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ernannte mit Übergehung des Konstantin Severus und Maximinus zu Cäsaren, und da er Konstantin im Osten zurückhalten zu wollen schien, so entwich derselbe heimlich aus Nikomedeia und gelangte glücklich nach Gallien zu seinem Vater, den er auf seinem Feldzug gegen die Pikten begleitete, und wurde nach dessen Tod (306) von dem Heer zum Imperator und Augustus ausgerufen, von Galerius aber nur als Cäsar anerkannt. Er führte nun zunächst glückliche Kriege gegen die Franken und Alemannen, während im übrigen Reich infolge von allerlei Glückswechseln die Herrschaft sich unter fünf Augusti teilte.
Nunmehr nahm auch er 308 den Titel Augustus an, so daß es jetzt nicht weniger als sechs Augusti gab, nämlich Galerius, Maximinus, Konstantin, Licinius, Maximianus und Maxentius. Von diesen trat zuerst Maximianus vom Schauplatz ab. Nach einem vergeblichen Versuch, seinen Sohn in Rom [* 2] zu stürzen, flüchtete er sich nach Gallien zu Konstantin und wurde von diesem, weil er eine Meuterei in seinem Heer hervorgerufen hatte, 310 getötet; Galerius starb 311, Maxentius ward 312 von in einer berühmten Schlacht, die bei Saxa rubra, 9 Millien von Rom, begann und an der Milvischen Brücke endigte, geschlagen und ertrank im Tiber; Maximinus ward 313 von Licinius bei Adrianopel geschlagen und starb auf der Flucht. So blieben also nur Konstantin und Licinius als Kaiser übrig.
Zwischen beiden kam es schon 314 zum Krieg. Licinius wurde in zwei Schlachten, [* 3] bei Cibalis und Adrianopel, geschlagen und zu einem Frieden genötigt, durch den ihm außer Asien [* 4] und Ägypten [* 5] bloß Thrakien verblieb; 323 brach der Krieg von neuem aus: Licinius wurde bei Adrianopel (3. Juli) und bei Chalcedon (18. Sept.) geschlagen und fiel selbst in die Hände seines Gegners, der ihn gegen das gegebene Wort 324 zu Thessalonika hinrichten ließ. So blieb als der alleinige Herrscher des Reichs übrig. Die Regierung Konstantins ist in mehreren Punkten die Fortbildung der von Diokletian in Angriff genommenen festern Organisation des Reichs. Die neuen Regierungsformen konnten nicht wohl in dem Mittelpunkt der alten Republik, wo sich noch immer republikanische Erinnerungen und Formen erhalten hatten, ihren Hauptsitz haben. Wie daher schon Diokletian seine Residenz nach dem Osten, nach Nikomedeia, verlegt hatte, so erhob Konstantin Byzanz zu seiner Residenz. Er baute dasselbe so gut wie ganz neu auf und betrieb sein Werk mit solchem Eifer, daß, obgleich erst 4. Nov. 326 die feierliche Grundlegung der westlichen Mauern stattfand, schon nach weniger als vier Jahren, 11. Mai 330, die Einweihung der Residenz erfolgen konnte, die er nicht ohne Berechtigung als ein von ihm geschaffenes Werk Konstantinopolis nannte. Ferner schuf ein fest gegliedertes Beamtentum. An dessen Spitze befanden sich sieben oberste Reichs- und Hofbeamte, die wir mit modernen Ausdrücken bezeichnen würden als Oberkammerherr, Hofmarschall, Kanzler, Reichsschatzmeister, Schatzmeister des Fürsten, die Obersten der Leibwache zu Pferd [* 6] und zu Fuß. Jeder dieser Beamten hatte eine Menge von Unterbeamten, die alle sacri (heilig) waren, und deren Verletzung als Hochverrat angesehen wurde. Um aber bei ihnen das Gefühl der Abhängigkeit möglichst lebhaft zu erhalten, waren durch gewisse Ehrenprädikate (illustres, spectabiles, clarissimi, perfectissimi, egregii) Rangabstufungen eingeführt, deren Nichtbeobachtung streng bestraft wurde. In betreff der Provinzen wurde die neue Einrichtung getroffen, daß das Reich in 4 Präfekturen, 13 Diözesen und 116 Provinzen eingeteilt sowie Militär- und Zivilverwaltung völlig getrennt wurde.
