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Oberrealschule und eine höhere Bürgerschule. Auch die zur Vorbildung junger Techniker bestimmte gewerbliche Fachschule nebst Fortbildungsschule ist eine städtische Anstalt, ebenso die Zeichenschule für Kunsthandwerker und eine höhere Töchterschule; dagegen ist die Taubstummen-Lehranstalt ein Privatunternehmen. Für das Elementarschulwesen sorgt die Stadt in einer großen Zahl meist in der Neuzeit hergestellter stattlicher Neubauten und liefert zu den Gesamtkosten (1887-88: 820,542 Mk.) einen Zuschuß von 711,573 Mk. In Köln [* 2] erscheinen ca. 50 Zeitungen und Zeitschriften, darunter die »Kölnische Zeitung« (im Verlag von DuMont-Schauberg) und die ultramontane »Kölnische Volkszeitung«.
Ausschließlich der Kunst gewidmet ist das Museum Wallraf-Richartz in der Nähe des Doms. Dasselbe enthält eine äußerst reichhaltige Sammlung von Bildern (über 400) aus der altkölnischen Schule, ferner Kupferstiche, Münzen, [* 3] Waffen [* 4] etc., meist herrührend aus dem Vermächtnis des Kanonikus F. Wallraf (gest. 1824). Im obern Kreuzgang befindet sich eine von den Gebrüdern Boisserée geschenkte Sammlung kostbarer Glasgemälde. Der Kölnische Kunstverein veranstaltet seine Ausstellung moderner Gemälde in einem Flügel des obern Stockwerkes.
Das Treppenhaus des Museums ist von Ed. Steinle mit Freskogemälden, Begebenheiten aus der Geschichte Kölns darstellend, geschmückt. Auch des erzbischöflichen Diözesanmuseums am Domhof, das hauptsächlich kirchliche Kunstgegenstände enthält, ist hier zu gedenken. Bemerkenswert sind der 1860 eröffnete zoologische Garten, [* 5] einer der größten in Deutschland, [* 6] in dessen Nähe die großartigen Anlagen der Aktien-Gartenbaugesellschaft Flora, nach Lennés Plänen 1863 angelegt, und der etwa 4 km von der Stadt entfernt gelegene, 1810 eröffnete Friedhof Melaten, der allmählich bis zu mehr als 34 Hektar erweitert worden ist und eine große Zahl künstlerisch ausgeführter Denkmäler aufweist.
Für gesellige Unterhaltung bestehen die Gesellschaften: Kasino, Erholung, Wolkenburg-Kasinogesellschaft, Bürgergesellschaft, Lesegesellschaft u. a. m. Wohlthätigkeitszwecken dienen nach genannte Anstalten: das städtische Bürgerhospital, das städtische Invalidenhaus, die städtische Irrenanstalt Lindenburg, das Versorgungshaus für Invaliden (Stiftung de Noël), das städtische Waisenhaus, das Kinderhospital (Stiftung der Freifrau Abraham v. Oppenheim), das Marienhospital für Unheilbare (aus freiwilligen Zuwendungen gestiftet und unterhalten), das Asyl für arme Mädchen, das Klara-Elisenhospital (gestiftet von den Eheleuten Karl Zoest), das israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache, die Augenheilanstalt für Arme, die spezialärztliche Poliklinik, der Kölner [* 7] Wohlthätigkeitsverein und der Verein Meisterschaft, dessen Zweck ist, zurückgegangene Familien durch zinsfreie Darlehen vor der Verarmung zu bewahren.
[Behörden etc.]
Staatliche Behörden sind in Köln: die königliche Regierung, die königliche Provinzial-Steuerdirektion, das Polizeipräsidium, die Oberpostdirektion, das Oberlandesgericht, das Landgericht und das Amtsgericht. An Militärbehörden haben hier ihren Sitz: die Stäbe der 15. Division und der 29. Infanteriebrigade. Die Garnison besteht aus 2 Infanterieregimentern (Nr. 16 und 65), einem Füsilierregiment (Nr. 40) und einer Abteilung Feldartillerie (Nr. 23). An der Spitze der katholischen Kirchenangelegenheiten steht der Erzbischof und das erzbischöfliche Generalvikariat.
