russischen Herrschaft zuzuwenden, und als endlich die französische
Julirevolution den zündenden
Funken in die polnische
Jugend
warf, drang eine bewaffnete
Schar in Konstantins
Wohnung, doch rettete sich derselbe durch die
Flucht in die Mitte
seiner
Garden. Nachdem 30. Nov. nach der kopflosen Räumung
Warschaus durch die russischen
Truppen, welche
Konstantin anbefohlen, die
Insurrektion gesiegt hatte, verließ Konstantin mit seinen
TruppenPolen. Er lebte fortan zu
Bialystok und war eben
im
Begriff, sich bei dem Herannahen eines polnischen
Streifkorps tiefer nach Rußland zurückzuziehen, als er zu
Witebsk der
Cholera erlag. Seine Gemahlin folgte ihm schon 29. Nov. d. J. im
Tode nach.
12) Konstantin Nikolajewitsch,Großfürst von Rußland, der zweite Sohn des verstorbenen
KaisersNikolaus I. u. der
PrinzessinAlexandra
(Charlotte) von
Preußen,
[* 2] geb. entwickelte früh, durch eine robuste
Gesundheit unterstützt, einen lebhaften
und begabten
Geist und wandte sich mit Vorliebe dem Seewesen zu, worin er sich namentlich durch Seefahrten
und
Besichtigung der wichtigsten Marineetablissements im
Ausland ausbildete. 1853 ward er zum Großadmiral und Vorsitzenden
des Marineministeriums, in der
Folge auch zum
Chef des Marinekadettenkorps, der 20. Flottenequipage und der reitenden
Leibgarde-Pionierdivision
ernannt.
(Constantine), Hauptstadt des östlichsten gleichnamigen
Departements in
Algerien,
[* 8] welches 127,064 qkm (2308
QM.) mit (1881) 1,273,965 Einw. (darunter
92,193
Europäer und 10,075
Juden) umfaßt, einst der Hauptort
Numidiens, ist außerordentlich malerisch
gelegen auf einem von S. nach N. bis zu 200 m
Höhe ansteigenden isolierten Felskegel von weißlichgrauem
Kalkstein, dessen
Fuß auf drei Seiten der Uëd
Rumel bespült, während derselbe im
SW. durch einen nur 300-400 m breiten
Isthmus mit den
Höhen
von Kudiat Ati zusammenhängt.
Auf dieser Seite war die Stadt allein zugänglich; hier drangen auch 1837 die
Franzosen in dieselbe ein. Die Stadt, durch
Eisenbahn mit ihrem
HafenPhilippeville, mit
Algier und
Tunis verbunden, zählt (1881) 42,721 Einw. (14,741
Franzosen, 5203
Juden, 4877
Fremde)
und besteht aus zwei ganz verschiedenen Teilen, einem europäischen und einem arabischen, welch letzterer
aber infolge der
Anlage von neuen Durchbruchsstraßen seinen ursprünglichen
Charakter immer mehr verliert.
Zwei
Thore und eine künstliche eiserne sowie vier natürliche
Brücken,
[* 9] Reste einer Kalkbank, unter welcher der
Fluß sich
Bahn gebrochen, verbinden die Stadt mit den sich schnell entwickelnden Vorstädten. Bemerkenswerteste Gebäude
sind: die alte Kasbah auf der
Spitze des
Felsens, das
Kapitol der römischen Stadt (jetzt
Kasernen, ein
Hospital,
Arsenal u. a.
enthaltend), 13
Moscheen, davon eine mit 25 m hohem
Minaret, von dem man eine prachtvolle Aussicht genießt, die
Kathedrale
(eine frühere
Moschee), die
Synagoge, Präfektur, der alte
Palast desBeis (jetzt
Wohnung des Divisionsgenerals),
ein kleines
Museum römischer
Altertümer u. a.
SchönePromenaden laufen um die Stadt und führen zu den warmen
Quellen von
Sidi
Mecid, einem vielbesuchten
Bad.
[* 10] Konstantine hatte einst eine bedeutende
Industrie, seine
Gerbereien und Lederarbeiten waren berühmt;
heute macht sich die europäische
Konkurrenz immer fühlbarer.
Wichtig sind außerdem noch
Woll- und Teppichweberei, und der Uëd
Rumel treibt die größte Kunstmühle
ganz
Algeriens. Als Handelsstadt ist Konstantine von großer Bedeutung; es ist der größte Kornmarkt
Algeriens und vertreibt besonders
Öl,
Wolle,
Leder, Schuhmacherwaren etc. Die arabische
Bevölkerung
[* 11] ist meist schmutzig und verkommen und entschieden im Rückgang
begriffen, hält aber hier, ebenso wie die
Juden, noch zäh an ihren alten
Sitten und
Gebräuchen fest.
Von den
Ruinen aus der Römerzeit, welche sich in Stadt und Umgegend finden, sind die fünf Steinbogen des
Aquädukts von Bu-Merzug
(einer ist 20 m hoch) am bemerkenswertesten.
Konstantine spielte als die reichste und blühendste Stadt
Numidiens schon im
Altertum eine bedeutende
Rolle. Ihr
punischer
Name war Karta (»Stadt«),
den sie bis heute behalten hat. Vermöge ihrer starken Befestigungswerke, die größtenteils von Konstantin herrührten, widerstand
sie allen Stürmen, von welchen das nördliche Afrika während des Mittelalters heimgesucht ward. Selbst die Vandalen im 5. Jahrh.
vermochten sie nicht zu nehmen, so daß sie Belisar, Justinians Feldherr, unversehrt fand. Die Araber bemächtigten
sich ihrer 710. Noch im 12. Jahrh. wird die Stadt von arabischen Geographen als eine der reichsten und
festesten Städte des nördlichen Afrika geschildert. 1520 kam sie unter die Botmäßigkeit Algiers und wurde von Beis beherrscht,
welche der Dei vonAlgier ernannte.
Der letzte dieser Beis, Achmed, hatte sich schon vor dem FallAlgiers zum fast souveränen Herrn von Konstantine zu
machen gewußt und wollte auch nach dem FallAlgiers 1830 sich gegen die Franzosen behaupten. Eine Expedition derselben im Spätherbst 1836 schlug
fehl, und erst wurde die Stadt, nachdem der General Damrémont (12. Okt.) angesichts der bereits
geöffneten Bresche gefallen, vom GeneralValée im Sturm genommen.