Johann, poln. Dichter, geb. 1532 auf seinem väterlichen Stammgut
Siczyn, erhielt im elterlichen
Haus eine sorgfältige
Erziehung und studierte dann in
Deutschland,
[* 16]
Italien
[* 17] (Padua)
[* 18] und in
Paris,
[* 19] wo er von
Ronsard zum Dichten angeregt wurde. Ins Vaterland zurückgekehrt, fand er am
Hof
[* 20] des
KrakauerKrongroßkanzlers Padnjewski
Aufnahme und wurde durch dessen Vermittelung zum
Sekretär
[* 21] des
KönigsSiegmundAugust ernannt. Er
zog sich jedoch bald auf sein väterliches
Gut Czarnolas zurück und lebte hier den
Musen,
[* 22] zugleich aber
an allen Ereignissen des Vaterlandes den lebhaftesten
Anteil nehmend. So wohnte er dem
Kongreß von Stenzyca bei, welcher die
Entsetzung des
KönigsHeinrich vonValois aussprach, und erschien sodann auf dem Wahlreichstag, wo er sich
für die österreichische Kandidatur erklärte.
Nichtsdestoweniger suchte auch der neue König,
StephanBáthori, den berühmten Dichter an seinen
Hof zu ziehen, aber vergeblich.
Auch schlug in seltener
Bescheidenheit die ihm von dem
KanzlerZamojski, seinem Jugendfreund, angebotene
Würde eines
Kastellans
aus. Er starb in
Lublin, wohin er sich begeben hatte, um von dem König
BáthoriRache für die Ermordung
seines
Schwagers Podlodowski durch die
Türken zu fordern, vom
Schlage getroffen, Kochanowski ist bis auf
Mickiewicz der bedeutendste
Dichter der
Polen.
Unter seinen polnischen
Dichtungen stehen die »Treny«,
Elegien auf den
Tod seiner Tochter
Ursula, obenan und
gelten, was poetischen Schwung und vollendete Beherrschung der
Sprache betrifft, als Meisterwerke. Das
Drama »Die Entlassung
der
Gesandten«, 1578 zu
Ehren der Vermählung
Zamojskis mit der
PrinzessinBáthori gedichtet, die »Preußische
Huldigung«,
das
satirische Gedicht »Die Eintracht« zeichnen sich durch patriotische
Begeisterung aus.
In den »Kleinigkeiten«, welche oft an
Boccaccios
»Decamerone« erinnern, läßt er seiner heitern
Laune freiesten Spielraum. Seine durch kernige
Einfachheit ausgezeichnete Übersetzung der
»Psalmen«
(Krak. 1578) hat ihm den
Namen des »polnischen
Pindar« erworben. In lateinischer
Sprache schrieb er: »Elegiae«, »Lyricorum
libellus« und zahlreiche Gelegenheitsgedichte. Die
polnische Sprache verdankt ihm wesentliche Vervollkommnung, die polnische
Poesie großeBereicherung durch Einbürgerung fremder Dichtungsformen, die er stets mit nationalem
Geist
zu durchdringen verstand. Seine
Schriften erschienen
Krakau
[* 23] 1584-90 (neuere
Ausgaben, Bresl. 1826, Leipz. 1835,
Krak. 1859, 3 Bde.).
Die vollständigste
Biographie Kochanowskis hat v. Przyborowski
(Pos. 1857) geliefert.
Vgl. Löwenfeld,Joh. Kochanowski und seine lateinischen
Dichtungen
(Pos. 1878). -
Sein jüngerer
Bruder, Piotr (1566-1620), war
Sekretär des
KönigsSiegmund III. und Malteserritter, nahm
an mehreren
Zügen seines
Ordens teil und verlebte einige Jahre in
Italien. Er lieferte eine treffliche polnische Übersetzung
von
Tassos »Befreitem
Jerusalem«
[* 24] im Versmaß des
Originals
(Krak. 1618 u. öfter) und Ariosts »Rasendem
Roland« (das. 1799).
Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, Bezirksamt
Tölz, 14 km südlich vom
Bahnhof Penzberg, 605 m ü. M.,
mit
Pfarrkirche, natronhaltiger
Quelle
[* 27] mit Badeanstalt
[* 28] und 350 kath. Einwohnern. Östlich die 1804 m hohe
Benediktenwand mit herrlicher Aussicht; südwestlich der im S. von den schroffen
Wänden des Jochbergs,
Herzogstandes und Heimgartens
umgebene, gegen N. in den Rohrsee und das Haselmoos auslaufende Kochelsee.
Letzterer ist 4 km lang, 2 km breit und 80 m tief
und erhält seinen Hauptzufluß von W. her durch die
Loisach.
Schon 1832 zum kaiserlichen
Rat ernannt und 1842 in den Adelstand erhoben, ließ sich Köchel 1850 in
Salzburg
[* 34] nieder, wo er zeitweilig
als k. k.
Schulrat fungierte, später aber ausschließlich seinen naturwissenschaftlichen und musikalischen
Studien lebte. Er starb in
Wien.
Mehr als durch seine botanischen
Verdienste und ein Werk über die
»Mineralien
[* 35] des
Herzogtums
Salzburg«
(Wien 1859) hat sich Köchel einen
Namen erworben durch sein »Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher
Tonwerke W. A.
Mozarts« (Leipz. 1862),
dem bereits eine
Arbeit Ȇber den
Umfang der musikalischen
Produktion
W. A.
Mozarts« (Salzb. 1862) vorausgegangen war.
Später veröffentlichte auf
Grund urkundlicher Forschungen noch: »Die kaiserliche
Hofmusikkapelle in
Wien von 1543 bis 1567«
(Wien 1868) und
»Johann Jos.
Fux, Hofkompositor und Hofkapellmeister der
KaiserLeopold I.,
Joseph I. und
Karl VI.« (das. 1872).
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