Die Stadt ist in 19 katholische Pfarreien eingeteilt. An der Spitze der Gemeindeverwaltung steht das Bürgermeisteramt, dem eine Anzahl von Deputationen zur Verwaltung der Gas- und Wasserwerke, des Schulwesens, der Stadterweiterung und des Armenwesens unterstellt sind. Der Gesamtetat der Kommunalverwaltung für 1887/88 schließt ab auf 6,185,400 Mk. Zum Oberlandesgericht Köln gehören die neun Landgerichte: Aachen, [* 8] Bonn, [* 9] Düsseldorf, [* 10] Elberfeld, [* 11] Kleve, Koblenz, [* 12] Köln, Saarlouis, Trier; [* 13]
zum Landgericht Köln die neun Amtsgerichte: Bensberg, Bergheim, Gummersbach, Kerpen, Köln, Lindlar, Mülheim [* 14] a. Rh., Wiehl und Wipperfürth.
Die Festungswerke Kölns bestehen aus einer neuen Umwallung und vielen detachierten größern und kleinern Forts und Lünetten, die in ihrer Kehle von kreisförmigen Reduits geschlossen werden; sie sind meist 7.-8 km vom Dom gelegen. Das Wappen [* 15] der Stadt Köln (s. Abbildung, S. 945) zeigt einen zweigeteilten Schild, [* 16] oben rot und unten weiß; im obern Feld befinden sich drei goldene Kronen, [* 17] im untern 11 schwarze Flocken oder Flammen. Als Schildhalter hat das Wappen jetzt einen Löwen [* 18] und einen Greif. [* 19] S. auch das Kärtchen der Umgebungen Kölns auf der Karte »Rheinprovinz«. [* 20]
Geschichte der Stadt Köln.
Die Geschichte der Stadt Köln reicht hinauf bis in die vorrömische Zeit. Die von der rechten auf die linke Rheinseite hinübergeführten Ubier hatten hier schon eine Ansiedelung, als die Römer [* 21] in den niederrheinischen Gebieten festen Fuß faßten. Bei der Ara Ubiorum hatten zwei römische Legionen ihre Standquartiere; 50 n. Chr. Siedelte Agrippina, die Gemahlin des Kaisers Claudius, eine römische Veteranenkolonie hier an und versah den etwa 70 Hektar umfassenden Ort mit einer starken Mauer und festen Thoren.
Reste dieser Festungswerke stehen jetzt noch an einzelnen Stellen zu Tage. Zuerst 355 nahmen die Franken von der Colonia Agrippinensis für wenige Jahre, dann 462 dauernd Besitz. Unter ihrem Andrang stürzten die römischen Tempel, [* 22] Paläste und Staatsgebäude größtenteils in Trümmer; nur die römischen Festungswerke scheinen von dieser Zerstörung wenig betroffen worden zu sein. Die ripuarischen Könige nahmen in der alten römischen Kolonie ihren Sitz. Christentum und fränkisches Heidentum bestanden in Köln friedlich nebeneinander, bis unter König Theuderich (511-534) der heil. Gallus die Altäre des heidnischen Kultus zerstörte. Köln war Hauptstadt von Ripuarien, aber nicht mehr Sitz der Könige von Austrasien. Im 7. Jahrh. kam es in besondern Ruf durch den Einfluß, welchen der Kölner Bischof Kunibert im austrasischen Reich besaß. Im 8. Jahrh. bot es der Witwe Pippins von Herstal, Plektrudis, Schutz und Sicherheit.
Nach seinem Sieg über die Neustrier zwang Karl Martell seine Stiefmutter, ihm die Thore der Stadt Köln zu öffnen. Der erste Erzbischof, der kaiserliche Erzkaplan Hildebold, erbaute die älteste Domkirche und stattete dieselbe mit der jetzt noch vorhandenen kostbaren Hildeboldschen Bibliothek aus. Das fränkische Köln wurde im 9. Jahrh. bei den zwei Verheerungszügen der Normannen in grausiger Weise verwüstet, doch bot der rasch aufblühende Handel die Mittel, die Spuren der Verwüstung zu tilgen, die zerstörten Kirchen wieder aufzubauen und zu ihrem Schutz feste Mauern, Thore und Wälle aufzuführen. Nur eine Reihe von Straßennamen erinnern jetzt noch an die Festungswerke, welche die damalige Stadt, etwa die Hälfte der jetzigen, umgaben. Seit 870 gehörte auf Grund des Mersener Vertrags zu dem ostfränkischen Reich bis gegen Anfang des 10. Jahrh. Nachdem es 911 ¶
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wieder unter den westfränkischen König gekommen war, brachte 923 König Heinrich I. Lothringen und mit demselben die Stadt Köln zum Deutschen Reich zurück.