Alles dies machte eine Erhöhung der bestehenden und Einführung neuer Steuern nötig, wie einer Kopf- und Gewerbesteuer, des sogen. Chrysargyrums, die als besonders drückend von den Schriftstellern beklagt werden. Zu diesen Maßregeln kam die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im J. 324, nachdem den Christen schon 313 durch das Mailänder Edikt Duldung zugesichert worden war. Obwohl Konstantin die Taufe an sich selbst erst auf seinem Totenbett vollziehen ließ, so handelte er doch schon früher als Christ, wie er denn 325 das erste ökumenische Konzil zu Nicäa berief, um die Händel zwischen Arius und Athanasius zu schlichten.
Der persönliche Charakter Konstantins ist nicht ohne Flecke; den dunkelsten bilden neben der Hinrichtung seines Gegners Licinius die seines Sohns Crispus (326), wahrscheinlich aus Eifersucht auf seinen kriegerischen Ruhm, und 327 die seiner Gemahlin Fausta auf die Anklage der Verletzung der ehelichen Treue, ohne daß eine Untersuchung angestellt worden wäre. Konstantin starb 22. Mai 337 in Nikomedeia, als er eben die Zurüstungen zu einem Kriege gegen die Perser traf. Antike Statuen des Kaisers und seines Sohns Konstantin II. (hart und steif, aus der Verfallzeit), in den Konstantinsthermen auf dem Quirinal gefunden, stehen auf dem Kapitolsplatz in Rom.
Vgl. Manso, Leben Konstantins d. Gr. (Bresl. 1817);
Burckhardt, Die Zeit Konstantins d. Gr. (2. Aufl., Leipz. 1880);
Keim, Der Übertritt Konstantins zum Christentum (Zürich [* 7] 1862);
Zahn, Konstantin d. Gr. und die Kirche (Hannov. 1876).
2) Konstantin II., der älteste Sohn Konstantins d. Gr. von dessen zweiter Gemahlin Fausta, geb. 317 zu Arelatum, ward in demselben Jahr zugleich mit Crispus und Licinius zum Cäsar ernannt und erhielt seinen Hofhalt in Gallien. Herangewachsen unternahm er einen glücklichen Feldzug gegen die Sarmaten. Bei der Verteilung des Reichs 337 erhielt er Gallien, Spanien, [* 8] Britannien und Mauretanien. Außerdem sollten Konstantins d. Gr. Neffen Dalmatius und Hannibalianus einen Anteil am Reich bekommen. Allein diese wurden nebst seinen übrigen Verwandten bis auf zwei andre Neffen auf Veranstaltung von Konstantins Söhnen getötet, die nun eine neue Teilung vornahmen. Über die Teilung kam es aber schon 340 zwischen Konstantin und Constans zum Krieg, in welchem Konstantin besiegt wurde und das Leben verlor.
3) Konstantin III., Sohn des byzantin. Kaisers Heraklios und seiner ersten Gemahlin Eudokia, wurde von seinem Vater kurz vor dessen Tode mit seinem Bruder Herakleonas (s. d.) zum Nachfolger ernannt, starb aber schon in demselben Jahr (641).
4) Konstantin IV., byzantin. Kaiser von 668 bis 685, der Bärtige (Pogonatos) benannt, folgte seinem in Sizilien [* 9] ermordeten Vater Constans II., unterdrückte glücklich den Aufstand in Sizilien und beseitigte bald seine Brüder, mit denen er anfangs die Regierung geteilt hatte. Mit den Arabern, welche 668 vor Konstantinopel [* 10] erschienen und sechs Jahre lang die Stadt belagerten, aber namentlich mit Hilfe des griechischen Feuers zurückgetrieben wurden, schloß er 677 gegen Tributzahlung einen 30jährigen Frieden. Den in die Balkanhalbinsel [* 11] eingefallenen Bulgaren überließ er durch einen Friedensschluß 679 das Land zwischen dem Balkan und der untern Donau, ebenso überließ er den Serben und Kroaten die von ihnen besetzten Gebiete. Hauptsächlich beschäftigten ihn die theologischen (monotheletischen) Streitigkeiten; er berief 680 das sechste ökumenische Konzil nach Konstantinopel, welches sich für die orthodoxe Lehre [* 12] entschied.
