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Konstanze - Konstanzer
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Konstanze (Constantia), 1) Tochter des normänn. Königs Roger II. von Sizilien und nach dem 1189 erfolgten / 252
Konstanzer Konzil die 1414-18 in Konstanz abgehaltene Kirchenversammlung, welche das päpstliche Schisma und die / 517
Fortsetzung:
Konstanz , (früher Kostenze, Kostentz; die Form Kostnitz ist tschechischen Ursprungs und seit Huß' Zeiten
mehr
1211 qkm (22 QM.), ohne jene 275 qkm (5 QM.), umfassend,
erstreckte sich vom mittlern
Neckar bis zum St. Gotthardpaß über den größten Teil der deutschen
Schweiz ,
[* 2 ] das südliche
Baden
[* 3 ] und
Württemberg ,
[* 4 ] gehörte zur Erzdiözese
Mainz
[* 5 ] und war der größte bischöfliche
Sprengel
Deutschlands .
[* 6 ] Das
Domkapitel
befand sich in Konstanz;
[* 7 ] der
Bischof residierte in
Meersburg und war Reichsstand. 780 erscheint als Stadt, war
anfangs den
Herzögen von Alemannien untergeben und diente öfters zum Sitz von
Reichstagen und geistlichen Versammlungen.
Hier hielt
Kaiser
Heinrich III. 1043 seine glühende
Rede gegen die
Simonie und ordnete den
Landfrieden an; hier schloß
Friedrich
Barbarossa 1183 den
Frieden mit den lombardischen
Städten (s.
oben ). Unter den hier gepflegten
Gewerben stand
obenan die Leinweberei, die
Tela di Costanza
war in ganz
Europa
[* 8 ] bekannt. Unter
Heinrich VI. wurde Konstanz 1192 Reichsstadt und von
Wilhelm von
Holland in ihren
Freiheiten bestätigt. 1331 bildete es mit andern
Reichsstädten den
Schwäbischen
Städtebund.
Zürich (Kanton und Sta
* 9
Zürich .
Als
Kaiser
Karl IV. Konstanz den
Bischöfen unterwerfen wollte, verband es sich 1380 mit mehreren andern deutschen
Städten und erhielt
von König
Wenzel sogar den
Blutbann . Im 15. Jahrh. bildete die dort 1414-18 abgehaltene
Kirchenversammlung (s.
Konstanzer Konzil )
den Glanzpunkt der Geschichte der Stadt. Vornehmlich durch die Einwirkung des
Predigers
Blaurer schloß
sich Konstanz der
Reformation an, worauf das
Domkapitel die Stadt verließ. Diese trat 1528 in einen
Bund mit Zürich
[* 9 ] und Bern ,
[* 10 ] wurde aber 1529 von
den Urkantonen an
Österreich
[* 11 ] überlassen.
Auf dem
Reichstag zu
Augsburg
[* 12 ] reichte Konstanz, welches darauf dem
Schmalkaldischen
Bund beitrat, mit
Lindau ,
[* 13 ]
Memmingen
[* 14 ] und
Straßburg
[* 15 ] 9. Juli 1530 die
Confessio tetrapolitana ein. Als Konstanz die
Annahme des
Interim verweigerte, ward es 1548 vom
Kaiser in
die
Acht erklärt und von dem spanischen Obersten
Alfons Vivez, wiewohl vergeblich, angegriffen. Eine
Reaktion in der
Bürgerschaft
führte jedoch die Unterwerfung unter das
Haus
Österreich herbei, welche in ihrem
Gefolge die Herstellung
des katholischen Bekenntnisses hatte. 1633 verteidigten sich die
Bürger vom 7. Sept. bis 5. Okt. mit Erfolg gegen die
Schweden .
[* 16 ] 1677 ward
während der französischen
Okkupation des
Breisgaues die
Freiburger
Universität zeitweilig hierher verlegt.
Bevölkerungsstatistisc
* 17
Bevölkerung .
Der Wohlstand der Stadt sank, der Leinenhandel zog sich nach St.
Gallen , die
Messe nach
Zurzach .
