1211 qkm (22 QM.), ohne jene 275 qkm (5 QM.), umfassend,
erstreckte sich vom mittlern Neckar bis zum St. Gotthardpaß über den größten Teil der deutschen Schweiz, das südliche
Baden und Württemberg, gehörte zur Erzdiözese Mainz und war der größte bischöfliche Sprengel Deutschlands. Das Domkapitel
befand sich in Konstanz; der Bischof residierte in Meersburg und war Reichsstand. 780 erscheint als Stadt, war
anfangs den Herzögen von Alemannien untergeben und diente öfters zum Sitz von Reichstagen und geistlichen Versammlungen.
Hier hielt Kaiser Heinrich III. 1043 seine glühende Rede gegen die Simonie und ordnete den Landfrieden an; hier schloß Friedrich
Barbarossa 1183 den Frieden mit den lombardischen Städten (s. oben). Unter den hier gepflegten Gewerben stand
obenan die Leinweberei, die Tela di Costanza war in ganz Europa bekannt. Unter Heinrich VI. wurde Konstanz 1192 Reichsstadt und von
Wilhelm von Holland in ihren Freiheiten bestätigt. 1331 bildete es mit andern Reichsstädten den Schwäbischen
Städtebund.
Als Kaiser Karl IV. Konstanz den Bischöfen unterwerfen wollte, verband es sich 1380 mit mehreren andern deutschen Städten und erhielt
von König Wenzel sogar den Blutbann. Im 15. Jahrh. bildete die dort 1414-18 abgehaltene Kirchenversammlung (s. Konstanzer Konzil)
den Glanzpunkt der Geschichte der Stadt. Vornehmlich durch die Einwirkung des Predigers Blaurer schloß
sich Konstanz der Reformation an, worauf das Domkapitel die Stadt verließ. Diese trat 1528 in einen Bund mit Zürich
und Bern,
wurde aber 1529 von
den Urkantonen an Österreich überlassen.
Auf dem Reichstag zu Augsburg reichte Konstanz, welches darauf dem Schmalkaldischen Bund beitrat, mit Lindau, Memmingen
und Straßburg die Confessio tetrapolitana ein. Als Konstanz die Annahme des Interim verweigerte, ward es 1548 vom Kaiser in
die Acht erklärt und von dem spanischen Obersten Alfons Vivez, wiewohl vergeblich, angegriffen. Eine Reaktion in der Bürgerschaft
führte jedoch die Unterwerfung unter das Haus Österreich herbei, welche in ihrem Gefolge die Herstellung
des katholischen Bekenntnisses hatte. 1633 verteidigten sich die Bürger vom 7. Sept. bis 5. Okt. mit Erfolg gegen die Schweden. 1677 ward
während der französischen Okkupation des Breisgaues die Freiburger Universität zeitweilig hierher verlegt.
Der Wohlstand der Stadt sank, der Leinenhandel zog sich nach St. Gallen, die Messe nach Zurzach. Kaiser Joseph II.
suchte vergebens die Stadt durch Herzuführung einer Genfer Kolonie zu heben. 1806 fiel an Baden, das Bistum wurde 1803 säkularisiert
und 1821 gänzlich aufgehoben. Die Eisenbahnen brachten für Konstanz eine neue Blütezeit, während die Bevölkerung, durch den Bischof
Freiherrn von Wessenberg (s. d.) aus den Fesseln einer verkommenen Geistlichkeit und aus den Banden des Mittelalters
befreit, im Kampfe für freiheitliche Entwickelung des engern und weitern Vaterlandes mutig eintrat. Im vorigen Jahrzehnt war
Konstanz Mittelpunkt der Bestrebungen der Altkatholiken im südwestlichen Deutschland gegen die römische Hierarchie, und der dritte
Altkatholikenkongreß ward vom 12. bis hier abgehalten.
Vgl. Eiselein, Geschichte und Beschreibung
der Stadt Konstanz (Konstanz 1851);
(Constantia), 1) Tochter des normänn. Königs Roger II. von Sizilien und nach dem
1189 erfolgten
Tod ihres Neffen Wilhelm II. Erbin des Reichs. Da sie sich 1186 mit Heinrich, Sohn Friedrich Barbarossas, vermählt hatte, so kam
hierdurch das sizilische Reich an das hohenstaufische Haus. Doch mißlang der erste Versuch ihres Gemahls, das Reich in
Besitz zu nehmen (1191); ja, Konstanze geriet in die Gefangenschaft ihres Gegners Tancred, der sie 1192 großmütig
entließ. Erst nach dessen Tod kam Sizilien an Heinrich VI. Am gebar Konstanze den nachmaligen Kaiser Friedrich II. Nach Heinrichs
VI. Tod 1197 warf sie sich dem Papst Innocenz III. in die Arme, der auf ihre Bitte ihr Söhnlein Friedrich
mit Sizilien und Neapel belehnte, dafür aber Verzicht auf wichtige kirchliche Rechte verlangte. Konstanze starb nachdem
sie noch den Papst zum Vormund ihres Sohns eingesetzt hatte.
