unmittelbar oder durch die
Hände der Araber nach
Europa
[* 2] gelangt ist. Flavio
Gioja hat wahrscheinlich das
Verdienst, einen nadelförmigen
Magnet zuerst in eine
Büchse eingeschlossen zu haben (1302-20). Erst zu Anfang dieses
Jahrhunderts wurde man auf einen Fehler
in den Angaben des Kompasses aufmerksam
(Flinders,
Reife nach
Australien,
[* 3] 1801), welcher dadurch entsteht,
daß das im
Schiffe
[* 4] verbaute
Eisen,
[* 5] durch die Einwirkung des Erdmagnetismus magnetisiert, seine Anziehungskraft auf die Kompaßnadel
ausübt
und sie von ihrer dem magnetischen
Meridian parallelen
Richtung ablenkt.
Von höchster Bedeutung für die
Schiffahrt wurde dieser Fehler bei der Einführung des Eisenschiffbaues und der
Panzer, und
man wendet ihm jetzt die größte
Aufmerksamkeit zu. Die
Wirkung, welche das magnetische
Eisen eines
Schiffs
auf die
Magnetnadel ausübt, ändert sich mit dem
Winkel,
[* 6] in welchem dasselbe zu ihr steht, und folglich mit dem
Kurs, welchen
das
Schiff
[* 7] nach dem Kompaß
[* 8] verfolgt. Überdies ändert sich die
Polarität weichen
Eisens mit der
Stellung desselben
zum magnetischen
Meridian und ist im allgemeinen am größten, wenn das
Eisen in seiner größten Längenausdehnung dem magnetischen
Meridian parallel steht. Um nun die
Deviation, d. h. den
Winkel, welchen die Kompaßnadel unter dem Einfluß des
Eisens im
Schiff
mit der magnetischen Nordsüdlinie bildet, zu bestimmen, schwingt man das
Schiff, sobald die vollständige
Ausrüstung am
Bord ist, vor seinem
Anker,
[* 9] resp. an einer besondern Deviationsboje durch alle 32 Kompaßstriche und vergleicht
die Angabe des Schiffskompasses, die man beim
Peilen irgend eines entfernten
Objekts erhält, mit denen eines andern Kompasses,
welchen
man in derselben Peilungslinie außerhalb der die
Deviation hervorrufenden
Ursachen aufgestellt
hat.
Auf
See bestimmt man die
Deviation durch astronomische
Beobachtungen. Die erhaltenen
Resultate legt
man in einer Deviationstabelle
nieder, so daß man die
Korrektur für jeden
Strich sofort ablesen kann; sind die Fehler aber sehr groß (eiserne
Schiffe,
Panzer),
so bringt man zur
Korrektur permanente
Magnete (AiryscheMagnete) oder weiches
Eisen an. Die
Deviation eines
Kompasses ändert sich aber bei jeder Ortsveränderung des
Schiffs in der
Breite,
[* 10] weil damit die
Intensität des Erdmangnetismus
^[richtig: Erdmagnetismus] und folglich auch der durch ihn induzierte
Magnetismus
[* 11] des weichen
Eisens zu- oder abnimmt, und
man muß daher die Deviationsbestimmungen stets von neuem wiederholen, sobald man viel in der
Breite verändert
hat. Je nach den
Ursachen, aus welchen die
Deviation entsteht, unterscheidet man quadrantale (so genannt, weil sie in jedem
Quadranten des Kompasses einmal am größten ist und einmal verschwindet), hervorgerufen durch den Induktionsmagnetismus
des horizontal liegenden
Eisens, und semizirkuläre
Deviation, so genannt, weil sie nur an zwei gegenüberliegenden
Punkten der
Windrose nicht vorhanden ist, nämlich an denjenigen, in welchen die
Nadel direkt auf den
Pol des dieselbe verursachenden
Magnets hinweist; sie verdankt zum Teil dem Induktionsmagnetismus vertikaler Eisenmassen ihre Entstehung, bei eisernen
Schiffen aber wird sie hauptsächlich durch den permanenten
Magnetismus erzeugt, welchen diese
Schiffe annehmen,
weil sie, beim
Bau in unveränderter
Richtung zum magnetischen
Meridian liegend, heftigen
Erschütterungen durch
Hämmern etc.
ausgesetzt sind.
