Ein
Märtyrer eigner Art, verließ er ohne jede Veranlassung im
Herbst 1875 seine
Diözese und wurde durch den
Gerichtshof
für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt. Nachdem er zum
Kardinal erhoben
worden, verzichtete er auf sein erzbischöfliches
Amt, und im Einverständnis mit der preußischenRegierung ernannte der
Papst 1885 den
BischofKrementz zum
Erzbischof von Köln.
Ennen, Geschichte der
Reformation in der Erzdiözese Köln (das. 1849);
Derselbe,Frankreich und der
Niederrhein oder Geschichte von Stadt und Kurstaat Köln seit dem Dreißigjährigen
Krieg
bis zur französischen
Okkupation (das. 1855, 2 Bde.);
Podesta, Sammlung der
Verordnungen etc. seit der Wiederherstellung des Erzbistums Köln (das.
1851);
[* 8]
(Cöln, Köln am
Rhein, franz.
Cologne; hierzu der Stadtplan und zwei Tafeln
»Dom zu Köln«),
Hauptstadt
des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. unten) und
Festung
[* 22] in der preußischen
Rheinprovinz,
[* 23] ehedem mächtige freie
Reichs-
und Hansestadt sowie Sitz einer
Universität und einer berühmten
Malerschule, jetzt einer der reichsten und blühendsten
Industrie-
und Handelsplätze des
DeutschenReichs, liegt in Form eines gewaltigen
Halbkreises unmittelbar am linken
Ufer des
Rheins, 44,7 m ü. M. Die Stadt war bis vor kurzem
landwärts von einer aus dem 12. und 13. Jahrh. herrührenden
Mauer (mit acht
Thoren) eingeschlossen, welche jede räumliche
Erweiterung verhinderte. Es ist deshalb für
Kölns Zukunft von hervorragender Bedeutung, daß 1881 durch einen
Vertrag mit
der Reichsregierung die alten Festungswerke für 11 4/5 Mill. Mk. von der Stadt
erworben wurden; dadurch wurde das früher nur 397
Hektar betragende
Areal um 122½
Hektar erweitert und stieg inkl. der sich
anschließenden Privatterrains auf 849
Hektar.
In denJahren 1881-85 wurden die alten Festungswerke abgetragen u. auf dem neugewonnenen
TerrainStraßen angelegt, in welchen
bis 1886 über 800 Neubauten entstanden. Über den
Rhein nach dem gegenüberliegenden
Deutz führen eine
Schiff- und eine feste
eiserne
Brücke,
[* 24] letztere 1855-59 nach dem
Entwurf des Wasserbauinspektors Wallbaum mit einem Kostenaufwand von
ca. 12 Mill.
Mk. erbaut, von 6
Türmen flankiert u. auf der
Deutzer Seite mit dem Standbild des
KönigsWilhelm (von
Drake),
auf der
Kölner mit dem
FriedrichWilhelms IV. (von
Bläser) geschmückt (die alte
Schiffbrücke ward 1822 an
Stelle der seit 1674 bestehenden
fliegenden
Brücke errichtet). Unter den
Plätzen der Stadt sind der
Alte und der Heumarkt, der Appellhof- und der Wallrafplatz,
der Georgsplatz, Gereonhof und besonders der mit vierfacher Baumreihe besetzte
Neumarkt hervorzuheben;
unter den
Straßen die Severinsstraße, Hochstraße
(Mittelpunkt des Geschäftslebens), die Marzellen-,
Eigelstein-,
Bayen- und
Gereonstraße.
[Kirchliche Bauwerke.]
Köln ist an prächtigen romanischen
Kirchen reicher als jede andre Stadt der
Welt. Von ihnen sind folgende
hervorzuheben: Santa Maria in Capitolio, 1049 vomPapstLeo IX. eingeweiht;
eine Pfeilerbasilika, verbunden
mit einem weit gedehnten Chorbau, in welchem byzantinisie-
rende Reminiszenzen zu einem neuen, höchst eigentümlichen Ganzen entwickelt sind. Die Kirche ist mit Ausnahme des ursprünglichen
westlichen Einganges und der Türme in der jüngsten Zeit stilgerecht restauriert und im Innern mit Wandgemälden nach Vorbildern
der romanischen Kunstepoche geschmückt worden. Die alte Kirche von St. Gereon, angeblich von der heil.
Helena gegründet, erfuhr einen völligen Umbau durch den ErzbischofAnno. Das alte Dekagon wurde im 13. Jahrh. niedergelegt
und durch das jetzige Schiff,
[* 36] ein längliches Zehneck, ersetzt; Spuren des römischen Baues sind noch an den untern Teilen des
Dekagons zu sehen.
Dieser prächtige Kuppelbau, 16,9 m breit und 18,2 m
lang, wurde 1219 begonnen und 1227 vollendet. Die St. Cäcilienkirche stammt in ihren ältesten Teilen aus dem 10. Jahrh.
Im W. derselben befindet sich eine auf vier Pfeilerreihen ruhende Empore; westlich neben dieser liegt die Krypte, welche für
einen Rest der von Maternus erbauten Bischofskirche, sicher mit Unrecht, ausgegeben wird. Die St. Pantaleonskirche
(jetzt Garnisonkirche) datiert mit ihren Fundamenten von 964. Im J. 980 geweiht, wurde sie im Anfang des 13. Jahrh. umgebaut.
Im 17. Jahrh. wurde das Mittelschiff der ursprünglich flach gedeckten Pfeilerbasilika neu
eingewölbt und bei dieser Gelegenheit das Chor in spätgotischem Stil umgebaut; der obere Teil des Hauptturms
ist mit einer Galerie umgeben; er diente zu Anfang dieses Jahrhunderts dem optischen Telegraphen,
[* 37] jetzt der Militärbrieftaubenstation.