Kaiser
Joseph II .
suchte vergebens die Stadt durch Herzuführung einer
Genfer
Kolonie zu heben. 1806 fiel an
Baden , das
Bistum wurde 1803 säkularisiert
und 1821 gänzlich aufgehoben. Die
Eisenbahnen brachten für Konstanz eine neue
Blütezeit , während die
Bevölkerung ,
[* 17 ] durch den
Bischof
Freiherrn von
Wessenberg (s. d.) aus den
Fesseln einer verkommenen
Geistlichkeit und aus den
Banden des
Mittelalters
befreit, im
Kampfe für freiheitliche
Entwickelung des engern und weitern Vaterlandes mutig eintrat. Im vorigen Jahrzehnt war
Konstanz
Mittelpunkt der Bestrebungen der Altkatholiken im südwestlichen
Deutschland
[* 18 ] gegen die römische
Hierarchie , und der dritte
Altkatholikenkongreß ward vom 12. bis 14. Sept. 1873 hier abgehalten.
Vgl. Eiselein, Geschichte und
Beschreibung
der Stadt Konstanz (Konstanz 1851);
Ladewig, Regesta episcoporum Constantinensium (Innsbr. 1886);
Marmor ,
Führer durch Konstanz (3. Aufl.,
Konst. 1874);
Derselbe, Geschichtliche
Topographie der Stadt Konstanz (das. 1860);
Leiner , Konstanz und seine Umgebung (Zürich
1880).
Titel
Elemente zu
Konstanze:
1) Tochter des normänn. Königs Roger II. von Sizilien und nach dem 1189 erfolgten Tod ihres Neffen Wilhelm II.
2) Schwester des Königs Peter von Aragonien
3) Tochter des Hohenstaufen Manfred
Sizilien
* 19
Sizilien .
(Constantia ), 1) Tochter des normänn.
Königs
Roger II. von
Sizilien
[* 19 ] und nach dem
1189 erfolgten
Tod ihres
Neffen
Wilhelm II. Erbin des
Reichs . Da sie sich 1186 mit
Heinrich , Sohn
Friedrich
Barbarossas , vermählt hatte, so kam
hierdurch das sizilische
Reich an das hohenstaufische
Haus . Doch mißlang der erste
Versuch ihres Gemahls, das
Reich in
Besitz zu nehmen (1191); ja, Konstanze geriet in die Gefangenschaft ihres Gegners Tancred, der sie 1192 großmütig
entließ. Erst nach dessen
Tod kam
Sizilien an
Heinrich VI. Am 26. Dez. 1194 gebar Konstanze den nachmaligen
Kaiser
Friedrich II. Nach
Heinrichs
VI.
Tod 1197 warf sie sich dem
Papst
Innocenz III. in die
Arme , der auf ihre Bitte ihr Söhnlein
Friedrich
mit
Sizilien und
Neapel
[* 20 ] belehnte, dafür aber
Verzicht auf wichtige kirchliche
Rechte verlangte. Konstanze starb 27. Nov. 1198, nachdem
sie noch den
Papst zum Vormund ihres
Sohns eingesetzt hatte.
2)
Schwester des
Königs
Peter von
Aragonien , Gemahlin des
Königs Emerich von
Ungarn
[* 21 ] und nach dessen
Tod 1209 des
erst 15jährigen
Hohenstaufen
Friedrich II., welchem sie einen Sohn,
Heinrich (gest. 1242), gebar; sie selbst starb 1223.
Palencia - Palermo
* 22
Palermo .
3) Tochter des
Hohenstaufen
Manfred , wurde 1262 Gemahlin des
Königs
Peter von
Aragonien , welcher auf
Grund dieser
Verbindung 1283 dem
Karl von
Anjou
Sizilien entriß. Nach
Peters
Tod 1285 ließ Konstanze ihren Sohn
Jakob zu
Palermo
[* 22 ] trotz des
Widerspruchs
des
Papstes zum König krönen. Doch söhnte sie sich wieder mit ihren Gegnern aus und gab sogar ihre Tochter Violante dem
Sohn
Karls von
Anjou ,
Robert von
Kalabrien , zur
Ehe . Sie starb 1302.
Konzil, die 1414-18 in
Konstanz abgehaltene
Kirchenversammlung , welche das päpstliche
Schisma und die Ketzereien
Huß ' beseitigen und eine
Reform der
Kirche vornehmen sollte. Dasselbe ward auf Betrieb des
Kaisers
Siegmund von
Papst
Johann XXIII. berufen und 5. Nov. 1414 eröffnet.
