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werden solle«. Aber erst 1823 wurden die Restaurationsarbeiten unter Leitung des Bauinspektors Ahlert begonnen, anfangs schwach, seit 1825 mit erhöhter Kraft. [* 2] Nach Ahlerts Tod wurde 1833 der Landbaumeister Zwirner mit der Leitung der Domarbeiten betraut. Es gelang ihm, eine Bauhütte zu gründen, die sich bald des besten Rufs erfreute, und in der Kräfte gebildet wurden, welche, wie V. Statz, Fr. Schmidt und Fr. Schmitz, zu den gefeiertsten Meistern der gotischen Baukunst [* 3] gehören.
Zwirner schwang sich zuerst zu dem Gedanken auf, den Dom ganz auszubauen. Nach seinem Anschlag sollten sich die Kosten auf 1,200,000 Thlr. belaufen; sein Plan ließ aber allen ornamentalen Schmuck und die Gewölbe [* 4] außer Rücksicht. In Köln [* 5] wurde 1840 der Gedanke angeregt, durch Gründung eines Dombauvereins der allgemein Begeisterung für die große Sache einen kräftigen Halt zugeben, und wurde das Statut dieses Vereins von Friedrich Wilhelm. IV. genehmigt. Am wurde der Grundstein zum Fortbau gelegt und nun jährlich eine Summe von etwa 300,000 Mk. auf denselben verwandt.
Reichlichere Mittel verschaffte seit 1863 die wiederholt erneuerte Dombaulotterie, und konnte endlich in Gegenwart des Kaisers Wilhelm und vieler deutscher Fürsten die Vollendung des großen Werkes mit großer Pracht begangen werden. Die Grundform des Doms ist die des Kreuzes. Die Langkirche hat fünf Schiffe, [* 6] das Querhaus drei. Von den Schiffen des Langhauses finden die beiden äußersten beim Beginn des Chorhauptes ihr Ende; statt ihrer Fortsetzung zieht sich um dieses Chorhaupt ein Kranz von sieben polygonalen Kapellen, während die beiden mittlern Seitenschiffe sich als Umgang um das Hauptchor fortsetzen.
Die Hauptfronte wird durch die beiden westlich sich an die Seitenschiffe anlehnenden kolossalen viereckigen, vom vierten
Stockwerk an achteckigen
Türme mit dem zwischen ihnen sich entwickelnden Hauptportal
und dem darüber aufsteigenden Mittelfenster
gebildet. Das südliche Turmportal
ist schon seit dem 15. Jahrh. mit einem
Teil seiner
Skulpturen versehen. Diese
Figuren, in edlem
Stil gehalten, verraten, was
Gedanken wie Ausführung betrifft, eine
hohe künstlerische
Bildung ihres
Meisters; wahrscheinlich sind sie ein Werk des
Meisters
Konrad Kuyn.
Vgl. Boisserée, Geschichte und Beschreibung des Doms zu Köln (2. Aufl., Stuttg. 1842);
Schmitz, Der Dom zu Köln, seine Konstruktion und Ausstattung (150 Tafeln, mit historischem Text von Ennen, Köln 1868-1877);
Bock; [* 7] Der Kunst- und Reliquienschatz des Kölner [* 8] Doms (das. 1870);
Wiethase, Der Dom zu Köln (40 Lichtdrucktafeln mit Text, Frankf. 1884 ff.).
Ein andrer hervorragender gotischer Bau ist die Minoritenkirche, eine Basilika [* 9] mit schmalen Seitenschiffen und einem einschiffigen Chor ohne Querschiffe, neuerdings durch die Freigebigkeit des Kaufmanns J. H. ^[Johann Heinrich] Richartz restauriert. Erwähnung verdienen auch die Ratskapelle, ein kleiner gotischer Bau von 1426, mit einem äußerst zierlichen, bleigedeckten Dachreiter und einer 1474 angebauten, durch das frei stehend gearbeitete Maßwerk [* 10] ihres schönen Gewölbes ausgezeichneten Sakristei, und die prächtige neue Mauritiuskirche, die 1861-65 nach dem Plan von V. Statz aufgeführt ward und 51,15 m lang, 36,4 m breit, im Mittelschiff 21,97 m hoch ist, mit einem Turm [* 11] von 72,18 m Höhe.
