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Zeit hat man den Namen Kolumbarium auch auf die Halle übertragen, in welcher die Urnen mit der Asche der in den modernen Feuerbestattungsöfen (Gotha) verbrannten Leichen beigesetzt werden.
Zeit hat man den Namen Kolumbarium auch auf die Halle übertragen, in welcher die Urnen mit der Asche der in den modernen Feuerbestattungsöfen (Gotha) verbrannten Leichen beigesetzt werden.
glatte gußeiserne Geschütze großen Kalibers (bis 20 Zoll) der Vereinigten Staaten Nordamerikas, von Rodman konstruiert, jetzt veraltet.
[* ] (Republicá de Colombia, vormals Neugranada, s. Karte »Peru etc.« und »Westindien«),
eine Republik im nordwestlichen Teil des südamerikan. Kontinents, erstreckt sich (mit Einschluß des politisch dazu gehörigen Departements Panama) von 12° 30' nördl. bis 2° 40' südl. Br. u. 67° 30'-83° westl. L. v. Gr., grenzt nördlich an den zentralamerikanischen Staat Costarica und das Karibische Meer, östlich an Venezuela und an Brasilien, südlich an Peru und Ecuador, westlich an den Stillen Ozean und hat im oben bezeichneten Umfang (der jedoch von den Nachbarstaaten nicht überall anerkannt wird) einen Flächeninhalt von 857,945 qkm (15,582,2 QM.). Die Weltlage Kolumbiens, zwischen zwei Weltmeeren, ist äußerst günstig und auch die Küstenbildung des Landes, wenigstens im N., eine sehr vorteilhafte. Am Karibischen Meer sind an der Westseite der Halbinsel von Goajira die Bahia Honda, Bahia Portete, die Bai oder Lagune von Santa Marta, welche die östlichen Mündungsarme des Rio Magdalena empfängt, und weiter westlich der herrliche Hafen von Cartagena zu bemerken.
Der Golf von Uraba (Darien) zieht sich tief ins Land hinein und bietet auf seiner Ost- und Südseite bis zur Bai von Candelaria mehrere sichere Ankerplätze dar. Dann folgt die eigentlich schon zu Zentralamerika gehörige wichtige Landenge von Panama, an deren Nordsüdseite der große Golf von Panama liegt. Die weitere Küste Kolumbiens am Stillen Ozean ist ziemlich einförmig. Hier liegen die Baien von Cupica und San Francisco Solano, die kleine Bai von Palmar an der Südseite des hohen Kaps Corrientes, die Bai von Choco oder Buenaventura, der beste Hafen an der Westküste, und die Ensenada de Tumaco.
Unter den zu Kolumbien gehörigen Inseln sind der aus zehn Inseln bestehende Perlenarchipel im Golf von Panama und die 518 qkm große Insel Coiba die bedeutendsten; die übrigen sind meist unbewohnte Eilande. Die Bodenbeschaffenheit des Landes ist sehr mannigfaltig. Dasselbe wird von drei zu der Andeskette gehörigen Gebirgszügen durchschnitten, die vom Gebirgsknoten von Pasto ausgehen, fast parallel nach N. streichen und durch die Längenthäler des Cáuca und Magdalenenstroms geschieden werden.
Auf der mittlern Kette, der Kordillere von Sumapaz oder Quindiu, liegen die höchsten Berge des Landes, unter ihnen der Pan de Azucar (4870 m) und die Vulkane von Purace (4700 m) und Tolima (5584 m), wahrscheinlich der höchste Gipfel Südamerikas nördlich vom Äquator. Die östliche Kette durchstreicht das Plateau von Cundinamarca (Bogotá) und hat beim Übertritt nach Venezuela noch einen Gipfel von 3910 m Höhe. Die westliche oder Küstenkordillere endlich hat eine Kammhöhe von kaum 1500 m. Ihr höchster Gipfel ist der Cerro Munchique (3012 m). Sie sendet unter 5° nördl. Br. einen Arm nach der Küste, der den wasserreichen Atrato vom Stillen Ozean trennt und beim Übertritt auf die Landenge von Panama zur Hügelkette herabsinkt.
