Kolbach,
Bach unfern des am Abhang der
Hohen
Tátra (im ungar.
Komitat
Zips) gelegenen
Bades
Schmeks, berühmt durch seine
Kaskaden (Kolb
achfälle), die an
Schönheit mit den Gletscherabflüssen der
Alpen
[* 3] wetteifern.
Kolbe
(Kolb
enschnitt), männliche Haartracht im Reformationszeitalter, die sich seit
ca. 1520-60
erhielt und für die deutsche
Renaissance charakteristisch ist.
Das Haar [* 4] wurde rings vom Scheitel herabgekämmt und über der Stirn von Schläfe zu Schläfe und im Nacken von Ohr [* 5] zu Ohr in gerader Linie abgeschnitten.
1) Karl Wilhelm, Radierer und Schriftsteller, geb. zu Berlin, [* 6] wurde Lehrer am Philanthropin in Dessau, [* 7] dann Forstsekretär und Bibliothekar des Ministers v. Schulenburg-Kahnert zu Berlin, kehrte aber bald nach Dessau in die alten Verhältnisse zurück, besuchte seit 1793 noch die Akademie der Künste zu Berlin, deren ordentliches Mitglied er 1795 wurde, und widmete sich sodann zu Dessau künstlerischen und litterarischen Arbeiten. Er starb daselbst.
Seine landschaftlichen Radierungen zeigen lebendige Auffassung der Natur und leichte, sichere Behandlung der Nadel. Er bewegte sich in der Nachahmung A. Waterloos und S. Geßners, nach dessen Zeichnungen er eine Folge von 25 Blättern ätzte (Zürich [* 8] 1806-11). Er schrieb: »Über den Wortreichtum der deutschen und französischen Sprache [* 9] und beider Anlagen zur Poesie« (Berl. 1804, 2 Bde.; 2. Aufl. 1818-20, 3 Bde.),
als Anhang dazu: »Über Wortmengerei« (das. 1809, 3. Aufl. 1823).
Vgl. seine Selbstbiographie: »Mein Lebenslauf und mein Wirken im Fach der Sprache und Kunst« (Berl. 1825).
2) Karl Wilhelm, Maler, Neffe des vorigen, geb. zu Berlin, studierte auf der Akademie seiner Vaterstadt, besonders unter Chodowiecki. Seine erste große historische Komposition: Frobens Tod in der Schlacht bei Fehrbellin, [* 10] eine Kreidezeichnung, gewann 1796 den ersten Preis der Akademie. In der Ölmalerei bildete er sich nach den niederländischen Malern. Sein großes Gemälde: Albrecht Achilles erobert bei Nürnberg [* 11] eine Fahne (1806) ward von der Stadt Berlin als Geschenk für die Prinzessin Luise von Preußen [* 12] bei ihrer Abreise nach Holland gekauft. Am meisten zeichnete sich Kolbe bei seiner gefälligen Gruppierung, seiner schönen und klaren Farbe und seiner saubern Ausführung in dem romantischen Idyll aus (altdeutsche Straße, in der Berliner [* 13] Nationalgalerie).
Von seinen historischen Darstellungen sind noch zu erwähnen: die Himmelfahrt Christi (1816), für die Schloßkirche zu Potsdam, [* 14] Ottos d. Gr. Schlacht gegen die Ungarn, [* 15] Karl V. auf der Flucht und Barbarossas Leiche bei Antiochia (Berliner Nationalgalerie). Zu den zehn Glasfenstern im Schlosse zu Marienburg [* 16] hat Kolbe sowohl die Kartons als die Farbenskizzen (zwei in der Nationalgalerie zu Berlin) geliefert. Sie stellen die Kämpfe und Siege des Deutschen Ordens dar. Kolbe starb in Berlin.
3) Hermann, Chemiker, geb. zu Elliehausen bei Göttingen, [* 17] studierte seit 1838 in Göttingen Naturwissenschaft, speziell Chemie, ward 1842 Assistent Bunsens in Marburg, [* 18] promovierte dort 1843, ging 1845 als Assistent Playfairs nach London, [* 19] kehrte 1847 nach Marburg zurück, um dort mit Frankland eine in London begonnene Arbeit über die Nitrile fortzusetzen, siedelte aber noch in demselben Jahr nach Braunschweig [* 20] über und redigierte dort das »Handwörterbuch der Chemie« von Liebig und Wöhler. 1852 folgte er einem Ruf als Professor der Chemie nach Marburg und 1865 nach Leipzig, [* 21] wo 1867 unter seiner Leitung das neue chemische Laboratorium erbaut wurde. Er starb daselbst.
