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als Kreisgerichtsdirektor in seine alte Stellung zurückkehren. 1854 in den Ruhestand versetzt, lebte er auf seinem Rittergut Blumenthal bei Neiße [* 2] und nach dessen Veräußerung in Neiße, wo er starb, nachdem er während der Konfliktszeit als Abgeordneter eines schlesischen Wahlkreises und Mitglied der Fortschrittspartei vorübergehend am öffentlichen Leben teilgenommen hatte. Ein Schüler Savignys, hat Koch durch zahlreiche Schriften auf Theorie und Praxis des preußischen Rechts einen bestimmenden Einfluß ausgeübt und die preußische Rechtswissenschaft auf historischer Grundlage neu geschaffen.
Schon seine Erstlingsarbeit: »Versuch einer systematischen Darstellung der Lehre [* 3] vom Besitz nach preußischem Recht im Vergleich mit dem gemeinen Recht« (Berl. 1826; 2. Aufl., Bresl. 1839),
fand die allgemeinste Anerkennung und begründete seinen Ruf als Reformator der preußischen Rechtslitteratur. Hierauf folgte sein wissenschaftlich bedeutendstes Werk: »Das Recht der Forderungen nach gemeinem und preußischem Recht« (Bresl. 1836-43, 3 Bde.; 2. Aufl., Berl. 1858-59),
womit die »Lehre von dem Übergang der Forderungsrechte« (Bresl. 1837) zu verbinden ist. Eine dogmatische Bearbeitung des gesamten preußischen Zivilrechts unternahm in dem bahnbrechenden »Lehrbuch des preußischen gemeinen Privatrechts« (Berl. 1845, 2 Bde.; 3. Aufl. 1857-58),
dem er später noch »Das preußische Erbrecht, aus dem gemeinen deutschen Recht entwickelt« (das. 1865-67) hinzufügte. Auch die Reform der Gerichtsverfassung und des Prozesses bahnte er durch die Schrift »Preußens [* 4] Rechtsverfassung, und wie sie zu reformieren sein möchte« (Bresl. 1843, Forts. 1844) sowie durch sein Lehrbuch »Das preußische Zivilprozeßrecht« (Bd. 1, Berl. 1847; 2. Aufl. 1854; Bd. 2, 6. Aufl. 1871) an. Wie er 1838 als Mitbegründer des sogen. »Fünfmännerbuchs« die »Ergänzungen und Erläuterungen der preußischen Rechtsbücher« ins Leben gerufen hatte, so entfaltete er in spätern Jahren eine hervorragende kommentierende Thätigkeit. Die bedeutendsten Arbeiten dieser Art sind: die »Prozeßordnung nach ihrer heutigen Geltung« (Berl. 1851, 6. Aufl. 1871) und das »Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten, mit Kommentar« (das. 1852-55, 4 Bde. mit Register; 8. Aufl. 1883 ff.);
»Das Wechselrecht nach den Grundsätzen der allgemeinen deutschen Wechselordnung« (Bresl. 1850);
»Die preußische Konkursordnung« (Berl. 1855, 2. Aufl. 1867);
»Allgemeine Hypothekenordnung« (das. 1856);
»Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch« (das. 1863, 2. Aufl. 1868; Nachtrag 1872);
»Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten« (das. 1870).
Eine unmittelbar praktische Richtung verfolgte in der »Anleitung zum Referieren« (Marienw. 1832, 2. Aufl. 1836),
in dem »Formularbuch für instrumentierende Gerichtspersonen und Notarien« (Bresl. 1844; 8. Aufl., Berl. 1870) und in der »Anleitung zur preußischen Prozeßpraxis« (das. 1860-61, 2 Bde.). Endlich ist zu erwähnen seine »Beurteilung der ersten 10 Bände Entscheidungen des Obertribunals« (Berl. 1847),
worin er für größere Unabhängigkeit der Rechtsprechung von der Judikatur des höchsten Gerichtshofs eintrat, und das von ihm gegründete »Schlesische Archiv für die praktische Rechtswissenschaft« (Bresl. 1837-46, 6 Bde.).
Vgl. Behrend, Christ. Friedr. Koch (Berl. 1872).
6) Eduard Emil, Hymnolog, geb. auf dem Lustschloß Solitüde bei Stuttgart, [* 5] wurde 1837 Pfarrer in Groß-Aspach bei Marbach, 1847 Stadtpfarrer in Heilbronn, [* 6] 1864 Pfarrer in Erdmannhausen und starb in Stuttgart. Er machte sich durch seine »Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen, Kirche« (3. Aufl., Stuttg. 1866-76, 8 Bde.) einen Namen.
7) Karl, Botaniker, geb. auf dem Ettersberg bei Weimar, [* 7] studierte in Jena [* 8] und Würzburg, [* 9] habilitierte sich 1834 in Jena als Privatdozent und unternahm 1836-38 eine Reise durch Rußland nach dem kaukasischen Isthmus, welche er in 2 Bänden (Stuttg. 1842-43) beschrieb. Die Frucht einer zweiten Reise nach Kleinasien, Armenien, Kurdistan, dem östlichen Transkaukasien und der Krim [* 10] (1843-44) sind die Werke: »Wanderungen im Orient« (Weim. 1846-1847, 3 Bde.);
»Die kaukasische Mililurstraße, der Kuban und die Halbinsel Taman« (Leipz. 1851, auch ins Englische [* 11] und Holländische [* 12] übersetzt);
»Der Zug der Zehntausend nach Xenophons Anabasis« (das. 1850).