Abgesondert von den genannten Ketten liegt im nördlichen Teil des Gebiets noch die Sierra de Santa Marta (5100 m). In Kolumbien sind die kristallinischen Massengesteine fast überall unter jüngern Schichten versteckt. Die thätigen Vulkane liegen auf der mittlern Kette und gruppieren sich um den Cumbal (4790 m), den Pasto (2544 m) und den Tolima; auch Erdbeben sind nicht selten, doch treten sie in der Regel nicht so zerstörend auf wie in Zentralamerika. Der ganze östliche Teil der Republik ist Tiefland, wo sich die Becken der großen Zuflüsse des Amazonenstroms und des Orinoko: des Putumayo, Caqueta, Rio dos Vaupes, Guayabero und Meta, ausbreiten.
Überhaupt ist die Bewässerung des Landes sehr reich. Die eigentliche Pulsader desselben bildet der Rio Magdalena, welcher, nach N. strömend, viele und wasserreiche Zuflüsse empfängt (darunter den ihm parallel laufenden, fast gleich großen Rio Cáuca) und sich unterhalb Barranquilla in das Karibische Meer ergießt. Nächst ihm ist der teilweise für Dampfer schiffbare Rio Atrato (zum Golf von Darien fließend) zu erwähnen, während der Rio San Juan und Rio Patia, die beide in den Stillen Ozean münden, für den Verkehr von keiner Bedeutung sind.
Das Klima ist infolge der verschiedenen Bodenbeschaffenheit der einzelnen Gegenden im höchsten Grad wechselvoll; man kann im Lauf eines Tags alle Klimate der Erde und alle Jahreszeiten durchwandern. In die Region des ewigen Schnees, dessen untere Grenzlinie am Tolima in 4687 m Höhe liegt, ragen nur die höchsten Spitzen des Gebirges. Ihr zunächst folgt die Region der Páramos (rauhe und windige, unbewohnte Bergeinöden); hier beträgt die mittlere Temperatur nicht unter 10° C., Nebel sind häufig, und nicht selten fällt auch Schnee.
Die dritte Region, die Tierra fria (1500 bis 3000 m), nimmt einen großen Teil des Hochlandes ein, und eine noch größere Ausdehnung hat die mildere Tierra templada (zwischen 500 und 1500 m Höhe), zu der außer den untern Stufen der Kordilleren und deren niedrigern Ausläufern die Thäler des Magdalenenstroms und des Cáuca gehören. Der bei weitem größte Flächenraum gehört aber der Tierra caliente an, die sich über die Küstenebenen, die untern Thäler des Cáuca und Magdalena und das ungeheure Tiefland im O. erstreckt.
Die mittlere Jahrestemperatur an den Küsten beträgt etwa 29° C., in der Tierra templada 22-25° C., in der Tierra fria 12 bis 20° C. (z. B. in Bogota, 2611 m ü. M., 14,4° C., und dort herrscht bei den nie aufhörenden Regen ein beständiger April). In den Tiefebenen im O. der Andes unterscheidet man zwei tropische Jahreszeiten zu je 6 Monaten, an den Küsten des Stillen Ozeans dagegen regnet es das ganze Jahr hindurch. Auf den Hochebenen sind April und November die regenreichsten Monate, in den Páramos dagegen Juli und Februar. Im allgemeinen kann man das Land als gesund bezeichnen; wirklich der Gesundheit verderblich sind nur die sumpfigen, feuchten Küstenniederungen mit ihrem übermäßig heißen Klima.
