mehr
Schlachten
[* 2 ] gegen
Karl den
Kühnen tapfern
Anteil . Die
Reformation brachte viele
Kämpfe ; die
Protestanten erhielten 1575 freie Religionsübung,
die ihnen
Kaiser
Ferdinand II. 1629 wieder zu nehmen suchte. 1632 fiel
[* 3 ] in die
Hände der
Schweden ,
[* 4 ] 1635 in die der
Franzosen ,
welche es 1649 nach dem
Westfälischen
Frieden räumten, 1673 aber aufs neue besetzten, die Festungswerke
schleifen ließen und Kolmar 1680 durch die
Reunionskammern mit
Frankreich vereinigten, bei dem es fortan bis 1871 verblieb. Seit 1698 ist
Kolmar der Gerichtshauptort für das Elsaß.
Vgl. Hunkler, Geschichte der Stadt Kolmar (Kolm. 1838);
Sand , Geschichte der Stadt Kolmar (das.
1854);
Rathgeber, Kolmar und
Ludwig XIV. (Stuttg. 1873);
Derselbe, Kolmar und die Schreckenszeit (das. 1873);
Rocholl, Die Einführung der
Reformation in Kolmar (Kolm. 1875).
2) in
Posen ,
[* 5 ] bis 1877
Chodziesen ) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Bromberg ,
[* 6 ] an 3
Seen und an der
Linie
Posen-Neustettin
der Preußischen Staatsbahn, 40 m ü. M., hat eine evangelische und
eine kath.
Kirche , eine
Synagoge , ein
Amtsgericht , bedeutende Steingutfabrikation, Ziegeleien und (1885) 3015 meist evang.
Einwohner (606
Juden ). Kolmar ist 1435 gegründet.
Neusohl - Neustadt
* 19
Neuß .
[* 12 ] ehemals deutsches Erzstift im kurrhein.
Kreis ,
[* 13 ] welches im
Reichstag auf der rheinischen
Bank die erste
Stimme hatte,
bestand aus mehreren durch fremde Gebiete voneinander gesonderten Teilen, nämlich aus dem Hauptteil längs des
Rheins zwischen
den Herzogtümern
Jülich und
Berg , einem Gebiet zwischen
Jülich und dem Erzstift
Trier ,
[* 14 ] der
Grafschaft
Recklinghausen
[* 15 ] und dem Herzogtum
Westfalen .
[* 16 ] Die eigentlichen erzstiftischen
Lande (ohne
Recklinghausen und
Westfalen ) umfaßten etwa 2750 qkm
(50 QM.) mit 100,000 Einw., sämtliche Besitzungen des
Kurfürsten von Köln aber ungefähr 6600 qkm (120 QM.) mit 230,000 Einw.
Erstere zerfielen
in das obere Erzstift, wozu die
Ämter
Zeltingen und Rachtig,
Andernach ,
Altenahr ,
Linz
[* 17 ] und Altenwied, Nurburg ^[richtig: Nürburg], Haarth,
Rheinbach ,
Godesberg ,
Bonn ,
[* 18 ]
Zülpich , Lechenich,
Brühl und
Deutz gehörten,
und das untere Erzstift mit den Ämtern Hülchrath, Lindberg,
Kempen ,
Linn und
Rheinberg ; dazu besaß der
Erzbischof noch
Rechte
in
Bacharach ,
Honnef ,
Unkel , Neersen u. a. O. sowie die
Städte
Andernach ,
Neuß ,
[* 19 ]
Bonn ,
Ahrweiler ,
Linz ,
Kempen ,
Kaiserswerth ,
Rheinberg ,
Rhense . a. Die
Grafschaft
Recklinghausen wurde durch einen
Statthalter regiert.
Das Herzogtum
Westfalen bestand aus vier
Quartieren , nämlich dem Rüdenschen, Werlschen, Bilsteinschen und Brilonschen
Quartier .
Der
Erzbischof von Köln war der dritte geistliche
Kurfürst des
Deutschen
Reichs und
Erzkanzler des heiligen römischen
Reichs in
Italien sowie des
Papstes . Auch war er von
Innocenz IV. zum gebornen
Legaten ernannt worden. Bei der
Wahl
des römischen
Kaisers hatte der
Kurfürst von Köln die zweite
Stimme , und ihm stand das Vorrecht zu, dem
Kaiser in
Deutschland
[* 20 ] zur linken
Hand ,
[* 21 ] innerhalb des Erzstifts aber und außerhalb
Deutschlands
[* 22 ] zur rechten zu gehen.