2) Schwester des Königs Peter von Aragonien, Gemahlin des Königs Emerich von Ungarn und nach dessen Tod 1209 des
erst 15jährigen Hohenstaufen Friedrich II., welchem sie einen Sohn, Heinrich (gest. 1242), gebar; sie selbst starb 1223.
3) Tochter des Hohenstaufen Manfred, wurde 1262 Gemahlin des Königs Peter von Aragonien, welcher auf Grund dieser Verbindung 1283 dem
Karl von Anjou Sizilien entriß. Nach Peters Tod 1285 ließ Konstanze ihren Sohn Jakob zu Palermo trotz des Widerspruchs
des Papstes zum König krönen. Doch söhnte sie sich wieder mit ihren Gegnern aus und gab sogar ihre Tochter Violante dem
Sohn Karls von Anjou, Robert von Kalabrien, zur Ehe. Sie starb 1302.
Konzil, die 1414-18 in Konstanz abgehaltene Kirchenversammlung, welche das päpstliche
Schisma und die Ketzereien Huß' beseitigen und eine Reform der Kirche vornehmen sollte. Dasselbe ward auf Betrieb des Kaisers
Siegmund von Papst Johann XXIII. berufen und eröffnet. Anteil an demselben nahmen außer dem Kaiser fast alle Kurfürsten,
die meisten Reichsfürsten, ein zahlreicher Adel, die Gesandten aller katholischen Könige sowie auch der
Griechen und Russen; von Geistlichen dagegen erschienen, außer Papst Johann XXIII. und den Legaten seiner beiden Gegenpäpste, 3 Patriarchen, 33 Kardinäle, 47 Erzbischöfe, 145 Bischöfe, 124 Äbte, 750 Doktoren,
18,000 Priester und Mönche.
Zugleich mit den handelnden Personen war eine große Menschenmenge damals in Konstanz zusammengedrängt,
darunter 700 fahrende Frauen und 346 Schauspieler, Gaukler etc. Die Zahl der dauernd sich Aufhaltenden wurde auf 50,000, die
der Besucher auf das Dreifache geschätzt. Denn die weltlichen und geistlichen Fürsten wetteiferten in der Menge und Pracht
ihres Gefolges, in dem Pomp ihrer Aufzüge und ihres Hofhalts. Nachdem das Übergewicht des Papstes Johann
und des italienischen Klerus dadurch beseitigt worden war, daß die Abstimmung nicht nach Personen, sondern nach Nationen (Italiener,
Deutsche, Franzosen, Engländer und später auch Spanier) bestimmt wurde, nahm das Konzil zunächst die Beseitigung des Schismas
(causa unionis) vor.
Johann XXIII. wurde zur Abdankung bewogen und als er floh, seinen Verzicht zurücknahm und
das Konzil auflösen wollte, erklärte das Konzil auf Anregung Johann Gersons durch das Dekret Sacrosancta (6. April), daß dem Konzil
die höchste Autorität der Christenheit innewohne, und daß es über dem Papste stehe, und entsetzte Johann
XXIII. 29. Mai seines Amtes. Gregor XII. entsagte freiwillig und Benedikt XIII. wurde von seinen Anhängern verlassen
und abgesetzt. Die Neuwahl eines
mehr
Papstes wurde verschoben. Darauf wurde die zweite Aufgabe, die Ausrottung der Ketzerei (causa fidei), vorgenommen, indem
Huß zum Tod verurteilt und vor den Thoren von Konstanz verbrannt wurde. Die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern
(causa reformationis) aber kam nicht zu stande wegen der Uneinigkeit der Mitglieder und Siegmunds unzeitiger
Reise ins Ausland. Kaum hatte sich das Konzil über die Grundsätze der Reform, welche sich auf die äußere Verfassung der Kirche
und auf das Leben und die Bildung der Geistlichkeit erstrecken sollte, geeinigt, so setzte die Kardinalspartei mit Hilfe der
Franzosen die Wahl Martins V. zum Papste durch.
Dieser verschleppte die weitern Verhandlungen über die Kirchenreform, machte in den Dekreten vom nur geringe Zugeständnisse
und schloß mit den einzelnen Nationen Konkordate, welche einige Beschwerden beseitigten. Hierauf ward das Konzil geschlossen.
Gleichzeitig mit dem Konzil tagten zwei Reichstage (1415 und 1417), auf denen vergeblich über eine Reichsreform
beraten, Herzog Friedrich von Tirol geächtet und Burggraf Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg belehnt wurde.
Vgl. Ulrich
v. Richenthal, Chronik des Konziliums in Konstanzer (Augsb. 1533, Frankf. 1575);
v. d. Hardt, Magnum concilium Constantiense (Frankf.
u. Leipz. 1700-1702, 6 Bde.);
Lenfant, Histoire du concile de Constance (Amsterd. 1714, 2 Bde.);
Tosti, Geschichte des Konzils von Konstanz (deutsch von Arnold, Schaffh. 1860);
Marmor, Das Konzil zu Konstanz in den Jahren 1414-18
(2. Aufl., Konst. 1874).