5) Konstantin V., Kopronymos genannt, weil er das Wasser bei seiner Taufe verunreinigte, auch ¶
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Ikonoklastes, der Bilderstürmer, geb. 719, einer der kräftigsten Herrscher, die auf dem byzantinischen Thron [* 14] gesessen haben, zwar ausschweifend und grausam, aber keineswegs ein solches Scheusal, wie ihn die kirchlichen Schriftsteller schildern, war der Sohn und Nachfolger Leos des Isauriers (741), dessen Widerwillen gegen die Verehrung der Bilder er geerbt hatte. Er schlug 742 einen Aufstand der Bilderdiener unter seinem Schwager Artavasdes nieder, führte glückliche Kriege gegen die Bulgaren und gegen die Araber, denen er viele früher vom Reich losgerissene Landstriche wieder abnahm, und traf manche treffliche Einrichtungen im Innern, erregte aber heftige Erbitterung durch die gewaltsame Weise, mit welcher er die Unterdrückung des Bilderdienstes durchzuführen suchte. Da ihm namentlich die Mönche hierbei heftigen Widerstand leisteten, hob er 768 alle Klöster auf, ließ die Klostergebäude niederreißen oder in Kasernen verwandeln und die Mönche und Nonnen zwingen, sich zu verheiraten, oder, wenn sie sich dessen weigerten, verstümmeln oder hinrichten. Er starb auf einem Feldzug, den er gegen die Bulgaren unternahm, 14. Sept. 775. Sein Sohn Leo IV. folgte ihm nach.
6) Konstantin VI., Porphyrogennetos, Enkel des vorigen, Sohn Leos IV. und der Kaiserin Irene, geb. 770, kam 780 unter der Regentschaft seiner Mutter auf den Thron. Da er von dieser, auch als er herangewachsen war, von den Staatsgeschäften fern gehalten wurde, versuchte er 789 eine Empörung, wurde aber verhaftet und erst 791 durch die Truppen wieder eingesetzt. Da er aber unfähig und lasterhaft war, ungeschickt regierte und auch die Leibgarde gegen sich erbitterte, wurde er 797 wieder von Irene gestürzt und in demselben Purpursaal, in dem er geboren war, geblendet. Er lebte darauf noch mehrere Jahre.
7) Konstantin VII., Porphyrogennetos, geb. 905, Sohn Leos VI., des Weisen, folgte seinem Vater 912 als siebenjähriges Kind, erst unter Vormundschaft seines Oheims Alexander, dann seiner Mutter Zoë, dann seit 919 des Romanos Lakapenos, welcher ihn mit seiner Tochter Helena vermählte und ihm den kaiserlichen Namen ließ, aber ihn ganz von den Regierungsgeschäften fernhielt. 945 stürzte Konstantin die Söhne des Romanos, welche 944 ihren Vater entthront hatten, und bemächtigte sich darauf der Herrschaft, die er bis zu seinem Tod (9. Nov. 959) behauptet hat.
Seine Regierung war in der Hauptsache friedlich und er selbst ein wenig bedeutender Regent, doch hat er sich durch Förderung der Wissenschaften und Künste bedeutende Verdienste erworben und hat sich auch selbst als Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten versucht. Wir besitzen von ihm: ein Leben seines Großvaters, des Kaisers Basilios, das viel Gewandtheit in der Darstellung bekundet;
eine an seinen Sohn Romanos gerichtete Schrift von 952 über die Staatsverwaltung, in welcher sehr lehrreiche Nachrichten über die verschiedenen Völkerschaften des Ostens und Nordens enthalten sind;
ferner: »Von der Hof- und Zeremonienordnung« und »Von den Provinzen des Reichs«.
Seine Werke gab Meursius (Leiden [* 15] 1617) heraus; sie sind jetzt auch in dem Bonner »Corpus scriptorum historicorum byzantinorum« (3 Bde., 1829, 1830, 1840) enthalten. Auch hat Konstantin mehrere encyklopädische Sammelwerke verfassen lassen, welche den Inbegriff des Wissenswürdigen aus den Quellenwerken enthalten und diese überflüssig machen sollten, was aber nur deren unersetzlichen Verlust beförderte. Stücke derselben, namentlich zwei Bücher »über Gesandtschaften« und eins »über Tugend und Laster«, sind erhalten. Er starb 959.