Die Jesuitenkirche, ein vortreffliches Muster der gotisierenden Jesuitenrenaissance, wurde 1618 begonnen und 1629 vollendet. Das prächtige Gewölbe, die kühne Bogenspannung des Mittelschiffs und die mächtigen Säulen [* 12] machen einen überwältigenden Eindruck. Die Evangelischen besitzen zwei Kirchen, die eine war ehemals Klosterkirche der Antoniter, die andre ist die 1857-59 neu erbaute Trinitatiskirche. Endlich verdient noch die Synagoge in der Glockengasse, ein von Zwirner ausgeführter Bau in maurischem Stil, erwähnt zu werden.
Fast alle Kölner Kirchen sind, obgleich in den Stürmen der Revolutionszeit vieles verloren gegangen ist, noch jetzt außerordentlich reich an Kunstschätzen. Der Dom birgt die romanische Prachttumba der heiligen drei Könige, ein Meisterwerk kölnischer Goldschmiedearbeit des 12. Jahrh., den Sarkophag [* 13] des heil. Engelbert, prächtige Vortragekreuze und Monstranzen. Beachtenswert sind dort auch die Bischofsgräber im Chor. Sehr reich ist die Schatzkammer von St. Ursula. In St. Maria in der Schnurgasse, einer ehemaligen Karmeliterinnenkirche, befinden sich die Reliquien der Heiligen Albinus und Maurinus. Vieles aus untergegangenen Kirchen ist in das Museum Wallraf-Richartz und in das erzbischöfliche Museum gerettet worden.
[Profanbanten.]
Von hervorragenden alten Profanbauten sind zu nennen: Das Tempelhaus, der Familiensitz der Overstolzen in der Rheingasse, ein prächtiger romanischer Bau aus dem 12. oder 13. Jahrh., der im Erdgeschoß rundbogige, im zweiten Geschoß [* 14] kleebogige, im dritten rundbogige Fenster, im Staffelgiebel teils rundbogig, teils staffelförmig überdeckte Blenden hat. 1836 wurde dasselbe von der Stadt erworben und restauriert. Romanische Baureste finden sich noch an einem Haus in der Georgstraße sowie an Gebäuden auf dem Alten Markt, im Filzengraben, auf dem Gereonsdriesch, am Einfahrtsthor zum Haus Wolkenburg, am alten Kamperhof, am Eingangsthor des alten Waisenhauses.
Von den gotischen Profanbauten nimmt den ersten Platz das Rathaus ein. Sein ältester Teil, der hinter dem Portal gelegene Mittelbau mit dem schön restaurierten Hansasaal, stammt aus dem Anfang des 15. Jahrh. Der nördlich vom Hansasaal liegende prächtige fünfstöckige Turm wurde 1407-14 erbaut; 1540 wurde der südöstlich an den Turm anstoßende Löwenhof vom Steinmetzmeister Lorenz in dem eben aus Italien [* 15] nach Deutschland [* 16] gekommenen Stil der Renaissance »auf antik« ausgeführt.
Der nach dem Alten Markt hin gelegene Teil wurde 1549-50 erbaut. Der Hauptteil dieses Marktbaues, der unter dem Namen »Muschel« bekannte Saal, ist ein Werk von 1761. Die Gobelins, womit derselbe geschmückt ist, sind nach Zeichnungen von Wouwerman durch D. Vos ausgeführt und wurden vom Rat aus dem Nachlaß des Kurfürsten Clemens August angekauft. Die Fassade des Marktbaues wurde 1591 vollständig umgebaut und in der Weise ausgeführt, wie sich dieselbe bis zu ihrer Abtragung 1870 erhalten hat.