Beide
Faktoren kombinieren sich nun zu einem einzigen
Magnet, dessen
Pole irgendwo im
Schiff liegen und von dort auf den Kompaß wirken.
Die Verbindungslinie dieser
Pole, die magnetische
Achse des
Schiffs, ist in ihrer
Lage unabhängig von der
Lage des
Schiffs beim
Bau und der
Inklination des Bauortes analog. Der permanente
Magnetismus der Eisenschiffe ist in seinem Zusammenwirken
mit dem veränderlichen induzierten
Magnetismus eine fast unberechenbare Fehlerquelle, und besonders kompliziert werden die
Verhältnisse beim
Arbeiten des Schiffs, wo ein Teil des nicht mehr horizontalen
Eisens semizirkuläre,
ein Teil des nicht mehr vertikalen
Eisens quadrantale
Deviation hervorruft und beim Überholen des
Schiffs dies alles sich vielleicht
umkehrt.
Aber auch der permanente
Magnetismus ist nicht unwandelbar, ein bedeutender (aber unberechenbarer) Teil (der subpermanente
Magnetismus) geht verloren, wenn das neueSchiff zum erstenmal dem
Spiel der Wogen ausgesetzt ist, und erst,
wenn das
Schiff ein Jahr
Dienste
[* 12] gethan und ziemlich viel schlechtes
Wetter
[* 13] gehabt hat, ist der jedem
Schiff eigentümliche magnetische
Charakter stabil geworden. Auf
Holz- und besonders auf Segelschiffen beträgt die
Deviationca. 3°, auf eisernen
Schiffen oft
4-6°. Der permanente
Magnetismus wird bei ihnen am größten, wenn das
Schiff beim
Bau mit dem
StevenNord
oder
Süd gelegen hat, am kleinsten, wenn es zur Hälfte in einer entgegengesetzten
Richtung vollendet werden kann.
Hierauf wird beim
Panzern des vom
Stapel gelaufenen
Schiffs Rücksicht genommen. Bei der
Aufstellung des Kompasses an
Bord ist zu beachten, daß kein
Eisen in unmittelbarer (2 m)
Nähe sich befindet, größere Eisenmassen aber mindestens 4-5
m entfernt sind. In großem
Umfang werden an der deutschen
Seewarte zu
Hamburg
[* 14] Kompaßbeobachtungen und -Regulierungen betrieben.
Speziell ist eine
Sektion mit Regulierung und
Aufstellung der Kompasse auf den
Schiffen der
Handelsmarine
beauftragt.
Neumayer hat einen sehr sinnreichen
Apparat zur Belehrung auch wissenschaftlich weniger vorgebildeter Seeleute
über die
Deviation des Kompasses auf eisernen
Schiffen konstruiert: Vgl.
Bussole.
(Litterae mutui compassus), im alten Prozeßstil Schreiben einer Behörde an eine andre, worin sie dieselbe
gegen Zusicherung gleicher
Gefälligkeit um
Rechtshilfe ersuchte.
Gewächse, welche ihre
Blätter in der Meridianebene ausbreiten, so daß die Ränder derselben nach
Norden
[* 15] oder nach
Süden gekehrt sind. Diese
Eigenschaft wurde zuerst an dem nordamerikanischen
Silphium laciniatum beobachtet,
kann aber ebenso ausgeprägt bei der heimischen
Lactuca scariola beobachtet werden. DieBlätter dieser
Pflanze sind vertikal gestellt, der eine Seitenrand nach
oben, der andre nach unten gerichtet. Dabei zeigen bei frei stehenden
Pflanzen die vertikalen Blattspreiten deutlich die
Neigung, sich alle in parallele Vertikalebenen zu ordnen.
Dies tritt am deutlichsten bei magern
Pflanzen hervor, welche auf dürrem
Boden an sonnigen Standorten wachsen,
und hier fällt dann in der That die Orientierung der
Blätter ziemlich genau mit der Meridianebene zusammen. Ein Teil der
Blätter kehrt die
Spitze nach
Süden, ein andrer nach
Norden; nach
Osten und
Westen stehen keine
Blätter ab. Die auf der
Nord-
oder Südseite des
Stengels inserierten
Blätter haben durch eine
ca. 90° betragende, dicht über der
Basis
erfolgte
Torsion ihre Spreiten in die Meridianebene gebracht, während die an der
Ost- und Westseite des
Stengels inserierten
Blätter ohne derartige
Torsion nur steil aufgerichtet
¶
mehr
sind. Nach Stahls Untersuchungen steht diese Blattstellung
[* 17] mit dem Erdmagnetismus in gar keiner Beziehung, sie ist vielmehr
nur ein besonderer Fall von Heliotropismus, wie er bei der großen Mehrzahl der Laubblätter beobachtet wird; die Blätter des
wilden Lattichs unterscheiden sich von denen andrer Pflanzen nur durch ihre größere Empfindlichkeit gegenüber
intensivem Licht.