Zwischen ihm und dem
Kurfürsten von
Mainz
[* 23 ] bestand wegen der Kaiserkrönung ein langer Streit, der erst 1657 dahin entschieden
wurde, daß stets derjenige die
Krönung vollziehen sollte, in dessen
Sprengel sie stattfinde; sofern sie aber an einem
Ort
außerhalb der beiden
Bistümer vollzogen würde, sollten beide
Kurfürsten miteinander abwechseln. Die
Landstände des Erzstifts bestanden aus dem
Domkapitel , den
Grafen , der
Ritterschaft und den
Städten , und die
Landtage wurden
gewöhnlich in der
Residenz
Bonn gehalten.
16.384e
* 24
Wappen .
Das
Domkapitel , welches sich den
Status primarius nannte, und in welches fast nur Mitglieder aus reichsunmittelbaren
Häusern
aufgenommen wurden, hatte seinen Sitz in der Stadt Köln, woselbst sich auch die erzbischöfliche
Kathedrale sowie das geistliche
Hofgericht oder
Offizialat und das weltliche
Hofgericht befanden. Das Erbhofmeisteramt des Erzstifts
hatten die
Grafen von
Manderscheid , das Erbmarschallamt die
Grafen von
Salm , das Erbschenkenamt die
Herzöge von
Arenberg und das
Erzkämmereramt die
Grafen von
Plettenberg . Die jährlichen Einkünfte betrugen etwa 600,000 Thlr. Das
Wappen
[* 24 ] zeigte ein schwarzes
Kreuz
[* 25 ] im silbernen
Feld (Erzstift ein weißes springendes
Pferd
[* 26 ] im roten
Feld (Herzogtum
Westfalen ),
drei goldene
Herzen im roten
Feld (Herzogtum
Engern ) und einen silbernen
Adler
[* 27 ] im blauen
Feld
(Grafschaft
Arnsberg ).
[* 28 ]
Köln (Erzstift)
* 34
Seite 9.944.
Die
Legende nennt als den
Stifter des
Bistums Köln den heil. Maternus, welcher mit dem vom
Tod erweckten
Jüngling
zu
Nain identifiziert wird. Erst im 4. Jahrh. kommt indes beglaubigt als
Bischof ein Maternus vor. St. Kunibert,
Bischof von
Köln von 622 bis 663, bereicherte das
Stift durch sein
Verhältnis zum fränkischen Dynastengeschlecht sowie durch das
Vermächtnis
seiner Besitzungen
Zeltingen und Rachtig
a. d .
Mosel ,
Rhense und
Boppard . Unter Hildebold, Erzkaplan und
Freund
Karls d. Gr., wurde Köln 785 zum Erzbistum erhoben und ihm die
Bistümer
Lüttich ,
[* 29 ]
Minden ,
[* 30 ]
Utrecht ,
[* 31 ]
Münster
[* 32 ] und
Osnabrück
[* 33 ] untergeordnet.
Bruno , der
Bruder
Ottos I. (s.
Bruno I.), wurde 953 zum
Erzbischof erwählt und zugleich zum
Herzog von
Lothringen
ernannt, welche
Würde auch alle seine Nachfolger besitzen sollten. Diese behaupteten dieselbe aber nur in einem schmalen
Landstrich am
Rhein , welcher später das weltliche Gebiet des Erzbistums bildete. In
Brunos
Geist wirkten seine Nachfolger Folkmar,
Garo ,
Marinus ,
¶
mehr
Heribert. Der folgende Erzbischof , Pilgrim , 1021 gewählt, war Kanzler Heinrichs II. Pilgrims Nachfolger Hermann II. erscheint
als Erzkanzler des apostolischen Stuhls in Papsturkunden. Auf ihn folgte Anno H. (1056-1075), Kanzler Heinrichs III. und Vormund
Heinrichs IV. sowie Reichsverweser . Arnold II., ein Graf von Wied (1151-56), erhielt vom Papste die unmittelbare
Abhängigkeit der Metropolitane von Rom
[* 35 ] sowie das Recht zugestanden, den Kaiser in seinem Sprengel zu salben; auch wurde der
Kirche zu Köln die Berechtigung eingeräumt, sieben Kardinalpriester zu haben. Erzbischof Reinald von Dassel (1159-67) begleitete
den Kaiser Friedrich I. nach Italien und half daselbst diesem bei Tusculum einen Sieg über die Römer
[* 36 ] erringen,
wofür er von ihm den Königshof in Andernach erhielt. Sein Nachfolger Philipp von Heinsberg (gest. 1191) benutzte die Zerwürfnisse
Heinrichs des Löwen mit dem Kaiser , um einen Teil der Länder des Geächteten, nämlich den westlichen Teil des alten Engern
und Westfalen , für das Erzstift zu erwerben.
