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Durchfahrt und mußte hier umkehren. Nachdem der
Versuch der
Gründung einer Niederlassung in dem goldreichen Veragua an der
Feindseligkeit der
Indianer gescheitert war, wobei Bartolomé in die äußerste
Gefahr kam, sah sich Kolumbus
genötigt, seine sinkenden
Schiffe
[* 2] an der
Küste von
Jamaica in der Christovalsbucht auf den
Strand laufen zu lassen. Hier geriet in
große
Not, welche durch die Rebellion eines Teils der
Mannschaft noch gesteigert wurde, bis er nach Jahresfrist durch den
Mut und die
Ausdauer eines seiner Leute, der in einem Indianerboot nach
San Domingo fuhr und
Hilfe herbeischaffte, gerettet wurde.
Am 12. Sept. trat Kolumbus
seine Heimreise an und erreichte nach einer stürmischen Überfahrt Anfang
November den spanischen
Boden in
Cadiz.
[* 3]
Niemand kümmerte sich um die Heimkehr des armen Schiffbrüchigen. Der Jubel, der ihn sonst empfangen, war verstummt, und
mit dem bald nach seiner Rückkehr erfolgten
Tode der
Königin
Isabella verlor er seine treueste
Freundin.
Seinen
Wohnsitz in
Sevilla
[* 4] nehmend, wartete er vergebens auf eine
Wiedereinsetzung in seine
Rechte und
Würden wie auf
die Auszahlung der versprochenen Einkünfte und des
Anteils an den Erträgnissen der
Kolonie. Seine
Briefe an den König blieben
unbeachtet, und als er 1505 sich selbst an den
Hof
[* 5] von
Segovia begab, machte man ihm den
Vorschlag, seine
Rechte auf das
Königtum gegen Besitzungen und
Titel in
Kastilien zu vertauschen. Kolumbus
wies dies Ansinnen zurück, erklärte sich
aber bereit, zu gunsten seines
Sohns
Diego auf seine indischen
Würden zu verzichten.
Man ging darauf nicht ein. Auch die Ankunft des neuen Königspaars,
Philipp und
Johanna, brachte
keine Änderung, und so starb Kolumbus
, gebrochen an
Geist und
Körper, in
Valladolid, ohne die Erfüllung seiner
Hoffnung
gesehen zu haben. Zuerst im Franziskanerkloster seines Sterbeorts beigesetzt, wurde seine
Leiche 1513 nach
Sevilla ins
Kloster
Santa Maria de las
Cuevas übergeführt, und vermutlich erst hier erhielt der
Sarg die
Inschrift: »A
Castilla
y á
Leon
Nuevo Mundo dió
Colon« (»Für
Kastilien und
Leon entdeckte
Colon die
Neue
Welt«),
welche sich auch im
Wappen
[* 6] des
Vizekönigs
befand. Kolumbus
hatte gewünscht, in
San Domingo auf
Haïti
[* 7] beigesetzt zu werden. Dorthin wurden seine sterblichen
Überreste auch zwischen 1540 und 1559 gebracht und in dem
Dom bestattet, in welchem später sein Sohn
Diego, sein
Bruder Bartolomé
und seine Enkel
Don
Luis und Cristoval ihre Ruhestätte fanden. Als 1795
Domingo an
Frankreich abgetreten wurde, führte man
die Überreste des großen Entdeckers nach
Havana
[* 8] über und setzte sie feierlich im dortigen
Dom bei.
Statuen wurden ihm errichtet in
Genua
[* 9] (von M. Canzio),
Mexiko
[* 10] (von
Cordier) und zu
Cardenas auf
Cuba (von Piquer).
Vor der welthistorischen
Größe des Kolumbus
stehen wir mit geteilten
Gefühlen. Wir bewundern die Kühnheit, die aus der felsenfesten
Überzeugung von der Richtigkeit seiner
Theorien und
Kombinationen entsprang, wir fühlen uns vielseitig
angeregt durch seine treffenden Naturbeobachtungen, in denen wir die ersten
Keime einer physischen
Erdkunde
[* 11] erblicken dürfen;
aber auf der andern Seite fühlen wir uns abgestoßen durch seinen blinden Autoritätsglauben, die Zuversichtlichkeit, mit
der er seine abenteuerlichen
Lehrsätze verkündet, durch die schwärmerische Anmaßung, mit der er sich
als den Abgesandten
Gottes einführt, endlich durch seine Doppelzüngigkeit und goldgierige Grausamkeit, welche die Hauptschuld
an der spätern unmenschlichen Behandlung
der Eingebornen trägt. Er starb, ohne die Tragweite seiner
Entdeckung kennen gelernt
zu haben; er meinte, daß durch ihn nur eine neue
Handelsstraße zu alten
Ländern geöffnet sei. Das
Tagebuch
der ersten
Reise, von Kolumbus
selbst geschrieben, veröffentlichte
Navarrete in seinen »Viajes
de los Españoles«
(Madr. 1825-1826, 2 Bde.;
franz. mit Anmerkungen von
Rémusat,
Balbi,
Cuvier u. a., Par. 1828, 3 Bde.).
Eine »Raccolta completa« der
Schriften des Kolumbus
lieferte
Torre
(Lyon
[* 12] 1864).