[* 18] Wiesner hat gezeigt, daß die fixe Lichtlage der Blätter im allgemeinen nicht durch das direkte Sonnenlicht,
sondern durch das zerstreute Licht bestimmt wird.
Gerade in diesem Punkt macht der wilde Lattich eine Ausnahme. Pflanzen, die nur in den Morgenstunden von der Sonne
[* 19] beschienen
werden, stellen ihre Blätter senkrecht auf die Strahlen der Morgensonne; dasselbe gilt in analoger Weise
für Stöcke, die nur in den Nachmittagsstunden das Sonnenlicht genießen. Bei vollständig frei stehenden und den ganzen
Tag über besonnten Pflanzen ist die Oberseite der einen Blätter nach Osten, die der andern nach Westen gekehrt. Diese Erscheinung
ist an der Hand
[* 20] der bekannten Wachstumsgesetze leicht zu erklären.
Das Licht der aufgehenden Sonne fällt bei einem Teil der in Entstehung begriffenen Blätter auf die Rückseite, bei einem andern
unter mehr oder weniger spitzem Winkel auf die Vorderseite. Diese letztern Blätter werden die notwendigen Krümmungen, resp.
Torsionen ausführen, bis sie mit ihrer Oberseite senkrecht zum Sonnenlicht stehen. Bald nimmt aber infolge
der starken Beleuchtung
[* 21] und der gesteigerten Transpiration die Wachstumsintensität und mit ihr die Fähigkeit, heliotropische
Bewegungen auszuführen, ab; die Blätter verharren in der eingenommenen Stellung.
Gegen Abend, wo die Wachstumsbedingungen wieder günstiger werden, nehmen dann die schon in der Knospenlage nach
Westen schauenden Blätter die Senkrechtstellung zum Lichte der untergehenden Sonne ein. Offenbar erwachsen der Pflanze durch
diese Blattstellung gewisse Vorteile: geringerer Wasserverlust durch Transpiration und Milderung des zu intensiven Sonnenlichts.
Damit stimmt überein, daß die Meridianstellung am schärfsten hervortritt bei Exemplaren, die an trocknen Standorten vegetieren.
Bei diesen letztern sind auch die Borsten, welche die Mittelrippe auf der Blattunterseite bedecken, am
stärksten entwickelt und bilden nebst den etwas schwächern Randborsten der Blätter ein allseitig abstehendes Borstensystem,
durch welches die zartern Blattspreiten gegen Berührung gesichert sind. Silphium laciniatum (Komposite) ist in Nordamerika
[* 22] von Michigan und Wisconsin westlich bis zum Felsengebirge, südlich bis Texas und Alabama eine sehr verbreitete
Präriepflanze, deren Eigenschaft, ihre Blattränder nach Norden und Süden zu kehren, den Jägern, welche die Prärien durchstreifen,
schon lange bekannt gewesen zu sein scheint.
General Alvord berichtete darüber 1842, doch wurden seine Angaben mehrfach bezweifelt, da es nicht gelang, sie an den
in botanischen Gärten kultivierten Exemplaren zu verifizieren. In der That müssen die Silphien an freiem,
sonnigem Standort kultiviert werden, wenn die Meridianstellung der Blätter deutlich hervortreten soll. Außer diesen beiden
Pflanzen zeigen die Meridianstellung, wenn auch zum Teil viel weniger deutlich, noch drei Kompositen:
[* 23] Aplopappus rabiginosus,
Lactuca saligna und Chondrilla juncea. Die Zahl der sogen. Kompaßpflanzen dürfte
sich aber noch beträchtlich vermehren, sobald man, namentlich in trocknen Vegetationsgebieten, diesen Verhältnissen mehr
Aufmerksamkeit schenken wird.