Köln war in der karolingischen Zeit der Hauptort des Kölngaues und der Sitz der Kölner Gaugrafen. Mit Hilfe der ihnen vom Kaiser erteilten nutzbaren Rechte und andrer Privilegien gaben die Erzbischöfe sich Mühe, die Oberherrlichkeit über die Stadt an sich zu reißen; doch diejenigen Einwohner, welche hauptsächlich durch den Handel zu großem Reichtum gelangt waren, machten dem Erzbischof seine Oberherrlichkeit mit Erfolg streitig. Die Elemente, in welchen das Leben der Stadt pulsierte, waren Kaufleute, Hofbesitzer, Gewerbtreibende, Ackerbauer, bischöfliche Ministerialen, Stifts-, Kloster- und Weltgeistliche.
Aus den Kaufleuten und Hofbesitzern entwickelte sich bald ein mächtiges, herrschsüchtiges Patriziat, welches unter der Bezeichnung »Geschlechter« in der Kölner Geschichte eine hervorragende Rolle spielte. Zuerst kam es zwischen Anno und der Bürgerschaft bezüglich des Stadtregiments 1074 zu blutigem Zusammenstoß. Anno unterlag anfänglich und mußte zur Rettung seines Lebens heimlich aus der Stadt flüchten. Wenn er auch später wieder das Übergewicht gewann, so blieb er doch von seinem Ziel, der unbedingten Oberherrlichkeit über die Stadt, weit entfernt.
Nicht minder harte. Kämpfe hatte die Bürgerschaft gegen die Erzbischöfe Philipp von Heinsberg, Konrad von Hochstaden, Engelbert von Falkenburg und Siegfried von Westerburg zu bestehen. Vielfach schwankte die Entscheidung; endlich entschied die Schlacht bei Worringen den langen Kampf zu gunsten der städtischen Unabhängigkeit, und Siegfried sah sich gezwungen, seine Residenz von Köln zuerst nach Brühl, später nach Bonn zu verlegen. Vergebens suchten dann einzelne Erzbischöfe, wie schon Konrad und Engelbert gethan, die innern Streitigkeiten zwischen dem Patriziat und den Zünften auszubeuten, um durch Unterstützung der einen Partei die andre zu unterdrücken und so die Mittel zur Unterjochung der ganzen Stadt zu erhalten.
Aber auch der Stadt glückte es nicht, den Erzbischof aus sämtlichen nutzbaren und Hoheitsrechten innerhalb des städtischen Bereichs zu verdrängen. Sie mußte ihn im Besitz der höchsten Gerichtsbarkeit sowie einer Reihe von Nutzungen, die ihm aus kaiserlicher Verleihung zustanden, lassen. Scheinbar war die Stadt in ihrem Kampf gegen die Erzbischöfe unterlegen, denn beim Eintritt eines jeden neuen Erzbischofs mußte sie den Huldigungseid leisten; bei dieser Huldigung schwur sie ihm aber nur »so lange treu zu sein, als er sie in Recht, in Ehren und in ihren alten guten Gewohnheiten, die ihr von ihren Vorfahren überbracht seien, halten werde«. Zu solchen Rechten rechnete sie vor allen ihre Reichsfreiheit, die auf den Privilegien von 1207 und 1212 beruhte, durch welche Philipp von Schwaben der Stadt die Anlage von Festungswerken und Otto IV. auch die Erhebung eines Brau- und Mahlpfennigs erlaubte. 1231 war die Stadt Köln bereits auf dem Reichstag zu Worms [* 24] vertreten; 1274 erteilte ihr König Rudolf ausdrücklich das Recht, die Reichstage zu beschicken.
Bei der Kreiseinteilung wurde die Stadt Köln dem westfälischen, das Kurfürstentum Köln dem rheinischen Kreis [* 25] zugewiesen. Blutiger noch als die Kämpfe gegen die Erzbischöfe waren die zwischen den Parteien in der Stadt selbst: zwischen den Geschlechtern untereinander sowie zwischen den Zünften und Geschlechtern kamen die Waffen nicht zur Ruhe, bis 1396 in einem blutigen Aufstand die Zünfte einen vollständigen Sieg errangen und alle ihre Gegner aus der Stadt vertrieben.