Die Fauna Kolumbiens gleicht ungefähr der von Zentralamerika, sowohl in Beziehung auf die nützlichen Tiere (Hirsche, Tapire, Armadille, Taubenarten etc.) als auf die schädlichen und lästigen (Jaguare, Schlangen, Moskitos, Niguas, Flöhe etc.), welch letztere auch in den gemäßigten Teilen des Innern vielerorts eine Art Landplage bilden. Außerdem gesellen sich hierzu noch mehrere Arten von Termiten und periodisch (alle 6-10 Jahre) Zugheuschrecken. In den zum Teil mit üppigem Graswuchs bedeckten Ebenen (Llanos) des Ostens finden sich große Herden wilden Rindviehs und in den Strömen zahlreiche Alligatoren. Die Flora des Landes ist den geschilderten klimatischen Verhältnissen gemäß eine sehr mannigfache und infolge der günstigen Bodenbeschaffenheit fast überall eine ungemein üppige. Ausgedehntere Strecken sterilen Landes kommen gar
nicht vor; nur die Páramos sind kahl und einige Berggegenden, z. B. die von Antioquia, wenig fruchtbar. Ein großer Teil des Landes ist noch mit Urwald bedeckt, so besonders die Ebene von Choco, die der atlantischen Küste im Becken des Rio Magdalena, dessen wärmere Teile durch die herrliche Königspalme (Palma real, Oreodoxa regia) ausgezeichnet sind, und andre im O. der Kordilleren. Auch in den obern Thälern der Flüsse Cáuca und Magdalena finden sich noch herrliche Urwälder, hier meist mit Savannen abwechselnd. Im allgemeinen liegt die Baumgrenze in in 3606 m, die der Vegetation überhaupt in 4220 m Höhe; die Palmen steigen bis zu 1200 m empor.
Besonders zwei Arten derselben sind für das Land charakteristisch: die Wachspalme (Ceroxylon) und der Palmito oder die Mostpalme (Oreodoxa frigida). Sehr schöne Bäume sind die Encinas, welche mit den Cedrelaceen prächtig kontrastieren. Auch die Cinchonen finden sich in verschiedenen Spezies fast in allen Teilen des Landes, am wertvollsten in der Höhe zwischen 2600 und 3000 m (der Nebelregion der Andeskette, mit einer mittlern Temperatur von 12-13° C.), und namentlich an den Abhängen des Plateaus von Bogotá nach dem Magdalenenstrom hin.
Der Kautschukbaum kommt in drei Arten vor. Auch treffliches Bauholz liefert der Urwald, namentlich eine für Schiffbau vorzüglich geeignete Zedernart und auch Mahagoni, ferner Brasilholz und Dividivi (Caesalpinia coriaca), welche einen wichtigen Ausfuhrartikel bilden, Steinnüsse (Tagua, Ivory nuts, von einer Pandanusart), während die in Zentralamerika so wichtigen Mahagonischlägereien in Kolumbien nicht vorkommen. Endlich finden sich auch wohlriechende Harz- und Gummiarten sowie Balsamarten (namentlich peruvianischer) reichlich. Einen durchaus andern Charakter als der Wald im W. hat der auf den Abhängen der Sumapaz, weil aus andrer Formation stehend, und die Palmen (darunter eine mit glänzend weißem Stamm) zeigen nicht die mindeste Ähnlichkeit mit denen des Quindiugebirges. Vanille wächst vielfach wild, wird aber nicht zur Ausfuhr gesammelt.
Die Republik von Kolumbien umfaßt die unten aufgeführten 9 Departements nebst 7 Territorien, welche zeitweise von den Departements, innerhalb deren Gebiet sie liegen, der Zentralregierung überlassen werden, die sie durch Präfekten verwalten läßt, wobei Hauptzweck deren Entwickelung oder die Heranbildung wilder Indianerstämme ist.