Die neue, im Stil der Alten gehaltene Fassade ist von Jul. Raschdorff entworfen. Der zierlichste Bauteil des Rathauses ist das in der edelsten Renaissance ausgeführte Portal, die prachtvollste von allen derartigen Rathauslauben der Renaissancezeit (durch den Bildhauer Wilhelm Vernickel 1569-71 aufgeführt). Dem Rathausturm gegenüber liegt der 1887 wiederhergestellte sogen. Spanische [* 17] Bau, ein Werk des 17. Jahrh., mit schöner Halle [* 18] und kühnem Giebel. Der Bau des bekannten Gürzenich wurde 1441 begonnen, um als Festsaal zu dienen; der untere Raum wurde zu einem öffentlichen Kauf- u. Lagerhaus hergerichtet und das erste großartige Fest daselbst 1475 zu Ehren des Kaisers Friedrich III. gefeiert. Im 17. und 18. Jahrh. geriet der große Saal ¶
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allmählich in Verfall, und erst in neuerer Zeit wurde er seiner ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben. In den Jahren 1855-57
baute ihn Jul. Raschdorff völlig um. Der Hauptsaal hat 54,61 m Länge und 23,85 m Breite
[* 20] und ist auf der nördlichen Langwand
geschmückt mit Darstellungen aus dem historischen Festzug bei Vollendung des Doms. Das unter dem Hauptsaal
liegende Lagerhaus wurde 1875 vom Stadtbaumeister Weyer zu einer prachtvollen Börsenhalle umgebaut. Das an der Wollküche
gelegene alte Patrizierhaus Wolkenburg stammt aus dem 15. Jahrh. und zeichnet sich durch seine
schöne Gotik aus; es wurde 1874 stilgerecht restauriert und ist jetzt Eigentum des weithin bekannten
Kölner Männergesangvereins. Zu diesen hervorragenden Gebäuden aus älterer Zeit gesellt sich eine Reihe erst in unsern Tagen
entstandener palastähnlicher Wohn- und Geschäftshäuser, von denen wir folgende anführen: das Haus des Freiherrn Ed. v. Oppenheim,
das Geschäftshaus der Colonia und der Schaaffhausensche Bankverein unter Sachsenhausen, das Scheebensche Haus gegenüber dem
Domportal
, das Waltersche Haus an der Stockgassenecke, das Deichmannsche Haus in der Trankgasse, die Häuser
der Herren Mevissen und Königs in der Zeughausstraße, das v. Mummsche Haus und das Haus von Statz auf der Apernstraße, das
Mülhenssche und das Liebmannsche Haus in der Glockengasse, das Steinmannsche Haus auf dem Neumarkt, das
Erbensche Haus in der Landsberger Straße, die Gewerbebank am Theater
[* 21] u. a. Von öffentlichen Bauten sind neben einer Reihe von
geräumigen, luftigen Elementarschulhäusern entstanden: das Regierungsgebäude, das neue Justizgebäude an Stelle des Appellhofs,
das Arresthaus, die ehemalige Jesuitenbibliothek, die Stadtbibliothek, das Apostelgymnasium, die höhere Töchterschule,
die Realschule, die Provinzialgewerbeschule, das Kaiser Wilhelms-Gymnasium, der Rathausbau am Alten Markt;
ferner verdienen Erwähnung das Bürgerhospital, das Gebärhaus, das Museum, der Bahnhof, die Verwaltungsgebäude der ehemaligen
Rheinischen u. Köln-Mindener Eisenbahn, das Stadttheater (1870-1872 erbaut, Eigentum einer Aktiengesellschaft), verschiedene Militärverwaltungsgebäude,
das Schlachthaus und das 1885 eröffnete Hohenstaufenbad. Von öffentlichen Denkmälern sind zu nennen: das Denkmal König
Friedrich Wilhelms III. auf dem Heumarkt, aus freiwilligen Beiträgen der Rheinländer 1865-78 errichtet, die Bismarckstatue
aus dem Augustinerplatz enthüllt), die Moltkestatue auf dem Laurenzplatz (seit 1881) und der Jan v.
Werth-Brunnen (seit 1884, vom Kölner Verschönerungsverein angelegt.)
[Bevölkerung.]
Köln, dessen Einwohnerzahl in dem Zeitraum 1754-1817 von 44,512 auf 49,145 Seelen angewachsen war, besaß 1885 eine Bevölkerung [* 22] von 161,401 Seelen (davon 5754 Mann Militär). Neben 130,721 Katholiken waren 25,115 Evangelische und 5309 Juden. Während die Zahl der weltlichen Häuser in den Jahren 1754-1817 von 7231 auf 6993 sank, ist sie seitdem auf 11,200 gestiegen.
[Industrie und Handel.]
