sie die Vereinigung von
Kindern verschiedener Bekenntnisse, wo sie mit
Achtung der einmal vorhandenen religiösen Verschiedenheit
ins
Leben geführt wird, nicht verwerfen. Die Abschleifung konfessioneller
Vorurteile, die sich bei dem gemeinsamen
Unterricht
unmerklich vollzieht, ist für eine wahrhaft menschliche
Ausbildung nur förderlich. Auch können, wo sich die
Bevölkerung
[* 2] in verschiedene Bekenntnisse spaltet, die einzelnen Kultusgemeinden oft nur dürftig ausgestattete Lehranstalten
erhalten, während deren Vereinigung eine reichere
Gliederung und bessere
Pflege ermöglicht. Die Kommunalschule im engern
Sinn heißt auch
paritätische oder, minder richtig, Simultanschule, wenn in ihr gewisse Bekenntnisse als gleichberechtigt berücksichtigt
werden. In
Frankreich,
Belgien
[* 3] etc. nennt man sieÉcole laïque,
Laienschule, weil sie unabhängig von der
Geistlichkeit ist.
vonParis
[* 4]
(PariserKommune), Bezeichnung für die revolutionären Gegenregierungen in
Paris zur Zeit der großen
Revolution und besonders am
Ausgang des deutsch-französischenKriegs 1870/71. Indessen war die Kommune von 1792 nicht
das erste
Beispiel, daß die
Pariser Stadtverwaltung eine revolutionäre
Stellung im
Staat einnahm. Wir müssen wenigstens andeutungsweise
den
Aufstand des
EtienneMarcel im J. 1358 erwähnen, bei welchem für die
PariserGemeinde der Bauplatz für das 1533 aufgerichtete
Hôtel de
Ville erworben wurde, welches in den beiden
Zeiten der
Kommune eine so große Wichtigkeit erhalten
sollte.
Mittels der organisierten und bewaffneten
PariserKommune übte
Marcel einen Einfluß auf die Gesamtvertretung des
Reichs und
somit auf ganz
Frankreich aus. Ähnlich war die
Stellung des
Metzgers Caboche und der Cabochiens 1411. Die
Pariser Kommune von 1792 war
eine ungeregelte Schreckensherrschaft, mit welcher der
PariserGemeinderat auf die
Gesetzgebende Versammlung und namentlich
auf den
Konvent drückte. Die revolutionäre
Kommune begann mit dem
Aufstand vom und war fortan das
Organ, durch welches
jede revolutionäre Regung zum
Ausdruck gebracht wurde.
Gesetzlich war dieStellung der
Pariser Munizipalität keine andre als die jeder andern französischen
Gemeinde; thatsächlich aber übte sie einen immer steigenden Einfluß aus, den sie dazu verwandte, einerseits mittels
Anleihen, die sie aufnehmen ließ, billige
Nahrungsmittel
[* 5] zu verteilen, anderseits die ihr feindlich gesinnten
Girondisten aus
dem
Konvent zu verdrängen. Als ihr dies gelungen war, stand sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht,
die nach dem gewaltsamen
Tod von
Marat,
Hebert und
Chaumette allmählich zurückging, aber erst mit
RobespierresSturz (9.
Thermidor,
völlig gebrochen wurde. An diese Zustände knüpfte die Kommune von 1871 geistig an. Ein
Bündnis der großen
StädteFrankreichs sollte die Grundgestalt des politischen Daseins bilden, um so die Unterdrückung der städtischen
Elemente
durch das platte Land unmöglich zu machen.
Paris wollte sich so ziemlich als selbständigen
Staat konstituieren und nur in den unumgänglich gemeinsamen Angelegenheiten
föderative
Verbindungen eingehen. Ihm sollte eine eigne
Militär-,
Gerichts- undFinanzhoheit zustehen.
An die
Stelle des stehenden
Heers sollte die
Bewaffnung der ganzen
Bürgerschaft treten.
Dies waren die leitenden
Gesichtspunkte
der Kommunalisten, die sich aus den gebildeten
Klassen rekrutierten.
Ihnen standen die Proletarier als Kommunisten gegenüber,
welche ihr Augenmerk auf die Umwälzung der Eigentumsverhältnisse richteten.
(lat.),
Verbindungs- oder Verkehrswege aller Art zu Land, zu
Wasser oder durch die
Luft, besonders im
militärischen
Sinn, z. B. Kommunikationen operierenderArmeen mit dem Heimatsland (s. Etappenwesen).
(lat., notifizierendes
Dekret,
Notifikation), richterliches
Dekret (s. d.), welches den
Parteien bloß
Kenntnis von einem prozessualischen Ereignis gibt, z. B. der einen
Partei eine Eingabe des Gegners mitteilt,
ohne sie dabei präjudiziell zu einer Prozeßhandlung aufzufordern.