Departements und Territorien | QKilometer | QMeilen | Bevölkerung 1870 | Auf das QKilom. |
---|---|---|---|---|
1) Antioquia | 59025 | 1072.0 | 365974 | 6.2 |
2) Bolivar | 69800 | 1267.6 | 241704 | 3.5 |
Territorium San Andres y Providencia | 200 | 3.6 | 3520 | 0.1 |
3) Boyaca | 33300 | 604.8 | 482874 | 14.6 |
Territorium Casanare | 53000 | 962.5 | 26066 | 0.5 |
4) Cáuca | 141600 | 2571.6 | 429224 | 3.0 |
Distrikt Caqueta | 52720 | 957.4 | 50000 | 0.9 |
5) Cundinamarca | 22000 | 399.5 | 409602 | 18.5 |
Territorium San Martin | 184000 | 3341.6 | 4056 | 0.02 |
6) Magdalena | 62000 | 1126.9 | 73190 | 1.2 |
Territorium Goajira | 3000 | 54.5 | 8390 | 2.8 |
Territorium Nevado | 4200 | 76.3 | 3673 | 0.9 |
Territorium Motilones | 600 | 10.9 | 3200 | 5.3 |
7) Panama | 82600 | 1500.0 | 220542 | 2.6 |
8) Tolima | 47700 | 866.3 | 230891 | 4.9 |
9) Santander | 42200 | 766.4 | 425427 | 10.1 |
Zusammen: | 857945 | 15581.9 | 2978333 | 3.5 |
Zu dieser Einwohnerzahl würden noch etwa 50,000 nicht zivilisierte Indianer (Indios bravos) zu rechnen sein. Im J. 1880 schätzte man die Bevölkerung auf 4 Mill. Seelen, einschließlich von 220,000 Indios Bravos. Auf 1000 Männer kamen 1870: 1058 Weiber. Von der Gesamtbevölkerung sollen sein 1,600,000 Weiße und Mestizen mit vorwiegend europäischem Blut, 500,000 Ladinos (Mischlinge von Weißen und Indianern, mit vorwiegend indianischem Blut) und 500,000 Sambos (Mischlinge von Indianern und Negern). Neger sind nicht gerade zahlreich. Die Bewohner zeichnen sich im allgemeinen durch Geschicklichkeit, Heiterkeit und Gastfreiheit, die Kreolen Antioquias (die »Neuengländer von Kolumbien«) insbesondere durch Handelsthätigkeit aus. Sinn für Wissenschaft und Litteratur findet man bei den Gebildetern mehr als bei andern Südamerikanern.
Staatsreligion war bis 1886 die römisch-katholische. Früher überaus reich und mächtig, ist die Kirche seit Losreißung des Landes von Spanien an Besitz und Ansehen gesunken. Es bestehen zur Zeit noch ein Erzbistum (in Bogotá) und acht Bistümer. Anhänger andrer Glaubensbekenntnisse erfreuen sich vollkommener Duldung. Von höhern Unterrichtsanstalten gibt es eine Universität zu Bogotá, die freilich wenig besagen will, und eine ziemliche Anzahl von Colegios und Priesterseminaren. Für das Volksschulwesen ist seit den 70er Jahren viel geschehen.
Die Bodenkultur steht noch auf sehr niedriger Stufe. Obschon die Kulturpflanzen aller Zonen vorzüglich gedeihen, wird davon doch kaum genug für den eignen Bedarf gebaut und selbst dies mit sehr geringer Sorgfalt. Als Hauptnahrungsmittel dienen Mais, Maniok und Bananen, welch letztere fast ohne alle Kultur wachsen. Reis wird wenig (im Cáucathal), Weizen nur in der Tierra fria gebaut; auch der Anbau von Kakao ist für den starken Verbrauch nicht ausreichend.
Die einzigen Kulturpflanzen, welche ansehnliche Exportartikel bilden und bei einer weniger indolenten Bevölkerung noch ganz andre Resultate liefern könnten, sind Kaffee, der in der Tierra fria vortrefflich gedeiht, und besonders Tabak, dessen Anbau seit Abschaffung des Tabaksmonopols (1849) durch die Betriebsamkeit deutscher Unternehmer eine beträchtliche Ausdehnung gewonnen hat. Die besten Sorten sind die von Ambalema, Chiron und El Carmen im Magdalenenthal, Palmira im Cáucathal.
Auch Indigo und Baumwolle gedeihen vortrefflich; eine Agavefaser (figne) wird zu Säcken, Tauwerk etc. verwendet. Zucker wird ziemlich viel in den tiefern Thälern gebaut, bildet aber keinen Ausfuhrartikel. Viehzucht bildet in einigen Landesteilen die Hauptbeschäftigung der Einwohner, kann sich aber infolge der häufigen Bürgerkriege nicht entwickeln. Unter den Mineralien des Landes nimmt Gold, welches in ausgedehnten Lagern fast in allen Departements (am reichsten in Antioquia) vorhanden ist, den obersten Rang ein; die Ausbeute beträgt trotz des unvollkommenen Betriebes jährlich 10-12 Mill. Pesos.