Kolbes Arbeiten gehören wesentlich der organischen Chemie an, zu deren glücklichsten Förderern er gerechnet werden muß. Besonders wichtig waren seine Untersuchungen über die Einwirkung von Chlor auf Schwefelkohlenstoff, über die Zersetzung der organischen Säuren durch den elektrischen Strom, über die Darstellung von Säuren mit höherm Kohlenstoffgehalt aus Cyanverbindungen von Alkoholradikalen, über die Zusammensetzung des Kakodyls. Von der Lehre [* 22] von den gepaarten Radikalen ausgehend, suchte Kolbe die theoretische Chemie in eigentümlicher Weise auszubilden und trat mehrfach in Opposition gegen die herrschenden Richtungen. 1861 entdeckte er die Bildung des Korallins aus Phenol, 1873 eine einfache Methode zur Darstellung von Salicylsäure aus Phenol und Kohlensäure, und im folgenden Jahr erkannte er die antiseptischen Eigenschaften dieser Verbindung. Er schrieb: »Ausführliches Lehrbuch der organischen Chemie« (Bd. 1 u. 2, Braunschw. 1855-64; 2. Aufl. von E. v. Meyer, 1880-84; Bd. 3 von E. v. Meyer und Weddige, 1868-78);
»Kurzes Lehrbuch der anorganischen Chemie« (das. 1878, 2. Aufl. 1884);
»Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie« (das. 1883);
»Das chemische Laboratorium der Universität Marburg« (das. 1866);
»Das chemische Laboratorium der Universität Leipzig« (das. 1872);
»Zur Entwickelungsgeschichte [* 23] der theoretischen Chemie« (Leipz. 1881).
Seit 1870 gab er das »Journal für praktische Chemie« heraus.
4) Johann Kasimir, Graf von Wartenberg, s. Wartenberg.
s. v. w. Streitkolben (s. d.);
am Schafte der Handfeuerwaffen [* 24] der hintere, nach unten gerichtete, zum bequemern Anschlag verstärkte Teil, bei Pistolen [* 25] etc. als Handgriff dienend;
in der Botanik (spadix) Form des ährenartigen Blütenstandes (s. d.), bei welchem die dicht stehenden Blüten in der verdickten Spindel mehr oder weniger eingesenkt sind;
in der Zoologie das noch mit Haut [* 26] (Bast) [* 27] bedeckte Geweih des Hirsches (s. Geweih).
In der chemischen Technik heißt ein kugelförmiges Glasgefäß mit langem, nach dem Ende hin sich erweiterndem Hals, dient bei Destillationen zur Aufnahme des Destillats (s. Abbildung bei Destillation, [* 28] S. 717), auch zum Erhitzen von Flüssigkeiten, als Sublimiergefäß, zur Entwickelung von Gasen etc. Bisweilen sind die Kolben aus der Kugel tubuliert, d. h. mit einer zweiten Öffnung versehen, auf welcher ein ganz kurzes Rohr sitzt, welches rechtwinkelig zu dem langen Hals verläuft. Stehkolben (Kochflaschen) haben einen abgeplatteten Boden, so daß sie mit aufwärts gerichtetem Halse stehen. In der Metallurgie s. v. w. Gänze (s. d.).
im Maschinenbau Körper, welche sich in einem Hohlraum (Cylinder, Stiefel), dicht anschließend, hin und her bewegen und dazu dienen, entweder von Flüssigkeiten (tropfbaren oder gasförmigen) Bewegung zu empfangen, oder auf dieselben Bewegungen zu übertragen. Das geschieht in der Weise, daß man für den ersten Fall die Flüssigkeit mit Druck hinter den Kolben treten läßt, wobei er im Cylinder vorwärts geschoben wird (die Weiterübertragung der Bewegung erfolgt durch eine aus dem Cylinder herausragende Stange, Kolbenstange), während man im zweiten Fall den an der Stange bewegt und ¶
dadurch die Flüssigkeit in Bewegung setzt. Der Form nach unterscheidet man zwei Hauptarten von Kolben: Scheibenkolben, die aus einer verhältnismäßig dünnen, an den Rändern mit irgend einer Liderung (s. d.) versehenen Scheibe bestehen, und Taucherkolben (Mönchskolben, Plungerkolben), welch letztere man als Kolbenstangen ohne besondern Kolbenkörper ansehen kann, welche durch eine Stopfbüchse [* 30] des Cylinders abgedichtet werden. Man unterscheidet ferner massive und durchbrochene (oder Ventil-) Kolben S. auch Dampfmaschine, [* 31] Pumpe [* 32] etc.