St. Martin, früher auf einer Rheininsel gelegen, wurde 1172 vom ErzbischofPhilipp eingeweiht und hat im Innern unter allen
kölnischen Kirchen die sorgfältigste stilgerechte Ausstattung. Der gewaltige Ostbau mit dem majestätischen Turm
[* 38] wurde erst im Anfang des 13. Jahrh. errichtet. St. Andreas zeigt in seinen einzelnen Bauteilen eine Zusammenstellung der verschiedenen
Stilarten, welche die Hauptperioden der kirchlichen Baukunst
[* 39] charakterisieren. St. Georg wurde vom ErzbischofAnno II. erbaut
und 1067 eingeweiht.
Ursprünglich eine schlichte Säulenbasilika mit einer Krypte auf acht Säulen,
[* 40] ganz denen des Oberbaues
entsprechend, wurde sie im 12. Jahrh. eingewölbt. Die Vorballen stammen aus dem Jahr 1536 St.
Severin wurde unter ErzbischofBruno I. begonnen, im 11. Jahrh. aber gänzlich umgestaltet. Einen neuen Umbau nahm man in den
30er Jahren des 13. Jahrh. vor; der Turm wurde von 1393 bis 1411 errichtet. St. Kunibert, 1247 durch ErzbischofKonrad unter Assistenz Alberts d. Gr. eingeweiht, ist eine gewölbte Basilika
[* 41] mit zwei Querschiffen. Die Apostelkirche wurde
von Erzbischof Heribert 1021 an Stelle einer ältern Kapelle begonnen und von Pilgrim gegen 1030 vollendet. Nach wiederholtem
Brandunglück fand gegen Ende des 12. Jahrh. ein Neubau statt. Die Kirche St. Ursula wurde nach der normännischen
Invasion neu aufgebaut; bedeutende Umgestaltungen erfuhr sie im 12. Jahrh., die Wölbung
stammt aus gotischer Zeit.
Von den Kirchen der gotischen Zeit ist vor allen andern der Dom zu nennen (s. beifolgende Tafeln »Dom zu Köln I, II«). SchonEngelbert der Heilige hatte den Plan gefaßt, an der Stelle der alten romanischen Kathedrale einen Neubau
aufzuführen, welcher der Bedeutung der KölnerKirche und dem Ruf der im alten Dom aufbewahrten Reliquienschätze entspreche.
Dieser Gedanke sollte unter Konrad von Hochstaden zur Ausführung gebracht werden. 1247 lag der Plan zur Errichtung einer völlig
neuen Domkirche vor.
Der Grundstein zu derselben
wurde gelegt. Während man aber am Chor der neuen Kirche rüstig arbeitete, wurde der
zureichend restaurierte alte Dom zum Kapitelsgottesdienst weiter benutzt. Als der geniale Schöpfer des großartigsten Wunderwerkes
gotischer Baukunst wird vielleicht der Dombaumeister Gerhard, welchem das Domkapitel 1257 eine Baustelle
an der Marzellenstraße überließ, angesehen werden dürfen. Nur langsam schritt der Bau des Chors fort.
Kollektengelder, Opfer, Zinsen, Vermächtnisse, die Einkünfte suspendierter Benefiziaten, versessene Präsenzgelder boten den
Provisoren der Baukasse die Mittel, die ungeheuren Kosten des gewaltigen Werkes zu bestreiten. Die Bausteine wurden vom Drachenfels
bezogen. Schon 1297 konnte Gottesdienst in den Kapellen um das Hochchor gehalten werden, während man noch
mit dem Bau des Chors selbst beschäftigt war. Nach W. erhielt das Chor durch eine starke, bis in die höchste Spitze reichende
Mauer einen provisorischen Abschluß. 1322 waren die Seitenkapellen vollendet, die feierliche Einweihung fand 27. Sept. durch
den ErzbischofHeinrich von Virneburg statt.
Gleich nach der Einweihung des Chors schritt
man zur Fundamentierung des nördlichen Kreuzschiffs, 1325 zu der des südlichen. Die alte Kirche wurde in ihren einzelnen
Teilen nach Maßgabe des Fortschreitens des Neubaues niedergelegt. 1447 war der südliche Turm so hoch
aufgeführt, daß er die Glocken, von denen die größte 125 Doppelzentner wog, aufnehmen konnte. Neben diesen alten Glocken
ist neuerlich die aus eroberten französischen Kanonen gegossene neue »Kaiserglocke« im Gewicht von 250 Doppelzentnern aufgehängt,
jedoch erst kirchlich geweiht worden.
Vom Hauptbau des eigentlichen Kirchenschiffs war 1388 ein Teil so weit vorgeschritten, daß derselbe
mit Altären versehen und für den Gottesdienst eingerichtet werden konnte; der Fortbau wurde aber mit immer schwächern Kräften
betrieben. Am Ende des 15. Jahrh. gab man jede Hoffnung auf, die Kirche nach dem ursprünglichen Plan vollenden zu können;
Langschiff und Seitenhallen wurden durch ein provisorisches Dach
[* 42] geschlossen. Die vier ersten Kompartimente
des nördlichen Seitenschiffs wurden 1508 eingewölbt, um die für dieses Schiff bestimmten großen Glasgemälde aufnehmen
zu können. 1796 ward der Dom von den Franzosen zu einem Frucht- und Furagemagazin erniedrigt, dann 1801 zur Pfarrkirche für
denjenigen Stadtbezirk erklärt, der früher größtenteils zu St. Paulus, St. Maria im Pesch, St. Johann
und St. Lorenz gehört hatte.