Außerdem sind die Silberminen von Santa Ana bei Mariquita, die Platinwerke von Choco, die Kupferminen von Moniquira, die Eisensteinlager bei Samanca (wo auch Hüttenwerke) und Pacho bemerkenswert. Ungeheure Steinsalzlager finden sich auf dem Plateau von Bogotá bei Zipaquira; Steinkohlen werden am Rio Hacha gewonnen und kommen außerdem bei Cartagena, Bogotá und in Panama vor; reiche Asphaltlager finden sich im Quindiugebirge und in Ocaña, Schwefel an verschiedenen Stellen,
Smaragde bei Muzo, schöner Bernstein (in Stücken bis 6 kg Schwere) unweit Honda. Dazu liefern die Küsten Perlen (sogen. Saatperlen, wovon jährlich für mehr als 120,000 Pesos ausgeführt werden), Muscheln, Perlmutter, Schildkrot und Korallen. In Beziehung auf industrielle Thätigkeit verdient nur das Flechten der sogen. Panamahüte, die Anfertigung von Hängematten, Alpargatas (Sandalen), Säcken, Tauwerk und das Weben von groben Hosen-, Hemden- und Kleiderstoffen und Ponchos Beachtung.
Die Branntweinbrennerei (aus Zucker) ist Monopol und meist an Ausländer verpachtet. Seitdem die Dampfschiffahrt auf dem Magdalenenstrom freigegeben worden ist, wird auch Schiffbau betrieben. Wie der Industrie, so steht auch dem Aufschwung des Handels vor allem die Schwierigkeit des Verkehrs zwischen dem Innern und den Seehäfen hindernd im Weg; daher ist es kein Wunder, wenn er trotz der ziemlich freisinnigen Handelspolitik, welche die Regierung seit längerer Zeit befolgt, noch in keinem Verhältnis zu dem erstaunlichen Produktenreichtum und der günstigen Weltlage der Republik steht.
Fahrstraßen gibt es nur auf den Hochebenen von Bogota; Eisenbahnen bestehen sieben in einer Gesamtlänge von 243 km: die Bahn über die Landenge von Panama (Panama-Colon, 75 km), eine Bahn vom Julia (Zufluß der Lagune von Maracaibo) nach Cucuta (54 km), die von einer deutschen Gesellschaft gebaute vom Hafen Sabanilla an der Mündung des Magdalenenstroms, welche wegen vorgelagerter Sandbänke für größere Schiffe nicht passierbar ist, nach dem 28 km entfernten aufblühenden Barranquilla, von wo Dampfer den Fluß bis nach Neiva befahren, und vier vom Magdalenenstrom ausgehende Bahnen, darunter die nach Bogotá und Medellin noch im Bau.
Das Innere durchkreuzen Maultierpfade in allen Richtungen, und an den Hauptverkehrsstraßen sind auch Brücken gebaut worden. Die Einfuhr belief sich 1883-84 auf 9,926,486, die Ausfuhr auf 13,501,178 Pesos. Die Einfuhr besteht wesentlich aus Baumwollen-, Wollen- und Leinenstoffen, Metallwaren, Nahrungsmitteln und geistigen Getränken; die Ausfuhr aus Kaffee, Fieberrinde, Edelmetallen, Tabak und Häuten, Tolubalsam, Steinnüssen, Farbhölzern und Strohhüten.
Dazu kommt noch der Transithandel im Betrag von über 50 Mill. Pesos über die Landenge von Panama. Beim Handel beteiligt sich nächst den Vereinigten Staaten und England namentlich Deutschland. Im J. 1885 liefen 1892 Schiffe von 1,051,300 Ton. Gehalt ein (ohne die in den Freihäfen Colon und Panama). Kolumbien selbst besitzt etwa 100 kleine Schiffe von 16,000 T. Gehalt. Die Post beförderte 1883-84: 1,200,000 Briefe, die Telegraphen (3771 km) 306,813 Depeschen. Maße und Gewichte sind seit 1857 die französischen; der Peso wird in 10 Reales eingeteilt und hat einen Nominalwert von 4 Mk. Das Pesopapiergeld gilt indes nur 1 Mk. 40 Pf.