Soden - Sofala
* 37
Soest .
Seitdem schrieben sich die Erzbischöfe von Köln Herzöge von Westfalen und Engern . Seit dem 13. Jahrh. erblicken
wir das Erzstift fast beständig in Feindseligkeiten begriffen, teils mit den benachbarten Dynasten , teils mit den Städten ,
welche sich, wie Soest
[* 37 ] und Köln, nur unter der Bedingung der Aufrechthaltung ihrer Freiheiten und Rechte dem
Stift unterworfen hatten. Die langen Streitigkeiten mit der Stadt Köln begannen schon unter Philipp von Heinsberg und erreichten
ihre Höhe unter Konrad von Hochstaden (1238-61), Engelbert von Falkenburg (1261-74) und Siegfried von Westerburg (1275-97). Wenn
sie auch nach der Austreibung des Erzbischofs Siegfried aus der Stadt an ihrer Schärfe vieles verloren,
so hörten sie doch nicht eher ganz auf, als bis die Selbständigkeit sowohl des Erzbischofs als der Stadt unter der Wucht
der französischen Revolution zu Grabe getragen wurde.
Hessen
* 38
Hessen .
Die vielen Fehden , welche Wikbold von Holte (1297-1304), Heinrich von Virneburg (1304-32), Walram von Jülich (1332-49), Wilhelm von
Gennep (1349-62), Adolf II. von der Mark (1363-64) und Engelbert III. von der Mark (1364-69) zu führen hatten,
stürzten das Erzstift in eine bedeutende Schuldenlast, und manche Verpfändungen fanden statt. Als der Erzbischof Dietrich von
Mors (1414-63) der Stadt Soest neue Lasten auflegen wollte, begab sich dieselbe in den Schutz des Herzogs Adolf
von Kleve und fiel nach einer heftigen Fehde mit dem Erzstift 1449 an die Grafschaft Mark . Neue Steuererhöhung durch den Erzbischof
und Pfalzgrafen Ruprecht bei Rhein (seit 1463) sowie dessen Eingriffe in die Rechte der Pfandherren und der erzstiftischen Stände
hatten zur Folge , daß letztere ihm den Gehorsam kündigten und in der Person des Domherrn , Landgrafen Hermann von
Hessen ,
[* 38 ] dem Stift einen Administrator bestellten. Es nützte Ruprecht nichts, daß Karl von Burgund ihm zu Hilfe kam;
vergeblich
belagerten sie die Stadt Neuß (1474);
der Burgunder zog ab, und Ruprecht unterlag in dem Kampf ;
er starb 16. Juli 1480 auf der
Feste Blankenstein. Am 11. Aug. 1480 wurde Hermann zu seinem Nachfolger gewählt;
derselbe erhielt den Namen des »Friedfertigen«
und starb 1515.
Hermann V. (1515-46), Graf von Wied , zeigte sich anfangs als heftigen Eiferer gegen die Verbreitung der reformatorischen Grundsätze . 1542 ließ
er jedoch Bucer die Lehrsätze Luthers in Bonn öffentlich vortragen, weshalb die Universität und die Geistlichkeit
seine Absetzung erwirkten. Gebhard II., Truchseß von Waldburg , erklärte sich
offen für einen Anhänger des Protestantismus
und verehelichte sich 1583, wurde jedoch einige Monate später exkommuniziert und abgesetzt.
Bayern
* 39
Bayern .
Zwar behauptete er sich, unterstützt vom Kurfürsten von der Pfalz , gegen den neuerwählten Erzbischof , Herzog Ernst
von Bayern ,
[* 39 ] mehrere Jahre unterlag aber endlich durch das Einschreiten der Spanier und Bayern , mußte flüchten und zog mit
seiner Gemahlin Agnes von Mansfeld nach Straßburg ,
[* 40 ] wo er 1601 als Domdechant starb. (Vgl. Lossen, Der Kölnische Krieg , Gotha
[* 41 ] 1882 ff.)