(lat.), in einer besondern Bedeutung des
Wortes nach dem allgemein üblichen wissenschaftlichen Sprachgebrauch
ursprünglich ein bestimmtes Grundprinzip der ökonomischen und sozialenOrdnung einer menschlichen
Gemeinschaft,
nämlich das der
Gütergemeinschaft mit ökonomischer und sozialer
Gleichheit der Individuen und völligem Aufgeben der individuellen
ökonomischen Selbständigkeit. Dann wurde das
Wort der
Ausdruck für alle auf diesem
Prinzip beruhenden
Theorien und
Systeme
menschlicher
Gemeinwirtschaften und deren geschichtliche
Erscheinung. In einem engern
Sinn bezeichnet es von diesen
Theorien und
Systemen nur diejenigen, welche jenes
Prinzip zum Grundprinzip eines Staatswesens und einer
Volkswirtschaft machen
(Staatskommunismus). Im folgenden ist von dem in diesem engern
Sinn die
Rede. Bei dieser Begriffsbestimmung wird der Kommunismus auch
streng geschieden von dem
Sozialismus (s. d.). Der in diesem
Sinn und derSozialismus haben freilich manche
¶
mehr
Verwandtschaft. Beide sind Systeme einer nach der Meinung der Kommunisten und Sozialisten bessern Staats- und Gesellschaftsordnung,
als die bestehende ist, und sind ursprünglich aus einem humanen Bestreben hervorgegangen: die Not und das Elend im Volksleben
zu beseitigen. Sie wollen die Armut, das Proletariat, die Unmoralität verbannen und die Unterschiede in
den wirtschaftlichen, moralischen und sozialen Verhältnissen der Menschen ausgleichen oder aufheben, sie wollen allen eine
glückliche materielle und moralische Existenz sichern und deshalb das Staats- und Wirtschaftsleben auf neuen Grundlagen errichten.
Beide beruhen auf dem Glauben an die unbedingte Lösung der sozialen Frage, indem sie die Ursachen aller beklagten Übelstände
lediglich in unrichtigen wirtschaftlichen, sozialen, rechtlichen und politischen Einrichtungen erblicken. Beide wollen deshalb
eine vollständige Um- und Neugestaltung der Rechts- und Gesellschaftsordnung. Für diese neue Ordnung stellen sie als Grundprinzip
hin, daß die wirtschaftliche Freiheit des Einzelnen eingeschränkt werden und die Gesamtheit die Sorge und Verantwortlichkeit
für die Lage der Einzelnen übernehmen müsse.
Auf dieser Grundlage erfinden sie für das ökonomische Gebiet neue Organisationen der wirtschaftlichen Thätigkeit, der Produktion
und der Verteilung der Güter, welche die Forderungen einer angeblichen Gerechtigkeit verwirklichen sollen. Im übrigen gehen
beide Richtungen in den Zielpunkten wie in den praktischen Vorschlägen für die Neugestaltung der bestehenden
Zustände weit auseinander. Auch unter den einzelnen Kommunisten bestehen in dieser Beziehung erhebliche Unterschiede.
Man spricht deshalb von verschiedenen kommunistischen Systemen. Aber gewisse Grundanschauungen finden sich doch bei allen,
und diese sind es, welche das Wesen des an sich charakterisieren und ihn von dem Sozialismus unterscheiden. Es sind hauptsächlich
folgende: Der Kommunismus sieht die Wurzel
[* 10] aller Übelstände in der Institution des privaten Eigentums. Diese mache erst die Menschen
zu Egoisten und lasse den an sich berechtigten und nützlichen Trieb zur Selbsterhaltung und Förderung der eignen Interessen
ausarten in die unberechtigte und schädliche Selbstsucht.
Die Folge sei bei der bisherigen Rechtsordnung unter der Herrschaft der persönlichen Freiheit die Ausbeutung
des einen durch den andern, die wirtschaftliche und damit auch die soziale und politische Ungleichheit. An diese Wurzel müsse
vor allem die Axt gelegt werden. Charakteristisch für den Kommunismus ist ferner, daß er Menschenglück und gerechte, normale Zustände
in der Gesellschaft nur da sieht, wo unbedingte Gleichheit der Einzelnen besteht. Es soll daher kein ökonomischer,
sozialer, politischer Unterschied irgend welcher Art bestehen und Gleichheit der Arbeitslast, des Einkommens und des Genusses
herbeigeführt werden. Zu diesem Zweck wird eine Organisation der wirtschaftlichen Thätigkeit der Einzelnen von Gesellschafts
wegen gefordert.