Die Konstitution der Republik datiert vom Ihr zufolge besteht eine auf Volkssouveränität begründete repräsentative Volksregierung. Dieselbe besteht aus drei Gewalten: der gesetzgebenden, der vollziehenden und der rechtsprechenden. Die gesetzgebende Gewalt (Kongreß) ruht bei dem Senat und der Repräsentantenkammer. Jener besteht aus 33 Mitgliedern (je drei von einem Departement und sechs vom Präsidenten auf sechs Jahre ernannt), das Repräsentantenhaus gegenwärtig aus 66 Abgeordneten (je einer für 50,000 Einw. und einer mehr für einen Rest von wenigstens 20,000). Die vollziehende Gewalt besteht aus einem Präsidenten, der auf je sechs Jahre gewählt wird, und dessen Amtsantritt mit 7. Aug. erfolgt, und 5 Staatssekretären (Ministern).
Ihm zur Seite steht ein Staatsrat, dessen Entscheidungen bei Kompetenzstreitigkeiten endgültig sind. Die rechtsprechende Gewalt beruht auf dem Obergericht zu Bogotá, bestehend aus 7 Mitgliedern, welche der Präsident auf Lebenslänge ernennt, einem Sekretär und dem Generalstaatsanwalt. Die Departements stehen unter Gouverneuren, welche der Präsident ernennt. Die Finanzen befinden sich in ganz erbärmlichem Zustand. Die Einnahmen beliefen sich 1883-84 auf 6,733,750 Pesos (davon 3,593,604 Pesos aus Zöllen), die Ausgaben auf 7,117,571 Pesos.
Die Staatsschuld belief sich 1885 auf 2,279,000 Pfd. Sterl. äußere und 10,499,927 Pesos innere Schuld. Auf die äußere Schuld wurden 1879-86 keine Zinsen bezahlt. Das Heer zählt in Friedenszeiten 3000 Mann; im Kriegsfall hat jedes Departement ein Kontingent von 1 Proz. der Bevölkerung zu stellen. Hauptstadt ist Bogotá im Departement Cundinamarca. Die Flagge s. Tafel »Flaggen I«. [* ]
Vgl. Powles, New Granada, its internal resources (Lond. 1863);
Mosquera, Compendio de geografia de los Estados unidos de Colombia (das. 1866);
F. Hall, Columbia (Philad. 1871);
Esguerra, Diccionario geográfico de los Estados unidos de Colombia (Bogotá 1879);
Pereira, Les États unis de Colombie (Par. 1883);
Perez, Geografia general, fisica y política de los Estados unidos de Colombia (Bogotá 1883);
Karsten, Geologie de l'ancienne Colombie, etc. (Berl. 1886);
Sievers, Reise in der Sierra Nevada de Santa Marta (Leipz. 1887);
Etienne, Nouvelle Grenade etc. (Genf 1887).
Die Küste von Kolumbien oder Neugranada wurde zuerst 1499 von dem Spanier Hojeda und dem Florentiner Amerigo Vespucci entdeckt, welche auf ihrer Fahrt an der Nordküste von Südamerika westlich bis zum Cabo de la Vela vordrangen. Rodrigo de Bastidas und Juan de la Cosa fuhren 1500 an der ganzen Küste von diesem Kap bis zum Golf von Darien entlang, worauf mehrere spanische Expeditionen des Menschenraubs wegen Landungen versuchten. Die Eroberung dieser Lande vollendete 1536 von Santa Marta aus Gonzalo Jimenez de Quesada, der auch Santa Fé de Bogotá gründete und das Land nach seiner Heimat Neugranada benannte; gleichzeitig drang auch ein Beamter des augsburgischen Bankhauses Welser, Nikolaus Federmann, bis Bogotá vor.
Neugranada gehörte anfangs zum Vizekönigreich Peru, ward jedoch 1547 zu einer besondern Generalkapitanie erhoben, deren Teile aber nur in lockerer Verbindung standen. 1718 wurde es ein Vizekönigreich, dessen Hauptstadt bald Cartagena, bald Bogotá war. Schon 1781 begannen unter dem Eindruck des nordamerikanischen Unabhängigkeitskriegs freiheitliche Regungen und Versuche einer Selbstregierung, welche allerdings durch die ungeheure Ausdehnung des unter der spanischen Herrschaft wenig entwickelten und schwach bevölkerten Landes sowie durch den wandelbaren Charakter und die geringe Bildung der Einwohner sehr beeinträchtigt wurden. Infolge der Ereignisse in Europa, der erzwungenen Abdankung Ferdinands VII. von Spanien und der Einsetzung des Napoleonischen Königs Joseph, brach im Mai 1810 die Empörung aus, indem das Volk einen Regierungsausschuß verlangte, der während Ferdinands Gefangenhaltung das Land verwaltete; dieser trat
im Juli ins Leben unter dem Präsidium des Vizekönigs Amar, der jedoch bereits im August wegen seiner Napoleonischen Gesinnung vertrieben wurde. An eine Losreißung vom Mutterland dachte man damals noch keineswegs. Da über die Form der Vereinigung der verschiedenen Provinzen Streit entstand, so trat im Dezember 1810 zu Bogotá ein Kongreß zusammen, der sich für den Depositar der Nationalsouveränität erklärte, sich aber nur zwei Monate gegen den Widerstand der Provinzialjunten behauptete.