Vgl. außer den ältern Biographien von Bossi (Mail. 1818), Spotorno (deutsch, Leipz. 1825), W. Irving (deutsch von Meyer, 2. Aufl., Frankf. 1832) u. a.: Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie, etc. (Par. 1834-35; deutsch von Ideler, neue Ausg., Berl. 1852, 3 Bde.);
Canale, La vita ed i viaggi di Cristoforo Colombo [* 13] (Flor. 1863);
Helps, The life of Columbus (Lond. 1869);
Ortegay Frias, Vida y viajes de Cristoval Colombo (Madr. 1874, 4 Bde.);
Roselly de Lorgues, Christophe Colomb, histoire de sa vie et de ses voyages (4. Aufl., Par. 1878, 2 Bde.);
Derselbe, Histoire posthume de Chr.
Colomb (3. Aufl., das. 1886);
Schott, Kolumbus
und seine Weltanschauung (Berl.
1878);
Harrisse, Christophe Colomb, son origine, sa vie, ses voyages, sa famille et ses descendants (Par. 1884, 2 Bde.);
Duro, Colon y la historia postuma (Madr. 1885);
Tarducci, Vita di C. Colombo (Mail. 1885 ff., 2 Bde.);
Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (2. Aufl., Stuttg. 1877);
S. Ruge, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (Berl. 1881).
Kolumbus'
Leben gab vielfach
Stoff zu poetischen
Darstellungen; dramatisch bearbeitet wurde es unter andern von
Fr.
Rückert (1845),
Kolumbus
Werder (1858), Kolumbus
Kösting (1863), H. v.
Schmid (1875).
Der ältere Bruder des Entdeckers, Bartolomé, ebenfalls Seemann, verließ noch vor jenem sein Vaterland und erlangte in Lissabon [* 14] als Kosmograph und Seekartenzeichner einen gewissen Ruf. Im Begriff, nach England zu reisen, um Heinrich VII. für des Bruders Unternehmen zu gewinnen, fiel er Seeräubern in die Hände, erhielt erst nach einigen Jahren seine Freiheit wieder und kam fast als Bettler in England an. Seine Bemühungen am englischen Hof blieben aber fruchtlos; auf seiner Rückreise nach Spanien [* 15] erfuhr er von den von seinem Bruder bereits gemachten Entdeckungen. In Spanien geadelt, folgte er dem Admiral, der seine zweite Reise eben angetreten, nach Westindien [* 16] und traf mit ihm auf Hispaniola zusammen.
Nach seines Bruders Abreise zu dessen Stellvertreter (Adelantado) ernannt, gründete er die Stadt San Domingo, machte sich jedoch durch energische Aufrechthaltung der Disziplin bei den zügellosen Spaniern verhaßt. Auch er ward in Ketten nach Spanien zurückgebracht, hier aber befreit und war auch ferner eine bedeutende Stütze des Admirals. Sein Lohn seitens des spanischen Hofs war die kleine Insel Mona zwischen Haïti und Puerto Rico und die Direktion der Bergwerke auf Cuba. Auch er war ein vollendeter Seemann, kräftig und durchdringend von Verstand, wie der Admiral, doch weniger Enthusiast. Er starb auf Hispaniola - Der zweite Bruder, Giacomo (span. Diego), ward nach der Entdeckung Amerikas ebenfalls geadelt und Gouverneur und Präsident des Rats von Kastilien.
Der älteste und einzige rechtmäßige Sohn des Entdeckers, Don Diego, geboren um 1480, folgte seinem Vater in der Würde eines Admirals von Indien und erhielt den Besitz der Landschaft Veragua mit dem Titel eines Herzogs von Veragua und ¶
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Markgrafen von Jamaica, nebst der Grandeza. Er starb in Montalban. - Don Fernando, ein unehelicher Sohn Cristoforos von der Beatrix Enriquez aus Cordova, geb. begleitete den Vater auf seiner letzten Reise, trat dann in den geistlichen Stand, bereiste Europa, [* 18] um Bibliotheken zu sammeln, und starb auf seinem Landsitz bei Sevilla. Seine gegen 12,000 Bände starke Bibliothek (Biblioteca Colombina) hinterließ er der Domkirche zu Sevilla. Er galt lange als Verfasser der Lebensgeschichte seines Vaters, der »Vida del Almirante« (ital. von Alf. Ullovo, Vened. 1571, neue Aufl. 1614; franz. von Cotolendi, Par. 1681); doch enthält dieselbe so viel legendenhaften Stoff, daß sie unmöglich seiner Feder entstammen kann. - Don Luis, Marquese Colon, Herzog von Veragua, Sohn Diegos, geb. 1520, erhielt statt des Herzogtums Veragua die Stadt La Vega auf Jamaica mit einem weitläufigen Gebiet als Herzogtum und jährlich 10,000 Golddublonen statt des Kolumbus versprochenen Zehntels aller Erzeugnisse Indiens. Er starb 1572. Mit seinem Neffen und Erben Diego starb 1576 die männliche Linie der Familie Kolumbus' aus.
Vgl. Harrisse, Les Colombo de France et d'Italie, fameux marins du XV. siècle (Par. 1874).