Anteil an demselben nahmen außer dem
Kaiser fast alle
Kurfürsten ,
die meisten
Reichsfürsten , ein zahlreicher
Adel , die
Gesandten aller katholischen
Könige sowie auch der
Griechen und
Russen ; von
Geistlichen dagegen erschienen, außer
Papst
Johann XXIII. und den
Legaten seiner beiden Gegenpäpste, 3
Patriarchen , 33
Kardinäle , 47
Erzbischöfe , 145
Bischöfe , 124
Äbte , 750
Doktoren ,
18,000
Priester und
Mönche .
Zugleich mit den handelnden
Personen war eine große Menschenmenge damals in
Konstanz zusammengedrängt,
darunter 700 fahrende
Frauen und 346
Schauspieler ,
Gaukler etc. Die Zahl der dauernd sich Aufhaltenden wurde auf 50,000, die
der Besucher auf das
Dreifache geschätzt. Denn die weltlichen und geistlichen
Fürsten wetteiferten in der
Menge und Pracht
ihres
Gefolges , in dem
Pomp ihrer
Aufzüge
[* 23 ] und ihres Hofhalts. Nachdem das Übergewicht des
Papstes
Johann
und des italienischen
Klerus dadurch beseitigt worden war, daß die
Abstimmung nicht nach
Personen , sondern nach
Nationen
(Italiener ,
Deutsche,
[* 24 ]
Franzosen ,
Engländer und später auch
Spanier ) bestimmt wurde, nahm das
Konzil zunächst die Beseitigung des
Schismas
(causa unionis) vor.
Konstatieren - Konstit
* 25
Seite 10.37.
Johann XXIII. wurde zur
Abdankung bewogen (1. März 1415), und als er floh, seinen
Verzicht zurücknahm und
das
Konzil auflösen wollte, erklärte das
Konzil auf Anregung
Johann
Gersons durch das
Dekret Sacrosancta (6. April), daß dem
Konzil
die höchste
Autorität der
Christenheit innewohne, und daß es über dem
Papste stehe, und entsetzte
Johann
XXIII. 29. Mai seines
Amtes .
Gregor XII. entsagte freiwillig (4. Juli 1415), und
Benedikt XIII. wurde von seinen Anhängern verlassen
und 26. Juli 1417 abgesetzt. Die
Neuwahl eines
¶
mehr
Papstes wurde verschoben. Darauf wurde die zweite Aufgabe, die Ausrottung der Ketzerei (causa fidei), vorgenommen, indem
Huß zum Tod verurteilt und 6. Juli 1415 vor den Thoren von Konstanz verbrannt wurde. Die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern
(causa reformationis) aber kam nicht zu stande wegen der Uneinigkeit der Mitglieder und Siegmunds unzeitiger
Reise ins Ausland . Kaum hatte sich das Konzil über die Grundsätze der Reform , welche sich auf die äußere Verfassung der Kirche
und auf das Leben und die Bildung der Geistlichkeit erstrecken sollte, geeinigt, so setzte die Kardinalspartei mit Hilfe der
Franzosen 11. Nov. 1417 die Wahl Martins V. zum Papste durch.
Tirol
* 26
Tirol .
Dieser verschleppte die weitern Verhandlungen über die Kirchenreform, machte in den Dekreten vom 21. März 1418 nur geringe Zugeständnisse
und schloß mit den einzelnen Nationen Konkordate , welche einige Beschwerden beseitigten. Hierauf ward das Konzil 22. April 1418 geschlossen.
Gleichzeitig mit dem Konzil tagten zwei Reichstage (1415 und 1417), auf denen vergeblich über eine Reichsreform
beraten, Herzog Friedrich von Tirol
[* 26 ] geächtet und Burggraf Friedrich von Nürnberg
[* 27 ] mit der Mark Brandenburg
[* 28 ] belehnt wurde.
Vgl. Ulrich
v. Richenthal, Chronik des Konziliums in Konstanzer (Augsb. 1533, Frankf. 1575);
v. d . Hardt , Magnum concilium Constantiense (Frankf.
u. Leipz. 1700-1702, 6 Bde.);
Lenfant , Histoire du concile de Constance (Amsterd. 1714, 2 Bde.);
Tosti, Geschichte des Konzils von Konstanz (deutsch von Arnold , Schaffh. 1860);
Marmor , Das Konzil zu Konstanz in den Jahren 1414-18
(2. Aufl., Konst. 1874).