Die Junta von Bogotá proklamierte die Bildung eines neuen Staats, Cundinamarca, der unter Narinos Leitung sich im April 1812 auch von Ferdinand VII. lossagte und sich für eine Republik erklärte, während, die übrigen Provinzen einen Föderativstaat gründeten, der sich erst 1813 von Spanien trennte. 1814 wurde Cundinamarca durch Bolivar zum Beitritt zu dem Bunde der Vereinigten Provinzen von Neugranada gezwungen und vom Kongreß Camilo Torres zum Präsidenten mit diktatorischer Gewalt erwählt.
Jedoch unterwarf 1815-16 General Pablo Morillo an der Spitze einer überlegenen Kriegsmacht Neugranada wieder der spanischen Herrschaft und züchtigte es mit den entsetzlichsten Bedrückungen und zahlreichen Hinrichtungen. Erst 1819 begann Bolivar, nachdem er in Venezuela die Spanier besiegt hatte, nach seinem berühmten Zug über die Andes mit seinem Sieg bei der Brücke des Boyaca 7. Aug. die Wiederbefreiung des Landes, das er durch die Verfassung vom mit Venezuela und Quito zu der Republik Kolumbien vereinigte; das bisherige Neugranada bildete in derselben das Departement Cundinamarca.
Bolivars Unternehmen war anfangs von Erfolg begleitet. Im November 1821 räumten die Spanier Neugranada, und auch Panama schloß sich dem neuen Staat an. Im Mai trat der konstituierende Kongreß desselben zu San Rosario de Cucuta an der Grenze von Venezuela und Neugranada zusammen, der nach dem Muster der nordamerikanischen Verfassung ein ausführliches Grundgesetz ausarbeitete und Bolivar zum Präsidenten, Santander zum Vizepräsidenten erwählte; doch ließ sich Bolivar auf die Zeit des Kriegs für das Heerwesen diktatorische Gewalt erteilen und hinderte die Befestigung des neuen Staatswesens dadurch, daß er sofort Kolumbien verließ, um auch Peru den Spaniern zu entreißen, sowie die Bildung einer großen Andeskonföderation plante, der auch Peru und Bolivia angehören, und die unter seiner Leitung stehen sollte.
Während seiner Abwesenheit entstanden neue Parteiungen und heftige Streitigkeiten zwischen den Anhängern Bolivars und den Liberalen unter Santander, die 1828 auf dem zur Reform der Verfassung berufenen Kongreß zu Ocana zu dem Austritt der erstern und 1830 zum Abfall von Venezuela und Quito führten. Die mittlern Provinzen Kolumbiens konstituierten sich 1831 unter dem Präsidium Joaquin Mosqueras als ein eigner Staat, Neugranada, mit den Grenzen des alten Vizekönigreichs; die neue Verfassung dieses Staats wurde verkündet.
Präsident desselben wurde General Santander, der Führer der Liberalen, dem 1837 und 1841 Konservative, Marques, Herran und Mosquera, 1849 wieder ein Liberaler, Lopez, folgten. Die Zustände waren im allgemeinen befriedigend; infolge des Gleichgewichts der Parteien herrschten Ruhe und Ordnung, und durch eine Verfassungsänderung 1843 wurde auch die vollziehende Gewalt verstärkt. Erst 1853 brachen nach der Verkündigung einer neuen streng föderalistischen Verfassung wieder Unruhen aus, infolge deren sich 1857 die Republik in acht nur locker verbundene Staaten auflöste (Panama, Antioquia, Santander, Cáuca, Cundinamarca, Boyaca, Bolivar, Magdalena) und den Namen »Granadische Konföderation« annahm; Präsident wurde Ospina.