Kölns Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiet des Handels und der Industrie. Die Kölner Großindustrie besteht in der Fabrikation von Zucker, [* 23] Schokolade, Konditorwaren, Tabak [* 24] und Zigarren, Leim, Goldleisten, Likör, Mineralwasser, Kölnischem Wasser, Teppichen, Möbelstoffen, Möbeln, Stärke, [* 25] Essig, Seife, Lichten, Farben, Firnis, Lack, Öl, Samt, Seide, [* 26] Woll- und Baumwollwaren, Garn, Gummi- und Guttaperchawaren, Trikotwaren, Maschinen, Zinkgußgegenständen, Brücken- und Dezimalwagen, Telegraphendrähten, Draht- und Hanfseilen, Pumpen, [* 27] Spritzen, hydraulischen Pressen, Blechwaren, Marmorwaren etc. Dazu kommen die bedeutenden Fabrikanlagen in den Nachbarorten Ehrenfeld, Lind, Bayenthal, Nippes, Riehl und Kalk zur Herstellung von Maschinen, Dampfkesseln, chemischem Dünger, Pferde- und Eisenbahnwagen, Glas, [* 28] Porzellan, Steingut, Tapeten etc. Der Kölner Handel hat einen gewaltigen Aufschwung genommen seit der Einführung der Dampfschiffahrt auf dem Rhein, der Gründung des Zollvereins und der Eröffnung mehrerer Schienenwege nach allen Richtungen.
Von Köln, bez. der auf der rechten Rheinseite belegenen Stadt Deutz aus erstrecken sich die Linien der nunmehr verstaatlichten Rheinischen, Köln-Mindener und Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaften und zwar von Köln (Zentral-Personenbahnhof unweit des Doms) nach Aachen, [* 29] Bingerbrück, Zevenaar und Trier, [* 30] von Deutz nach Minden, [* 31] Elberfeld [* 32] und Gießen. [* 33] Die Artikel, welche hauptsächlich dem Kölner Handel seine Bedeutung geben, sind: Getreide, [* 34] Kaffee, Rohtabak, Häute, Schiefer, Kohlen, Metalle, Baumaterialien, Farb- und Materialwaren, deutsche und ausländische Arzneien, Parfümerien, Leinen, Weißwaren, Plüsche, Seidenstoffe, Bänder und Spitzen. Im J. 1886 sind im Kölner Hafen beladene Schiffe angekommen:
zu Berg | 1505 mit | 2,359,302 metr. Ztr. |
zu Thal | 3354 mit | 2,297,259 metr. Ztr. |
zusammen | 4859 mit | 4,656,561 metr. Ztr. |
Aus dem Hafen fuhren beladene Schiffe ab:
zu Berg | 2015 mit | 1,304,160 metr. Ztr. |
zu Thal | 1175 mit | 1,322,681 metr. Ztr. |
zusammen | 3190 mit | 2,626,841 metr. Ztr. |
Außerdem wurden an Flößen zu Thal [* 35] angebracht 138,742 metr. Ztr. Der Güterverkehr betrug 1885/86 auf den Kölner Stationen der Linksrheinischen (früher Rheinischen) Eisenbahn 954,728 Ton., auf den Stationen Köln und Deutz der Rechtsrheinischen Eisenbahn 301,301 T., auf der Station Deutz der Bergisch-Märkischen Eisenbahn 112,272 T. Aktiengesellschaften, welche dem Handel u. der Industrie, sei es zur Fabrikation oder zum Vertrieb oder zum Transport oder zur Versicherung, dienen, gibt es in Köln im ganzen 40, deren Betriebskapital sich auf mehrere Hundert Millionen Mark stellt.
Die Stadt ist Sitz einer Reichsbankhauptstelle (für Rheinpreußen); die andern bedeutendsten Geldinstitute sind: der Schaaffhausensche Bankverein, die Bank für Rheinland u. Westfalen, [* 36] die Kölnische Wechsler- und Kommissionsbank, die Kölner Gewerbebank, die Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsbank, die Rheinische Volksbank, die städtische Sparkasse, das städtische Leihhaus. Von den Versicherungsanstalten sind zu nennen: Concordia (Lebensversicherung), Colonia (Feuerversicherung), Agrippina (Transportversicherung), Rhenania (Transport- und Unfallversicherung), Kölnische Unfallversicherungs-, Kölnische Rückversicherungs und Kölnische Hagelversicherungsgesellschaft. Die Verwaltung der Handelsangelegenheiten liegt in der Hand [* 37] der Handelskammer; zur Handhabung der Handelsjustiz besteht eine Kammer für Handelssachen. Die Handelsbörse, 1820 eröffnet, befindet sich seit in den untern Räumen des Gürzenich (s. oben). Die Länge der Pferdebahnlinien beträgt 1887: 43 km.
[Bildungsanstalten.]
In Köln bestehen ein kath. Priesterseminar (1886 wieder eröffnet), 4 königliche Gymnasien (3 katholische und ein simultanes), ein städtisches Realgymnasium, eine städtische ¶