne Kalk, existieren.
Endlich versteinert durch Kalkablagerung in einem Polypenstock oft die ganze Masse, welche die Einzeltiere untereinander verbindet
(das sogen. Cönenchym), so daß also nur diese selbst noch weich und beweglich bleiben und
sich nach Belieben über das gemeinsame Skelett
[* 17] hervorstrecken oder in dasselbe zurückziehen können. So entsteht bereits
eine Mannigfaltigkeit von Formen der Polypenstöcke, die noch dadurch vermehrt wird, daß die Sprossung und unvollkommene Teilung
die einzelnen Individuen in verschieden hohem Grad miteinander in Verbindung beläßt.
Die Korallpolypen sind sämtlich Meeresbewohner und sind im allgemeinen auf die wärmern Zonen angewiesen, während allerdings einige
Arten sogar im hohen Norden
[* 18] vorkommen. In bedeutenden Tiefen leben nicht wenige, indessen sind weitaus die meisten in der Nähe
der Küsten zu finden; namentlich gilt dies von denjenigen Formen, welche die Korallenriffe (s. d.) erzeugen.
Alle Korallpolypen sind fleischfressende Tiere; zur Beute fallen ihnen hauptsächlich kleine Krebse, Larven verschiedener Tiere etc., aber
auch Fische.
[* 19]
Man teilt die lebenden Korallpolypen nach der Zahl ihrer Tentakeln in die achtarmigen Octactinia und die vielarmigen Polyactinia ein.
Zu den erstern gehören die sogen. Seefedern (Pennatulidae), die nachts ein schönes Licht
[* 20] ausstrahlen
(s. Abbildung auf Tafel »Korallen«),
ferner die vielgestaltigen sogen. Horn- oder Rindenkorallen (Gorgonidae),
von denen die
zu Schmucksachen verwendete weiße Koralle (Isis)
[* 21] und die Edelkoralle (s. d.)
die bekanntesten sind, und endlich die Orgelkorallen
(Tubiporidae, s. Tafel »Korallen«). Die Polyactinia, deren Tentakeln an Zahl entweder sechs oder ein Vielfaches
von sechs betragen, sind teils ganz weich wie die Seeanemonen oder Aktinien (s. d.), teils mit horniger Achse versehen (Antipatharia),
teils verkalkt und dann an der Korallenbildung beteiligt (s. Korallen). - Unter den versteinerten Korallpolypen gehören die jüngern
Formen aus dem Jura und der Trias den Polyaktinien an, dagegen bilden die ältern aus der Grauwacke und andern
paläozoischen Schichten eine besondere Klasse, die Tetracorallia, mit ein oder mehrere Male vier Tentakeln.
Diese ist zwar schon lange ausgestorben, indessen machen auch die heutigen in ihrer Entwickelung ein Stadium mit nur
vier Tentakeln durch und erinnern in dieser Weise an ihren Ursprung. Eine besonders merkwürdige Form ist die früher zu den
Brachiopoden
[* 22] gerechnete, mit einem Deckel versehene Calceola sandalina (s. Tafel »Devonische Formation«).