Bereits 1860 brach der Bürgerkrieg wieder aus, da man sich über die Grundlagen des neuen Systems nicht einigen konnte. Mosquera, an der Spitze der Liberalen, riß den Staat Cáuca, dessen Diktator er wurde, vom Bund los, gründete mit dem Staat Bolivar die »Vereinigten Staaten von Neugranada« und errang die Oberhand über Ospinas Nachfolger Arboleda. Am zog er in Bogotá ein und berief dorthin einen außerordentlichen Konvent, den zunächst sieben Staaten (darunter der neue Staat Tolima) beschickten, und der für den neuen Staat den Namen »Vereinigte Staaten von Kolumbien« wählte. Panama schloß sich freiwillig an, nachdem es sich seine fast vollständige Unabhängigkeit ausbedungen; der letzte Staat, Antioquia, wurde 1862 mit Gewalt unterworfen. Der Krieg mit Ecuador, dessen Präsident Moreno Arboleda Hilfe geleistet hatte, wurde durch den Sieg Mosqueras bei Cuaspad ^[richtig: Cuaspud] beendet.
Der Kongreß von Rio Negro brachte eine neue Verfassung zu stande, die sich als einen Bund der neun souveränen Staaten »zur Bildung einer freien, souveränen und unabhängigen Nation behufs äußerer Sicherheit und gegenseitiger Hilfe« darstellte. Die Generalregierung erhielt ziemlich ausgedehnte Befugnisse; jedoch wurde das Verhältnis derselben zu den einzelnen Staaten nicht bestimmt geregelt und den letztern sogar die Befugnis eingeräumt, sich der Zentralgewalt zu widersetzen. So fehlte es nicht an Handhaben für ehrgeizige Staatsmänner und an Anlässen zu Zwistigkeiten.
Trotzdem blieb Kolumbien im ganzen von Unruhen verschont; der Versuch des Präsidenten Mosquera 1867, gegenüber dem Kongreß eine militärische Diktatur zu errichten, wurde unterdrückt und Mosquera verbannt. Anderseits wurde eine Empörung, welche, angereizt durch den Zwiespalt der Liberalen, bei der Präsidentenwahl 1876 die Klerikalen (Godos) in den Staaten Antioquia und Tolima versuchten, von General Trujillo 1877 durch den Sieg bei Los Chaucos unterdrückt. Nach 19jähriger Herrschaft der Liberalen, welche trotz Einziehung der Kirchengüter und Kassierung der Staatsschuldverschreibungen die Finanzen doch nicht gebessert hatten, gelangten 1879 die Independientes, eine Abzweigung der Liberalen, unter dem Präsidenten Nunez zur Regierung, welche der katholischen Geistlichkeit großen Einfluß einräumten, aber nach Unterdrückung einiger Aufstandsversuche dauernde Zustände zu begründen vermochten. 1886 berief Nunez einen Nationalrat, aus 18 Bevollmächtigten der Provinzen bestehend, der die Einführung einer neuen zentralistischen Verfassung beschloß.
Durch dieselbe, welche verkündet wurde, ist in einen Einheitsstaat, der in neun Departements, die frühern Einzelstaaten, zerfällt, verwandelt und der Staat Cundinamarca, in dem Bogotá liegt, für Bundesland (Distrito Federal) erklärt worden. Nunez wurde auf sechs Jahre wieder zum Präsidenten gewählt.
Vgl. Restrepo, Historia de la revolucion de la republica de Colombia (Besançon 1858, 10 Bde.);
Groot, Historia eclesiastica y civil de Nueva Granada (das. 1869, 3 Bde.);
Acosta, Compendio histórico del descubrimiento y colonizacion de la Nueva Granada en el siglo XVI (Par. 1848);
Quijano Oteros, Compendio sobre la Historia de Colombia
(1882); Schumacher, Geschichte der Verfassung der Vereinigten Staaten von (in Sybels »Historischer Zeitschrift« 1875, Heft 2);
Cadena, Anales diplomáticos de Colombia (Bogota 1878);
Peralta, Costa Rica y Colombia de 1573 á 1881 (Par. 1886).