Infolge dieses Kriegs schuldete das Erzstift allein an Bayern 1,600,000 Thlr., und bayrische Truppen spielten
von da ab im Erzstift die Herren .
Ernsts Nachfolger und Neffe Ferdinand (1612-50) schloß sich im Dreißigjährigen Krieg der Liga an. Er wählte 1642 den bayrischen
Prinzen Maximilian Heinrich zum Koadjutor , wofür Bayern auf die oben gedachte Schuld Verzicht leisten mußte. Letzterer folgte 1650 als
Erzbischof und nahm wichtigen Anteil an den Kriegsereignissen der Zeit. So schloß er ein Bündnis mit Ludwig XIV., und kölnische
Truppen rückten 1672 mit den französischen in Holland ein. Dafür wurde das ganze Erzstift später von den Kaiserlichen und
Holländern besetzt und erst im Nimwegener Frieden (1679) zurückgegeben.
Thrombus - Thugut
* 42
Thron .
Maximilian Heinrich ist auch der Schöpfer der Rechtsordnung, welche als Kölnisches Landrecht oder Kölnische
Rechtsordnung bis in die neuere Zeit Gültigkeit hatte. Nach seinem Tod ward der kurz vorher zum Koadjutor erwählte, aber
vom Papst verworfene Prinz Wilhelm Egon von Fürstenberg auf den erzbischöflichen Thron
[* 42 ] berufen; allein der Papst erklärte die
Wahl desselben für ungültig, weil er die kanonisch festgesetzten zwei Drittel der Stimmen nicht gehabt hatte, und bestätigte
den Prinzen Joseph Clemens , Sohn des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern , der nur neun Stimmen erhalten hatte, als Erzbischof .
Das Domkapitel beugte sich dem päpstlichen Spruch, Fürstenberg bemächtigte sich aber der Schätze des
verstorbenen Kurfürsten und begab sich im April 1689 nach Paris .
[* 43 ] Joseph Clemens hielt es im spanischen Erbfolgekrieg mit Frankreich ,
mußte aber nach dem Einrücken der holländischen Truppen ins Kölnische 1702 und nach der Eroberung von Bonn 1703 sich unter
französischen Schutz begeben. Überdies ward er 1706 in die Reichsacht erklärt und blieb in der Verbannung ,
meist in Lille ,
[* 44 ] bis er durch die Friedensschlüsse zu Rastatt
[* 45 ] und Baden
[* 46 ] 1714 wieder in sein Land eingesetzt wurde.
Paderborn
* 47
Paderborn .
Joseph Clemens starb 1723, nachdem er bereits seit Mai 1722 zum Koadjutor den bisherigen Bischof von Münster und Paderborn ,
[* 47 ] seinen
Neffen Clemens August , Sohn des Kurfürsten Maximilian Emanuel von Bayern , angenommen hatte. Die Kriegsmacht
von 12,000 Mann, die dieser Fürst unterhielt, sowie die Lage seiner Staaten gaben seiner Stimme ein Gewicht , wie es noch nie
ein Kurfürst von Köln gehabt hatte. Im Siebenjährigen Krieg stand er auf kaiserlicher Seite, wofür er von Frankreich bedeutende
Subsidien bezog.
Mit seinem Tod (1761) endigte die Reihe der Erzbischöfe aus dem Haus Bayern , und durch die gegen Bayern , Frankreich , Österreich
[* 48 ] und die mittelrheinischen Fürsten agitierende kleine Partei im Domkapitel wurde Maximilian Friedrich , Graf von Königseck-Aulendorf ,
gewählt, unter dessen Regierung eine Akademie in Bonn gestiftet wurde. Sein Nachfolger, Erzherzog Maximilian
Franz von Österreich (seit 1785), regierte ganz im Geiste des Kaisers Joseph II ., verwendete die Ersparnisse des Hofs zum Besten
des Staats , förderte Künste u. Wissenschaften .
¶
Fortsetzung Köln:
→ Seite 9.945 || erhob die Akademie zu Bonn zur Universität und hielt seine Gerechtsame dem Papst gegenüber