Dieselbe soll auf der Gütergemeinschaft beruhen; alle Produktionsmittel, alle Genußmittel sind Eigentum
der Gesamtheit. Es besteht kein Privateigentum, also auch kein Erbrecht. Die Gesamtheit regelt die Herstellung, Verteilung,
Konsumtion der materiellen Güter nach dem Grundsatz der Gleichheit. Für alle Arbeitsfähigen besteht Arbeitszwang. Die Ernährung
und Ausbildung der Jugend ist eine gleiche und erfolgt auf gemeinsame Kosten. In diesem Ideenkreis bewegen
sich alle Kommunisten. Im einzelnen und in der Art, wie sie ihre Ideen zu verwirklichen dachten, weichen sie
voneinander ab.
Kommunistische Ideen und Lehren
[* 11] existieren nicht erst seit der großen französischen Revolution. Schon im Altertum hat Platon
in seiner »Republik« eine Art von kommunistischem Staat als sein Staatsideal hingestellt. In diesem Idealstaat,
der die ideale Verwirklichung der griechischen Staatsidee sein soll, besteht nicht die volle, sondern nur eine teilweise
Gütergemeinschaft, noch weniger die volle Gleichheit der Menschen. Seit dem 16. Jahrh. hat fast jedes Jahrhundert hervorragende
Vertreter des kommunistischen Gedankens aufzuweisen.
Die erste umfangreichste und bedeutendste Entwickelung und Verteidigung des Kommunismus und das erste Bild eines
wirklich kommunistischen StaatslieferteThomasMorus in einem Jugendwerk: »De optimo reipublicae statu deque nova insula Utopia
libri duo« (1516, deutsch von H. Kothe in Reclams »Universalbibliothek«),
dessen Ideen freilich der spätere Staatsmann und
KanzlerHeinrichs VIII. von England nicht mehr vertrat. Das Werk erregte wegen der scharfen und freimütigen
Kritik des damaligen, auf der privilegierten Ausbeutung beruhenden Klassen- und Ständestaats großes Aufsehen. Aus ihm schöpften
später vielfach Kommunisten ihre Ideen und ihre Gründe. Unter diesen sind als Erfinder neuer kommunistischer Staatsordnungen
bis zur französischen Revolution besonders hervorzuheben der kalabresische Dominikanermönch und PhilosophThomasCampanella, 1568-1659, der das phantastische Bild eines kommunistischen Staats in seinem Werk über den Sonnenstaat (»CivitasSolis«, 1620) entwarf, ferner der französische Rechtsgelehrte Vairasse, aus dessen kommunistischem Werk »Histoire des Sevarambes«
(1677) später namentlich der Sozialist CharlesFourier und der Kommunist Cabet einzelne Ideen entnahmen,
endlich der FranzoseMorelly (»Naufrages des îles flottantes, ou la Basiliade de Bilpai«,
Messina
[* 12] 1753; »Code de la nature«, 1755). »Staatsromane« nennt Robert v. Mohl mit Recht diese Werke in seiner historisch-kritischen
Darstellung derselben (»Geschichte und Litteratur der Staatswissenschaft«, Bd. 1, S. 167 ff.).
Diese Kommunisten waren reine Theoretiker des Kommunismus. Sie waren nicht bestrebt, ihre kommunistischen
Ideen zu verwirklichen. Darin unterscheiden sie sich von den modernen Kommunisten. Diese letztern haben keine neuen kommunistischen
Grundgedanken erfunden, sondern bewegen sich bezüglich derselben in den Ideen, die schon Morus, Campanella, Vairasse, Morelly
u. a. ausgesprochen hatten. Wenn trotzdem von verschiedenen Systemen derselben gesprochen wird, so hat
das nur insofern einen Grund, als sie jenen Kommunisten gegenüber und unter sich in der Art der Durchführung des kommunistischen
Gedankens, in der Organisation des von ihnen erstrebten kommunistischen Heilstaats differieren.
Die einen (Cabet, Weitling) wollen den in einem großen zentralisierten Staat verwirklichen, in welchem
die Zentralbehörde die Thätigkeit aller Einzelnen wie die Marionetten auf einem Puppentheater dirigiert; die andern (Babeuf,
R.Owen) wollen die Auflösung des Staats in kommunistisch organisierte, selbständige ländliche Gemeinden ohne Städte. Die
einen (Cabet, Weitling) träumen von einem hohen Genuß- und Kulturleben aller, wie es heute nur die Wohlhabenden
und Reichen genießen können; die andern (Babeuf, R.Owen) erkannten, daß die kommunistische Gesellschaft den Einzelnen nur
eine sehr bescheidene materielle Existenz und ein niedriges geistiges Leben verschaffen könne. Die einen erstreben die Gleichheit¶