Vgl. Rambaud, L'empire grec au dixième siècle.
Constantin Porphyrogénète (Par. 1870); F. Hirsch, [* 16] Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos (Berl. 1873).
Ihm folgte sein Sohn Romanos II. Dieser regierte bloß bis 963; seine Söhne Basilios II. und Konstantin VIII. wurden durch Nikephoros und Johannes Tzimisces von der Herrschaft ausgeschlossen, die sie erst 976 wiedererlangten; ersterer starb 1025, Konstantin VIII. 1028.
8) Konstantin IX., Monomachos, erlangte 1042 nach dem Sturz Michaels V. die Herrschaft durch die Vermählung mit Michaels IV. Witwe Zoë; starb nach ruhmloser und unglücklicher Regierung 1054 im Kloster.
9) Konstantin X., Dukas, aus dem Haus der Komnenen, erhielt 1059 die Herrschaft von Isaak Komnenos abgetreten. Er war ein gelehrter Mann, der nebst seiner Gemahlin Eudokia eifrig den Studien oblag, sich aber um das Reich wenig kümmerte. Er starb 1067.
10) Konstantin XII., Dragades, geb. 1403, Sohn des Kaisers Manuel Paläologos, folgte seinem Bruder Johannes VIII. Paläologos 1448 mit Zustimmung des Sultans Murad II. auf dem Thron von Konstantinopel, nachdem er bisher auf seinen Besitzungen im Peloponnes gelebt hatte. 1452 reizte er Mohammed II. durch Unterstützung des osmanischen Prätendenten Urchan zum Krieg. Er verteidigte Konstantinopel, das er rasch mit Lebensmitteln versehen und besser befestigt hatte, mit nur 14,000 Mann gegen die osmanische Übermacht von 200,000 Mann und 250 Schiffen mit Mut und unermüdlicher Tapferkeit und wies alle Anträge auf Übergabe standhaft zurück. Nach verzweifeltem Widerstand fiel er, der letzte Kaiser des oströmischen Reichs, nebst drei andern Paläologen beim Sturm auf Konstantinopel.
Vgl. Vast, Le [* 17] siége et la prise de Constantinople par les Turcs (»Revue historique« 1880).
[Rußland.]
11) Konstantin Cäsarewitsch Paulowitsch, Großfürst von Rußland, geb. war der zweite Sohn des Kaisers Paul I. und der Kaiserin Maria Fedorowna und zeichnete sich bereits 1799 als tapferer Soldat unter Suworow aus. Großen Mut legte er auch in der Schlacht bei Austerlitz [* 18] an den Tag. 1808 wohnte er dem Kongreß in Erfurt [* 19] bei, begleitete darauf von 1812 bis 1814 seinen Bruder, den Kaiser Alexander I., ununterbrochen auf seinen Heereszügen, focht bei mehreren Gelegenheiten, besonders bei Leipzig, [* 20] an der Spitze der Garden mit großer Tapferkeit und war beim Kongreß zu Wien [* 21] anwesend.
Hierauf ging er nach Polen, um die Angelegenheiten dieses Landes zu ordnen, und ward nacheinander Militär
gouverneur und Generalissimus
der polnischen Truppen, Generalstatthalter oder Vizekönig sowie auch Deputierter auf dem Reichstag. Nach der Trennung
seiner ersten Ehe mit der Prinzessin Julie Henriette Ulrike von Sachsen-Koburg vermählte er sich mit der polnischen
Gräfin Johanna Antonowna Grundzynska, die später vom Kaiser zur Fürstin von Lowicz erhoben wurde.
Infolge davon leistete er noch bei Lebzeiten Alexanders I. in einer Akte vom auf die Thronfolge
Verzicht. Da aber diese Akte nicht publiziert wurde und niemand, selbst nicht der zum Thronfolger ernannte Großfürst Nikolaus,
etwas von Konstantins Thronentsagung wußte, so ward dieser nach Alexanders Tod in seiner Abwesenheit in Petersburg
[* 22] zum Kaiser ausgerufen; doch erklärte er von Warschau
[* 23] aus, auf seiner Entsagung beharren zu wollen, und
die Thronfolge ging auf seinen jüngern Bruder, Nikolaus, über. Seine Roheit und militär
ische Strenge waren übrigens nicht
geeignet, die Neigung der Polen ihm und der
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