Die botanische Ausbeute seiner Reisen verarbeitete er in den »Beiträgen zu einer Flora des Orients« (Halle [* 13] u. Berl. 1848-54, 6 Hefte); auch gab er eine Karte von dem kaukasischen Isthmus und von Armenien (Berl. 1850, 4 Blatt) [* 14] heraus. Er wurde 1836 zum außerordentlichen Professor der Botanik in Jena ernannt, siedelte jedoch 1847 nach Berlin [* 15] über, habilitierte sich an der dortigen Universität und wurde einige Jahre später zum außerordentlichen Professor ernannt.
Zugleich übernahm er das Generalsekretariat bei dem Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten und gab von 1858 bis 1872 dessen »Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde« heraus. Nach der Gründung der landwirtschaftlichen Akademie in Berlin (1859) erhielt er an derselben die Professur der Botanik. Er starb in Berlin. Sein Hauptwerk ist die »Dendrologie« (Erlang. 1869-72, 2 Bde.),
welchem sich »Vorlesungen über Dendrologie« (Stuttg. 1875) und »Die deutschen Obstgehölze« (Berl. 1876) anschlossen. Koch hat auf die Entwickelung des Gartenbaues großen Einfluß ausgeübt; er stand seit 1848 zu dem Fürsten Pückler-Muskau in innigen Beziehungen und war bei der Anlage des Parks von Branitz mit thätig. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: »Hortus dendrologicus« (Berl. 1853-1854, 2 Tle.);
»Die Weißdorn- und Mispelarten« (das. 1854);
»Bildende Gartenkunst und Pflanzenphysiognomik« (das. 1859);
»Die botanischen Gärten« (das. 1860);
»Die Bäume und Sträucher des alten Griechenland« [* 16] (Stuttg. 1879, 2. Aufl. 1884);
»Der Kaukasus. Landschafts- und Lebensbilder« (aus dem Nachlaß, Berl. 1882).
8) Karl Friedrich, Sprachforscher, geb. zu Berka im Weimarischen, studierte 1832-35 in Jena Theologie, übernahm dann ein Erziehungsinstitut in Eisenach [* 17] und widmete sich fortan ausschließlich der Pädagogik. Er starb als Professor am Realgymnasium zu Eisenach Koch wandte sich besonders der grammatischen Seite des Sprachunterrichts zu und suchte die Resultate der historischen Forschungen J. Grimms, soweit sie zum Verständnis der jetzigen Sprachformen nötig sind, in einer für den Schulgebrauch geeigneten Form darzulegen. So entstand seine durch übersichtliche Anordnung des Stoffes ausgezeichnete »Deutsche [* 18] Grammatik nebst Typen und Figuren« (Jena 1860, 5. Aufl. 1873),
welcher die »Deutsche Elementargrammatik« (4. Aufl., das. 1868) nachfolgte. Andre Werke von ihm sind: »Historische Grammatik der englischen Sprache« [* 19] (Götting. 1863-69, 3 Bde.) und »Linguistische Allotria; Laut-, Ablaut- und Reimbildungen der ¶
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englischen Sprache« (aus dem Nachlaß hrsg. von Wilhelm, Eisen. [* 21] 1874).
9) Robert, Mediziner, geb. zu Klausthal, studierte 1862-66 in Göttingen [* 22] Medizin, wurde dann Assistent am allgemeinen Krankenhaus [* 23] in Hamburg, [* 24] ließ sich 1866 als Arzt in Langenhagen bei Hannover, [* 25] bald darauf zu Rackwitz in der Provinz Posen [* 26] nieder und wurde 1872 Physikus in Wollstein im Kreis [* 27] Bomst. Hier stellte er bakterioskopische Untersuchungen über Wundinfektion, Septichämie und Milzbrand an, welche 1880 seine Berufung als ordentliches Mitglied in das Reichsgesundheitsamt zur Folge hatten. Er gab sehr scharfsinnige Verbesserungen der mikroskopischen Technik und der Färbemethoden mikroskopischer Objekte an und gelangte mit diesen neuen Hilfsmitteln 1882 zur Entdeckung der Tuberkelbacillen, die er auch außerhalb des tierischen Körpers züchtete und erfolgreich zur Hervorrufung von Tuberkulose bei Tieren benutzte. 1883 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, wurde er als Leiter der deutschen Cholera-Expedition nach Ägypten [* 28] und Indien entsandt und entdeckte hier den Cholerabacillus (Kommabacillus).
Das Deutsche Reich ehrte diese Entdeckung mit einer Dotation von 100,000 Mk. Nachdem als Cholerakommissar auch nach Frankreich geschickt worden war, wurde er 1885 zum Professor an der Universität und zum Direktor des neugegründeten hygieinischen Instituts in Berlin ernannt. Er schrieb: »Zur Ätiologie des Milzbrandes« (1876);
»Untersuchungen über die Ätiologie der Wundinfektionskrankheiten« (Leipz. 1878, auch ins Englische übersetzt);
»Über die Milzbrandimpfung« (Berl. u. Kassel [* 29] 1882);
»Beitrag zur Ätiologie der Tuberkulose« (»Berliner [* 30] klinische Wochenschrift« 1882) und zahlreiche Abhandlungen in den »Mitteilungen aus dem kaiserlichen Gesundheitsamt«.