Der prächtige Rathausturm, der aus den von den unterlegenen Patriziern eingezogenen Strafgeldern 1406-13 erbaut wurde, sollte allen kommenden Geschlechtern den Sieg verkünden, welchen die volkstümlichen Elemente über die städtische Aristokratie davongetragen. Die infolge dieses Aufstandes vereinbarte demokratische Verfassung blieb aber nicht ohne Anfechtung. Neue Revolutionen sah die Stadt in den Jahren 1482, 1513, 1608, 1681. Trotz aller Kämpfe und Wirren stieg der Reichtum der Bürgerschaft, und der Handel erreichte eine nie gekannte Blüte. [* 26]
Mit verschiedenen Städten brachte die Kölner Verwaltung günstige Schutz- und Handelsverträge zum Abschluß. 1367 trat Köln bei der gegen Waldemar von Dänemark [* 27] abgeschlossenen hansischen Konföderation ganz besonders in den Vordergrund. Seit dieser Zeit blieb es eins der maßgebenden Glieder [* 28] des hansischen Städtebundes. Die vielen noch jetzt die Bewunderung der Kunstkenner und Kunstfreunde erregenden Erzeugnisse der Kölner Malerschule geben von der Höhe, welche die Kölner Kunst im 14. und 15. Jahrh. erreicht hat, glänzendes Zeugnis.
Die Kölner Profan- und Kirchenbauten, so namentlich die 1200-1260 von der Bürgerschaft errichteten Mauern und Thorburgen, der Rathausturm, der Gürzenich, der Dom und eine Reihe der prächtigsten Kirchen romanischen wie gotischen Stils, gereichen noch jetzt zur höchsten Zier. Die Stadt setzte ihren Stolz darein, stets als eine treue Tochter der römischen Kirche angesehen zu werden, und bewährte dies auch den Reformationsversuchen des Erzbischofs Hermann von Wied (1515 bis 1546) gegenüber.
Auf ihrem Siegel führte sie den heil. Petrus und um dasselbe die Legende: »Sancta Colonia sanctae Romanae Ecclesiae fidelis filia«. Wie sie 1425 die Juden für immer aus ihren Mauern verjagt hatte, so wollte sie auch lange Zeit keinem Lutheraner, Calvinisten oder Wiedertäufer den Aufenthalt auf ihrem Boden gestatten. Durch die auf Grund der Bulle des Papstes Urban VI. vom errichtete und eröffnete Universität wurde sie in dieser Unduldsamkeit dauernd bestärkt.
Als sie sich später gezwungen sah, den Protestanten den Aufenthalt in der Stadt zu gestatten, konnte sie sich doch nicht entschließen, denselben gleiche Rechte mit den andern Bürgern einzuräumen. Der Erzbischof Maximilian Franz, duldsamer als der städtische Rat, stellte 1788 den Protestanten ein vor den Mauern der Stadt ankerndes Schiff [* 29] zur Abhaltung ihres Gottesdienstes zur Verfügung. Erst als die französische Republik jeder Religion freie Übung ihres Kultus gestattete, erhielten die Protestanten das volle Bürgerrecht, und auch den Juden wurde damals die Niederlassung in der Stadt zugestanden.
Im 15. Jahrh. stand noch auf einer hohen Stufe von Glanz, Reichtum und Macht, obwohl die Einwohnerzahl, die zu Anfang des 14. Jahrh. auf 120,000 Menschen geschätzt werden darf, zu sinken begann. Zur Zeit Karls V. gehörte noch zu den größten Städten Europas und stand nur Gent [* 30] und Paris an [* 31] Umfang nach. Es kam im 16. Jahrh. ein zeitweiliger Stillstand, dann, nachdem der hansische Handel seine frühere Bedeutung verloren hatte, ein erst langsamer, dann rascherer Rückgang. Die niederländischen Wirren, der Truchseßsche, der Dreißigjährige Krieg, die französischen Raubzüge, der spanische, dann der österreichische Erbfolgekrieg, der Siebenjährige Krieg ließen nachhaltige, traurige Spuren in Köln zurück. Um 1780 hatte Köln nur 6000 selbständige Bürger, 8000 Häuser, ¶